Titel: | Englische tragbare Bohrmaschine für Mechaniker, beschrieben von Professor Schneider. |
Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. XXXVI., S. 185 |
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XXXVI.
Englische tragbare Bohrmaschine fuͤr
Mechaniker, beschrieben von Professor Schneider.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Schneider, uͤber eine englische tragbare
Bohrmaschine.
Ungeachtet mehrere tragbare Bohrmaschinen sich in den Werkstaͤtten der
Schlosser und Mechaniker finden, so duͤrfte doch die gegenwaͤrtige in
Deutschland wenig bekannt und im Gebrauche seyn. Sie ist eben so fest in ihrem Baue,
als bequem bei der Anwendung, und namentlich in lezterer Hinsicht fuͤr
gewisse Faͤlle allen anderen tragbaren Bohrmaschinen vorzuziehen.
Beim Maschinenbaue kommt es nicht selten vor, daß man die Loͤcher fuͤr
Schrauben oder Bolzen an den einzelnen Stuͤken nicht auf der Werkbank gleich
anfaͤnglich bohren kann, vorzuͤglich beim Zusammensezen großer und
sehr schwerer Stuͤke. Solche Arbeiten werden gehoͤrig behauen,
befeilt, zusammengepaßt und vorlaͤufig nur durch Schraubzwingen gehalten;
dann zeichnet man die Stellen fuͤr die Loͤcher an, und bohrt sogleich
durch beide zu verbindende Theile. Hierauf wird in den einen Theil das Muttergewinde
geschnitten, oder der schon bereit liegende Bolzen durchgestekt, und das Ganze
zusammengeschraubt. – Haͤufig tritt ferner bei eisernen Maschinen
– insbesondere solchen, welche viele heftige Erschuͤtterungen oder
Schlaͤge auszuhalten haben – der Fall ein, daß eine
Verbindungsschraube abspringt, und der Bruch findet oft so nahe vor dem Loche Statt,
daß man den noch festsizenden Theil der Schraube nicht anders als durch Herausbohren
fortschaffen kann. Bei solchen Gelegenheiten ist die gegenwaͤrtige
Bohrmaschine sehr vortheilhaft anzuwenden, so zwar, daß es oft gar nicht
noͤthig wird, die Maschine zu zerlegen oder fuͤr laͤngere Zeit
in Stillstand zu sezen. Wie wichtig dieser Umstand fuͤr Fabriken ist, bedarf
gewiß keiner Eroͤrterung.
Die Zeichnung, Fig.
62 auf Tafel III, ist nach einem Exemplare der Bohrmaschine gemacht,
welches sich in der Werkzeugsammlung der hoͤheren Gewerbsschule in Hannover
befindet. Die ganze Maschine besteht aus geschmiedetem Eisen. Die Baken a und b sind bestimmt, die
Vorrichtung an dem Arbeitsstuͤke zu befestigen; zu diesem Behufe ist a verschiebbar, und kann in der erforderlichen
Entfernung von b mittelst der Drukschraube c festgestellt werden. d ist
eine ebenfalls verschiebbare Platte, auf welche die Schraube f druͤkt, damit von dieser das Arbeitsstuͤk keinen Schaden
leide. Oft bedient man sich eines Stuͤk Holzes statt jener Platte. Da es
nicht immer angeht, die Schraube f durch den Baken b einzuschrauben, wie die Zeichnung angibt, indem leicht
irgend ein Theil des Arbeitsstuͤkes hier im Wege seyn kann, so
enthaͤlt auch der verschiebbare Baken a bei e ein Loch mit dem Gewinde fuͤr f.
Der achtkantige Arm A schiebt sich auf der Stange B, welche mit b ein Ganzes
ausmacht. Diese Stange ist im unteren Drittel ihrer Laͤnge, wo die Theile a und b darauf steken,
vierkantig und eben so dik als breit, uͤbrigens aber cylindrisch (rund).
Dadurch wird es moͤglich, den Arm A nicht nur
laͤngs der Stange hin zu bewegen, sondern ihn auch um dieselbe herum zu
drehen, worauf er in der Stellung, die man ihm gegeben hat, mittelst der
Drukschraube h befestigt wird. A ist ziemlich seiner ganzen Laͤnge nach ausgebohrt, und in seiner
Hoͤhlung laͤßt sich ein Cylinder C sowohl
aus- und
einschieben, als um die Achse drehen, so daß hiedurch A
bis zu einer gewissen Graͤnze beliebig verlaͤngert werden kann. Die
Schraube g dient, um C in
einer gegebenen Stellung festzuhalten. Durch die mannigfaltigen Bewegungen, von
welchen die Rede war, wird es leicht moͤglich, die Kurbel, mit der das Bohren
geschieht, auf jedem Punkte der Arbeit anzubringen, und kaum moͤchte ein Fall
vorkommen, wo die Maschine in dieser Beziehung nicht genuͤgte.
In dem aͤußersten Ende von C befindet sich die
Schraube k mit einem flachen, aber ziemlich feinen
Gewinde, und einer gehaͤrteten staͤhlernen Spize. Leztere wird in
bekannter Weise auf das obere Ende der Bohrkurbel eingesezt, wo sich zu dem Behufe
eine kleine conische Pfanne befindet. Durch das allmaͤhliche Nachschrauben
von k waͤhrend des Bohrens wird das Eindringen
des Bohrers in die Arbeit bewirkt. Die Kurbel oder Leier ist die
gewoͤhnliche, allgemein bekannte; man bedarf jedoch fuͤr die
verschiedenen Faͤlle, welche sich in der Anwendung darbieten, mehrerer
solcher Werkzeuge von verschiedener Groͤße, z.B. von 9, 12 und 16 Zoll
Laͤnge (worunter die Entfernung des zum Einsteken der Bohrer bestimmten
Loches von der kleinen Vertiefung, in welche die Spize der Schraube k druͤkt, verstanden wird). Auch die Bohrer
muͤssen von verschiedener und oft bis 12''
steigender Laͤnge seyn, damit man beim Arbeiten nicht etwa durch
vorspringende Theile u. dergl. gehindert werde. (Hannoͤver'sche Mittheil.
Nr. 11.)