Titel: | Ueber Elkington's Methode Metalle auf nassem Wege zu vergolden. |
Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. XXV., S. 126 |
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XXV.
Ueber Elkington's Methode Metalle auf nassem Wege zu
vergolden.
Elkington's Methode Metalle auf nassem Wege zu
vergolden.
Wir haben im Polyt.
Journal target="../pj065/32422551Z.xml#pj065_pb042">Bd. LXV. S. 42
eine in England patentirte neue Methode, Metalle auf nassem Wege zu vergolden,
mitgetheilt, welche in der Hauptsache in Folgendem besteht: man loͤst 5 Unzen
(Markgewicht, Troy pound) Feingold in 5 Unzen (Handelsgewicht, Avoir du
poids) Koͤnigswasser auf; lezteres soll
aus 21 Unzen reiner Salpetersaͤure von 1,45 spec. Gew., 17 Unzen reiner
Salzsaͤure von 1,15 spec. Gew. und 15 Unzen destillirtem Wasser gemischt
werden. Die Aufloͤsung wird in einem Glas- oder Steingutgefaͤße
mit 4 Gallonen destillirtem Wasser verduͤnnt, mit 20 Pfd. zweifach kohlensaurem Kali (Kali-Bicarbonat)
vermischt, und 2 Stunden lang in maͤßigem Kochen
erhalten, worauf dieselbe zum Gebrauch fertig ist. Die zu vergoldenden Waaren
werden, nachdem ihre Oberflaͤche auf gewoͤhnliche Weise durch Beizen
voͤllig gereinigt worden ist, an Draͤhten befestigt in die kochende
Fluͤssigkeit voͤllig untergetaucht, und zwar kuͤrzere oder
laͤngere Zeit, je nachdem die Vergoldung duͤnner oder diker werden
soll. Nachdem das Eintauchen vollendet ist, spuͤlt man die vergoldeten Waaren
in reinem Wasser ab und faͤrbt sie dann.
Um dieses Verfahren zu pruͤfen, hat Hr. Prof. Dr.
Schubarth im Laboratorio des koͤnigl. Gewerbinstituts in Berlin
Versuche angestellt, welche er in den Verhandlungen des
Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen (1837, dritte
Lieferung, S. 152) mittheilt; es sind folgende:
Es wurde eine Goldaufloͤsung bereitet, indem man 100 Gran (= 1 2/3 Quentchen)
Feingold (nicht Ducatengold) in 950 Gran (= 4 Loth weniger 1/6 Quentchen)
Koͤnigswasser (welches nach obigen Verhaͤltnissen bereitet war)
loͤste, die Loͤsung mit 11040 Gran (= 1 Pfd. und 14 Loth) destillirtem
Wasser verduͤnnte und dann mit 5840 Gran (= 1/2 Pfd. oder 16 Loth)
krystallisirtem, zweifach kohlensaurem Kali (Kali-Bikarbonat) langsam in
getheilten Portionen vermischte, weil durch das Aufbrausen beim Zusaz des lezteren
leicht ein Verlust an Goldaufloͤsung eintreten kann. Nachdem die Mischung 2
Stunden lang gelind gekocht hatte, wurde zum Vergolden geschritten.
Waͤhrend des Zusazes des kohlensauren Kalis hatte sich ein bedeutender
Bodensaz von braunschwarzer Farbe und auch von ungeloͤstem, zweifach
kohlensaurem Kali abgeschieden, welcher leztere jedoch nach dem Kochen verschwand,
waͤhrend ersterer blieb. Die Fluͤssigkeit hatte eine blaß goldgelbe
Farbe, reagirte sehr stark alkalisch, enthielt goldsaures Kali (Goldoxyd an Kali
gebunden), und einen sehr betraͤchtlichen Ueberschuß an anderthalb
kohlensaurem Kali. Der schwarze Bodensaz loͤste sich vollstaͤndig, bei
einer angestellten Pruͤfung, in Salzsaͤure auf und verhielt sich wie
Goldoxyd.
Es wurden zuvoͤrderst Proben der Vergoldung auf gelbes und rothes Messing,
Kupfer, Bronze, verzinntes Weißblech angestellt, welche
voͤllig erwuͤnscht ausfielen. Die an Messingdraͤhten
befestigten kleinen Gegenstaͤnde waren vorher gehoͤrig gereinigt,
theils polirt, theils nicht polirt. Die Farbe und der Glanz der Vergoldung waren nach Maaßgabe der
Zeit des Eintauchens und der Farbe des zu vergoldenden Metalles verschieden. Unter
anderen war die Farbe der Vergoldung auf Weißblech sehr schoͤn.
Als man Stahl zu vergolden versuchte, zeigte es sich, daß, wenn man denselben
unmittelbar in die Goldaufloͤsung eintauchte, die Vergoldung nicht fester
hielt, als wenn man sie mittelst einer Goldchloridloͤsung in Aether bewirkte.
Wurde aber vorher der Stahl durch Eintauchen in eine wenig gesaͤuerte
schwache Aufloͤsung von Kupfervitriol mit einem hoͤchst duͤnnen
Kupferhaͤutchen bedekt, dann in warmem Sand abgetroknet, gereinigt, und
nunmehr in die kochende Goldsolution getaucht, so hielt die Vergoldung fest und
vertrug ein starkes Abreiben und Poliren. Eine starke
Kupfervitriolaufloͤsung, so wie ein laͤngeres Eintauchen in dieselbe
als etwa 1/2 Minute lang, schadet; denn wenn die Kupferhaut diker wird, so
haͤlt sie nicht gehoͤrig fest auf dem Stahl. Auf gleiche Weise
laͤßt sich weiches Eisen, Gußeisen vergolden. Beim Vergolden des Stahls ist
es nicht nothwendig, ja sogar unvortheilhaft, die Fluͤssigkeit sieden zu
lassen.
Es wurde auch Neusilber, Silber (Kapellensilber und 12loͤthiges), Zink
versucht. Beim Silber und Neusilber zeigte sich einige Schwierigkeit, in so fern es
nicht leicht das Gold annahm; allein wenn man erstere mit blankem Eisendraht durch
Umwikeln in mehrfache Beruͤhrung brachte und nun eintauchte, so schlug sich
das Gold vollstaͤndig und in hinreichender Dike darauf nieder.
Im Verfolg der Arbeiten zeigte sich die Nothwendigkeit, nicht nur die Menge des
durchs Kochen verdampften Wassers stets zu ersezen, weil sonst die Vergoldung nicht
oder nur sehr unvollkommen erfolgte, sondern auch die betraͤchtliche Menge
des Alkalis mit Salzsaͤure abzustumpfen. Wenn die Aufloͤsung
naͤmlich zu concentrirt ist, so werden die eingetauchten Metalle
braunschwarz, von einem zu starken Ueberzuge von Gold, welcher durch Abreiben
voͤllig entfernt werden kann.
Die Vorschrift in dem englischen Journal erschien, nachdem man durch die Erfahrung
sich uͤber die Anwendung des Verfahrens hinlaͤnglich belehrt hatte, zu
empyrisch und kostspielig. Man loͤste daher Feingold in einer genugsamen
Menge Koͤnigswasser auf, dampfte die Aufloͤsung auf einem Sandbade,
oder uͤber der Lampe bei gelinder Waͤrme bis zur Trokne ab, bis der
Ruͤkstand roͤthlich wurde, um das Goldchlorid moͤglichst
neutral zu erhalten. Man loͤste dann dasselbe in so viel destillirtem Wasser
auf, daß die Menge des lezteren sich zu der des ersteren verhielt wie 130 zu 1. Zu
dieser Loͤsung sezte man nun so viel zweifach kohlensaures Kali
(Kali-Bicarbonat) hinzu, bis die Fluͤssigkeit begann sich etwas
gruͤnlich zu faͤrben, und eine geringe Truͤbung entstand. Hiezu sind auf 1 Theil
Gold etwa 7 Theile zweifach kohlensaures Kali erforderlich. Hieraus wird
einleuchten, daß bei der englischen Vorschrift eine große Menge Kalisalz
verschwendet wird. Eben so wird auch Koͤnigswasser in einer zu
betraͤchtlichen Menge angewendet, woher es denn auch kommt, daß in der
Goldaufloͤsung sich viel Salpeter und Chlorkalium befindet, von denen der
erstere nach dem Erkalten in Krystallen anschießt; der Salpeter traͤgt aber
zur Aufloͤsung des Goldes nicht nur nichts bei, sondern ist eher hinderlich.
Anders ist es mit dem Chlorkalium, welches, wie schon Pelletier gefunden hat, im Stande ist, Goldoxyd durchs Kochen
aufzuloͤsen, wobei sich sowohl goldsaures Kali als eine Verbindung von
Goldchlorid mit Chlorkalium bildet, wie es auch durch Versuche bestaͤtigt
gefunden wurde.
Um endlich noch ganz einfach zu constatiren, ob in der Goldfluͤssigkeit
Goldoxyd an Kali gebunden das Wirkende ausmache, wurde aus Goldchlorid durch
Magnesia Goldoxyd niedergeschlagen, der Niederschlag abfiltrirt und mit Aezkalilauge
gekocht, bis sich nichts mehr vom Niederschlag aufloͤsen wollte. In dieser
Loͤsung von goldsaurem Kali wurde Messing, Stahl sehr gut vergoldet, und die
Farbe der Vergoldung erschien sogar staͤrker und ließ nichts zu
wuͤnschen uͤbrig.
Um zu pruͤfen, wie sich zweifach kohlensaures Natron verhalten moͤchte,
wurde dasselbe zu einer neuen Portion der Goldchloridloͤsung gesezt; es fand
sich, daß es in einer um die Haͤlfte groͤßeren Menge angewandt werden
mußte, als das entsprechende Kalisalz, und zeigte keine schlechtere Wirkung.
Vielleicht ist die Bemerkung des Patenttraͤgers uͤber das kohlensaure
Natron daher gekommen, daß er es in einem gleichen Gewicht mit dem Kalisalze
anwandte, in welchem es dann allerdings nicht das leistet, was das Kalisalz bewirkt.
Uebrigens ist die Anwendung von Natronsalz in pekuniaͤrer Hinsicht
vortheilhafter, da lezteres drei Mal wohlfeiler ist, als zweifach kohlensaures
Kali.
Da bei dem Abspuͤlen in Wasser jedes Mal etwas Goldaufloͤsung verloren
geht, so ist es raͤthlich, zum Abspuͤlen sich des destillirten Wassers
zu bedienen, welches man dann zur Verduͤnnung der Goldaufloͤsung
gebrauchen kann, wodurch obigem Verluste vorgebeugt wird.
Im Verfolg fortgesezter Vergoldung von verschiedenen Metallen wird die
Goldloͤsung immer mehr und mehr alkalisch und durch Metalloxyde verunreinigt.
Hilft nun ein geringer Zusaz von Salzsaͤure, deren Menge erst durch Versuche
erprobt werden muß, nicht mehr um die gesunkene Kraft der Goldaufloͤsung
aufzufrischen (wie bereits oben gelehrt wurde), so bleibt nichts anderes
uͤbrig, als die Loͤsung durch Zusaz von Salzsaͤure zu neutralisiren, und
mit einer concentrirten Loͤsung von frisch bereitetem Eisenvitriol das Gold
niederzuschlagen, worauf man Behufs schnellerer Faͤllung die
Fluͤssigkeit erwaͤrmen kann. Man gießt dann die klare
Fluͤssigkeit vom Niederschlage ab, und pruͤft dieselbe, um nichts zu
verlieren, mit etwas Eisenvitriol, ob sie noch eine Spur Gold geloͤst
enthaͤlt. Das niedergeschlagene Gold wird mit reinem Wasser
ausgesuͤßt, und zu einer neuen Aufloͤsung in Koͤnigswasser
angewendet. Statt dieses bekannten Verfahrens wurde folgendes kuͤrzere recht
zwekmaͤßig befunden. Man kocht die alkalische Goldsolution mit Weingeist,
wodurch sich sogleich das fein zertheilte Gold abscheidet, und essigsaures Kali
aufgeloͤst bleibt. Zu diesem Behufe muß aber die Goldsolution
hinlaͤnglich alkalisch seyn.
Behufs der Faͤrbung der Vergoldung ist noch zu bemerken, daß die aus Kochsalz,
Salpeter und Alaun bestehende Farbe nicht so stark aufgetragen werden darf, wie auf
im Feuer vergoldete Waaren. Versuche mit der Gelbfaͤrbung von auf vorstehende
Art vergoldetem Silber und Kupfer gaben ein genuͤgendes Resultat; es ist
demnach die Goldhaut hinlaͤnglich dik, um eine Gelbfaͤrbung zu
ertragen.
Vorstehend geschilderte Vergoldungsalt zeichnet sich in folgender Hinsicht
vortheilhaft aus: 1) daß die Loͤsung keine freie
Saͤure enthaͤlt, wodurch jede unerwuͤnschte Oxydation
der zu vergoldenden Metalle vermieden wird, und sogar fein polirte Metalle mit
voͤlligem Glanze nach dem Eintauchen herausgezogen werden. 2) Ist dieselbe
wohlfeiler, als die Feuervergoldung und schneller ausgefuͤhrt. Endlich 3) der Gesundheit nicht nachtheilig, da kein Queksilber
gebraucht wird.