Titel: | Verbesserungen an den Ankerwinden oder Spillen, worauf sich Baron Heinrich von Bode, Generalmajor in kais. russischen Diensten, am 4. Jun. 1836 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. LV., S. 259 |
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LV.
Verbesserungen an den Ankerwinden oder Spillen,
worauf sich Baron Heinrich von
Bode, Generalmajor in kais. russischen Diensten, am 4. Jun. 1836 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. August
1837, S. 70.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Bode's verbesserte Ankerwinden.
Dem Baue der gewoͤhnlichen Spille gemaͤß wird die noͤthige
Reibung oder das noͤthige Festhalten des Ankertaues (dieses mag aus Ketten
oder Seilen bestehen) an der Spille dadurch hervorgebracht, daß eine Anzahl von
Menschen an dem Taue zieht, woraus denn folgt, daß das Tau beim Umlaufen der Spille
aufgezogen wird. Wenn nun der Anker oder das sonstige zu hebende Gewicht bedeutend
ist, so sind hiezu sehr viele Menschen erforderlich, und alle diese sind durch das
Glitschen des Taues, welches haͤufig Statt findet, und welches die Arbeit
sehr verzoͤgert, mannigfachen Gefahren ausgesezt. Diesen Uebelstaͤnden
abzuhelfen ist der Zwek meiner Erfindung, durch welche die erwaͤhnte Reibung
in solchem Grade erhoͤht wird, daß, wenn die Spille umgetrieben wird, das Tau
mit ihr herumgefuͤhrt wird, ohne daß an lezterem gezogen zu werden
braucht.
Fig. 1 gibt
eine Ansicht einer gewoͤhnlichen, jedoch mit meinen Verbesserungen
ausgestatteten Spille. In Fig. 2, 3 und 4 sieht man mehrere ihrer
Theile einzeln fuͤr sich.
Die mit a, a bezeichneten Stuͤke haben die aus der
Zeichnung ersichtliche Gestalt, und sind senkrecht an jenem Theile des Umfanges der
Spille befestigt, um den die Kette oder das Tau zu laufen hat. Durch diese gebogenen
Stuͤke a, a soll das Tau nach Abwaͤrts
gedruͤkt werden. b, b, b ist eine gleiche Anzahl
anders geformter Stuͤke, welche so angebracht sind, daß sie die zwischen den
Stuͤken a, a gelassenen Raͤume in zwei
gleiche Theile theilen. Diese Stuͤke a, a
und b, b koͤnnen aus irgend einem geeigneten
Materiale verfertigt werden; ich gebe dem Eisen den Vorzug.
Die Stuͤke b, b sind an dem unteren Theile der
Spille befestigt, wie dieß aus der Zeichnung deutlich erhellt. Das um die Spille
laufende Tau ruht auf ihnen; es wird aber durch die nach Abwaͤrts
druͤkenden Stuͤke a, a in die zwischen den
Stuͤken b, b gelassenen Raͤume
herabgedruͤkt, so daß es gleichsam im Zigzag laͤuft. Daß hiedurch das
Tau beim Aufziehen des Ankers in hohem Grade an der Spille festgehalten werden muß,
erhellt von selbst; ich habe jedoch, um dieß in noch groͤßerem Maaße zu
bewirken, auch noch die eisernen oder messingenen Raͤder oder Rollen c angebracht, welche die Oberflaͤche des Taues in
und gegen die Spille zu druͤken haben. Diese Raͤder oder Rollen laufen
an metallenen, in dem eisernen Rahmen d fixirten Achsen;
und dieser Rahmen selbst ist, wie die Zeichnung zeigt, an der metallenen Spindel e befestigt. Diese Spindel laͤuft in der Scheide
f, welche sich in dem oberen Theile des gußeisernen
Rahmens g befindet. Lezterer kann entweder auf dem
Verdeke des Schiffes oder auf der Eisenplatte, auf der die Spille zu ruhen pflegt,
wenn sie auf dem Lande benuzt wird, festgemacht werden.
Der Spindel e ist freies Spiel gestattet, damit die
Raͤder oder Rollen c, c den Biegungen des Taues
folgen, und dasselbe immer gegen die Spille andruͤken koͤnnen, es mag
durch die Stuͤke a, a herab, oder durch die
Stuͤke b, b hinaufgedruͤkt seyn. An dem
Ende der Spindel e befindet sich ein kurzer Hals, der in
dem gabelfoͤrmigen Ende des Hebels h ruht. Dieser
Hebel, der seinen Drehpunkt bei i an einem Vorsprunge
j hat, ist an seinem anderen Ende mit einem Auge
oder Oehre k versehen, in welchem ein Strik befestigt
wird, um dann von hier uͤber die Seilleitungsrolle l gefuͤhrt zu werden. Ist noch groͤßerer Halt erforderlich,
so kann man an dem Hebel h auch einen doppelten Blok
anbringen.
Aus dieser Beschreibung und aus einem Blike auf die Abbildung ergibt sich, daß, wenn
eine meiner Erfindung gemaͤß gebaute Spille in Bewegung gesezt wird, und wenn
das Tau in der durch einen Pfeil angedeuteten Richtung laͤuft,
waͤhrend die Spille in der gleichfalls durch einen Pfeil bezeichneten
Richtung umgedreht wird, die Rollen c, c das Tau mit
Gewalt gegen die Spille andruͤken werden. Die hiedurch entstehende Reibung
wird in Verbindung mit dem durch die Stuͤke a, a
und b, b erzeugten Zigzaglaufen des Taues einen solchen
Halt dieser lezteren an der Spille bewirken, daß das Tau beim Umdrehen der Spille
vorwaͤrts bewegt wird, ohne daß es wie an den gewoͤhnlichen Spillen von
Menschenhaͤnden und mit Gefahr angezogen zu werden braucht.
Zu bemerken ist, daß wenn die Spille nachgelassen werden soll, das Tau zuerst mit
Aufhaͤltern oder auf andere Weise gehoͤrig zuruͤkgehalten
werden muß. Wenn man dann den Hebel h
zuruͤkzieht, so werden die Raͤder c, c von
dem Taue entfernt, womit die Spille frei wird und das Tau oder die Kette abgenommen
werden kann. Man wird aus der Zeichnung ersehen, daß der Traͤger der
Hebelachse h noch ein zweites Loch m hat; dieß ist vorhanden, damit man die Achse des
Hebels h weiter zuruͤksezen kann, wenn man mit
einem staͤrkeren Taue zu thun hat. Endlich darf man nicht vergessen, daß man
mit meiner verbesserten Spille sowohl nach Ruͤk- als nach
Vorwaͤrts, von der Rechten zur Linken, und umgekehrt, arbeiten kann; und daß
man hiezu, wie an den gewoͤhnlichen Spillen, nur die Sperrer
zuruͤkzuziehen braucht.
Meine Erfindung besteht, wie gesagt, darin, daß ich die Ankertaue ohne Beiziehung von
Menschenhaͤnden so fest an die Spille halte, daß sie waͤhrend des
Umdrehens der Spille nicht glitschen koͤnnen. Ich binde mich hiebei nicht
strenge an die hier angedeutete Einrichtung der Theile, indem diese mannigfach
abgeaͤndert werden kann, ohne daß deßhalb von dem Principe meiner Erfindung
abgegangen wird. Es versteht sich, daß meine Vorrichtung auch zu allen jenen Zweken
dient, zu denen man auf dem Lande Spillen zu benuzen pflegt.