Titel: | Ueber die Methoden, wodurch das Ausbleichen der Schrift von gebrauchtem Stempelpapiere und die Verfälschung von öffentlichen und Privatacten verhütet werden kann. Auszug eines Berichtes an die Pariser Akademie. |
Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. LXVIII., S. 303 |
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LXVIII.
Ueber die Methoden, wodurch das Ausbleichen der
Schrift von gebrauchtem Stempelpapiere und die Verfaͤlschung von
oͤffentlichen und Privatacten verhuͤtet werden kann. Auszug eines
Berichtes an die Pariser Akademie.Annales de
Chimie. Janv. 1837.
Ueber Sicherheitspapiere und Sicherheitstinten.
Im Jahre 1831 hat sich eine Commission der Pariser Akademie auf Veranlassung der
Regierung mit einer Untersuchung uͤber die Mittel beschaͤftigt,
wodurch die Verfaͤlschung von oͤffentlichen und Privatacten
verhuͤtet werden kann;Polyt. Journal Bd. XLIV. S. 117. sie suchte uͤberdieß auch Methoden ausfindig zu machen, durch welche
die Regierung dem Bleichen bereits gebrauchter Stempelpapiere entgegenwirken
koͤnnte, welches in der lezten Zeit ziemlich im Großen getrieben wurde.
Um die Verfaͤlschung von Schriften zu verhuͤten hatte die Commission
die Anwendung einer unzerstoͤrbaren Tinte, durch Einruͤhren von
chinesischer Tusche in mit Salzsaͤure angesaͤuertem Wasser bereitet,
vorgeschlagen.
Um das Bleichen gebrauchter Stempelpapiere zu verhuͤten, schlug sie vor, die
Papiere mit einer auf der Guillochirmaschine gravirten Vignette zu versehen, die mit
einer zerstoͤrbaren Tinte aus gewoͤhnlicher aber auf
gewoͤhnliche Weise verdikten Schreibtinte gedrukt werden sollte.
Zahlreiche Versuche haben die Zwekmaͤßigkeit dieser Vorschlaͤge
bewiesen.
Die mit der unzerstoͤrbaren Tinte geschriebene Schrift wider, steht nicht nur
allen Versuchen der Faͤlschung, sondern die Tinte hatte auch im Verlauf von
sechs Jahren nicht die geringste nachtheilige Wirkung auf die Papiere
ausgeuͤbt.
Die zerstoͤrbaren Vignetten, mit verdiktem Tintensaz auf gewoͤhnliches
Papier gedrukt, wurden vollkommen durch die Mittel ausgeloͤscht, durch welche
man gewoͤhnliche Schrift zerstoͤren kann. Es blieben nun nur noch
einige technische Schwierigkeiten zu uͤberwinden uͤbrig.
So standen die Sachen als eine neue Anregung des Gegenstandes von Seite der Regierung
erfolgte, und das Resultat der wiederholten umsichtigen Pruͤfung dieses
Gegenstandes durch die Akademie ist folgendes:
1. Ueber das Bleichen des alten
Stempelpapieres.
Um das Bleichen alter Stempelpapiere voͤllig
unmoͤglich zu machen muͤssen folgende Bedingungen
erfuͤllt werden:
1) das Papier muß mit einer durch eine waͤsserige Tinte hervorgebrachten
Zeichnung bedekt werden, die auf keine Weise direct uͤbergetragen werden
kann;
2) die Zeichnung muß von solcher Zartheit seyn, daß es der geschiktesten Hand
unmoͤglich ist, die Zuͤge derselben mit einer fetten Schwaͤrze
zu uͤberziehen und auf diese Weise dann die Uebertragung auf Stein zu
bewirken;
3) diese Zeichnung muß jedes Jahr geaͤndert werden, um jeden Versuch einer
Nachahmung durch die Mittel zu verhuͤten, mit welchen sie selbst hergestellt
worden ist.
Das typographische Verfahren ist hiezu nicht geeignet. Das Einfachste wuͤrde
immer seyn, auf die Anwendung des endlosen Papiers, eines gravirten Cylinders und
einer waͤsserigen Tinte zuruͤkzukommen. Die Commission will die
Zwekmaͤßigkeit ihrer Vorschlaͤge beweisen.
Sie hat sich uͤberzeugt, daß die gewoͤhnliche Tinte mit Gyps verdikt
sich sehr gut zum Walzendruk eignet, und sie legte der Akademie einige auf diese
Weise erhaltene Druke vor. Sie hat ferner gesucht, die Vortheile, welche die Anwendung einer
waͤsserigen Tinte darbietet, beizubehalten, ohne zu dem Papier ohne Ende ihre
Zuflucht zu nehmen. Sie fand, daß eine Maschine zum Druke von Platten sich
gleichfalls eignete, um die zartesten Zeichnungen mit einer waͤsserigen Tinre
wiederzugeben. Die Regierung koͤnnte sich also, in so fern nicht die
Drukkosten entgegenstehen, der Platten statt der Walzen bedienen, oder das
Maschinenpapier durch aneinandergeleimte Bogen ihres Formpapiers ersezen, und dabei
sich der gewoͤhnlichen Verdikten Tinte ohne Dazwischenkunft eines Firnisses
bedienen.
Um auf typographischem Wege eine Vignette hervorzubringen, und das Bleichen
gebrauchter Stempelpapiere zu verhuͤten, kennt sie nur ein Mittel; es besteht
darin, die Vignette mit zwei Tinten zu druken, von denen die eine
zerstoͤrbar, die andere unzerstoͤrbar waͤre.
Es enthalte die Vignette z.B. auf einem Spizengrunde Hunderte von kleinen,
uͤberall zerstreuten, kreisrunden Figuren, und es sey jede dieser Figuren aus
einer zerstoͤrbaren und einer unzerstoͤrbaren Haͤlfte gebildet,
so wuͤrde dadurch das Bleichen des Stempelpapiers gewiß verhuͤtet
werden.
Wenn naͤmlich durch das Bleichen die zerstoͤrbaren Theile
ausgeloͤscht worden sind, wie sollen sie wieder hergestellt werden? Mit der
Hand wuͤrde es zu theuer seyn, und durch den Druk waͤre es
unmoͤglich, denn das genaue Zusammentreffen der uͤbrig gebliebenen
Haͤlfte mit der neuen ist auf keine Weise zu erreichen.
Bei dieser Methode wuͤrde es gleichguͤltig seyn, ob die
zerstoͤrbare Tinte waͤsserig oder fett ist, denn der Ueberdruk
wuͤrde nicht angewendet werden koͤnnen.
Um ein solches Papier nachzuahmen, wuͤrde eine fabrikmaͤßige
Einrichtung noͤthig seyn, die nicht leicht verborgen bleiben
koͤnnte.
Die HH. Didot haben erklaͤrt, daß es
unmoͤglich seyn wuͤrde, ein Papier dieser Art nach dem Ausbleichen
durch den Druk wiederherzustellen, und sie halten zugleich den Druk einer Vignette,
wie wir sie vorgeschlagen haben, mit zweierlei Schwaͤrze fuͤr sehr gut
ausfuͤhrbar. Proben von Papieren, die auf diese Weise mit
zerstoͤrbarer Firnißschwaͤrze und gewoͤhnlicher
Drukerschwaͤrze, mit schwefelsaurem Baryt blaͤsser gemacht, gedrukt
worden sind, liegen vor.
Indessen beschrankt sich der Nuzen dieses Verfahrens bloß auf die Verhuͤtung
des Bleichens gebrauchter Stempelpapiere; Schriftfaͤlschungen wuͤrden
dadurch nicht verhuͤtet werden koͤnnen.
Wenn dagegen die Regierung sich entschloͤße, das Formpapier zu verlassen und
Papier ohne Ende anzuwenden, so wuͤrde sie in der Anwendung des Walzendrukes
ein Mittel haben, eben sowohl dem Bleichen des Stempelpapiers als den
Schriftfaͤlschungen zuvorzukommen. Dieses Mittel wuͤrde jede
noͤthige Garantie darbieten.
Noch ein Umstand ist zu erwaͤhnen, der sehr haͤufig eintritt. Das
Stempelpapier muß naͤmlich geeignet seyn, gewoͤhnlichen Letterndruk
aufzunehmen, denn es werden oft Schemata im Voraus auf die Bogen gedrukt, die dann
mit der Hand ausgefuͤllt werden. Das Stempelpapier muß also der Operation des
Anfeuchtens vor dem Druke widerstehen. Versuche mit dem von der Commission
hergestellten Papiere haben bewiesen, daß hierin keine Schwierigkeit liegt, die
Vignetten blieben rein und scharf, und der Druk kam gut zum Vorschein.
Man kann demnach das Bleichen alter Stempelpapiere durch folgende Mittel
verhuͤten:
1) dadurch, daß man Zeichnungen von großer Feinheit mit der Walze auf Papier ohne
Ende drukt, und sich dabei gewoͤhnlicher mit Gyps verdikter Tinte
bedient;
2) dadurch, daß man Zeichnungen von aͤußerster Feinheit mit derselben Tinte
auf Formpapier mittelst Platten drukt;
3) dadurch, daß man auf Formpapier mittelst der typographischen Verfahrungsweise
kleine Figuren drukt, die aus zwei Theilen bestehen, von denen der eine
zerstoͤrbar, der andere unzerstoͤrbar ist. Als unzerstoͤrbare
Tinte kann man die gewoͤhnliche Drukerschwaͤrze mit einem Zusaz von
schwefelsaurem Baryt, um sie blaͤsser zu machen, als zerstoͤrbare ein
Gemenge von Hutmacherschwaͤrze mit Kreide und Firniß anwenden.
Indessen kann die Commission nur die beiden ersten Verfahrungsweisen unbedingt
empfehlen.
2. Ueber die Verhinderung der
Schriftverfaͤlschungen.
Die schwierigste Art der Faͤlschung und die, welche sich am leichtesten
verhuͤten laͤßt, ist die, welche nur einen Theil der Schrift
verfaͤlscht. Um eine solche theilweise Faͤlschung auf Papieren
hervorzubringen, welche mit einer zerstoͤrbaren Vignette bedekt sind,
muͤßte diese Vignette entweder erhalten oder wiederhergestellt werden. Diese
beiden Operationen erfordern Handgeschiklichkeit, und es wuͤrde leicht seyn,
sie selbst der geschiktesten Hand unmoͤglich zu machen.
Guillochirte Muster wuͤrden hiezu hinreichen, noch besser aber wuͤrde
man den Zwek mittelst einer von Hrn. Grimpé
erfundenen Maschine (molette) erreichen, welche
außerordentlich zarte und regelmaͤßig gravirte Figuren liefert, die von den
geschiktesten Personen nicht nachgeahmt werden konnten. Diese Vignetten lassen sich
uͤber die ganze Flaͤche des Papiers ausdehnen. Die Commission hat
Versuche in dieser Art
gemacht, wobei sie sich zum Druke der fetten zerstoͤrbaren Schwaͤrze
bediente. Aber auch mit einer waͤsserigen mit Gyps verdikten Tinte lassen
sich diese Muster bei geeigneter Einrichtung druken. Zu den Versuchen wurde theils
Papier ohne Ende, theils zusammengeleimte Bogen gebraucht.
Papiere dieser Art wuͤrden den sichersten Schuz gegen jede Moͤglichkeit
der Schriftfaͤlschung gewaͤhren. Es fragt sich nun, ob nicht die
theilweisen Schriftfaͤlschungen auch durch ein typographisches Verfahren mit
zwei Arten von Schwaͤrze zu verhuͤten sind? Es wird dieß schwer, wo
nicht unmoͤglich seyn, obwohl sich unter den Verfahrungsarten, welche die
Commission durch Hrn. Grimpé kennen lernte, eine
befindet, die dieses System anwendbar machen koͤnnte. Die Schwierigkeit liegt
immer darin, daß die Muster, welche die Typographie hervorbringen kann, niemals von
solcher Feinheit sind, daß sie nicht mit der Hand nachgeahmt werden
koͤnnten.
Eine Anwendung der gepreßten Muster, welche Hr. Grimpé vorschlug, wuͤrde die Commission gern annehmen, es
ist dieß ein unzerstoͤrbarer Stempel, der zu der zerstoͤrbaren
Vignette in Beziehung steht. Hr. Grimpé
loͤste diese Aufgabe, indem er den Bogen mit einer zerstoͤrbaren
Vignette bedrukte, waͤhrend der ganze Rand, in welchem sich die Vignette ohne
Unterbrechung fortsezt, ohne Tinte bloß als trokener Stempel eingepreßt ist. Es
wuͤrde gewiß leichter seyn, neues Stempelpapier zu fabriciren, als solches
Papier nach dem Bleichen wieder herzustellen.
Eine zerstoͤrbare Vignette, die sich mit der Hand nicht nachahmen laͤßt
und nicht auf Stein uͤbergetragen werden kann, das ist alles, was man
braucht, um das Bleichen alter Stempelpapiere und jede theilweise Faͤlschung
zu verhuͤten. Allein diese Art der Faͤlschung ist nicht die einzige,
welcher man entgegenzuwirken hat.
Die leichteste Art der Faͤlschung, und die, welche sich am schwierigsten
verhuͤten laͤßt, ist diejenige, wo man sich darauf beschraͤnkt,
einige Worte einer Schrift zu reserviren, und alles andere ausloͤscht, um es
mit neuer Schrift zu vertauschen. Hiebei gibt man sich leine Muͤhe, das ganze
Papier zu erhalten, sondern man entfernt z.B. den ganzen oberen oder mittleren Theil
eines Stempelbogens, worauf sich die Stempel befinden, um nur den unteren Theil zu
erhalten, der eine Unterschrift und einige Worte enthaͤlt, die der
Faͤlscher benuzen will.
Diese Art der Faͤlschung laͤßt sich nur dadurch verhuͤten, daß
man dem Papiere ein unzerstoͤrbares Kennzeichen gibt, welches so uͤber
die ganze Flaͤche vertheilt seyn muß, daß man an dem kleinsten Stuͤke
den Charakter des Stempelpapiers wiedererkennt.
Von dieser Art ist das auf der Drukerpresse erzeugte Sicherheitspapier mit zweierlei
Schwarze. Es ist in der That unmoͤglich, auf solchem Papier die ganze Schrift
auszuloͤschen, ohne zugleich den Charakter des Papieres zu zerstoͤren,
denn die mit der unzerstoͤrbaren Tinte gedrukten Zuͤge wuͤrden
stets zuruͤkbleiben.
Da aber der Druk mit zweierlei Schwarze bloß Zeichnungen gibt, die mit der Hand
nachgeahmt werden koͤnnen, so bietet er in solchen Faͤllen keine
Garantie, in welchen Zeit und Geschiklichkeit an die Faͤlschung gewendet
werden kann.
Von allen Garantien gegen eine solche gaͤnzliche Faͤlschung liegt die
sicherste in der Anwendung der von der Akademie vorgeschlagenen
unzerstoͤrbaren Tinte. Mit dieser sind alle Papiere gut, ohne dieselbe
erreichen sie alle ihren Zwek nicht. Sie sollte also ganz allgemein
eingefuͤhrt werden. Leider ist sie bis jezt fast gar nicht in Anwendung
gekommen.Die Ursachen, welche die fruͤhere Commission bestimmten, die Tinte aus
chinesischer Tusche mit Salzsaͤure vorzuschlagen, sind sehr
einleuchtend. Die Tusche enthaͤlt als faͤrbenden Bestandtheil
sehr fein zertheilte Kohle, die jeder zersezenden Einwirkung laͤnger
widersteht, als das Papier; aber so unzerstoͤrbar ihre Farbe ist, so
wuͤrde sie doch durch mechanische Mittel entfernt werden
koͤnnen, wenn man sie nicht in die Masse des Papieres eindringen
ließe, und dieß wird durch die Salzsaͤure oder das Alkali bewirkt. Es
muß nun aber ein gewisses Verhaͤltniß zwischen diesen und dem Grade
der Leimung des Papiers Statt finden. Je staͤrker das Papier geleimt
ist, desto mehr Salzsaͤure oder Alkali ist noͤthig, um das
Eindringen der Tinte zu bewirken. Die von der Commission vorgeschriebenen
Verhaͤltnisse gelten fuͤr das gewoͤhnliche Papier des
Handels. Fuͤr staͤrker geleimte Papiere muͤßte die
Menge der Salzsaͤure groͤßer seyn. In feuchtes Papier dringt
die Tinte leichter ein und gewaͤhrt noch groͤßere Sicherheit.
Es wird also in wichtigen Faͤllen gut seyn, das Papier schwach
anzufeuchten, einige Augenblike zu warten und dann mit frisch in der
verduͤnnten Salzsaͤure aufgeruͤhrter Tusche zu
schreiben.
Will man aber ein Sicherheitspapier haben, das so viel als moͤglich die
Faͤlschungen verhuͤtet, so muß man die schon vorgeschlagenen Mittel
dazu benuzen. Wenn man z.B. ein Papier ohne Ende anwendete, mit einem sehr feinen
unzerstoͤrbaren Wasserzeichen, und dasselbe auf beiden Seiten mit einer sehr
zarten und durch die Hand nicht nachahmbaren zerstoͤrbaren Vignette bedrukte,
so wuͤrde man hiedurch jeder Faͤlschung vorbeugen. Bei versuchter
Faͤlschung wuͤrde die Vignette mit der Schrift verschwinden, und das
Wasserzeichen die Faͤlschung verrathen. Statt des Wasserzeichens
koͤnnte auch ein Druk mit fetter Schwaͤrze dienen. Dieß ist beinahe
das Verfahren, dessen sich Hr. Coulier zur Herstellung
eines Sicherheitspapiers fuͤr kaufmaͤnnische Papiere bedient. Er drukt
auf die linke Seite ein unzerstoͤrbares Muster, und wiederholt dasselbe auf
der rechten Seite mit zerstoͤrbarer Schwaͤrze. Dieses Papier scheint
das beste von allen jezt vorgeschlagenen zu seyn, allein es entspricht doch nicht allen
Wuͤnschen der Commission, da diese verlangt, daß das zerstoͤrbare und
das unzerstoͤrbare Muster gleichmaͤßig uͤber die ganze
Flaͤche ausgebreitet und ihr Ueberdruk unmoͤglich seyn soll.
Die Commission kann sich nicht fuͤr die Sicherheitspapiere entscheiden;
dennoch wollte sie angeben, auf welche Weise man eines erlangen kann, das wenig zu
wuͤnschen uͤbrig laͤßt, denn es entspricht den drei
Hauptanforderungen:
1) es traͤgt ein charakteristisches Merkmal in seinem Wasserzeichen, so lange
es als Papier besteht;
2) die zerstoͤrbare Vignette verschwindet unter dem Einfluß der Agentien,
welche die Schrift angreifen;
3) diese Vignette koͤnnte weder mit der Hand noch mittelst Ueberdruk wieder
hergestellt werden.
Man wird aber folgende Betrachtungen nicht unberuͤksichtigt lassen:
Dieses Sicherheitspapier verhindert nicht eine Schrift zu zerstoͤren, sey es
durch Zufall- indem einige Tropfen Saͤure auf das Papier fallen, sei
es absichtlich und unter dem Vorwande des Zufalls. Die Sicherheitstinte dagegen ist
unzerstoͤrbar.
Das Sicherheitspapier gestattet Versuche der Faͤlschung, die sich zwar
verrathen werden; die Sicherheitstinte aber laͤßt jeden Versuch
scheitern.
Das beste Sicherheitspapier wiegt noch nicht die unzerstoͤrbare Tinte auf,
dennoch kann es nuͤzlich werden, und gewiß wuͤrde die Consumtion von
Stempelpapier zunehmen, wenn es wirkliche Garantien fuͤr denjenigen
darboͤte, der sich desselben bedient.
Bereitung der zerstoͤrbaren und unzerstoͤrbaren
Tinten.
a) Zerstoͤrbare Tinten ohne fettige Substanz zum
Walzendruk.
1) Gewoͤhnliche Tinte, durch Eindampfen im Wasserbade verdikt.
2) Gewoͤhnliche Tinte, hinreichend mit Gyps verdikt und damit lange
zusammengerieben.
Diese Tinten haben den Vortheil, daß sie der Wirkung des Wassers genug
widerstehen, um die damit bedrukten Papiere anfeuchten zu koͤnnen, so daß
sie zum Lettern, und Steindruke angewandt werden koͤnnen, ohne daß die
Vignette leidet.
b) Fette zerstoͤrbare Tinten zum Druke der
typographischen Vignette mit zweierlei Schwaͤrze.
Firniß und Schwaͤrze 1 und 2.
Firniß.
Leinoͤhl
60 Gr.
Fichtenharz
150 Gr.
Man schmilzt das Gemenge und seihet es durch Leinwand.
Firnißschwaͤrze Nr. 1.
Gewaschene und getroknete Kreide
24 Gr.
Trokener Tintensaz
3 –
Ultramarin
2 –
Firniß so viel als noͤthig.
Firnißschwaͤrze Nr. 2.
Kreide
24 Gr.
Trokener Tintensaz
1,5 –
Ultramarin
1
–
Firniß so viel als noͤthig.
c) Unzerstoͤrbare
Tinten.
1) Fuͤr Gaͤnsefedern:
Tusche in verduͤnnter Salzsaͤure von 1 1/2° Baumé zerruͤhrt.
2) Fuͤr Metallfedern:
Tusche in einer Aeznatronlauge zerruͤhrt, die 1° am Bauméschen Araͤometer zeigt.
3) Fuͤr den Druk unzerstoͤrbarer Vignetten:
Gewoͤhnliche Drukerschwaͤrze mit einer angemessenen Menge von
gemahlenem Schwerspath oder kuͤnstlich bereitetem schwefelsaurem Baryt
versezt, die lange mit Wasser gerieben worden sind.
Ueber das Mozard'sche
Sicherheitspapier.Annales de Chemie, Mars 1837.
In der neueren Zeit kam ein Sicherheitspapier unter dem Namen des Mozard'schen in den Handel, welches als ein
vorzuͤgliches Mittel empfohlen wurde, alle Schriftverfaͤlschungen zu
verhuͤten.
Dieses Sicherheitspapier ist weiß oder blaß gefaͤrbt. Es veraͤndert
seine Farbe, und faͤrbt sich fast stets sehr stark, wenn es mit einem der
Reagentien zusammengebracht wird, welche auf die gewoͤhnliche Tintenschrift
wirken. Die Saͤuren faͤrben es mehr oder weniger stark blau; die
Alkalien, die Javelle'sche Lauge und der Chlorkalk braun.
Mit waͤsseriger Chlorloͤsung wird es braun, und die
Schriftzuͤge darauf verschwinden augenbliklich, erscheinen aber bald wieder,
um dann gaͤnzlich zu verschwinden.
Das Papier verdankt seine Eigenschaft durch alle Substanzen, welche die Tintenschrift
zerstoͤren, eine dunklere Faͤrbung zu erhalten, gewissen chemischen
Reagentien, die in seine Masse gebracht wurden; diese sind farblos und
unloͤslich in Wasser, aber die Saͤuren, Alkalien, das Chlor und die
bleichenden Chlorverbindungen zersezen sie sehr leicht und geben Veranlassung zur
Bildung neuer und gefaͤrbter Verbindungen.
Das Papier ist nicht bloß zum Gebrauche von Privaten bestimmt, sondern man glaubte
auch, daß es zu oͤffentlichen Acten und zur Fabrication von Stempelpapier
benuzt werden koͤnne. Die Commission der Akademie ist in Folge ihrer
Pruͤfung jedoch nicht dieser Ansicht; denn sie hat sich uͤberzeugt,
daß man dem Mozard'schen Papiere sehr leicht die darin
enthaltenen Reagentien entziehen und es dadurch in gewoͤhnliches Papier
verwandeln kann. Eben so leicht kann man gewoͤhnliches Papier mit diesen
Reagentien impraͤgniren und es dadurch in Mozard'sches Sicherheitspapier verwandeln. Mozard
fuͤgt zwar seinem Stempelpapiere ein zerstoͤrbares Muster bei, das
nicht wieder hergestellt werden kann, allein die Garantie, welche dieses
gewaͤhre, ist offenbar ganz unabhaͤngig von derjenigen, welche die
Reagentien in der Papiermasse darbieten, und dieses Muster faͤllt mit der von
der Akademie vorgeschlagenen zerstoͤrbaren Vignette in chemischer Hinsicht
zusammen, denn sie sind beide mit gewoͤhnlicher Tinte hervorgebracht. An sich
wuͤrde also das Mozard'sche Papier das Bleichen
des Stempelpapiers nicht verhuͤten, sondern nur durch das zerstoͤrbare
Muster, das schon allein dazu hinreichen wuͤrde, Uebrigens ist das Mozard'sche Papier auch zu brennbar, als daß es
fuͤr Stempelpapier empfohlen werden koͤnnte.
Das Mozard'sche Papier ist bestimmt, Versuche der
Faͤlschung durch die Entstehung gleichfoͤrmiger begrenzter Fleken zu
entdeken, allein solchen Fleken duͤrfte kaum ein so entscheidender Werth
beigelegt werden koͤnnen. Das Papier wuͤrde, wie jedes andere, allen
zufaͤlligen Einwirkungen saurer und alkalischer Substanzen ausgesezt seyn,
und koͤnnte leicht durch zufaͤllige Entstehung von Fleken zu falschen
Anklagen Veranlassung geben, denn Wein, Essig, Seife, gefaulter Urin wirken darauf
wie Saͤuren und Alkalien, selbst Kaffee und andere gefaͤrbte
Infulsionen koͤnnten darauf Fleke erzeugen, die sehr schwer von denen zu
unterscheiden seyn wuͤrden, welche ein Faͤlschungsversuch veranlaßt.
Ja, der Faͤlscher wuͤrde die von ihm hervorgebrachten Fleken durch
Uebergießen des Papiers mit Wein, Kaffee u.s.w. leicht verfielen.
Wir haben bis jezt angenommen, daß das Sicherheitspapier ein Reagens enthalte,
welches unter allen Umstaͤnden durch die Mittel, welche die Schrift
zerstoͤren, sich faͤrbe, aber selbst unter dieser Voraussezung
verdient das Papier, wie wir gesehen haben, das Lob nicht, welches ihm von einigen
Chemikern ertheilt worden ist.Diese Stelle bezieht sich offenbar auf Hrn. Merimée, den Berichterstatter der Société d'encouragement; man vergleiche Polytechn.
Journal Bd. LXII. S. 342. Man behauptet, daß noch Niemand im Stande gewesen sey, eine Faͤlschung auf dem Mozard'schen Papiere auszufuͤhren. Daß aber
Faͤlschungen dennoch nicht unmoͤglich sind, ist klar. Eine allgemeine
Faͤlschung ist sogar sehr leicht auszufuͤhren, weil man die Reagentien dem Papiere entziehen kann. Die Commission hat auf
einem Stuͤke die Unterschrift des Hrn. Mozard erhalten, einige Zeilen Schrift
ausgeloͤscht und das Sicherheitspapier in gewoͤhnliches verwandelt;
auf einem anderen Stuͤke hat sie die Unterschrift Hrn. Mozard's erhalten, so wie einige Worte der Schrift, dann das Ganze
ausgeloͤscht und das Papier in gewoͤhnliches verwandelt. Nichts
beweist gegenwaͤrtig, daß dieses Papier Mozard'sches Sicherheitspapier gewesen sey, und uͤbrigens
koͤnnte man ihm noͤthigen Falls die Reagentien auch wieder geben. Ja
die Commission war sogar im Stande, die ganze Schrift mit Ausnahme einiger Worte und
der Unterschrift Hrn. Mozard's auszuloͤschen, ohne
die Reagentien in dem Papiere anzugreifen und die Faͤrbung des Papiers zu
modificiren. Das dabei angewandte Verfahren ist weder schwer zu entdeken, noch
auszufuͤhren. Es ist sowohl fuͤr alte als neue Schrift, fuͤr
gute wie fuͤr schlechte Tinte anwendbar.
Außer den Reagentien, welche das Mozard'sche Papier
enthaͤlt, bedient sich der Verfertiger bisweilen eines zerstoͤrbaren
Musters, das bei der Fabrication selbst hineingebracht wird. Die Maschine liefert
zwei duͤnne Blaͤtter, die mit einander durch den Druk zweier Walzen
vereinigt werden, nachdem das eine mit dem Muster bedrukt worden ist. Dieses ist
dann zwischen beiden Blattern eingeschlossen. Dieß kann aber die allgemeine
Faͤlschung nicht verhindern, selbst die theilweise nicht, in so fern das
Muster mit der Hand nachgeahmt werden kann.
Die Commission der Akademie muß nach allem diesem uͤber
die Sicherheitspapiere im Allgemeinen folgendes Unheil fallen; sie lassen
sich in vier Classen theilen:
1) diejenigen, welche gleichfoͤrmig mit einer zerstoͤrbaren Farbe
gefaͤrbt sind. Sie gewaͤhren keine Sicherheit, denn Jeder kann diese
Faͤrbung beseitigen und wieder herstellen.
2) Diejenigen, deren Masse ungefaͤrbte Reagentien enthaͤlt, welche sich
beim Zusammenbringen mit solchen Agentien faͤrben, die die Schrift
zerstoͤren. Unter diese gehoͤrt das Mozard'sche Papier; diese Papiere koͤnnten aber nur dadurch ihrem Zweke
entsprechend gemacht werden, daß man Reagentien hineinbraͤchte, welche die
gewoͤhnliche Tinte unausloͤschbar, oder wenigstens schwer
zerstoͤrbar machten.
3) Man koͤnnte Sicherheitspapiere herstellen, welche außer einem
unzerstoͤrbaren Wasserzeichen eine farblose oder eine sehr blasse Vignette
enthielten, die sich
faͤrbte, sobald eine Schriftfaͤlschung versucht wurde. Solche Papiere
wuͤrden allgemeinen sowohl als den theilweisen Faͤlschungen
widerstehen, aber doch weniger Garantie darbieten, als die von der Commission
vorgeschlagenen.
4) Endlich kommen die Sicherheitspapiere, welche die Commission vorgeschlagen hat, wo
die zerstoͤrbare Farbe als unnachahmbare Vignette aufgedrukt wird. Sie
hindern jede theilweise, und vermoͤge ihres Wasserzeichens auch jede
allgemeine Faͤlschung.