Titel: | Ueber die Emailmalerei, von Alfred Essex. |
Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. XVI., S. 64 |
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XVI.
Ueber die Emailmalerei, von Alfred Essex.
Im Auszuge aus dem Philosoph. Magazine. Jun. 1837, S.
442.
Essex, uͤber die Emailmalerei.
Die schaͤzbare Abhandlung uͤber Glasmalerei,
welche vor einiger Zeit im Philosoph. Magazine (Polyt.
Journal Bd. LXV. S. 141) mitgetheilt wurde,
veranlaßt mich zur Mittheilung einer kurzen Nachricht uͤber die mit jener in
naher Verbindung siehende Emailmalerei.
Es sey mir vorher gestattet, ein paar Bemerkungen uͤber Glasmalerei
mitzutheilen.
Cooper bemerkt in der Abhandlung uͤber die
Zusammensezung des alten Rubinglases (Ann. of philosophy sec.
ser. v. VII. 105.), der vorzuͤglichste Unterschied zwischen altem
und neuem Rubinglase bestehe darin, daß jenes ein hartes und strengfluͤssiges
Crownglas zur Basis habe; das jezige aber Flintglas. Dieß gilt noch jezt (Cooper schrieb 1824), und man kann hinzufuͤgen,
daß das neue Rubinglas auch noch in anderer Hinsicht dem alten nachstehe;
waͤhrend naͤmlich das leztere der Hize des Glasofens ausgesezt ist,
seine Farbe unveraͤndert beibehaͤlt, so leidet das erstere dabei
betraͤchtlich und wird bisweilen fast schwarz. Die Wichtigkeit dieses
Umstandes ist einleuchtend, wenn man erwaͤgt, daß zu Folge desselben es
unmoͤglich ist, auf neues Rubinglas zu malen, da die zum Einschmelzen der
Farben noͤthige Hize dasselbe verderben wuͤrde. Um diese Schwierigkeit
zu umgehen, nehmen die neueren Kuͤnstler zu folgendem Mittel ihre Zuflucht. Sie malen
auf gewoͤhnliches Glas in der Nuͤance der Farben, die der Rubingrund
fordert, und befestigen dann das Rubinglas auf der Ruͤkseite, so daß das
Fenster in diesem Falle aus zwei Platten besteht.
Der Verf. jener Abhandlung bemerkt, daß das Material, womit die alten Glasmacher ihr
Glas roth faͤrbten, Kupferoxydul gewesen sey; indessen ergibt sich aus der
von Cooper angestellten Analyse, daß er auch einen
reichlichen Niederschlag von Chlorsilber erhielt.In Bezug auf diese Stelle bemerkt Hr. Cooper in
einem Schreiben an R. Taylor, welches das
Juliheft des Philosophical Magazine, S. 137
mittheilt:„Seit dem Erscheinen meiner Abhandlung uͤber die Zusammensezung des alten Rubinglases habe ich
eine Menge Rubinglasstuͤke von verschiedenen Orten erhalten, die
ich der Analyse unterwarf, um zu erfahren, ob sie wirklich alle Silber
als nothwendigen Bestandtheil enthalten, was jedoch nicht der Fall ist; in der Regel und gerade
in denjenigen Stuͤken, welche die lebhafteste Farbe zeigten, fand
ich zwar immer Spuren dieses Metalles, jedoch in wandelbarer
Menge.“„Die von Hrn. Essex mitgetheilte
Thatsache, daß naͤmlich das alte Rubinglas uͤbermahlt
werden und beliebig oft das Feuer passiren kann, ohne seine Farbe zu
veraͤndern, erklaͤrt sich (was mir fruͤher entging)
durch den Umstand, daß der Farbstoff desselben (das Kupferoxydul) zwischen zwei Glasschichten
eingeschlossen ist und nur eine Lage von dem zweihundertsten Theile
eines Zolles in der Dike ausmacht; ich erhielt unter anderem ein
Stuͤk Rubinglas von der Kathedrale in Straßburg, welches sich
durch eine besonders dunkle Farbe auszeichnete und wobei zwei
Kupferoxydullagen zwischen drei Schichten von gewoͤhnlichem Glas
eingeschlossen waren. Das Eisenoxyd, welches man gewoͤhnlich auch
im Rubinglase findet, bildet keinen Theil des faͤrbenden
Ingrediens, sondern kommt bloß in dem gemeinen Glase vor, welches aus
unreinen Materialien bereitet wurde.“A. d. R.
Man glaubt gewoͤhnlich, und auch der Verf. jener Abhandlung nimmt es an, daß
Kupfer das Gruͤn in der Emailmalerei liefert. Diese Angabe ist richtig, wenn
man sie auf die Erzeugnisse der Kuͤnstler beschraͤnkt, welche vor Hrn.
Charles Muß im Email malten. Dieser Kuͤnstler aber
wandte, wie ich es auch thue, Chromoxyd zur Erzeugung des Gruͤn an, und
entfernte das Kupfer gaͤnzlich. Eben so wende ich zur Erzeugung der
Emailfarben weder Eisen noch Mangan an.
Wenn der Verf. des Aufsazes uͤber Glasmalerei bemerkt, daß die Nachrichten,
welche man in verschiedenen Werken uͤber diese Kunst findet, keineswegs
genuͤgend und vollstaͤndig sind, so kann man diese Bemerkung mit
vollem Rechte auch auf die eben so interessante und schoͤne Kunst der
Emailmalerei anwenden. Die Schriftsteller uͤber das Emailliren werfen die
Kunst in Email zu malen mit der Kunst auf Glas oder Porzellan zu malen zusammen,
obgleich diese drei Kuͤnste eben so verschieden sind, als ihre Produkte: ein gemaltes Fenster,
eine reich verzierte Vase und ein Emailgemaͤlde.
Email ist eine Substanz, die zur Basis ein weißes und vollkommen durchsichtiges Glas
hat. Wird eine kleine Menge Goldoxyd, Kupferoxyd, Kobaltoxyd oder einiger anderen
Metalloxyde zu dieser Basis gesezt, so liefert sie ein gefaͤrbtes
durchsichtiges Email. Dieses Email wird auf Silber und Gold gelegt, und zur
Verzierung von Dosen, Uhrgehaͤusen und aͤhnlichen Artikeln angewandt.
Vor der Anwendung des Emails werden verschiedene Muster in das Metall gravirt, die
durch die Reflexion des Lichts in ihren glaͤnzenden Zuͤgen dem
gefaͤrbten Email ein sehr schoͤnes Luͤstre geben. Bisweilen
werden diese emaillirten Bijouteriewaaren noch mit Gemaͤlden in Email
verziert, die man auf einen durchsichtigen Grund legt, hinter welchem das gravirte
Gold sich befindet, das dann einen großen Glanz uͤber das Bild verbreitet.
Den schoͤnsten Effect bringt in dem Falle, daß darauf gemalt werden soll, das
opalescirende Email hervor, welches die Emailleurs Opal
nennen; die milchweise und glaͤnzende Farbe des Edelsteins wird diesem Email
durch Arsenikoxyd ertheilt.
Wird dem erwaͤhnten durchsichtigen Email Zinn- oder Antimonoxyd
zugesezt, so entsteht ein undurchsichtiges Email. Ich vermuthe, bin dessen aber
nicht gewiß, daß Antimonoxyd in einigen Venetianischen Emails enthalten ist. Ich
habe ein Email mit bloßem Antimonoxyde als faͤrbende Substanz bereitet,
welches weißer war, als die Proben aus auslaͤndischen Fabriken, und in hohem
Grade das wachsartige Ansehen besaß, das fruͤher so sehr von den Verfertigern
der Zifferblaͤtter fuͤr Uhren geschaͤzt wurde. Indessen die
Substanz, welcher das Email gewoͤhnlich seine weiße Farbe und
Undurchsichtigkeit verdankt, ist Zinnoxyd.In den Glashuͤtten bei London wird eine Substanz bereitet, die man im
Handel Glasemail (glass-enamel) nennt,
und welche ihre Undurchsichtigkeit und Weiße dem Arsenikoxyde verdankt. Sie
ist glasartig, sproͤde, leicht zu rizen, leichtfluͤssig und
sehr weiß. Man braucht sie fuͤr die ordinaͤren
Zifferblaͤtter der Uhren, und die weißen halbdurchsichtigen
Verzierungen an Mantelschloͤssern, Toiletten u.s.w.
Das Email, welches zur Verfertigung der Platten dient, auf welchen man die
Emailbilder ausfuͤhrt, kommt aus Venedig. Es hat die Gestalt runder Kuchen
von 3 bis 7 Zoll Durchmesser, 1/2 bis 3/4 Zoll Dike und 12 bis 3 Pfd. an Gewicht. Es
ist milchfarben, schwer, weniger sproͤde als Glas, und hart genug, um
Crownglas zu rizen. Sein Bruch ist muschelig, und besizt einen harzartigen Glanz; es
schmilzt bei einer Temperatur, die etwas niedriger liegt, als der Schmelzpunkt des
Goldes. Der Preis desselben schwankt zwischen 12 bis 20 Schillingen das Pfund. Ich
habe es nicht analysirt, aber seine Bestandtheile sind nach verschiedenen Autoren Kieselerde, ein Alkali
und die Oxyde von Blei und Zinn, so wie, nach meiner obigen Vermuthung, auch
Antimonoxyd.
Jede Emailfarbe besteht, wie das Email selbst, aus einem vollkommen farblosen und
durchsichtigen Glase als Basis, und verdankt seine Faͤrbung einem
Metalloxyde. So bilden Kieselerde, Borax und das rothe Bleioxyd die Basis oder den
Fluß einiger Farben. Die Eigenthuͤmlichkeiten der Oxyde machen es
noͤthig, jedes derselben nach seiner Weise zu behandeln, so ist z.B. der
Fluß, welcher sich am besten eignet, um eine schoͤne Farbe mit Gold zu
erzeugen, ohne Wirkung, wenn er mit Kobaltoxyd gebraucht wird.
Die Platten fuͤr die Emailmalerei werden folgendermaßen zubereitet: Eine
Platte von Gold oder KupferMehrere Encyklopaͤdien geben an, daß Silber zu dem Zweke angewandt
werde, und Walpole erzaͤhlt in seinen Anecdotes of painting, daß Petitot Silberplatten angewandt habe. Dieß kann nicht richtig
seyn, denn Silber hat die Eigenschaft, das Email in allen Richtungen zu
zersprengen, so oft es ins Feuer gebracht wird. Daher wird es
noͤthig, dieses Metall, wenn es emaillirt worden ist, sehr starker
Hize auszusezen, um das Email zu schmelzen und die Spruͤnge wieder zu
schließen. Dieß wuͤrde natuͤrlich die Zuͤge eines
Gemaͤldes ganz zerstoͤren. Silber kann daher nur fuͤr
durchsichtige Emaillirung angewandt werden, aber es gibt keinen so reichen
und schoͤnen Effect, als Gold, und wird deßhalb bloß da angewandt, wo
der hohe Preis des Goldes seine Anwendung verbietet; zu Sternen der
Ritterorden, maurerischen Emblemen, militaͤrischen Ornamenten
u.s.w. wird nach einander mit 3 verschiedenen Lagen von Email uͤberzogen.
Man reibt das Email zuerst in einem Agatmoͤrser, und schmilzt es dann
lageweise auf. Nachdem die Platte auf diese Weise vorbereitet ist, beginnt der
Kuͤnstler das Gemaͤlde in derselben Weise auszufuͤhren, wie der
Maler in Oehl- oder Wasserfarben. Der Hauptunterschied besteht darin, daß
waͤhrend dieser nur zu warten braucht, bis eine Lage getroknet ist, um eine
neue auftragen zu koͤnnen, der Emailmaler sein Werk jedes Mal durchs Feuer
muß gehen lassen. Hiedurch werden die Farben verglast und mit ihrer Unterlage
voͤllig verschmolzen. Dieß ist nicht so vollkommen bei Glas- und
Porzellanmalerei der Fall. Die Farben der lezteren sind gewoͤhnlich nur an
der Oberflaͤche befestigt, und unter gewissen Umstaͤnden
koͤnnen sie abspringen. Auch koͤnnen Glas und Porzellan keiner so
hohen Temperatur ausgesezt werden, als die Emailplatten, daher sind die Farben
fuͤr diese Art der Malerei weit leichtfluͤssiger, als die der
Emailmalerei. Diese Leichtschmelzbarkeit wird ihnen durch eine groͤßere Menge
von Bleioxyd oder Alkali, oder auch von beiden zugleich ertheilt. Dieser Ueberschuß
macht aber auch die Mischung zu einem unvollkommenen Glase, und macht sie der
zersezenden Einwirkung der schaͤdlichen Gase zugaͤnglich, die sich
bisweilen in der Atmosphaͤre in Folge fauliger Ausduͤnstungen u.s.w.
befinden.
Die Schwierigkeit, die Emailfarben zu behandeln, macht die Emailmalerei langsam, und
deßhalb ist sie selten zum Malen nach der Natur, und meist nur zum Copiren angewandt
worden. Ein Vorzug der Emailmalerei besteht noch darin, daß waͤhrend
Glas- und Porzellanmalereien nicht uͤber 3 bis 5 Mal ins Feuer kommen
duͤrfen, der Emailmaler in dieser Hinsicht keine andere Graͤnze hat,
als die Vollendung des Bildes. Man bringt die Bilder 10 bis 12 Mal und noch
oͤfters ins Feuer. Um die Pracht des Colorits der vorzuͤglichsten
Meister der Malerei zu erreichen, muß natuͤrlich der Emailmaler im Besiz von
Farben seyn, welche die Oehlfarben ersezen koͤnnen. In diesem Bezuge waren
die Maler in fruͤherer Zeit sehr beschraͤnkt.Ure hat in seinem chemischen Woͤrterbuche
eine, wie er angibt, schaͤzbare Reihe von Vorschriften zu Emailfarben
gegeben. Der ungluͤkliche Kuͤnstler, welcher versuchen
moͤchte, nach diesen Vorschriften zu arbeiten, wuͤrde gewiß
finden, daß sie uͤberaus unnuͤz sind. Gluͤklicherweise aber haben die Entdekungen der neueren Chemie das
Material dargeboten, um diesem Mangel abzuhelfen. Von den Metallen, welche bis vor
Kurzem nur den Chemikern bekannt waren, und als bloße Curiositaͤten
betrachtet wurden, Platin, Uran und Chrom werden bereits vier der schoͤnsten
und nuͤzlichsten Farben fuͤr die Palette des Emailmalers bereitet. Vor
der Einfuͤhrung des Platinoxyds durch Muß kannte
man kein schoͤnes und intensives Braun auf Email; brachte man diese Farbe
durch Mischung von anderen zu Stande, wie es uͤblich war, so
veraͤnderte sie sich bei wiederholtem Erhizen, wurde dunkler und mager, und
nahm das Ansehen von Lehm an. Dagegen gibt das Platinoxyd ein schoͤnes,
unzerstoͤrbares, durchsichtiges Emailbraun, welches durchaus nicht vom Feuer
veraͤndert wird.
Cooper bemerkt, daß man mit schwarzem Platinoxyd ein
intensives Schwarz fuͤr die Emailmalerei erzeugen koͤnne. Ich habe
viele Versuche damit angestellt, es gibt zwar ein Schwarz, aber dieses ist nicht
intensiv genug, um es anwenden zu koͤnnen. Ich besize ein Schwarz von
Intensitaͤt, welches unveraͤnderlich im Feuer ist, und worin sich kein
schwarzes Platinoxyd befindet. Ich habe es 40 Mal der Hize des Emaillirofens
ausgesezt, ohne daß seine Farbe sich veraͤndert haͤtte.
Man kann im Handel keine Farben fuͤr die Emailmalerei erhalten; die, welche zu
diesem Zweke verkauft werden, taugen bloß fuͤr die Porzellanmalerei. Ich habe
viele Zeit auf die Verbesserung derselben verwendet fuͤr meinen Bruder, den
Emailmaler W. Essex.
Vorzuͤglich bin ich so gluͤklich gewesen, es dahin zu bringen, daß die
Farben auf der Palette fast dieselbe Farbe haben, wie wenn sie aus dem Feuer kommen.
Mit Farben dieser Art ist der Kuͤnstler im Stande, den Effect seines Bildes
schon waͤhrend des Malens zu beurtheilen, und es ist dadurch moͤglich
geworden, genauer zu copiren.
Brogniart behauptet in seiner Arbeit uͤber die
Schmelzfarben, daß alle Oxyde, welche nur wenig Sauerstoff, und diesen im lose
gebundenen Zustande enthalten, nicht als Schmelzfarben angewandt werden
koͤnnten, weil sie in der Hize ihren Sauerstoff verloͤren. Dieß ist
indessen nicht richtig, denn keine Farben sind so unzerstoͤrbar im Feuer, als
die mit Gold und Platin erzeugten, und schon Cooper
bemerkt als eine interessante Thatsache, daß das Platinoxyd, welches an sich so
leicht zersezbar ist, mit dem Emailfluß geschmolzen, ohne Zersezung der
groͤßten Hize ausgesezt werden koͤnne.
Wer die bekannten Emailrecepte kennt, muß sich uͤber die sonderbar
zusammengesezte Mischung derselben wundern, welche sie fast alle darbieten. Von der
Nothwendigkeit ihrer Vereinfachung, und dem Grade, bis zu welchem diese
moͤglich ist, moͤge das Folgende ein Beispiel geben.
In den Transactions of the society for the encouragement of
arts Vol. XXXV. p. 49 ist angegeben, daß man Hrn. Wynn fuͤr seine Vorschriften zur Bereitung von Emailfarben u.s.w.
20 Guineen votirt habe. Eines dieser Recepte, fuͤr Gruͤn, lautet
folgendermaßen:
Fritte fuͤr durchsichtiges
Gruͤn.
Nimm:
Feuerstein gepulvert
3
Theile.
Fluß Nr. 2
3
–
Gruͤnes pot-metall Glas
1 1/2
–
Mennige
7 1/2
–
Rohen Borax
2 1/2
–
Gruͤnes Kupferoxyd
1 1/4
–
schmelze dieß in einem Tiegel, gieße die Masse aus, und stoße
sie in einem irdenen Moͤrser.
Nimm
dann
von der gruͤnen Fritte
3
Theile.
von der gelben Emailfarbe
1 1/2
ist sie zu weich, so seze man Neapelgelb zu.
Um die ganze Complexitaͤt dieses Recepts zu uͤbersehen, wollen wir es
zergliedern, und dann mit der Einfachheit vergleichen, welche der Erfahrung
gemaͤß an die Stelle jener treten kann.
Textabbildung Bd. 66, S. 70
Kieselsteinpulver; Fluß Nr. 2;
Gruͤnes potmetall Glas; Mennige; Borax; Kopferoxyd; Flintglas; weißer
Arsenik; Salpeter; Kieselerde; Alkali; Bleioxyd; Kupferoxyd; Kieselerde Kali
Bleioxyd; Von dieser Masse; Gelbe Emailfarbe nach Wynn; Mennige; Antimonoxyd;
Zinnoxyd; Fluß Nr. 4; Mennige; Borax; Flintglas; Kieselerde Kali Bleioxyd
Man sieht hier Kieselerde 4 Mal und Bleioxyd 6 Mal, und außer in einem Falle, wo die
erste, und zweien, wo die lezte Substanz angewandt wird, kann der Kuͤnstler
gar nicht wissen, in welcher Menge diese Stoffe in den kuͤnstlichen
Mischungen enthalten sind, die er anwendet. Außerdem sind noch fremde Substanzen
vorhanden, wie Eisen, Mangan u.s.w., die selbst in den kleinsten Quantitaͤten
schaͤdlich werden koͤnnen. Sie sind in der vorhergehenden Analyse
nicht mit angefuͤhrt, weil sie zufaͤllig sind.
Vergleichen wir nun diesen verwikelten Proceß mit den Resultaten, zu welchen die
Chemie heutzutage dieselben zuruͤkfuͤhren
lehrt. Folgendes sind gleichzeitig die Materialien, wie die wirklichen Bestandtheile
der gruͤnen Emailfarbe, welche Hr. Essex
benuzt.
Kieselerde
Borax
Bleioxyd
Chromoxyd.
Hier sind alle Substanzen, welche in die Mischung eingehen, dem Verfertiger bekannt,
und die Verhaͤltnisse, in welchen sie in dieselbe eingehen sollen, stehen
ganz in seiner Hand.
Der Emaillirofen, in welchem die kleinen Platten zubereitet und erhizt werden, ist
ein vierekiger Raum von etwa 12 Zoll Hoͤhe, Tiefe und Weite, von solidem
Mauerwerk umgeben, der sich in einen verticalen Zug oͤffnet, in welchem ein
Schieber zur Regulirung der Hize sich befindet. Er ist in passender Hoͤhe vom
Boden angebracht, und hat vorn einen aus einer eisernen Platte bestehenden Heerd, um
die Platten und Gemaͤlde vor und nach dem Erhizen darauf zu legen. Der Boden
des Ofens, wenn er zum Gebrauche vorgerichtet ist, wird etwa 3 Zoll hoch mit KohlsDie aͤlteren Emailmaler bedienten sich ausschließlich der Holzkohle,
bis indessen den Kohks nachsteht. bedekt, und auf diesen die Muffel gesezt. Die Muffel hat weder Boden noch
Ruͤkwand, und wird ganz mir Kohks umgeben, bis auf die Vorderseite. Eine
eiserne Thuͤr mit einer Oeffnung von der Groͤße der Vorderseite der
Muffel schließt das Ganze. Der ganze Luftzug, welcher den Ofen speist, zieht durch
die Muffel. Die Platten und Gemaͤlde ruhen auf duͤnnen Platten von
ausgegluͤhter Thonmasse, die man in der Kunstsprache Planchen nennt. Wenn das Feuer gehoͤrig in Brand gekommen ist, wird
die Platte oder das Bild, nachdem sie auf der eisernen Platte gehoͤrig
getroknet sind, allmaͤhlig unter die Muffel gebracht, wobei die Planchen auf
dem Kohk ruhen. Die groͤßte Hize ist natuͤrlich im hinteren Theile der
Muffel; die Platte muß deßhalb, waͤhrend sie im Feuer ist, gedreht werden, um
sie gleichmaͤßig uͤberall zu erhizen. Dieß geschieht mit einer
Federzange. Wenn die Farben gehoͤrig geschmolzen sind, so wird das
Gemaͤlde herausgenommen, und auf dem eisernen Heerde der Abkuͤhlung
uͤberlassen. In diesem Ofen koͤnnen Gemaͤlde bis zu 5 Zoll im
Durchmesser eingeschmolzen werden, fuͤr groͤßere Werke ist aber ein
Ofen von anderer Einrichtung erforderlich. Die Muffel des großen Ofens hat Boden und
Hinterwand, und ist durch eine Thuͤr von Eisen oder feuerfestem Thon
geschlossen. Weil sie uͤberall geschlossen ist, nennt man sie die geschlossene Muffel, die vorherbeschriebene dagegen die
offene Muffel. Der Hauptunterschied besteht darin,
daß durch die leztere der ganze Zug geht, die erstere aber gar nicht vom Luftzuge
beruͤhrt wird. In dem groͤßeren Ofen wird das Feuer bloß unter die
Muffel gebracht, und liegt auf eisernen Roststaͤben, so daß die Construction
ganz der eines gewoͤhnlichen Zugofens gleicht. Der Zug geht zwischen den
Staͤben durch, und fuͤhrt die Flamme in den Feuercanal, welcher am
oberen Theile einer der Seiten des Feuerraums beginnt, sie uͤber die Muffel
fuͤhrt, und dadurch mit dem Boden der Muffel in gleicher Ebene liegende
Fuͤchse an der gegenuͤberstehenden Seite ableitet. Die Flamme spielt,
nachdem sie die Muffel umgeben hat, gegen den Boden eines eisernen Trokenofens.
Dieser enthaͤlt verschiedene Baͤnke; er dient dazu, die
Gemaͤlde anzuwaͤrmen, was noͤthig ist, damit sie nicht im Feuer
zerspringen, was geschehen wuͤrde, wenn man sie ploͤzlich der Hize der
Muffel aussezen wollte. Der Ofen ist so construirt, daß der Boden des
Anwaͤrmofens dunkelrothgluͤhend wird, waͤhrend die Muffel die
Temperatur annimmt, die noͤthig ist, um die Gemaͤlde aufzunehmen.
Dieser Zeitpunkt wird dadurch angezeigt, daß das Innere der Muffel orangegluͤhend wird, wobei die
Muffel etwa die Hize, die zur Schmelzung von Gußeisen erforderlich ist, auszuhalten
hat. Bei dieser Anordnung werden die Gemaͤlde, wenn man sie in den
Anwaͤrmofen, so lange er noch kalt ist, legt, allmaͤhlich erhizt, bis
sie zu der Temperatur gekommen sind, bei welcher sie mit Sicherheit die
hoͤhere Temperatur der Muffel aushalten.
Der Vorwurf, welchen man der Emailmalerei macht, daß sie keine Schaͤrfe und
demnach keine charakteristische Darstellung der Oberflaͤchen gestatte, weil
die Farben nach dem Schmelzen weich und verschwommen erschienen, ist besonders von
Muß praktisch durch sein unuͤbertroffenes
Emailbild the Greyhound widerlegt worden, welches jezt
einen Bestandtheil der Sammlung des Koͤnigs von England ausmacht. Durch
welche Mittel Muß seinen Zwek erreichte, die krause
Eigenthuͤmlichkeit des Originals wiederzugeben, ist nicht genau bekannt. Das
Resultat einiger Versuche, welche ich selbst angestellt habe, um Farben
darzustellen, die leicht schmelzen und dabei doch alle Schaͤrfe der Formen
beibehalten, war die Erzeugung von Farben, die nach dem vollkommenen Verglasen
selbst die Schaͤrfe eines Nadelstichs beibehalten.
Was endlich die Groͤße der Emailbilder betrifft, so war diese fruͤher
immer sehr beschraͤnkt. H. Bone war der erste,
welcher groͤßere Productionen hervorbrachte. Petitot malte ein Bild von 9 3/4 Zoll Hoͤhe und 5 3/4 Breite, das
von Walpole als das vorzuͤglichste Emailbild
geruͤhmt wird. Es gehoͤrt dem Herzoge v. Devonshire. Unter der
Regierung der Koͤnigin Anna unternahm ein Kuͤnstler Namens Boit ein Emailgemaͤlde von 24 bis 22 Zoll
Hoͤhe und 16 bis 18 Zoll Breite; es verungluͤkte aber, nachdem er
einen Vorschuß von 1700 Pfd. Sterl. erhalten, und etwa 800 Pfd. auf seine Versuche
gewendet hatte. Es scheint demnach, daß die groͤßten Emailbilder sind:
Bacchus und Ariadne nach Titian von Bone, und die heilige
Familie nach Parmegiano von Muß. Ersteres hat 18 Zoll
Hoͤhe und 16 1/2 Zoll Breite, und wurde von Hrn. Bowles fuͤr 2200 Guineen gekauft, und befindet sich
gegenwaͤrtig im Besiz der Miß Rushout. Muß's
Gemaͤlde hat 20 1/2 Zoll Hoͤhe und 157) Breite und scheint demnach das
groͤßte zu seyn. Es wurde von Georg IV. um 1500 Guineen gekauft.