Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 65, Jahrgang 1837, Nr. CI., S. 460 |
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CI.
Miszellen.
Miszellen.
Zahl der in Frankreich ertheilten Patente.
Das in Frankreich befolgte Patentsystem datirt vom Jahre 1791. Von diesem Jahre bis
zum Jahre 1793 wurden 67 Patente ertheilt. Waͤhrend der Revolution und der
darauf folgenden Kriege schlummerte der Erfindungsgeist so sehr, daß vom 1sten bis
14ten Jahre der Republik nur 301 Patente genommen wurden Unter Napoleon, d.h. vom
Jahre 1806 bis zum Jahre 1813, stieg diese Zahl, der Kriege ungeachtet auf 606.
Unter der Ruhe der Restauration, d.h. vom Jahre 1814 bis zum Jahre 1829, wuchs sie
bis auf 3383, und seit der zweiten Revolution bis zum Jahre 1836 wurden ihrer nicht
weniger als 3018 ertheilt, so daß in den lezten sieben Jahren deren Anzahl beinahe
eben so groß war, wie in den fruͤheren vierzehn. Im Ganzen wurden vom 1.
Julius 1791 bis 1.
Januar 1837 nicht weniger als 7375 Patente genommen, wovon 5641 auf neue Erfindungen
und 1734 aus Einfuͤhrung solcher aus dem Auslande.
Preise, welche die Society of arts
bei ihrer lezten Sizung votirte.
Dem Hrn. James Ryan, 59
Hare-Street, Bethnal-green, die silberne Isismedaille und 5 Pfd.
Sterl. fuͤr sein Instrument zum Troknen der Seide im Stuhle.
Dem Hrn. William Webb, 26
Wood-Street, Spitalfields, und dem Hrn. George East, 5 Turners-Square, Hoxton New
Town, zwei silberne Isismedaillen fuͤr ihren verbesserten Jacquardstuhl zum
Weben von gemustertem Sammt.
Dem Hrn. Henry Chapman, an der
koͤnigl. Werfte in Woolwich, die silberne Medaille, fuͤr seinen
verbesserten Querbaum fuͤr Kriegsschiffe.
Dem Hrn. J. Bowen, in
Corkbeg-Cloyne, 5 Pfd. Sterl. fuͤr seine Dreschmaschine.
Dem Hrn. James Marsh, am
koͤnigl. Arsenal in Woolwich, die silberne Medaille fuͤr seine
Percussionsroͤhren fuͤr Kanonen.
Dem Hrn. J. Kingston, an der
koͤnigl. Werfte in Woolwich, die silberne Medaille fuͤr seine
Marine-Dampfmaschine.
Dem Hrn. Isaak Dodds, in Masbro
bei Rotherham, die silberne Medaille fuͤr seinen Sicherheitspfropf
fuͤr Dampfkessel.
Demselben dieselbe Medaille fuͤr sein gußeisernes Rad fuͤr
Dampfwagen.
Dem Hrn. G. A. Patterson, 21
Coppice-row, Clerkenwell, die silberne Medaille und 10 Pfd. Sterl.,
fuͤr sein Repetirwerk fuͤr Vierteluhren.
Demselben 5 Pfd. Sterl., fuͤr seine verticale Hemmung fuͤr
Taschenuhren.
Dem Hrn. H. Mapple, 69 Red
Lionstreet, Clerkenwell, 5 Pfd. Sterl., fuͤr seine verbesserte Hemmung
fuͤr Uhren.
Dem Hrn. T. Cole, 23 Upper
King-Street, Bloomsbury, die silberne Medaille, fuͤr seine Hemmung und
sein sich selbst adjustirendes Pendel.
Den HH. C. und J. Mac Dowal, 21 Church-Street,
Kensington, die silberne Isismedaille, fuͤr deren
Centripetal-Zifferblatt fuͤr Uhren.
Dem Hrn. Talbot Agar Esq., in
Elm Lodge, Camden Town, die silberne Isismedaille, fuͤr sein Instrument zum
Umwenden der Notenblaͤtter.
Dem Hrn. Edward Mammatt Esq.,
in Ashby-de-la-Zouch, die silberne Medaille, fuͤr seinen
Schreibapparat fuͤr Blinde.
Dem Hrn. W. Juggins, 22
James-Street, Covent-Garden, die silberne Isismedaille, fuͤr
seine porzellanenen Waagschalen.
Dem Hrn. James Sperring,
Duke-Street, Bloomsbury, die silberne Isismedaille, fuͤr seine Methode
Schiebthuͤren zu schließen.
Dem Hrn. Charles Arundel, 8
Great Mitchel-Street, St. Luke's, die silberne Medaille, fuͤr seinen
verbesserten Straßenbau-Apparat.
Dem Hrn. Andrew Roß, 15 St.
John's Square, die goldene Isismedaille, fuͤr sein adjustirbares Objectiv
fuͤr ein zusammengeseztes achromatisches Mikroskop.
Dem Hrn. T. Slacks, in
Langholm, die goldene Isismedaille, fuͤr seine Methode Obelisken ohne
Geruͤst aufzubauen.
Dem Hrn. Richard Jones, 75
Leaman-Street, die silberne Medaille fuͤr einen Apparat zum Emporheben
und Versenken der Tauchergloke.
Der Dank der Gesellschaft ward votirt:
Hrn. J. Roric in Plymouth,
fuͤr sein Rettungsboot.
Hrn. T. Tassell Grant Esq. in
Gosport, fuͤr seine Rettungsboje.
Hrn. C. Daubeny, Prof. der
Chemie in Oxford, fuͤr seinen Apparat, womit man in jeder Tiefe Proben von
Fluͤssigkeiten nehmen kann.
Hrn. Thomas Wicksteed Esq., an
den East London Water-works fuͤr seine Versuche uͤber die
Anwendung hoͤlzerner Keile zur Versicherung der
Wasserroͤhrengefuͤge.
E.
Degrand's tragbare Dampfmaschine.
Hr. Laurent, Mechaniker in
Paris, bedient sich einer tragbaren Maschine mit Expansion und Verdichtung, welche
sehr merkwuͤrdig zu seyn scheint. Sie versieht die Stelle von 10 bis 12
Raddrehern, und arbeitet mit 1 1/2 Pferdekraͤften, wobei sie 60 Kilogramme
Steinkohlen des Tages verbraucht: eine Quantitaͤt, welche wohl bei keiner
Triebkraft von gleichem Nuzeffecte so gering seyn duͤrfte. Diese Ersparniß
ist hauptsaͤchlich dem Verdichter zu verdanken 5 denn nimmt man der Maschine,
selbst wenn sie in voller Thaͤtigkeit ist und mit mittlerem Druke arbeitet,
die Beihuͤlfe des Verdichters, indem man den ausgetretenen Dampf in die Luft
entweichen laͤßt, so kommt sie in kurzer Zeit in Stillstand, waͤhrend
sie schnell wieder ihre fruͤhere Kraft und Geschwindigkeit erlangt, wenn man
die Communication mit dem Verdichter wieder herstellt. Dieser Verdichter, welcher
eine ganz neue Einrichtung hat und von großer Einfachheit ist, arbeitet beinahe ohne
allen Aufwand an Wasser und an Triebkraft, und speist den Dampferzeuger mit dem bei
der Verdichtung gewonnenen Wasser. Die Erfindung ist das Eigenthum des Hrn.
Civilingenieurs E.
Degrand, der auch ein Patent auf sie besizt. (Aus dem Mémorial encyclopédique. Julius 1837, S.
409.)
Clavières Verbesserungen an den Dampfkesseln und
Dampfwagen.
Hr. Jean Bapt. Clavière,
Mechaniker in Paris, erhielt im Jahre 1836 ein Patent, unter welchem folgende
Gegenstaͤnde begriffen sind. 1) ein verbesserter Roͤhrenkessel, der
das Wasser sehr schnell in Dampf verwandelt, leicht zu reinigen, und in allen
Werkstaͤtten, so wie auch auf Lokomotiven und Dampfwagen, die auf
gewoͤhnlichen Straßen zu laufen haben, anwendbar ist. Der Kessel
gewaͤhrt Ersparniß an Brennmaterial, an Zeit, an Raum; er erzeugt keinen
Rauch und bedarf daher keines Rauchfanges; er veranlaßt endlich geringe
Sezungskosten bei groͤßerer Kraft und Geschwindigkeit. 2) eine Roͤhre,
welche den Dampf aus dem Behaͤlter in die Cylinder leitet, und welche eine
dreifache Gliederung hat, damit sie sich jedem Wechsel im Niveau, den das Terrain
darbieten koͤnnte, anpaßt. 3) Verbesserungen in dem Baue der auf den
gewoͤhnlichen Landstraßen fahrenden Dampfwagen. Der Dampfwagen, den er bisher
nach seinem Systeme erbaute, legt 4 Stunden Weges in einer Zeitstunde zuruͤk.
(Aus dem Bulletin des Sucres.)
Die Eisenbahnen in Belgien.
Nach dem Berichte, den Hrn. Nothomb, Minister der oͤffentlichen Arbeiten in Belgien am 4.
Maͤrz l. J. erstattete, ist Mecheln der Centralpunkt des von der Regierung
fuͤr Belgien angenommenen Eisenbahnsystems. Von hier aus laͤuft eine
Bahn oͤstlich uͤber Loͤwen, Luͤttich und Verviers an die
preußische Graͤnze; eine noͤrdlich nach Antwerpen; eine westlich
uͤber Termonde, Gent und Bruͤgge nach Ostende, und eine
suͤdlich uͤber Bruͤssel an die franzoͤsische
Graͤnze. Von diesen Bahnen wurden folgende Sectionen dem Verkehre
eroͤffnet, naͤmlich:
am
5. Mai 1835 die Bahn von Mecheln nach Bruͤssel
in einer Laͤngevon
20,350 M.
am
3. Mai 1836 jene von Mecheln nach Antwerpen in einer
Laͤngevon
23,680 –
am
2. Januar 1837 jene von Mecheln nach Termonde in einer
Laͤngevon
26,750 –
––––––––
Summa
70,780 M.
Dieß gibt zusammen eine Streke von 14 Lieues zu je 5000 Meter. Im Baue begriffen sind
folgende 6 Sectionen, von denen gleichfalls noch vor Ablauf des Jahrs 1837 einige
dem Verkehre eroͤffnet werden sollen.
Von Loͤwen nach Tirlemont
mit
18,900 Meter
von Tirlemont nach Varemme
–
23,260 –
von Mecheln nach Loͤwen
–
25,700 –
von Termonde nach Gent
–
28,340 –
von Varennes nach Ans
–
19,670 –
von Gent nach Bruͤgge
–
40,460 –
Die Vorarbeiten von drei anderen Sektionen, naͤmlich von Bruͤssel nach
Tubise, von Ans an die Meuse und von Luͤttich nach Verviers sind vollendet;
jene der Streken von Bruͤgge bis Ostende und von Verviers bis zur preußischen
Graͤnze sind der Vollendung nahe. Von den drei vollendeten Sectionen
kostete:
jene von
Mecheln nach Bruͤssel
1,290,381 Fr.
Mecheln nach Antwerpen
2,222,817 –
Mecheln nach Termonde
1,618,435 –
––––––––––
Summa
5,131,633 Fr.
Zu diesen Kosten sind aber noch zu schlagen ein Theil der Transportkosten des
Materiales und der Errichtung der Stationen mit 1,848,855 Fr., so wie auch
verschiedene auf Polizei, Unterhaltung etc. verwendete Auslagen, die sehr bedeutend
sind, und die die Kosten auf 14,665,655 Fr. 17 Cent. steigern. Auf die im Baue
begriffenen Bahnen wurden bisher verwendet 6,603,950 Fr. und auf die projectirten
55,000 Fr. Was die Einnahmen betrifft, so betrugen diese in der ersten Periode,
naͤmlich vom Mai 1835 bis Mai 1836 an der einzigen Bahn von Mecheln nach
Bruͤssel bei einer Anzahl von 563,210 Passagieren 359,594 Fr. 15 Cent.
Waͤhrend der zweiten Periode, naͤmlich vom Mai bis December 1836
trugen die beiden Sectionen von Mecheln nach Bruͤssel und nach Antwerpen bei
einer Anzahl von 729,545 Passagieren 734,736 Fr. 20 Cent. Die dritte mit Januar 1837
begonnene Periode lieferte schon bis zum Maͤrz beinahe gleiche
Zahlenverhaͤltnisse! (Aus dem Industriel, April
1837.)
Ueber die Ventilirung der Eisenbahntunnels.
Als Nachtrag zu demjenigen, was wir unseren Lesern Bd. LXV. S. 110 uͤber die Luft in den Eisenbahntunnels in
sanitaͤts-polizeilicher Hinsicht vorgelegt haben, geben wir nun auch
jene Versuche, welche der bekannte Luftreiniger Dr. Reid
an demselben Tunnel, der unseren fruͤheren Berichten zum Grunde lag,
angestellt hat. Der Tunnel der von Leeds nach Selby fuͤhrenden Eisenbahn, um
den es sich hier handelt, hat bei einer Laͤnge von 700 Yards nur zwei
Ventilirschaͤchte, und obwohl zur Befoͤrderung der Ventilirung in
denselben weder Feuer, noch irgend eine mechanische Vorrichtung benuzt wird, so ist
Hr. Reid doch
uͤberzeugt, daß die darin herrschende Luft den Reisenden auch nicht die
geringste Gefahr bringt. Er stuͤzt diese Ansicht hauptsaͤchlich auf
folgende Gruͤnde: 1) Die Pruͤfung vieler und unter den
unguͤnstigsten Umstaͤnden in dem Tunnel genommener Proben hat gezeigt,
daß die durch die Maschinen entwikelte Kohlensaͤure nicht ein Mal ein Procent
betraͤgt: eine Quantitaͤt, die zu gering ist, als daß sie der
Gesundheit nachtheilig werden koͤnnte. 2) Zu demselben Resultate gelangt man,
wenn man die waͤhrend des Durchlaufens durch den Tunnel verzehrte
Quantitaͤt Kohks und die dadurch erzeugte Quantitaͤt
Kohlensaͤure mit dem in dem Tunnel enthaltenen Volumen Luft vergleicht. 3)
Die Kohlensaͤure ist nicht gleichmaͤßig im Tunnel verbreitet. Sie muß
nothwendig sehr heiß seyn und eine große Menge Wasser enthalten; so wie sie sich der
Luft naͤhert, muß ihre Temperatur sinken. Die Waͤrme und Feuchtigkeit
heben aber alle durch die Kohlensaͤure erzeugte Erhoͤhung der
Dichtheit auf; und aus zahlreichen Versuchen hat sich ergeben, daß die schwereren
Gase sich nicht nur aus der Luft, mit der sie vermengt wurden, abscheiden, sondern
daß sie dieselbe selbst dann zu durchdringen streben, wenn sie durch Koͤrper,
durch welche sie hindurch gelangen koͤnnen, davon geschieden sind. 4) Die
Temperatur der Luft im Tunnel wich waͤhrend der den Versuchen gewidmeten
Woche von jener der aͤußeren Luft nur wenig ab, da die groͤßte
Differenz nicht uͤber 6 Grade betrug. Im Ganzen ist jedoch die Temperatur der
Luft im Tunnel eine gleichmaͤßigere. In einem Falle stieg die Temperatur oben
an dem Ventilirschachte waͤhrend des Durchlaufens der Locomotive durch den
Schacht rasch von 37 auf 40 Grad F.; kaum war aber der Dampf verschwunden, so sank
die Temperatur wieder auf 37 herab. 5) endlich zeigte sich in keiner der genommenen
Luftproben außer dem erwaͤhnten geringen Gehalte an Kohlensaͤure
irgend eine andere Unreinigkeit. (Revue britannique.
April 1837.)
Dr. Reid's Lufterneuerungs-Methode.
Hr. Dr. Reid beschaͤftigt sich schon seit einiger
Zeit mit einer Verbesserung des Ventilirsystemes im Hause der Gemeinen in England.
Die in dieser Hinsicht vorgenommenen Versuche, bei denen man 540 Personen in den
Saal sperrte, sollen guͤnstig ausgefallen seyn Die getroffenen Vorrichtungen
bestanden im Wesentlichen in Folgendem. Unter dem urspruͤnglichen Boden des
Saales ward ein zweiter Boden angebracht, in welchen 20 bis 30 Loͤcher von
beilaͤufig 18 Zoll im Durchmesser geschnitten waren. Durch diese
Loͤcher haͤtte die kalte oder heiße Luft einzutreten, und um sie
zwischen den beiden Boden gleichmaͤßiger zu vertheilen, waren unmittelbar
uͤber den Loͤchern Tafeln angebracht, die auf sehr kurzen
Fuͤßen ruhten. In den Saal selbst drang die Luft endlich durch 350,000
Loͤcher, welche in den eigentlichen Boden gebohrt waren und an dessen
Oberflaͤche nur 4 Millimeter im Durchmesser hatten, waͤhrend sie sich
nach Unten zu, um deren Verstopfung zu verhuͤten, erweiterten. Zum Behufe des
Austrittes der verdorbenen Luft ward jedes Hauptbrett des mittleren Feldes der Deke
um einige Zoll uͤber seine stehenden Siegel emporgehoben. Ferner ward in
einer Entfernung von 20 Fuß von der oͤstlichen Mauer des Gebaͤudes
eine große kreisrunde Saͤule errichtet, in welcher sich in einer Hoͤhe
von 10 Fuß uͤber dem Erdboden ein sehr großes Kohlenfeuer befand. Dieses
haͤtte die in dem uͤbrigen Theile der Saͤule enthaltene Luft zu
verduͤnnen. Der unter dem Feuer befindliche Theil der Saͤule
communicirte mit einem vierekigen Canale, der mit dem Saale in unmittelbarer
Beruͤhrung stand, und der sich bis zu dem zwischen dem inneren Plafond und
dem alten Dache des Gebaͤudes befindlichen Raume erstrekte. Wenn die Luft in
der Saͤule erhizt und mithin verduͤnnt wurde, so mußte in dem
vierekigen Canale ein von Oben nach Unten fuͤhrender Luftzug entstehen, der
nothwendig die verdorbene Luft aus dem Saale entfernte. Die Thaͤtigkeit der
Saͤule und des Canales koͤnnte natuͤrlich durch Ventile
regulirt werden. Um die Wirksamkeit dieses Systemes zu erweisen, erfuͤllte
man den Saal so sehr mit Rauch, daß man kaum auf 14 Fuß vor sich sehen
koͤnnte. Der Rauch verschwand in Folge der Thaͤtigkeit der
Saͤule in 1 1/2 Minuten. Ebenso schnell koͤnnte ein starker, durch
Aether und andere Dinge verbreiteter Geruch entfernt werden. Bei allen diesen
Versuchen wechselte die Temperatur nur um 2° F.; Hr. Reid machte sich uͤbrigens anheischig,
die Temperatur im Saale zu jeder Zeit bis auf jene der aͤußeren
atmosphaͤrischen Luft herab abzukuͤhlen. Minder guͤnstig sollen
die Versuche uͤber die Fortpflanzung des Schalles ausgefallen seyn, womit
sich Dr. Reid gleichfalls beschaͤftigte. (Recueil industriel. Mai 1837, S. 212.)
Guillot's Zellenwagen zum
Transporte der Straͤflinge.
Das Mémorial encyclopédique enthaͤlt
in seinem Juliushefte folgende Beschreibung der Wagen, welche man dermalen in
Frankreich zum Transporte der Straͤflinge verwendet, und an denen Hr.
Guillot das Zellen-
und Absperrungssystem, welchem man in Frankreich, in den Vereinigten Staaten und zum
Theil auch in England huldigt, auf den hoͤchsten Grad der Entwikelung
gebracht haben duͤrfte. Der Zellenwagen hat bei einer Laͤnge von 14
Fuß die Gestalt eines Omnibus, in welchem die Straͤflinge jedoch nicht neben
einander, sondern gegenuͤber sizen. Die beiden Zellenreihen sind durch einen
Gang getrennt, welcher 5 Fuß 4 Zoll Hoͤhe hat, hoͤher liegt als die
beiden Seiten, und in welchem sich die Waͤchter von einer Zelle zur anderen
begeben koͤnnen. Zu jeder Seite dieses Ganges befinden sich 6 Zellen, in
denen die Straͤflinge unter fortwaͤhrender Aufsicht der
Waͤchter sizen, ohne unter sich oder nach Außen durch Laute oder Gesicht
communiciren zu koͤnnen; so zwar, daß die Straͤflinge von einem Orte
zum anderen geschafft werden, ohne daß einer eine Sylbe gesprochen und einen seiner
Gefaͤhrten auch nur mit einem Blike gesehen hat. Jede Zelle hat 22 Zoll
Breite und 38 Zoll Laͤnge, fuͤr die Fuͤße ist eine eigene
Verlaͤngerung angebracht. Im Inneren, welches mit Roßhaarpolstern
ausgefuͤttert ist, befinden sich 2 lederne Taschen, von denen die eine zur
Aufnahme des dem Straͤflinge zu reichenden Brodes und die andere fuͤr
den Wein bestimmt ist. Diese Nahrungsmittel werden taͤglich 3 Mal erneuert.
In der Deke des Wagens ist ein durchloͤchertes Blech angebracht, welches zur
Ventilirung dient und durch welches jeder Straͤfling mittelst einer Klappe
eine groͤßere
oder geringere Menge Luft in seine Zelle eintreten lassen kann. Zur Erleuchtung der
Zelle dient ein Gukloch von 3 bis 4 Zoll. Unter jedem Size befindet sich eine
Nachtstuhlbrille, von der ein Trichter aus Zink oder Eisenblech auslaͤuft,
damit der Unrath solcher Maßen auf die Straße abgeleitet wird. Der Straͤfling
wird bei der Abfahrt in seine Zelle gebracht, und verlaͤßt diese erst nach
seiner Ankunft an dem Ort seiner Bestimmung. An ein Entweichen ist nicht zu denken.
Die Thuͤren aus Eichenholz sind mit Eisen beschlagen, und jede derselben hat
ein doppeltes Fach, wovon das eine zum Einfuͤhren der Nahrungsmittel dient,
waͤhrend das andere, welches vergittert ist, die Beaufsichtigung der
Straͤflinge erleichtert. Nach Außen zu sind gar keine Oeffnungen im Wagen
angebracht; vielmehr hat hier der Wagen uͤberall eine Fuͤtterung aus
Blech. Abgesehen von den beiden im Inneren des Wagens sizenden Waͤchtern,
sizt auch noch Außen ein Gensdarme; weitere Escorte ist keine noͤthig. Diese
Wagen sind, was kaum glaublich scheinen duͤrfte, leichter als die
gewoͤhnlichen Diligencen, und werden mit 5 Pferden bespannt. – Dieß
sind die von den Straͤflingen so gefuͤrchteten Wagen, von denen in den
oͤffentlichen Blaͤttern so Schauderndes erzaͤhlt wurde!
Demondion's verbesserte
Schießgewehre.
Die Verbesserungen an den Schießgewehren, an den Patronen und an den Instrumenten zur
Fabrication der ersteren sowohl als der lezteren, auf welche sich Augustus Demondion in London auf die von einem Auslaͤnder
erhaltenen Mittheilungen am 13. Jul. 1831 ein Patent ertheilen ließ, scheinen nach
dem kurzen Auszuge, den das London Journal in seinem
neuesten Juliushefte aus der langen Patentbeschreibung gibt, mit einer jener
Erfindungen zusammenzufallen, welche in dem lezten Jahrzehent in Frankreich gemacht
wurden, und die unseren Lesern aus unserer Zeitschrift bekannt sind. Die Erfindung
besteht naͤmlich in einem Schießgewehre, welches von der Kammer aus geladen
wird, indem man die Schwanzschraube durch Emporheben eines Hebels oͤffnet,
und indem man hierauf die Patrone einfuͤhrt. In dem Hinteren Ende der
cylindrischen Patrone befindet sich die Zuͤndkapsel, und dicht an diese
gelangt beim Schließen des Gewehres ein massives, ambosartiges Stuͤk Stahl.
Wenn man den Druͤker ablaͤßt, so schlaͤgt ein Hammer, der von
einer starken Feder getrieben wird, mit solcher Gewalt gegen die eine Wand der
Zuͤndkapsel, daß sie an dem Ambose zerschellt und daß das Gewehr hiedurch
abgefeuert wird. Endlich umfaßt die Patentbeschreibung auch eine neue
Bajonettbefestigung, die mit der Robert'schen (vergl.
Polyt. Journal Bd. LIV. S. 5) große
Aehnlichkeit zu haben scheint. Mehr ist aus dem erwaͤhnten Auszuge nicht zu
entnehmen; die urspruͤngliche Patentbeschreibung, welche mit 49 illuminirten
Abbildungen begleitet ist, fuͤllt mehrere Pergamentrollen.
Ueber Mikroskope mit Glaskuͤgelchen.
Hr. Thomas Cooke von Draycott
bei Derby berichtet im Mechanics' Magazine, No. 726
uͤber die kraͤftigen Mikroskope, welche er mit Glaskuͤgelchen
verfertigt. Sein Instrument besteht aus zwei Roͤhren, die sich in einander
schieben, und welche beide gegen 6 Zoll lang sind. Das Objectivglas besteht aus
einem Kugelchen von 1/16 Zoll im Durchmesser, welches an dem einen Ende fixirt ist;
das Ocular dagegen besteht aus einer convexen Linse von 2 Zoll Brennweite, welche an
dem anderen Ende fixirt und mit einer kegelfoͤrmigen, etwas uͤber 2
Zoll langen Roͤhre, durch die man das Auge auf das Glas richtet, versehen
ist. An dem anderen Ende befindet sich eine kleine Roͤhre von
beilaͤufig einem Zoll Laͤnge mit einer Oeffnung von 1/6 Zoll im
Durchmesser, durch die das Licht an das Objectiv gelangt. Man kann sich des
Mikroskops mit oder ohne diesen Zusaz bedienen; in ersterem Falle gelangen jedoch
die directen Lichtstrahlen mit Ausschluß der uͤbrigen auf das Object, so daß
dieses Heller erscheint. Vielleicht duͤrfte eine dike Linse noch mehr Licht
auf das Object werfen. Das Object muß, wenn man sich dieses Instrumentes bedienen
will, so nahe an das Objectiv gebracht werden, daß es dasselbe beruͤhrt. Die
Roͤhre laͤßt sich nach Belieben ausziehen, und die
Vergroͤßerung wird um so bedeutender, je weiter man die Roͤhre
auszieht. Am Tageslichte kann man das Object nicht sehen; am deutlichsten erscheint
es in einiger Entfernung
von einem guten Kerzen- oder Lampenlichte. Hr. Cooke fordert Andere, auf Mittel anzugeben,
durch welche den Objecten bei starker Vergroͤßerung mehr Licht gegeben werden
koͤnnte, indem in solchen Faͤllen die kleine Roͤhre, welche
bloß die directen Strahlen einfallen laͤßt, nicht ausreicht. Die Kraft
laͤßt sich durch Verlaͤngerung der Roͤhre und durch Anwendung
eines kleineren Kuͤgelchens beliebig erhoͤhen. Bei einer Laͤnge
der Roͤhre von 40 Zoll berechnet sie sich wie folgt: 10 : 1/32 = 10/1
× 32/1 = 320; ferner 320 × 3 1/2 = 1120 und 1120² = 1254400.
Ein Menschenhaar erscheint durch ein solches Instrument betrachtet wie ein 3 Zoll
breiter Streifen. Als die beste Methode sich die Glaskuͤgelchen zu
verschaffen, ergab sich Hrn. Cooke nach mehrfachen Versuchen folgende. Er nimmt ein 16 bis 18
Zoll langes und 1 Zoll breites Stuͤk Weißblech, und bestreicht es an dem
einen Ende gut mit Kreide; dann zerbricht er ein Stuͤk gutes Fensterglas,
welches er dem ganz weißen Glase vorzieht, in kleine Stuͤke, die er auf das
bekreidete Ende des Weißbleches legt, um sie auf diesem, indem man es an dem anderen
Ende haͤlt, in ein starkes Feuer zu bringen, und sie hierin in vollkommen
runde Kuͤgelchen zu schmelzen. Man soll sich hiebei keines Blasebalges
bedienen. Man kann sich derlei Kuͤgelchen von 1/10 bis zu 1/200 Zoll im
Durchmesser verschaffen.
Garnot-Gaboche's
Apparat zur Fabrication der gekoͤrnten Kohle.
Hr. Garnot-Gaboche nahm
am 16. Nov. 1836 ein Patent auf einen Apparat zur Fabrication der gekoͤrnten
Kohle fuͤr Zukerfabriken. Die Vorrichtung, der er den Namen Moulin-blutoir gab, besteht aus einer Trommel
deren Boden aus Eichenholz, der Umfang hingegen aus Eisenblech von 1 1/2 Linien in
der Dike verfertigt ist. Durch dieses Blech sind Loͤcher von 3/4 Linien
gebohrt, und zwar so, daß ihrer 8 bis 10 auf den Quadratzoll kommen. Die Trommel
wird mittelst einer Kurbel mit einer Geschwindigkeit von 26 bis 28 Umgangen in der
Minute umgetrieben. An einer ihrer Seiten befindet sich ein Trichter, durch den die
Knochen eingetragen werden. In das Innere werden 5 oder 6 hoͤlzerne Kugeln
von 5 Zoll im Durchmesser gebracht, die, indem sie mit den Knochen herumrollen,
diese zermalmen bis sie durch die Loͤcher der Trommel hindurch fallen
koͤnnen. Damit die Kugeln gehoͤrig hin und her geworfen werden, sind
an den blechernen Waͤnden der Trommel 12 bis 20 eiserne Staͤbe
angebracht. Eine Trommel von 36 Zoll im Durchmesser kann stuͤndlich mit
Leichtigkeit 100 Kilogr. gekoͤrnte Kohle liefern; dabei reicht ein einziger
Arbeiter zu deren Bedienung hin. Der Apparat arbeitet bereits in mehreren Fabriken
und veranlaßt hoͤchst unbedeutende Unterhaltungskosten. (Bulletin des Sucrès. No. 3.)
Ueber die Anwendung des Torfs in den Flammoͤfen zum
Umschmelzen des Gußeisens in Koͤnigsbrunn.
Die Huͤtte in Koͤnigsbrunn auf der Alb (Wuͤrtemberg) besteht aus
einem mit heißer Luft und Holzkohlen betriebenen Hohofen, zwei Flammoͤfen zum
Umschmelzen des Gußeisens, einigen mit heißer Luft betriebenen Frischfeuern und
einem Blechschmelzwerke. In den Flammoͤfen brannte man bis 1833 nur Holz,
seit dieser Zeit aber hat man angefangen, mit Vortheil Torf anzuwenden. Nach den
Angaben des Huͤttendirectors Weberling theilen Regnault und Sauvage in ihrem
Reisejournal Folgendes daruͤber mit:
Der in der Nahe von Koͤnigsbrunn vorkommende Torf ist sehr schoͤn
dunkelbraun, enthaͤlt nur wenig erdige und sehr wenig unzerstoͤrte
pflanzliche Theile; seine Asche besteht groͤßten Theils aus kohlensaurem
Kalk. Man verkauft ihn in Steinen von der Groͤße der Ziegelsteine, nachdem
man ihn hat 6 Wochen an der Luft troknen lassen. Auf den wuͤrtembergischen
Centner gehen dann circa 130 solcher Torfsteine; das
Tausend kostet 50 kr., der Transport bis zur Huͤtte 2 fl. – Der
lufttrokene Torf ist indessen noch lange nicht brauchbar fuͤr den Zwek. Man
versuchte ihn durch Pressung zu verdichten, fand aber, daß man mit Handpressen keine
hinreichende Kraft anwenden koͤnnte, daß der Torf nur wenig Wasser verlor.
Man schritt daher zur kuͤnstlichen Troknung, bei welcher man auch stehen geblieben ist. Der
Trokenofen besteht aus einer 9 bis 12' hohen, 8' breiten, 9' tiefen gemauerten
vierseitigen Kammer; der Boden derselben wird von einer gußeisernen Platte gebildet
und unterhalb dieser befindet sich die Feuerung; Rost und Thuͤr der lezteren
befinden sich an der anderen Wand; die Flamme und heiße Luft streicht unter der
Platte nach Hinten und gelangt dann in ein Abzugsrohr, welches hinter der Hinteren
Wand der Kammer, bis zur Deke in die Hoͤhe, dann wieder herab und unten zum
Ofen herausgefuͤhrt wird; dieses gekruͤmmte Abzugsrohr befindet sich
demnach in einer zweiten, hinter der Kammer gelegenen Abtheilung des Ofens von
gleicher Hoͤhe und Breite, aber vier Mal geringerer Tiefe wie die Kammer
selbst; der Boden dieser Hinteren Abtheilung ist bloß gemauert. In der Hinteren Wand
der Kammer, welche dieselbe von der zweiten Abtheilung trennt, befinden sich eine
große Anzahl vierseitiger Loͤcher, jedoch erst 2' uͤber der
Bodenplatte beginnend. Die vordere Wand der Kammer hat unten eine
Eintragsthuͤr fuͤr den Torf, welche bis in die halbe Hoͤhe
emporreicht; ganz nahe an der Bodenplatte befinden sich auch in der vorderen Wand
Oeffnungen. Die Hintere Wand der zweiten Abtheilung, durch welche unten das
Rauchrohr geht, hat oben eine ziemlich weite Oeffnung. Der Luftzug tritt also durch
den unteren Theil der Vorderwand ein, geht durch die Kammer hindurch, durch die
Loͤcher der Hinterwand in die zweite Abtheilung und endlich zu der oberen
Oeffnung der lezteren hinaus ins Freie. Die Kruͤmmung des Rauchrohrs in der
zweiten Abtheilung erwaͤrmt diese ebenfalls und befoͤrdert dadurch den
Luftzug. Wenn man den Trokenofen fuͤllt, so legt man auf die Bodenplatte
zuerst etwa 1' hohe hoͤlzerne Baͤnke, auf diese Latten, und
schuͤttet dann den Torf auf, indem man nur hin und wieder in die Masse
Canaͤle von Latten einschließt, um den Luftzug durch die Masse, welcher die
Wasserdaͤmpfe hinwegfuͤhren soll, zu erleichtern. Der Ofen faßt etwa
11 1/2 Tausend Torssteine. Man feuert mit Kohlenklein und Torfabfaͤllen. Das
vollkommene Austroknen der 11 1/2 Tausend Torfsteine fordert 9 bis 10 Tage Zeit, 80
wuͤrtemb. Kubikfuß Brennmaterial. Der vollkommen ausgetroknete Torf hat fast
die Haͤlfte an Gewicht und an Volumen verloren, ist sehr dicht, zieht aber
leicht Feuchtigkeit an der Luft an, daher man ihn schnell verwenden muß.
Der Flammofen hat eine 8' lange, an der Bruͤke 3' breite Sohle, welche nach
der am Hinteren Ende befindlichen Abstichoͤffnung etwas zusammen- und
zu, gleich niedergezogen ist. Das Gewoͤlbe des Ofens ist bei der
Bruͤke 11'', hinten 8'' von der Sohle entfernt. Der Rost ist 36'' breit und
liegt 18'' unter der Bruͤke. Das Verhaͤltniß des Rostdurchschnitts zu
dem Durchschnitt des Fuchses muß fuͤr Torf = 7 : 1 seyn. Das Kamin ist 66'
hoch. Man schmilzt innerhalb 5 Stunden 40 Cntr. Gußeisen. Da der Torf fast
augenbliklich verbrennt, so muß fortwaͤhrend nachgeschuͤttet werden,
und es sind zu dem Ende in der vordern Ofenwand uͤber dem Roste zwei
Arbeitsloͤcher angebracht.
Man hat gefunden, daß zum Umschmelzen eines wuͤrtemb. Centners Gußeisen
durchschnittlich 176 Stuͤk Torfsteine erforderlich waren und daß der
Eisenverlust nur 5,9 Proc. betrug. Bei Anwendung von Holz betrug lezterer 7,8 Proc.
Die Verf. schreiben die Verminderung des Verlustes der groͤßeren Hize und dem
schnelleren Schmelzen zu.
Die Verf. sind uͤberzeugt, daß man auch zur Anwendung des Torfs in
Hohoͤfen gelangen werde. Freilich wuͤrde dann ein Hohofen viele
Trokenoͤfen erfordern, da eine Beschleunigung des Troknens darum nicht
raͤthlich ist, weil der stark erhizte Torf an der Luft Feuer faͤngt.
Indessen ließe sich die Troknung des Torfs durch zwekmaͤßigere Einrichtungen
der Apparate wohl beschleunigen; auch die Gichtflamme ließe sich hiezu verwenden.
(Annal. d. Min. X. S. 289. Polyt. Centralbl. Nr.
26.)
Cyankalium als zufaͤlliges Product in
Eisen-Hohoͤfen.
Seit 3 Jahren hat man in Clyde in Schottland bemerkt, daß aus Riffen und anderen
zufaͤlligen Ausgaͤngen um die Formen der mit Steinkohlen und heißer
Luft betriebenen Hohoͤfen ein Salz in fluͤssiger Gestalt ausschwizte,
welches nachher zu einer weißen, undurchsichtigen, gewoͤhnlich nicht
krystallinischen Masse erstarrte, jedoch in veraͤnderlicher Menge. Namentlich
soll es nach einer Reinigung des Gestelles am haͤufigsten vorkommen, was wohl
nur darin seinen Grund hat, daß es dann leichter den Ausweg findet. Auch in anderen,
ebenfalls mit Steinkohlen und heißer Luft betriebenen schottischen Oefen hat man
aͤhnliche Producte bemerkt. Das Salz enthaͤlt merkwuͤrdiger
Weise nur Cyankalium (blausaures Kali), kohlensaures Kali und sehr wenig
kohlensaures Natron. Daß das Cyan bloß als Cyankalium und nicht als Cyaneisenkalium
darin vorhanden ist, ergibt sich daraus, daß eine erst mit Salzsaͤure
uͤbersaͤttigte und darauf mit einer
Loͤsung von Eisenvitriol versezte Loͤsung keinen blauen Niederschlag
gab, daß dagegen ein solcher entstand, wenn sie erst mit Eisenvitriol und dann mit
einem Ueberschuß von Salzsaͤure behandelt wurde. In einer Probe fand Clark 43,4 Proc. Cyankalium und 45,8 kohlensaures Kali.
Der Gehalt dieses Productes an kohlensaurem Kali war Veranlassung, daß die Frauen
der Arbeiter auf der Eisenhuͤtte in Clyde dasselbe zum Waschen benuzten; Hr.
Clark bemerkt indeß, daß
es zur Bereitung von Cyaneisenkalium eine bessere Anwendung finden duͤrfte,
zu mal die giftigen Eigenschaften des Products dasselbe fuͤr
haͤusliche Zweke immer gefaͤhrlich machen. Das Cyankalium entsteht
uͤbrigens offenbar durch den Stikstoffgehalt der Steinkohlen. (Pogg. Annalen der Physik Bd. XL. S. 315.)
Payen's und Buran's Apparat zur Wiederbelebung
der Kohle.
Der von den HH. Payen und
Buran erfundene und ihnen
durch ein Patent gesicherte Apparat zur Wiederbelebung der thierischen Kohle gibt,
dem Bulletin des sucrès No. 8 gemaͤß,
folgende Resultate: 1) die Wiederbelebung geht mit ihm regelmaͤßiger,
schneller und mit geringeren Kosten von Statten, als mit irgend einem anderen der
bisher bekannt gewordenen Apparate. 2) Die Anwendung aller Saͤure und des
Auswaschens faͤllt weg. 3) Die gußeisernen Gefaͤße werden
uͤberfluͤssig. 4) Die erzielten Producte sind von
vorzuͤglicherer Qualitaͤt, und kommen in jeder Hinsicht der frisch
bereiteten Kohle gleich, indem sie wie diese den in dem zukerigen Safte enthaltenen
Kalk niederschlagen und absorbiren, die Behandlung des Saftes erleichtern und die
Kristallisation des Zukers beschleunigen. 5) Die Calcinirung der Knochen kommt viel
wohlfeiler, da keine eisernen Gefaͤße dazu erforderlich sind; sondern da sie
vielmehr direct im Ofen vorgenommen werden kann. Zu bemerken ist, daß man mit einem
und demselben Apparate frische thierische Kohle fabriciren und bereits gebrauchte
auch wieder beleben kann. Er besteht aus einer Art von Flamm- oder
Reverberirofen, der eben so sinnreich als zwekmaͤßig eingerichtet ist, ohne
Abbildungen aber nicht verstaͤndlich gemacht werden kann. Weitere
Aufklaͤrungen gibt die Agence agricole in Paris,
welche auch uͤber Licenz-Ertheilung unterhandelt.
Neue Methode das Gold in groͤßerer Menge aus dem
Goldsande zu gewinnen.
Die russische Regierung, welche eifrig bemuͤht ist, ihre Goldminen
moͤglichst auszubeuten, hat in der Petersburger
Handlungszeitung folgende interessante Notiz bekannt gemacht:
„Die neuen Entdekungen hinsichtlich der Ausbeutung des goldhaltigen Sandes
erregen die allgemeine Aufmerksamkeit so sehr, daß wir dem Publicum einige
positive Daten uͤber diesen wichtigen Gegenstand mittheilen
muͤssen. Im vergangenen Jahre hat der Finanzminister verordnet, daß an
den Minen von Slatooust Versuche uͤber den Gehalt des
goldfuͤhrenden Sandes nach verschiedenen Methoden angestellt werden
sollen, naͤmlich durch Schlammen, Amalgamiren und auch auf nassem Wege
durch Behandlung desselben mit Saͤuren; bei diesen Versuchen kam der
Ingenieurhauptmann Anossoff, Chef des
erwaͤhnten Etablissements, auf die gluͤkliche Idee, den Sand
schmelzen zu lassen, um das Eisen daraus zu gewinnen, aus dem Grunde, weil man
bisher glaubte, das Gold befinde sich bloß in dem Eisenoxyde, welches mit
anderen Substanzen vermengt, den Goldsand bildet. Die Hauptresultate dieser
Versuche uͤber verschiedene Methoden das Gold zu gewinnen, waren: daß die
Amalgamirung acht Mal mehr Gold liefert, als das Schlaͤmmen; die
Behandlung auf nassem Wege mittelst Saͤuren zehn Mal mehr; das Schmelzen
von 2800 Kubikfuß Sand, um das Eisen auszuziehen, lieferte aber neun und zwanzig Mal so
viel Gold. Diese außerordentlichen Resultate haben die Aufmerksamkeit der
General-Bergwerksadministration im hoͤchsten Grade erregt, und es
wurde beschlossen, bei allen Goldwaͤschereien aͤhnliche Versuche
uͤber den Metallgehalt des Sandes anstellen zu lassen.
Ueber die Einwirkung der Alkalien auf den Zuker.
Die Zuker zerfallen bekanntlich in zwei Hauptarten: in den krystallisirbaren, wozu
der aus dem Zukerrohre, den Runkelruͤben, dem Ahorne etc. gewonnene
gehoͤrt, und in den unkrystallisirbaren, wozu der Traubenzuker und
hauptsaͤchlich auch jener Zuker zu zaͤhlen ist, der durch Einwirkung
von Schwefelsaͤure auf Starkmehl, Holzfaser, Milchzuker entsteht. Lezterer
erzeugt sich auch unter mannigfachen Einfluͤssen aus dem krystallisirbaren
Zuker. Zu den Unterschieden, welche zwischen diesen beiden Zukerarten bestehen,
gehoͤrt nun, wie Hr. Péligot zeigt, namentlich auch ihr Verhalten gegen die
Alkalien. Wenn man den krystallisirbaren Zuker mit Kali, Kalk, Baryt in
Beruͤhrung bringt, so verbindet er sich mit ihnen, wobei er die Rolle einer
Saͤure spielt. Durch Sieden einer Zukeraufloͤsung mit Baryt
erhaͤlt man nach Péligot ein
krystallisirbares Salz, aus welchem der Zuker durch schwache Saͤuren
unveraͤndert abgeschieden werden kann. Anders verhaͤlt sichs mit dem
aus Staͤrkmehl erzeugten Zuker, der durch Einwirkung der Alkalien eine
tiefgreifende Veraͤnderung erleidet. Bringt man naͤmlich eine
waͤsserige Aufloͤsung dieses Zukers selbst in der Kaͤlte mit
Kalk und Baryt zusammen, so verlieren diese Basen nach einiger Zeit ihre alkalischen
Eigenschaften, indem sie durch eine neue sehr kraͤftige Saͤure, die
sich durch die Einwirkung der Alkalien auf diesen Zuker bildet, gesaͤttigt
werden. Außer dieser Saͤure entsteht auch noch ein fluͤchtiger
Koͤrper, der die Eigenthuͤmlichkeit hat, daß er die Silber- und
Queksilbersalze in der Kaͤlte reducirt. Hieraus ergibt sich, sagt Hr.
Péligot, wie
nothwendig es ist, daß der Kalk beim Klaren des Saftes nicht in Ueberschuß zugesezt
werde, denn, wenn er auch nicht auf den krystallisirbaren Zuker wirkt, so wirkt er
doch auf den unkrystallisirbaren Zuker, der sich waͤhrend der Fabrication
durch den Einfluß der Waͤrme und der Saͤuren oder der Gaͤhrung
immer erzeugt. (Bulletin des sucrés. No. 7)
Ueber die Anwendung von Dampf zu landwirtschaftlichen
Zweken.
Die Highland Agricultural Society von Schottland hat so
eben einen Preis von 500 Pfd. Sterl. ausgeschrieben, welcher demjenigen zuerkannt
werden soll, der die Dampfkraft mit Erfolg und Nuzen auf den Akerbau, mit Einschluß
des Pfluͤgens und Eggens und anderer Vorrichtungen, die man bisher durch
Thiere vollbringen ließ, anwendet. Die Gesellschaft hat uͤbrigens in ihrem
Programme ausdruͤklich erklaͤrt, daß sie es nicht fuͤr
noͤthig haͤlt, hiebei ihre eigenen Ansichten uͤber die
Wahrscheinlichkeit des Gelingens einer solchen Benuzung des Dampfes auszusprechen.
Es scheint hienach, daß die Versuche, welche der beruͤhmte Heathcoat in Gegenwart der Gesellschaft mit dem von ihm
angegebenen Dampfpfluge anstellte, und uͤber welche in den Zeitschriften
guͤnstige Berichte erschienen (vergl. Polyt. Journal Bd. LXI. S. 295, und Bd. LXII. S. 365), von
Sachverstaͤndigen nicht fuͤr genuͤgend befunden wurden.