Titel: | Verbesserungen im Handdruke, worauf sich John Parkinson, Calicodruker von Rose Bank in der Pfarre Bury, Grafschaft Lancaster, am 19. April 1836 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. XIII., S. 46 |
Download: | XML |
XIII.
Verbesserungen im Handdruke, worauf sich
John Parkinson,
Calicodruker von Rose Bank in der Pfarre Bury, Grafschaft Lancaster, am 19. April 1836 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. August 1837, S.
286.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Parkinson's Verbesserungen im Handdruke.
Gegenwaͤrtige Erfindung betrifft den zwei-, drei- oder
mehrfarbigen Druk von Sammt, Musselin, Calico oder anderen bedrukbaren Stoffen. Ihr
Zwek ist vielfarbige Muster auf eine einzige Form (Model) aufzutragen, und dann
jedem einzelnen Theile dieser Form auf eine neue und erfolgreiche Weise die ihm zukommende
Farbe mitzutheilen, so daß auf diese Weise das Auftragen der einzelnen Farben durch
einzelne Formen umgangen wird. Die Erfindung betrifft aber ferner auch die Methode,
wonach nach dem jedesmaligen Eintauchen der Form die Farbe auf der elastischen
Unterlage oder auf dem sogenannten Siebe ausgebreitet werden soll, damit nicht jede
Farbe entweder nach der Laͤnge oder nach der Quere des zu drukenden
Stuͤkes Streifen bilden muß; sondern damit jede Farbe in jeder beliebigen,
von Streifen und geraden Linien abweichenden Gestalt und Richtung auf jenen Theilen
des Siebes ausgebreitet weide, auf denen sie sich den Farben des Musters
entsprechend zu befinden hat.
Beim gewoͤhnlichen Calicodruke mit einer Farbe muß an dem Druksiebe ein
Streichknabe aufgestellt seyn, der die Farbe nach dem jedesmaligen Eintauchen der
Form wieder ausbreitet. Dieß geschieht, damit der Form eine ebene
Farboberflaͤche dargeboten wird; damit saͤmmtliche Theile derselben
eine moͤglichst gleiche Quantitaͤt Farbe aufnehmen; und damit also
allen Ungleichheiten im Druke nach Moͤglichkeit gesteuert wird. Einer der
Hauptzweke meiner Erfindung ist ist nun dieses Ausbreiten der Farben auf der
Sieboberflaͤche an gewissen Stellen zu bewirken, und dabei eine Vermengung
der Farben zu verhuͤten. Auf welche Weise ich dieß bewerkstellige, wird sich
aus folgender Beschreibung der beigegebenen Zeichnungen ergeben.
Fig. 30 zeigt
den verbesserten Apparat in einer horizontalen Ansicht oder von Oben betrachtet.
Fig. 31
ist ein durchschnittlicher Aufriß nach der Laͤnge desselben genommen. a, a, a ist der Behaͤlter, welcher wie
gewoͤhnlich die klebrige Mischung enthaͤlt, die die elastische
Unterlage fuͤr das Sieb oder Tuch b, b bildet.
Auf dieses Sieb werden die Farben so aufgetragen, daß die Form oder der Model, auf
den das Muster nach der uͤblichen Methode erhaben gestochen ist, in sie
eingetaucht werden kann. An dem Gefaͤße oder Behaͤlter a, a, a ist ein aus Holz oder einem anderen
zwekdienlichen Material bestehender Rahmen c, c, c
angebracht und innen an diesem Rahmen sind Hoͤlzer befestigt, welche Schieber
und Falzen zu bilden haben, wie man sie bei d, d, d
sieht. An jenem Ende des Rahmens c, c, c, welches sich
zur Rechten des Drukers befindet, sieht man mehrere kleine Toͤpfe e, e, e, die zur Aufnahme der Farben, mit denen gedrukt
werden soll, bestimmt sind. Wenn nun beim Beginnen des Drukes die Farben auf das
Sieb b, b aufgetragen werden sollen, so geschieht dieß
mittelst mehrerer kleiner Buͤrsten, welche in dem Brette fixirt sind: und
zwar indem man sie mit einer zu diesem Zweke angebrachten Kurbel in die
erwaͤhnten Farbtoͤpfe e, e, e eintaucht.
Man sieht diese
Buͤrstenbretter in Fig. 32 und 33 einzeln
fuͤr sich abgebildet; woraus denn auch erhellt, daß die Buͤrsten f, f den Mittelpunkten der Farbtoͤpfe
entsprechen, so daß sie, wenn sie der Arbeiter in die Farbtoͤpfe eintaucht,
eine bestimmte Quantitaͤt von jeder Farbe aufnehmen. An dem die
Farbtoͤpfe enthaltenden Brette oder Kasten bemerkt man auch die elastischen
Federn g, g, welche ein zu tiefes Eintauchen der
Buͤrsten in die Farben zu verhuͤten haben, damit sie weder zuviel
Farbe, noch auch etwas von jenen Unreinigkeiten oder jenem Bodensaze aufnehmen
koͤnnen, der sich haͤufig aus den Farben abzuscheiden pflegt. Sind die
Buͤrsten in die Farben eingetaucht, so werden sie zum Behufe der Auftragung
dieser auf die Oberflaͤche des Siebes b, b in den
durch die Hoͤlzer d, d gebildeten Falzen
hinabgeschoben, wie dieß aus Fig. 30 erhellt. Ist dieß
geschehen, so werden die Buͤrsten beseitigt, worauf dann die groͤßeren
Buͤrsten h, h, h in Thaͤtigkeit kommen,
indem man sie in dem erwaͤhnten Falzen hinab auf jene Stellen schiebt, auf
denen die zuerst erwaͤhnten kleineren Buͤrsten die Farben absezten.
Hierauf laͤßt man die Kurbel oder den Griff i von
dem Gehuͤlfen rasch umtreiben, wodurch saͤmmtliche Buͤrsten um
ihre Achse umgedreht, und die Farben eben und gleichmaͤßig auf dem Siebe
ausgebreitet werden. Da die Durchmesser der Buͤrsten h, h so groß seyn muͤssen, als die gewuͤnschten farbigen
Stellen, so werden sie stets jede Farbe einzeln und in solcher Entfernung von
einander abarbeiten und ausbreiten, daß sich keine mit der anderen vermengen kann.
Wenn die Farben hinreichend auf der Sieboberflaͤche ausgebreitet worden sind,
so hebt man die Buͤrsten wieder in dem Falze empor: ein Geschaͤft,
welches durch die Hebel j, an denen sie
aufgehaͤngt sind, und an denen ihnen durch ein Gegengewicht das Gleichgewicht
gehalten ist, wesentlich erleichtert wird. Nach Beseitigung der Buͤrsten kann
nunmehr die Form auf das Sieb gebracht werden, damit sie auf diesem von jeder der
darauf ausgebreiteten Farben die gehoͤrige Quantitaͤt aufnehme. Die
umlaufenden Buͤrsten h, h haben nach dem
jedesmaligen Eintauchen der Form in Thaͤtigkeit zu kommen, damit die Farben
immer eben und gleichmaͤßig auf dem Siebe ausgebreitet erhalten werden. Die
kleineren Buͤrsten hingegen, die zum Auftragen einer frischen
Quantitaͤt Farbe bestimmt sind, kommen nur dann in Anwendung, wenn der Druker
einen frischen Nachtrag an Farbe fuͤr noͤthig haͤlt.
In Fig. 34 und
35 sieht
man die umlaufenden groͤßeren Buͤrsten und deren Anordnung. Fig. 34 ist
naͤmlich ein Grundriß oder eine horizontale Ansicht der Flaͤche der
Buͤrsten, und zwar unmittelbar nachdem sie von dem Siebe entfernt worden
sind. Fig. 35
dagegen ist ein Grundriß
oder eine Ansicht der zum Umtreiben der Buͤrsten noͤthigen Vorrichtung
von Oben. Diese Vorrichtung und eine seitliche Ansicht der Buͤrsten ist auch
aus dem uͤber dem Gefaͤße a, a
aufgehaͤngten Buͤrstensysteme Fig. 31 zu ersehen. Man
wird naͤmlich finden, daß die Kurbel oder der Griff i durch eine Scheide oder Dille mit dem Mittelpunkte eines Getriebes in
Verbindung steht, welches in der Mitte der umlaufenden Buͤrsten angebracht
ist; und daß dieses Getrieb, wenn es in Bewegung gesezt wird, auch
saͤmmtliche Buͤrsten in kreisende Bewegung versezt, indem der Zapfen
oder die Spindel einer jeden Buͤrste zu diesem Zweke mit einem kleinen Rade
oder Getriebe ausgestattet ist.
Um alle Mißverstaͤndnisse zu vermeiden habe ich in Fig. 36 ein Muster
dargestellt, welches nach der von mir angegebenen Methode in mehreren Farben gedrukt
werden kann.
Schließlich bemerke ich, daß das, was ich hier gesagt habe, auch noch mit anderen
Vorrichtungen, als sie hier abgebildet wurden, zu erzielen ist: namentlich
laͤßt sich die Methode die Buͤrsten umzutreiben mannichfach
modificiren.
Ich beschranke mich daher in dieser Hinsicht auf keine bestimmte Methode; denn man
koͤnnte z.B. auch eine Farbe auftragen, und um diese herum einen Ring einer
anderen Farbe u.s.f. Eben so ließen sich anstatt der Buͤrsten auch kleine
Kissen aus Leder oder einem anderen entsprechenden Materiale anwenden. Das Princip
meiner Erfindung, auf das ich allein meine Anspruͤche gruͤnde, erhellt
aus dem Gesagten.