Titel: | Beschreibung einer von Hrn. Winter erfundenen Waschmaschine. Auszug aus einem Berichte des Hrn. Odolant-Desnos. |
Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. XCIV., S. 432 |
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XCIV.
Beschreibung einer von Hrn. Winter erfundenen Waschmaschine.
Auszug aus einem Berichte des Hrn. Odolant-Desnos.Die Winter'sche Waschmaschine war bei der im Jahre
1832 in Paris gehaltenen Industrieausstellung zuerst zu sehen; sonderbarer Weise
findet sie sich aber in dem von Héricart de Thury erstatteten Berichte
nicht ein Mal erwaͤhnt. Hr. Harel, der sie in seiner Waschanstalt bereits eingefuͤhrt
hatte, mußte sie wegen der Drohungen seiner Waͤscher und
Waͤscherinnen wieder aufgeben!A. d. O.
Aus dem Journal de l'Academie de l'Industrie.
Beschreibung von Winter's Waschmaschinen.
Von allen den zahlreichen Geraͤthen, die sowohl in England als in Frankreich
als Ersazmittel des Blaͤuels und der Buͤrste in Vorschlag kamen, hat
noch keines vollkommen entsprochen. Wir wollen sehen, ob Hr. Winter mit seiner Maschine gluͤklicher
war.
Diese Maschine besteht aus einem hoͤlzernen, auf vier Fuͤßen stehenden
Gestelle von beilaͤufig 1 1/2 Meter Laͤnge, aus dessen Mitte zwei
Pfosten emporsteigen, die einen hoͤlzernen, mit Zink ausgefuͤtterten
Kasten tragen. Aus diesem Kasten laͤuft das in ihm enthaltene reine oder
alkalische Wasser durch einen Hahn in eine mit vielen Loͤchern durchbohrte
Rinne, damit es aus dieser in Gestalt eines Regens auf die Waͤsche gelange.
Der Kasten hat 5 Fuß Laͤnge auf 2 Fuß in der Breite und 18 Fuß Tiefe, und ist
durch eine Scheidewand in zwei Faͤcher abgetheilt, von denen jedes an seinem
unteren Theile mit einem Hahne ausgestattet ist. Vor der Maschine befindet sich ein gepolstertes
Brett, welches von Vorne gegen die Mitte hin eine Neigung hat, und auf welches die
zu behandelnde Waͤsche gelegt wird. Dieses Brett ruht oben an beiden Enden
auf Lagern, und kann sich auf und nieder bewegen; Elasticitaͤt ist dieser
Bewegung durch Federn, auf denen die untere Flaͤche des schief geneigten
Endes des Brettes ruht, gegeben. Etwas weiter gegen die Mitte des Gestelles zu
befindet sich der wichtigste Theil der Maschine, naͤmlich eine mit einem
Getriebe ausgestattete Welle, an deren beiden Enden sich zwei gußeiserne
Querstuͤke oder Kreuze, die mit 4 um sich selbst umlaufenden Cylindern
versehen sind, befinden. Diese aus Holz geformten, glatten, oder mit einem Zeuge
uͤberzogenen Cylinder sind uͤber dem erwaͤhnten, schief
geneigten Brette angebracht, und treffen, wenn man die Welle, welche die Kreuze
traͤgt, in kreisende Bewegung versezt, auf die zwischen die Cylinder und das
Brett gebrachte Waͤsche. Um diese Bewegung zu erzielen, ist an dem einen Ende
der genannten Welle ein Getrieb aufgezogen, welches in ein großes Zahnrad eingreift.
An dem einen Ende der Welle dieses lezteren befindet sich eine Kurbel, die von einem
Manne umgetrieben wird; an dem anderen hingegen ist zur Ausgleichung der Bewegung
ein Schwungrad angebracht. Dieser Apparat nimmt die eine Haͤlfte des
Gestelles ein; die andere Haͤlfte dient zur Aufnahme eines vollkommen
aͤhnlichen Apparates, so daß also der Arbeiter durch Umdrehen der Kurbel zwei
Schlaͤgelvorrichtungen zugleich in Thaͤtigkeit bringen kann.
Die Art und Weise, auf welche diese Maschine arbeitet, erhellt beinahe von selbst.
Wenn naͤmlich die Schlaͤgel (batteurs)
durch das beschriebene Raͤderwerk in Bewegung gesezt worden sind, so kommt
die auf das gleichfalls beschriebene Brett gelegte Waͤsche in deren Bereich,
waͤhrend zugleich aus der erwaͤhnten durchloͤcherten Rinne
Wasser oder Lauge auf sie herab tropft. Die Waͤsche wird hiebei zuerst in
senkrechter Richtung geschlagen; gleich darauf wird aber das mit dem Schmuze
gesaͤttigte Wasser durch den Druk der um ihre Achse umlaufenden Cylinder aus
ihr ausgetrieben. Die Waͤsche wird hiedurch keiner fuͤr sie
nachtheiligen Gewalt ausgesezt; denn sie ist nirgendwo fixirt, sondern bewegt sich
dem schief geneigten Brette folgend von Oben nach Unten. Zu noch groͤßerer
Sicherheit hat sich jedoch Hr. Winter durch einen Tretschaͤmel oder durch ein sogenanntes
Pedal zum Meister der Bewegung der Maschine und der Kraft, die man den
Schlaͤgeln mittheilen will, gemacht. An diesem Pedale ist naͤmlich
eine Schnur befestigt, welche an eine unter dem schiefen Brette befindliche Schraube
laͤuft. Man kann daher, je nachdem man mehr oder minder stark auf das Pedal
druͤkt, dieses Brett den Cylindern annaͤhern oder es davon entfernen, und dadurch die
Kraft ihrer Schlaͤge und ihrer Reibung erhoͤhen oder vermindern. Wir
haben bei unseren Versuchen gefunden, daß, wenn diese Maschine von einem Manne und
sechs Weibern bedient wird, von denen zwei bloß mit dem Einseifen der Waͤsche
beschaͤftigt sind, sie in 10 Stunden 4000 Stuͤke Waͤsche zu
reinigen im Stande ist. Bei dieser großen Raschheit erfolgt die Reinigung
uͤberdieß auch noch so vollkommen, daß die schmuzigsten Abwischtuͤcher
eben so rein aus ihr kommen, wie minder schmuzige Waͤsche. Die Maschine
liefert demnach in jeder Hinsicht, namentlich auch was den Kostenpunkt betrifft,
sehr guͤnstige Resultate, und es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß
man sie in den Waͤschereien einfuͤhren moͤchte. Wir tragen
darauf an, ihrem Erfinder die Ehrenmedaille der Gesellschaft zuzuerkennen.