Titel: Beschreibung des von den HH. Jametel und Lemare erfundenen Bakofens.
Fundstelle: Band 66, Jahrgang 1837, Nr. XLIII., S. 208
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XLIII. Beschreibung des von den HH. Jametel und Lemare erfundenen Bakofens.Man vergleiche was wir uͤber diesen Bakofen, der in Frankreich immer mehr und mehr in Aufnahme kommt, im Polyt. Journ. Bd. LV. S. 320, Bd. LVI. S. 475 und Bd. LXI. S. 481 berichtet haben.A. d. R. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Januar 1837, S. 25. Mit Abbildungen auf Tab. III. Ueber Jametel's und Lemare's Bakofen. Die Société d'encouragement hat den Erfindern des Bakofens, der den Gegenstand gegenwaͤrtigen Aufsazes bildet, im Jahre 1836 ihre silberne Medaille zuerkannt. Sie ergaͤnzt nun die bereits fruͤher uͤber diese wichtige Erfindung gegebenen Andeutungen durch eine Beschreibung und Abbildung der verschiedenen zu ihr gehoͤrigen Theile. Der neue Bakofen, dem die Erfinder den Namen Four aérotherme gaben, hat 4 Meter Laͤnge auf 3 Meter Breite, und ist ganz aus Baksteinen gebaut. Man sieht ihn in Fig. 3 in einem Grundrisse, welcher im Niveau des Bodens oder nach der Linie a, b von Fig. 8 genommen ist. Fig. 4 ist ein Grundriß in der Hoͤhe der Rauchcanaͤle D oder nach der Linie c, d; Fig. 5 ein eben solcher in der Hoͤhe des Luftcanales oder nach der Linie e, f; man sieht hier in Gaͤngen Baksteine aufgestellt, welche den Heerd des Ofens zu tragen haben. Fig. 6 ist ein horizontaler Durchschnitt des Herdes des Ofens S nach der Linie g, h von Fig. 8. Fig. 7 zeigt den Ofen von Vorne; Fig. 8 ist ein senkrechter Laͤngendurchschnitt nach der Linie i, k Fig. 4; Fig. 9 endlich ist ein Querdurchschnitt nach der Linie l, m. An allen diesen Figuren sind zur Bezeichnung gleicher Theile auch einerlei Buchstaben gewaͤhlt. Der Zugang B zu dem Feuerherde A ist mit einer gußeisernen Thuͤre a, und damit die Waͤrme nicht so schnell verloren gehe, außerdem auch noch mit einer doppelten Thuͤre b verschlossen. C, C, C sind Gaͤnge oder Behaͤlter fuͤr die heiße Luft, welche den Feuerherd umgeben. Die Zuͤge D, D, D dienen zur Circulation des Rauches, der endlich durch den in der Dike der Mauer angebrachten Schornstein E entweicht. Der Schlauch F leitet die heiße Luft des Behaͤlters direct in den Ofen; er laͤuft von dem oberen Theile der Gaͤnge C, C, C aus und steigt bis zum Anlaufe des Gewoͤlbes des Ofens empor. Der Schlauch G fuͤhrt die abgekuͤhlte Luft aus dem Ofen in den Behaͤlter oder in die Gaͤnge zuruͤk, und laͤuft also vom Herde des Ofens beginnend bis zum Boden dieses Behaͤlters. Die Schlaͤuche H, H leiten die erhizte Luft des Behaͤlters direct in den Luftcanal R; sie entspringen von dem hoͤchsten Punkte des Behaͤlters oder Ganges und endigen sich im unteren Boden des Luftcanales; auch sind sie mit Schiebern, an denen Stangen angebracht sind, versehen, damit man sie nach Belieben oͤffnen oder schließen kann. Die Schlaͤuche I, I, welche die erhizte Luft aus diesem Luftcanale in den Ofen leiten, beginnen von dem oberen Theile des Luftcanales und steigen bis zum Anlaufe des Gewoͤlbes des Ofens empor. k, k sind die Thuͤrchen des Feuerherdes. L ist ein in die Dike des Gemaͤuers eingesezter Kessel oder Wasserbehaͤlter, welcher mit einem Hahne M ausgestattet ist. Die Fallthuͤren oder Tampons N, N dienen zum Einlassen von kalter Luft in den Luftcanal, um dadurch den Herd des Ofens abkuͤhlen zu koͤnnen. Der uͤber den Muͤndungen des Ofens aufgesezte Mantel leitet den Rauch im Momente des Anzuͤndens und auch einen Theil des Dunstes, der beim Einschießen entweicht, ab. R ist der Luftcanal; S der Ofen; T das Aschenloch; U ein unter dem Boden des Feuerherdes befindlicher leerer Raum, der zur Einfuͤhrung der atmosphaͤrischen Luft in die Gaͤnge oder Behaͤlter dient. a, b sind gußeiserne Thuͤrchen, welche sich am Eingange des Feuerherdes befinden. c, c sind Traͤger oder Saͤulen, auf denen das den Behaͤlter C bildende Gewoͤlbe ruht. d ist der Schieber des Schlauches F: e jener des Schlauches G: f, f jene der Schlaͤuche H, H: g, g jene der Schlaͤuche I, I. Die Roͤhre h fuͤhrt vom Ofen an den Kessel L; in ihr ist der Schieber i angebracht. Dieser Ofen arbeitet nun folgendermaßen. Das Brennmaterial, welches gewoͤhnlich aus Kohks besteht, wird auf den Feuerherd A gelegt. Sobald es daselbst angezuͤndet worden ist, circulirt die Flamme in den Zuͤgen D, D, bis endlich nach Abgabe der Waͤrme an die seitlichen Gaͤnge C, C und an den Canal R der Rauch bei dem Rauchfange E entweicht. Die aͤußere atmosphaͤrische Luft dringt durch die unter dem Boden des Feuerherdes angebrachte Spalte U in den Raum C, C, der an mehreren Orten durch gemauerte Pfeiler, welche sich in Bogengewoͤlbe endigen, und welche das Mauerwerk des Ofens zu tragen haben, abgetheilt ist. Die Luft circulirt in Folge dieser Einrichtung frei um den Feuerherd und um das Aschenloch, und wird durch die Beruͤhrung, in welche sie hiebei mit den Waͤnden des Herdes gelangt, bis auf einen bedeutenden Grad erhizt, um dann durch die Schlaͤuche H, H, welche sich an dem oberen Theile des Behaͤlters und der Thuͤre des Ofens gegenuͤber befinden, in Canaͤle zu entweichen, die unter dem Ofenherde und uͤber den Zuͤgen D, D angebracht sind. Nachdem sie auf diesem Wege eine noch hoͤhere Temperatur erlangt hat, gelangt sie in den Luftcanal R, aus dem sie sich durch die in der Naͤhe der Sohle ausmuͤndenden Schlaͤuche I, I in den Ofen begibt. Zugleich steigt die in C erhizte Luft durch den Schlauch F bis zu dem Gewoͤlbe des Ofens empor, dem sie eine Waͤrme von 200 bis 220° Celsius mittheilt. Wenn das Brod in diesem Momente bei den Thuͤren K, K eingeschossen worden ist, so verschließt man saͤmmtliche Zugaͤnge, indem die durch das Mauerwerk dringende Luft zur Unterhaltung der Verbrennung hinreichen wird. Waͤhrend das Baken von Statten geht, werden die Gase, welche im Inneren des Ofens durch den Dunst des Brodes und durch den gewoͤhnlichen Verlust an Waͤrmestoff abgekuͤhlt werden, specifisch schwerer, wo sie dann durch den Schlauch G in den unteren Behaͤlter gelangen, um daselbst neuerdings wieder erhizt zu werden, und abermals zum Behufe der Circulation im Ofen durch den Schlauch F emporzusteigen. Jede zur Circulation der Luft dienende Oeffnung ist mit einem Schieber versehen, womit man den Zug ermaͤßigen und noͤthigen Falls auch ganz unterbrechen kann. Hieraus ergibt sich, daß die Gase des Feuerherdes nicht in unmittelbare Beruͤhrung mit der circulirenden Luft gerathen, und daß sie auch nicht in den Ofen eindringen koͤnnen. Es wird ferner beinahe aller Waͤrmestoff zu Gunsten des Ofens verwendet, so daß die verbrannte Luft, nachdem sie allmaͤhlich ihres Waͤrmestoffes beraubt worden ist, endlich bei einer mehr oder minder niedrigen Temperatur durch den Schornstein E entweicht. Da sich in dem Ofen eben so wenig Staub ansammelt, wie in dem zur Bereitung des Teiges dienenden Geraͤthe, so erhaͤlt man auch ein reineres und weißeres Gebaͤk. Man kann in dem beschriebenen Ofen in 24 Stunden 16 bis 20 Trachten, jede zu 170 Kilogr. baken. Das Baken geht ohne Unterbrechung von Statten, und zwar mit einer großen Ersparniß an Brennmaterial und Arbeitslohn, so wie auch mit groͤßter Reinlichkeit. Ein derlei Ofen, den man in der Baͤkerei der Civilspitaͤler in Paris anwendet, gab die genuͤgendsten Resultate. Man hat in demselben von Montag 2 Uhr bis Samstag 2 Uhr bei einem Verbrauch von 945 Kilogr. Kohks 11965 Kilogr. Brod gebaken. Die Kosten des Bakens beliefen sich auf 47 Cent. per Tracht von 120 Kilogr.; mit den gewoͤhnlichen, mit Holz geheizten Bakoͤfen belaufen sie sich auf das Doppelte dieses Betrages. Man hat gefunden, daß es zur Unterhaltung des Feuers vollkommen genuͤgend ist, wenn man nach 3 bis 4 Trachten einige Schaufeln voll Kohks auf den Feuerherd wirft. Der Heizer hat demnach sehr wenig zu thun, und kann sich anderen Beschaͤftigungen hingeben. Die Arbeiter brauchen nicht wie bisher brennend heiße, der Gesundheit nachtheilige Luft einzuathmen, und das Brod wird, indem im ganzen Ofenraume uͤberall eine gleiche Hize herrscht, auf das Vollkommenste gebaken. Eine der Wirkungen der Circulation der heißen Luft um den Feuerherd ist: daß die Verbrennung, wenn sie ein Mal begonnen hat, eine unbestimmt lange Zeit fortwaͤhrt, ohne daß irgend eine bemerkbare Aufnahme von aͤußerer atmosphaͤrischer Luft Statt findet: ja dieß geht so weit, daß sie selbst dann noch fortwaͤhrt, wenn man sowohl die Thuͤre des Feuerherdes, als jene des Ofens verschließt. Es folgt also hieraus, daß die Verbrennung nur mit jener geringen Menge Luft, welche durch das Mauerwerk des Ofens dringt, unterhalten wird.

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