Titel: | Ueber Zeichenstifte zum Zeichnen auf Glas von der Erfindung des Hrn. S. B. Howlett, Hauptzeichner bei der Artillerie. |
Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. XL., S. 191 |
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XL.
Ueber Zeichenstifte zum Zeichnen auf Glas von der
Erfindung des Hrn. S. B.
Howlett, Hauptzeichner bei der Artillerie.
Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of
Arts. Vol. L. P. II. S. 35.
Howlett, uͤber Zeichenstifte zum Zeichnen auf
Glas.
Hr. Howlett ist der Erfinder einer Vorrichtung, welche er
Perspective Tracing-Glass nennt. Dieselbe
besteht aus einer in einem Rahmen befestigten Platte aus klarem Glase, welcher an
einem Dreifuß aufrecht und so gestellt wird, daß er mit dem Auge des
Kuͤnstlers in gleicher Hoͤhe steht. Von dem Scheitel des Dreifußes
laͤuft in horizontaler Richtung ein leichter Rahmen aus, an dessen Ende sich ein Loch
befindet; in dieses ist in senkrechter Stellung ein Zapfen eingesenkt, der an seinem
oberen Ende mit einem kleinen Loche, durch welches der Kuͤnstler schaut,
waͤhrend er die beobachteten Gegenstaͤnde auf das Glas verzeichnet,
ausgestattet ist.
In so weit weicht dieses Instrument in keinem wesentlichen Theile von jenem ab,
dessen man sich gewoͤhnlich zu demselben Zweke bedient; da jedoch das Glas
die Striche des Bleistiftes nicht annimmt, so muß dessen Oberflaͤche mit
einer Substanz uͤberzogen werden, die so durchsichtig als moͤglich
ist, und auf der der Zeichenstift dennoch vollkommen erkennbare Zuͤge
zuruͤklaͤßt. Diese beiden Bedingungen fanden sich in keinem der bisher
bekannten Materiale vereint; selbst durch das allerdurchsichtigste unserer Papiere
kann man etwas entfernte Gegenstaͤnde nicht mit gehoͤriger Genauigkeit
sehen; und auf dem Glase, gegen welches in Hinsicht auf die Durchsichtigkeit nichts
einzuwenden waͤre, haften weder die Zuͤge des Bleistiftes, noch jene
irgend eines anderen, der bisher zum Zeichnen verwendeten Stoffe.
Hr. Howlett loͤste die Aufgabe, die er sich gesezt
hatte, dadurch, daß er Zeichenstifte erfand, die nicht nur sehr fein zugespizt
werden koͤnnen, sondern mit denen man zugleich auch auf das Glas vollkommen
deutlich zu zeichnen im Stande ist. Sind die gewuͤnschten Gegenstaͤnde
mit dem Zeichenstifte auf das Glas gezeichnet worden, so legt er ein Stuͤk
Papier auf die Zeichnung, befestigt dasselbe an den vier Eken, damit es nicht
verrutschen kann, und zeichnet dann, indem er das Glas mit dem Papiere gegen das
Licht haͤlt, mit einem gewoͤhnlichen Zeichenstifte die Zeichnung auf
das Papier nach. Wird das Papier auf die entgegengesezte Seite des Glases gelegt,
und dann die Zeichnung nachgefahren, so erhaͤlt man eine umgekehrte Copie,
nach welcher der Kupferstecher gleich arbeiten kann. Die Uebertragung der Zeichnung
vom Glase auf das Papier kann uͤbrigens auch dadurch geschehen, daß man ein
Blatt Papier auf die Zeichnung legt, und dieses mit einem elfenbeinernen Griffe
abreibt.
Sollte das angewendete Zeichenpapier dik und undurchsichtig seyn, so daß die auf das
Glas gemachten Striche nur sehr undeutlich durch dasselbe sichtbar waͤren, so
kann man leztere schwarz und deutlicher erscheinen machen, indem man das Glas mit
trokenem Lampenschwarz uͤberpulvert, und hierauf mit einem weichen
Kameelhaarpinsel leicht abreibt. Da naͤmlich die mit dem Zeichenstifte
gemachten Striche etwas klebrig sind, so wird das Lampenschwarz an ihnen
haͤngen bleiben, waͤhrend es der Pinsel von den uͤbrigen
Theilen wegwischen wird.
Hr. Howlett verfertigt Zeichenstifte von dreierlei
Haͤrte, welche den verschiedenen Climaten entsprechen, und dabei weder von suͤßem, noch
gesalzenem Wasser angegriffen werden. Er schmilzt gleiche Theile Asphalt und gelbes
Wachs zusammen, sezt hierauf so viel Lampenschwarz zu, als eben zur Faͤrbung
noͤthig ist, und gießt dann die Masse in Formen. Fuͤr sehr heiße
Climate nimmt er die haͤrteste Art von Asphalt, welchen er mit etwas wenigem
Talg milder macht, und welcher in dieser Verbindung sehr gut entspricht.
Die Glasplatte muß, bevor man auf sie zeichnen will, mit einem Leder gut abgerieben
werden, um sie von aller Feuchtigkeit und auch von allem Schmuze zu befreien. Auch
soll der Kuͤnstler waͤhrend des Zeichnens Fingerlinge anziehen.
Manchmal ist es schwer den Zeichenstift mit einem gewoͤhnlichen Federmesser
fein zu spizen; denn bildet die Klinge einen sehr duͤnnen Keil, so gleitet
sie durch die Masse hindurch, und ist der Keil dik, so bricht die Spize ab, bevor
sie noch fein genug geworden ist. Ist jedoch die Schneide meißelfoͤrmig und
legt man die schiefe Oberflaͤche des Messers an den Zeichenstift an, so kawn
man Spaͤne von groͤßter Zartheit abnehmen und dem Stifte die feinste
Spize geben.Die Gesellschaft ertheilte Hrn. Howlett ihre große
silberne Medaille fuͤr seine Erfindung.A. d. R.