Titel: Beschreibung eines neuen Combinationsschlosses mit Schlüssel, welcher sich verändern läßt. Von Hrn. Robin in Rochefort.
Fundstelle: Band 66, Jahrgang 1837, Nr. LXXXIX., S. 418
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LXXXIX. Beschreibung eines neuen Combinationsschlosses mit Schluͤssel, welcher sich veraͤndern laͤßt. Von Hrn. Robin in Rochefort. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Februar 1837, S. 52. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Robin's neues Combinationsschloß. Man sieht in Fig. 1 das Innere dieses neuen Schlosses mit seiner Schließkappe und mit aufgesperrtem Riegel. Fig. 2 ist eine seitliche Ansicht desselben auf einem nach der Linie A, B, C gefuͤhrten Durchschnitte. Fig. 3 zeigt das Innere des Schlosses, woraus jene Stellung erhellt, in welche die Theile gelangen, wenn man die Combination veraͤndern will. Fig. 4 gibt eine Ansicht des doppelten Bartes im Aufrisse; Fig. 5 zeigt ihn in einem Laͤngendurchschnitte. In Fig. 6 sieht man eine Reihe von 10 kleinen, zum Auswechseln dienenden Bartstuͤken, deren vier hinter einander an das Rohr des Schluͤssels gestekt werden. Fig. 7 stellt jenen Theil des Bartes vor, der zulezt an den Schluͤssel gebracht wird, und der auf den Riegel wirkt. Fig. 8 endlich zeigt das sogenannte Excentricum von Außen betrachtet. An saͤmmtlichen Figuren sind zur Bezeichnung gleicher Theile gleiche Buchstaben beibehalten worden. A ist das messingene Schloßblech. B die Schließkappe. C der große Riegel mit doppelter Tour, D der kleine Riegel oder die halbe Tour, woran nicht nur der Knopf F, sondern auch eine Feder E angebracht ist, die ihn zuruͤktreibt, indem sie sich gegen seine Ferse stemmt. G ist das aͤußere Loch fuͤr den Schluͤssel mit den beweglichen Baͤrten; H hingegen das innere Loch, durch welches der fixirte Bart eingefuͤhrt wird. Die beweglichen Eingerichte Γ bestehen aus waagerechten Platten a, a, a, und aus senkrechten Platten b, b, b, welche saͤmmtlich an ihren Raͤndern gezahnt sind, und die solcher Maßen in einander eingreifen, daß, wenn der bewegliche Bart die senkrechten Platten emporhebt, auch die waagerechten in Bewegung gerathen und in jene Stellung gelangen, die sie haben muͤssen, damit der Ring (étoquiau) c freien Spielraum erhaͤlt, und damit der Riegel geoͤffnet oder geschlossen werden kann. Unter diesen Platten a, a und b, b laͤuft eine Platte d, d hinweg, die, wenn sie gleich keine ihr entsprechende senkrechte Platte hat, dennoch die Wirkung einer horizontalen Platte vollbringt. Diese Platte, welche von dem Schluͤssel direct emporgehoben wird, ist nicht der Veraͤnderungen des Schlosses theilhaftig, sondern bietet an jedem einzelnen Schlosse eine verschiedene Combination dar. I ist ein ganz eigenthuͤmliches Stuͤk, von dem Erfinder der Angeber (délateur) genannt, weil es anzeigt, ob ein falscher Schluͤssel oder auch ein Dieterich an dem Schlosse versucht worden ist. Waͤre dieß naͤmlich geschehen, so wuͤrde dieses Stuͤk in den Riegel einfallen und denselben festhalten. Der Eigenthuͤmer wird hiedurch von den zur Eroͤffnung des Schlosses gemachten Versuchen in Kenntniß gesezt, und kann das Schloß selbst nicht eher oͤffnen, als bis er den Angeber dadurch, daß er den Schluͤssel wie beim Absperren umdreht, wieder in seine fruͤhere Stellung zuruͤkgebracht hat. Dieser Angeber wird durch die Feder K in Bewegung gesezt. Das Stuͤk L dreht sich um seine Achse e, und fuͤhrt eine excentrische Walze f, auf der sich die senkrechten Platten b bewegen, wenn man die Federn M, durch die sie herabgesenkt erhalten werden, die ihnen aber doch gestatten, dem Schluͤssel zu folgen, emporhebt. Der Schluͤssel N, welcher an dem einen Ende ausgebohrt, an dem anderen hingegen massiv gelassen ist, traͤgt an dem einen Ende mehrere kleine Baͤrte g, g' von der aus Fig. 6 ersichtlichen Gestalt, welche an das Rohr des Schluͤssels gestekt und mittelst einer Schraube h daran befestigt werden. An dem anderen Ende des Schluͤssels befindet sich ein fixirter Bart i, der mit dem Schluͤssel selbst aus einem Stuͤke zu bestehen hat. Die kleinen, mit 0 bis 9 bezeichneten Baͤrte sind von verschiedener Hoͤhe und koͤnnen je nach der gewaͤhlten Combination verschieden an den Schluͤssel gereiht werden. Will man die Combination abaͤndern, so muß man, nachdem man den Riegel mittelst des fixirten Bartes des Schluͤssels in Bewegung gesezt hat, fortfahren, den Schluͤssel umzudrehen, gleichsam als wollte man eine dritte Umdrehung oder Tour desselben vollbringen. Die Folge hievon ist, daß sich der Riegel nur um zwei Linien vorwaͤrts bewegt, und daß der Ring c in die Ausschnitte k, k der horizontalen Platten einfaͤllt, wodurch diese in der Stellung fixirt werden, in welche sie der Schluͤssel brachte, um dem Riegel freien Spielraum zu gestatten. Wenn man dann, nachdem man den Schluͤssel zuruͤkgezogen, das Excentricum L mittelst zweier kleiner auf dem Schloßbleche angebrachter Knoͤpfe l, l in Bewegung sezt, so geraͤth dieses in die aus Fig. 3 ersichtliche Stellung, und die excentrische Achse n, an der sich die Walze f befindet, faͤllt in einen Ausschnitt, welcher in dem oberen Rande des Riegels angebracht ist. In Folge dieser Bewegung schwingen sich die senkrechten Platten, indem die Federn M gegen sie druͤken, um ihre Achse m, so daß sie nicht mehr in die Zaͤhne der horizontalen Platte eingreifen. Man sezt dann den Schluͤssel beliebig aus den kleinen Baͤrten, zwischen denen saͤmmtlich eine Differenz besteht, welche jener zwischen den einzelnen Zahnen gleichkommt, zusammen, und fixirt endlich, nachdem man zulezt auch noch den Bart g', der den Riegel und die fixe Platte treibt, an das Rohr des Schluͤssels gereiht, das Ganze mittelst der Schraube h. Wenn man hierauf diesen neuen Schluͤssel anstekt und ihn wie zum Abschließen des Schlosses bewegt, so wird jede der senkrechten Platten durch den ihr entsprechenden Bart aufgehoben werden, und wenn man dann, waͤhrend man den Schluͤssel mit der einen Hand in der Stellung erhaͤlt, in welcher die Platten aufgehoben sind, mit der anderen Hand das Excentricum wieder in seine fruͤhere Stellung bringt, so werden sich die senkrechten Platten wieder den horizontalen annaͤhern, so daß sie in einander eingreifen, und daß also der neue Schluͤssel das Schloß so lange auf- und absperrt, als man nicht abermals neue Veraͤnderungen vornimmt. Zum Aufschließen dieser Schloͤsser von Innen dient ein Schluͤssel, der, indem er nur auf die horizontalen Platten wirkt, an keiner der Veraͤnderungen des Schluͤssels, welche zum Aufschließen von Außen vorgenommen wurden, Antheil nimmt, so daß diese Schloͤsser also, was das Innere betrifft, zu jenen gehoͤren, welche nach dem Systeme des Englaͤnders Chubb eingerichtet sind. Alle Sicherheitsschloͤsser mit Schluͤssel haben entweder fixe oder bewegliche Eingerichte, und gegen alle lassen sich, was die Gewaͤhrung einer vollkommenen Sicherheit betrifft, folgende Einwendungen machen. Jene mit fixirten Eingerichteten, Serrúres de sureté genannt, gestatten, daß man sowohl von dem Schlosse als von dem Schluͤssel einen Abdruk nehmen kann, weßhalb sie denn gar keine Sicherheit gewaͤhren. An jenen mit beweglichen Eingerichten, wie z.B. die Chubb'schen, welche seit einigen Jahren in Frankreich eingefuͤhrt wurden, und die Bramah'schen, welche unter dem Namen Serrures à pompes ou à petite clef bekannt sind, ist allerdings an dem Schlosse selbst die Moͤglichkeit eines Abdrukes beseitigt; dagegen kann man aber von dem Schluͤssel mit großer Leichtigkeit einen solchen nehmen, so daß auch die Sicherheit, welche diese Schloͤsser gewaͤhren, nur eine illusorische ist. Das neue, hier beschriebene Schloß hingegen hat weder den einen, noch den anderen dieser Fehler an sich; man kann, da dessen Eingerichte beweglich sind, keine Abdruͤke desselben nehmen, und man kann sich auch in Hinsicht auf den Schluͤssel hiegegen verwahren, weil man in Stand gesezt ist, sich jedes Mal, so oft man nur will, einen neuen Schluͤssel und ein neues Schloß, dessen Geheimniß nur dem Eigenthuͤmer allein bekannt ist, zusammenzusezen. Ja, wenn man, nachdem man das neue Schloß gekauft hat, die Vorsicht gebraucht, dasselbe sogleich abzuaͤndern, so wird selbst der Verkaͤufer und jener, der es gemacht hat, wenn er auch einen doppelten Schluͤssel zuruͤkbehalten haͤtte, nicht mehr im Stande seyn, dasselbe zu eroͤffnen. Geht ein Schluͤssel verloren, so braucht man sich nur an die Ordnung zu erinnern, in welcher man die kleinen, zu diesem Zweke numerirten Bartstuͤke aneinander reihte, um mit den zum Auswechseln bestimmten Stuͤken, welche zugleich mit dem Schlosse abgegeben werden, wieder einen neuen Schluͤssel zusammensezen zu koͤnnen. Freilich muß auch dann die Combination sogleich abgeaͤndert werden, um allen Versuchen von Seite deßjenigen, der den verlorenen Schluͤssel fand, zu begegnen. Die Zahl der Combinationen laͤßt sich unendlich vermehren; denn man braucht nur die Zahl der Platten, aus denen die Eingerichte bestehen, hienach zu vermehren. An den bisher verfertigten Schloͤssern dieser Art belaufen sich die moͤglichen Combinationen bereits auf 100,000!

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