Titel: | Ueber einen von Hrn. Samuel Raub erfundenen Sicherheitsapparat für Dampfkessel. Von Hrn. W. R. Johnson. |
Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. LI., S. 248 |
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LI.
Ueber einen von Hrn. Samuel Raub erfundenen Sicherheitsapparat
fuͤr Dampfkessel. Von Hrn. W. R. Johnson.
Aus dem Franklin Journal im Mechanics' Magazine, No.
734.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Ueber Raub's Sicherheitsapparat fuͤr
Dampfkessel.
Hr. Samuel Raub ist der Erfinder einer sehr sinnreichen,
einfachen und dennoch sehr wirksamen Vorrichtung, welche durch Andeutung des
Wassermangels in einem Dampfkessel manchen großen Gefahren vorbeugen soll. Man sieht
diese Vorrichtung in Fig. 73, wo D einen senkrechten Durchschnitt durch einen
cylindrischen Dampfkessel ohne inneren Feuerzug vorstellt, und in der die Linie des
gewoͤhnlichen Wasserstandes mit m, n, die
Feuerlinie hingegen mit o, p bezeichnet ist. Oben auf
diesen Kessel sieht man eine Messingplatte s genietet,
welche den Siz fuͤr die Ventile bildet, und durch deren Mitte der aufrecht
stehende eiserne Pfosten g, der an seinem oberen Ende
zum Behufe der Aufnahme der Achse des Hebels B
gabelartig gespalten ist, laͤuft. Zu beiden Seiten dieser Achse, und zwar in
gleichen Entfernungen von derselben, sind an dem Hebel die Stangen der beiden Ventile v und v' befestigt, von
denen sich ersteres nach Einwaͤrts und lezteres nach Auswaͤrts
oͤffnet, so daß derselbe Druk im Kessel, der das eine Ventil zu
oͤffnen strebt, das andere mit eben so großer Gewalt zu verschließen
trachtet, obschon jede auf den einen oder den anderen Hebelarm wirkende Kraft beide
Ventile auf gleiche Weise afficirt. A ist ein massiver
oder auch hohler metallener Koͤrper, der, wenn er hohl ist, wegen seiner Form
eine etwas groͤßere specifische Schwere, als das Wasser hat, und der
gewoͤhnlich gaͤnzlich in diesem untergetaucht erhalten wird. So wie
ein Theil dieses Koͤrpers aus irgend einem Grunde nicht mehr mit Wasser
bedekt ist, sinkt er mit einer Gewalt herab, die dem Gewichte der Wassermasse
gleichkommt, welche noͤthig waͤre, um die unbedekt gebliebene Streke
des Koͤrpers zu bedeken. Wenn sich z.B. ein Kubikfuß des massiven
Koͤrpers uͤber dem Niveau des Wassers befindet, so wird die Gewalt,
mit der er die Ventile zu oͤffnen strebt, gegen 62 Pfd. betragen. Diese
Gleichheit zwischen dem unbedekten Koͤrpervolumen und dem Gewichte des
Wassers, welches dessen Schwerkraft bestimmt, ist durch das Gegengewicht C bedingt; denn dieses muß unter gewoͤhnlichen
Umstaͤnden gerade so groß seyn, daß es die Ventile auf ihren Sizen
erhaͤlt, wenn A vollkommen untergetaucht ist. Da
die Ventile einander gleich sind; da sie unter der Einwirkung des Dampfes nach
entgegengesezten Richtungen streben; und da sie in gleichen Entfernungen, aber an
entgegengesezten Seiten des Stuͤzpunktes des Hebels B angebracht sind, so muͤssen sie nothwendig, welcher Druk im
Kessel auch Statt finden mag, gleich bereit seyn, jeder aͤußeren Gewalt
nachzugeben. Und da ferner das zwischen dem specifischen Gewichte des Wassers und
jenem eines untergetauchten, uncomprimirbaren, festen Koͤrpers bestehende
Verhaͤltniß nicht veraͤndert wird, wenn beide dem Druke des Dampfes
unterworfen werden, so wird das Spiel der Ventile bei vollkommener Dampfentwikelung
kein groͤßeres Hinderniß erfahren, als dann, wenn der Kessel mit kaltem
Wasser und gewoͤhnlicher atmosphaͤrischer Luft erfuͤllt
ist.
Es ist zwar richtig, daß das Verhaͤltniß, welches zwischen der specifischen
Schwere des festen Koͤrpers und jenem des Dampfes, von dem der Koͤrper
umgeben ist, wenn er nicht von Wasser bedekt ist, mit dem Druke des Dampfes
wechselt, indem die Dichtheit des lezteren, ausgenommen er ist uͤberhizt, mit
dem Druke zunimmt; allein das Verhaͤltniß, welches zwischen der bei allen
bekannten Temperaturen Statt findenden Dichtheit und jener Dichtheit besteht, die
der Dampf bei irgend einem Druke, mit dem er arbeitet, besizt, ist ein solches, daß
man unmoͤglich annehmen kann, daß die Schwimmkraft des leztereren je so groß werden kann, daß
eine Modification des Spieles des untergetauchten Koͤrpers daraus erwachsen
koͤnnte. Da z.B. das Wasser 815 Mal schwerer ist als die
atmosphaͤrische Luft, so wird leztere nur einen solchen Koͤrper
schwebend erhalten, der den 1/815sten Theil so viel wiegt als das Wasser. So wird
ein untergetauchter fester Koͤrper, welcher im Vacuum bei 60° im
Wasser schwimmt, wenn er uͤber dessen Oberflaͤche emporsteigt,
daselbst um 1/800 mehr wiegen, als in einem Medium von der Dichtheit der
gewoͤhnlichen atmosphaͤrischen Luft; wird er hingegen in ein Medium
von der Dichtheit des gewoͤhnlichen Dampfes, d.h. eines Dampfes, der dem
atmosphaͤrischen Druke das Gleichgewicht haͤlt, emporgehoben, so wird
er nur um 1/1696 weniger wiegen, als wenn er aus dem Wasser in ein Vacuum
emporgehoben wird. Hat der Dampf aber einen Druk von zwei Atmosphaͤren, so
wird der durch eine Umtauschung des Vacuums gegen Dampf von dieser Spannung
erwachsende Gewichtsverlust nur 1/848 des ganzen Gewichtes betragen; und besizt der
Dampf einen Druk von 10 Atmosphaͤren, so wird der Verlust gar auf 1/169
herabsinken. Da nun aber der Druk, unter dem die Hochdrukkessel gewoͤhnlich
arbeiten, wahrscheinlich unter 10 Atmosphaͤren betraͤgt, so ist
offenbar, daß die groͤßte Differenz zwischen der Wirkung des untergetauchten
Koͤrpers in atmosphaͤrischer Luft und in Dampf von hohem Druke nur die
Haͤlfte von 1/170 also 1/340 des Gewichtes des Wassers, welches seinem
Volumen gleichkommt, betraͤgt. Dieß wuͤrde mithin, wenn der Schwimmer
nur einen Kubikfuß Volumen hat, weniger als den fuͤnften Theil eines Pfundes
geben, so daß also, wenn ein Apparat dieser Art bei gewoͤhnlicher Temperatur
und waͤhrend die Dampfkammer noch mit atmosphaͤrischer Luft
erfuͤllt ist, gehoͤrig adjustirt wird, seine Wirksamkeit selbst dann
nicht merklich vermindert wird, wenn der Dampf einen Druk von 20 Atmosphaͤren
oder einen zwei Mal groͤßeren Druk, als jenen, den man bisher zum Betriebe
der Dampfmaschinen fuͤr zwekmaͤßig hielt, erlangt.
Was die Gestalt des untergetauchten Koͤrpers betrifft, so hat sich der
Erfinder in dieser Hinsicht an keine bestimmte Form gebunden. Die Praxis
duͤrfte wahrscheinlich dahin deuten, daß man ihm eine geringe senkrechte
Dimension geben soll, damit, wenn das Wasser ein Mal bis zu dessen oberen
Flaͤche herabgesunken ist, sein ganzes Volum so schnell als moͤglich
unbedekt erscheint; und damit also die Ventile bald geoͤffnet werden. Diese
Bedingung ist jedoch mit dem freien Entweichen des unter dem untergetauchten
Koͤrper erzeugten Dampfes in die oberhalb befindliche Dampfkammer in Einklang
zu bringen, weßhalb denn auch eine Abtheilung des Koͤrpers in mehrere, durch unbiegsame
Staͤbe mit einander verbundene Theile in mehreren Faͤllen zwekdienlich
befunden werden duͤrfte.
Aus Fig. 74
erhellt die Gestalt und das Spiel des Apparates an einem gewoͤhnlichen
cylindrischen Kessel. Die Tiefe des Schwimmers A ist
hier so groß, wie die Entfernung zwischen dem tiefsten sicheren Wasserniveau und der
hoͤchsten Feuerungslinie außerhalb des Kessels; man kann ihm uͤbrigens
auch um so viel weniger Tiefe geben, als man geeignet findet. Seine obere
Flaͤche muß in dem Augenblike, in welchem das Wasser den erwaͤhnten
Stand erreicht hat, mit dem Niveau des Wassers zusammenfallen.
In Fig. 75
sieht man einen senkrechten Durchschnitt des Apparates in seiner Anwendung auf
cylindrische Kessel, in deren Innerem sich Feuerzuͤge befinden. Hier besteht
der Schwimmer aus zwei Theilen A, A, die durch einen
unbiegsamen Stab mit einander verbunden sind; lezterer kann, wenn man es fuͤr
noͤthig findet, eine der Woͤlbung des Feuerzuges d entsprechende Biegung haben. Bei dieser Anordnung ist
das Entweichen des an der oberen Flaͤche des Feuerzuges erzeugten Dampfes
erleichtert. Die Wasser- und Feuerlinien sind hier ebenso wie an den beiden
fruͤheren Figuren bezeichnet.
Fig. 76 zeigt
einen Roͤhrenkessel, an dem der Schwimmer aus mehreren, an beiden Enden
geschlossenen, und rostartig mittelst eines Stabes verbundenen
Roͤhrenstuͤken zusammengesezt ist; wie dieß aus Fig. 77, wo der Apparat
im Grundrisse dargestellt ist, noch deutlicher zu ersehen. Die dem Apparate
angehoͤrigen Roͤhren koͤnnen denselben oder auch einen
kleineren Durchmesser haben als die Roͤhren des Kessels, damit der Dampf frei
zwischen den zwischen ihnen gelassenen Raͤumen in die oberhalb befindliche
Dampfkammer emporsteigen kann.
In Fig. 74,
75 und
76 ist
nur das innere Ventil allein dargestellt, da der ganze uͤbrige Apparat ganz
derselbe bleibt, welche Form auch der Schwimmer oder der Kessel, an dem er
angebracht ist, haben mag.