Titel: Bericht des Hrn. Voizot über einen von Hrn. de Saint-Mémin erfundenen Apparat zur Wiedervereinigung getrennter Felder an Gemälden auf Holz.
Fundstelle: Band 66, Jahrgang 1837, Nr. LXXVI., S. 361
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LXXVI. Bericht des Hrn. Voizot uͤber einen von Hrn. de Saint-Mémin erfundenen Apparat zur Wiedervereinigung getrennter Felder an Gemaͤlden auf Holz. Aus den Annales de la Société libre des Beaux-Arts. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Ueber Vereinigung der Felder an Gemaͤlden auf Holz. Die Mittel, deren man sich bis auf den heutigen Tag bediente, um an Gemaͤlden, welche auf Holz gemalt wurden, eine Wiedervereinigung jener Felder, die sich im Laufe der Zeit von einander trennten, zu bewirken, bestanden hauptsaͤchlich darin, daß man, nachdem man diese Felder einander genaͤhert und sie auch in eine Flaͤche gebracht hatte, hinter ihnen ein entsprechendes Tafelwerk anbrachte. Dieses Verfahren gelingt allerdings in einigen Faͤllen; in vielen anderen erhoͤht es aber das Uebel durch Erzeugung neuer Spruͤnge nur noch mehr; in jedem Falle erfordert es große Erfahrung, viele Gewandtheit und auch Gluͤk, welches vom Zufalle abhaͤngt. Der von Hrn. de Saint-Mémin, Conservator des Museums in Dijon, erfundene Apparat dagegen gibt bei einer großen Leichtigkeit in seiner Handhabung stets sichere Resultate. Der Apparat besteht aus mehreren, von einander unabhaͤngigen Vorrichtungen. Jede derselben ist, wie Fig. 49 zeigt, aus vier Brettchen zusammengesezt, von denen zwei a, a mit dem einen Ende auf dem Felde P, die beiden anderen a', a' hingegen auf dem Felde P' befestigt sind. Je zwei dieser Brettchen, d.h. immer jene, die an einem und demselben Felde festgemacht sind, werden durch die Querhoͤlzer b, b' zusammengehalten, und durch diese beiden lezteren ist eine Drukschraube c gefuͤhrt, welche dazu bestimmt ist, die getrennten Felder einander anzunaͤhern. An dem anderen Ende eines jeden Brettchens befinden sich zwei Schrauben d, e, die dazu bestimmt sind, die einander genaͤherten Felder auch in eine und dieselbe Flaͤche zu bringen. Eine dieser Schrauben e z.B., welche, wie Fig. 50 zeigt, in einen kleinen, an dem Felde P' befestigten, hoͤlzernen Wuͤrfel f einpaßt, dient dazu, das Feld P', wenn es noͤthig seyn sollte, gegen das entsprechende Brettchen zuruͤkzudraͤngen; waͤhrend die andere Schraube d, welche in dem Brettchen fixirt ist, und sich auf einer staͤhlernen Scheibe d umdreht, im Gegentheile das Feld nach Vorwaͤrts draͤngt. Ein an dem freien Ende eines jeden Brettchens angebrachter Ausschnitt e, e' gestattet der zur Annaͤherung dienenden Schraube gehoͤrige Bewegung. Wenn die beiden Felder durch das Spiel der Schrauben d, e, d', e' in eine und dieselbe Flaͤche gebracht worden sind, so schraubt man die Annaͤherungsschrauben ab, leimt die beiden Felder zusammen, und nimmt den Apparat, der nur durch den Leim mit dem Holze in Zusammenhang steht, ab. Die Commission glaubt, daß es, in vielen Faͤllen wenigstens, passend seyn duͤrfte, den Apparat an dem Gemaͤlde befestigt zu lassen, und den Leim durch etwas Kitt zu ersezen. Die Zahl und die Dimensionen der Apparate, welche an einem bestimmten Gemaͤlde angebracht werden sollen, haͤngen von der Groͤße dieses lezteren ab. An einem Gemaͤlde, welches nach der Richtung der Spruͤnge 28 Zoll in der Laͤnge mißt, und wo die Dike des Holzes 3 bis 4 Linien betraͤgt, wendet Hr. de Saint-Mémin ihrer drei von 9 Zoll in der Laͤnge auf 5 Zoll in der Breite an. Der ganze Apparat besteht demnach aus zwei Schraubensystemen, von denen das eine zur gegenseitigen Annaͤherung der Felder dient, waͤhrend sie durch das andere in gleiche Flaͤche gebracht werden sollen. Er entspricht daher beiden Bedingungen; und was die Anwendung der Schraube betrifft, so ist bekannt, daß diese nicht nur in Hinsicht auf Genauigkeit den hoͤchsten Anforderungen entspricht, sondern auch von ungeuͤbten Haͤnden gehoͤrig gehandhabt werden kann. Die ganze Manipulation geht am Ruͤken des Gemaͤldes von Statten, ohne daß man auch nur das Gesicht dabei zu Rache zu ziehen brauchte; der Finger reicht, indem man ihn laͤngs der Spalte hinfuͤhrt, hin, um die Direction zu geben. Da endlich die angewendete Kraft nur langsam wirkt, und in der Naͤhe der Bereinigungslinie der Felder in einem nicht sehr großen Flaͤchenraume ausgeuͤbt wird, so ist ein neuer Bruch oder Sprung nicht wohl moͤglich. Was endlich die Kosten betrifft, so gebuͤhrt auch in dieser Hinsicht dem neuen Verfahren der Vorzug vor allen bisherigen Methoden; so daß Hr. de Saint-Mémin in jeder Beziehung den Dank der Kunstwelt verdienen duͤrfte.

Tafeln

Tafel Tab.
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Tab. VI