Titel: | Verbessertes Verfahren Maische und andere geistige Flüssigkeiten zu destilliren, welches aber auch auf das Rectificiren, Kochen und Abdampfen im Allgemeinen anwendbar ist, und worauf sich George Goodlet, Kaufmann zu Leith in der Grafschaft Edinburgh, am 11. Januar 1837 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XV., S. 46 |
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XV.
Verbessertes Verfahren Maische und andere
geistige Fluͤssigkeiten zu destilliren, welches aber auch auf das Rectificiren,
Kochen und Abdampfen im Allgemeinen anwendbar ist, und worauf sich George Goodlet, Kaufmann zu
Leith in der Grafschaft Edinburgh, am 11. Januar 1837 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Oktober
1837, S. 238.
Goodlet's Destillir- und Abdampfapparat.
Ich lasse die Fluͤssigkeit, welche meiner Methode gemaͤß behandelt
werden soll, in Roͤhren oder anderen Gefaͤßen, welche der Einwirkung
von Dampf, heißem Wasser oder heißem Oehl ausgesezt sind, circuliren. Bei der
Anwendung meiner Erfindung auf die Destillation und Rectification von Branntweinen
leite ich den Proceß auf folgende Weise. Wenn der Behaͤlter, auf dessen
aͤußere Gestalt es nicht ankommt, mit weingahrer Maische oder mit einer
anderen zu destillirenden Fluͤssigkeit gefuͤllt worden ist, so treibe
ich sie mit Huͤlfe einer Drukpumpe oder auf andere Weise in die
Circulationsroͤhren, welche durch einen Dampfkessel oder durch ein anderes
eine erhizte Fluͤssigkeit enthaltendes Gefaͤß fuͤhren, damit
sie daselbst erhizt werden, und damit sie, nachdem sie circulirt haben, durch eine
mit der Circulationsroͤhre in Verbindung gebrachte Roͤhre, welche in
der Destillirblase einige Windungen macht, erhizt in den oberen Theil dieser
lezteren oder eines anderen entsprechenden Gefaͤßes entweicht. Damit die
erhizte Maische feiner vertheilt in die Blase gelange, kann man die Rohre, durch die
sie entweicht, in eine mit kleinen Loͤchern durchbrochene Kugel enden lassen.
Die Blase ist wie gewoͤhnlich mit einem Kuͤhlapparate zu versehen, in
welchem die in ihn uͤbergehenden Daͤmpfe gerade so verdichtet werden,
wie die aus einer gewoͤhnlichen Destillirblase entwikelten Dampfe. Sollten
schwache Weine bei dieser Destillirmethode eine Neigung zeigen zu schwach
uͤberzugehen, so muͤßte man den Helm der Blase sehr hoch und
geraͤumig machen. Die Treffern und die zur Genuͤge erschoͤpfte Maische
koͤnnen waͤhrend des Destillirprocesses abgelassen werden, wodurch
dieser also gleichsam ein continuirlicher wird. Man kann uͤbrigens, anstatt
die Maische wie gesagt in einen Behaͤlter zu bringen, auch die Blase selbst
damit fuͤllen, und die Maische mit einer Drukpumpe oder auf andere Weise
durch die in dem Heizmedium angebrachten Circulirroͤhren treiben. In diesem
Falle waͤre die Circulirroͤhre mit der Blase in Verbindung zu bringen,
damit sie die Maische daselbst aufnehmen kann, und nach geschehener Circulirung die
erhizte Fluͤssigkeit wie oben in die Blase treten laͤßt. Oder man kann
das Ende der Circulirroͤhre in die in der Blase befindliche Maische
untertauchen lassen, und auf solche Weise die erhizte Maische unter der
Oberflaͤche der in der Blase enthaltenen Maische ausbreiten, wodurch leztere
innerhalb kurzer Zeit zum Sieden kommen wird.
Um staͤrkeren Branntwein und zugleich auch eine Ersparniß an
Verdichtungswasser zu erzielen, kann man mehrere miteinander in Verbindung stehende
Destillirblasen anwenden, und sie einzeln mit den in dem Kessel befindlichen
Circulirroͤhren communiciren lassen. Jede der Blasen wird mit Maische
gefuͤllt, und durch Verdichtung des alkoholischen Dampfes der einen in dem
Inhalte der anderen laͤßt sich der Weingeist nach einander aus allen Blasen
ausziehen, so daß die lezte den Weingeist aller uͤbrigen enthaͤlt und
ein Product liefert, dessen Staͤrke mit der Zahl der angewendeten Blasen im
Verhaͤltnisse steht.
Die Rectificirung von Weingeist kann nach einer der eben aufgezaͤhlten
Methoden gleichfalls mit groͤßerer Regelmaͤßigkeit und Genauigkeit
geleitet werden, als nach dem gegenwaͤrtig allgemein gebraͤuchlichen
Verfahren. Einem Praktiker wird die Einfachheit der Leitung der Destillation nach
einer meiner Methoden sogleich einleuchten; er wird finden, daß man auf diesem Wege
eine groͤßere Menge Weingeist von feinerer und reinerer Qualitaͤt
erzielen kann; daß der Fuselgeruch sowohl als der brennzelige Geruch
wegfaͤllt; und daß man die Temperatur, bei welcher die Processe von Statten
gehen, vollkommen in seiner Gewalt hat, indem dieselbe von der Temperatur des
Dampfes oder der Fluͤssigkeit, durch die man die zu behandelnde
Fluͤssigkeit treten laͤßt, abhaͤngt.
Der Dampfkessel oder das sonstige Gefaͤß, in welchem die zu benuzende erhizte
Fluͤssigkeit enthalten ist, muß, was seine Groͤße betrifft, der zu
vollbringenden Arbeit angemessen seyn. Die in deren Innerem anzubringenden
Roͤhren oder sonstigen Vorrichtungen muͤssen eine der zu geschehenden
Verduͤnstung entsprechende Oberflaͤche darbieten. Ich habe gefunden,
daß man mit einer Roͤhre von 120 Fuß Laͤnge auf einen Zoll im Durchmesser, wenn sie
spiralfoͤrmig gewunden ist, bei einem Dampfdruke von 100 Pfd. auf den
Quadratzoll stuͤndlich 20 Gallons Wasser verdampfen kann, und daß sich die
Verdampfung durch Abaͤnderung der Roͤhrenflaͤche sowohl, als
der Temperatur des Heizmittels verhaͤltnißmaͤßig erhoͤhen oder
vermindern laͤßt. Die Circulirroͤhren verfertigt man am besten aus
Kupfer, da dieses einer der besten Waͤrmeleiter ist.
Bei der Anwendung meines Systemes auf die Abdampfung von Wuͤrzen, Syrupen,
Zukerrohr- und Runkelruͤbensaft, und anderen Dingen laͤßt sich
das Verfahren auf folgende Weise mit Vortheil leiten. Man fuͤllt einen
Behaͤlter, der aus Holz oder irgend einem anderen entsprechenden Materiale
bestehen kann, und der zum Behufe schneller Ableitung des Dampfes mit einem
Schlauche von einer dem Locale anpassenden Laͤnge versehen ist, mit der zu
behandelnden Fluͤssigkeit, stellt zwischen ihm und den Circulirroͤhren
eine gehoͤrige Verbindung her, und treibt die Fluͤssigkeit mit einer
Drukpumpe oder auch mit Huͤlfe irgend einer anderen Vorrichtung durch diese
Roͤhren, waͤhrend sie durch die Auslaßroͤhre, die an dem
unteren Theile des erwaͤhnten Dampfschlauches eintritt, zuruͤkkehrt.
Der Dampf steigt unmittelbar mit großer Gewalt empor, waͤhrend die
concentrirte Fluͤssigkeit in den Behaͤlter herabfaͤllt, um so
lange zu circuliren, bis der Proceß beendigt ist. Man kaun uͤbrigens die
erhizte Fluͤssigkeit aus den Circulirroͤhren auch unter die
Oberflaͤche der in dem Behaͤlter befindlichen Fluͤssigkeit
eintreten lassen. Wenn es sich um die Abdampfung von Seewasser, Salzsohlen,
Seifensiederlaugen und anderen derlei Artikeln handelt, kann man unter dem
erwaͤhnten Schlauche auch noch einen Behaͤlter anbringen, in welchem
sich das Salz oder die sonstigen sich ausscheidenden Substanzen ansammeln,
waͤhrend die Fluͤssigkeit zum Behufe weiterer Circulirung in den
Behaͤlter zuruͤkkehrt.
Meine Erfindung laͤßt sich auch auf die Dampferzeugung im Allgemeinen und ins
Besondere auf Dampfmaschinen aller Art anwenden. Ich befolge dabei folgendes
Verfahren, bei welchem zur Erzeugung des fuͤr die Maschine noͤthigen
Dampfes immer wieder dasselbe Wasser verwendet wird. Ich bringe in einen luftdichten
Behaͤlter oder in ein derlei Kuͤhlgefaͤß so viel Wasser, als
noͤthig ist um den fuͤr die Maschine erforderlichen Dampf zu liefern,
und verbinde dieses Kuͤhlgefaͤß durch Roͤhren mit den in dem
Kessel circulirenden Roͤhren, und mit einer Dampfbuͤchse, von der in
den Cylinder der Maschine eine gehoͤrige Dampfroͤhre fuͤhrt.
Das Wasser des Kuͤhlgefaͤßes treibe ich mit einer Drukpumpe oder auf
andere Weise durch die Circulirroͤhren, aus denen der Dampf in die
Dampfkammer stroͤmt, um aus dieser durch eine Roͤhre in den Cylinder zu
gelangen, und nachdem er daselbst seine Wirkung vollbracht hat, zum Behufe der
Verdichtung in das Kuͤhlgefaͤß zuruͤkzukehren. Die Luft muß
anfangs durch einen an dem Kuͤhlgefaͤße befindlichen Sperrhahn
ausgetrieben werden, und spaͤter ist alle Communication mit der
Atmosphaͤre zu verhuͤten, indem das im Kuͤhlgefaͤße
befindliche Wasser zur Verdampfung geneigt ist. Ich schlage vor das
Kuͤhlgefaͤß an seiner aͤußeren Oberflaͤche einem Strome
kalten Wassers auszusezen, und auch durch dessen Inneres in kleinen Roͤhren
kaltes Wasser zu leiten, damit der Dampf in dem Maaße als er aus dem Cylinder
entweicht verdichtet, und zur Erhaltung der Circulation ein gehoͤriger
Wasservorrath unterhalten wird.
Zum Troknen oder Darren von Getreide, Malz und anderen Stoffen laͤßt sich
meine Erfindung unter bedeutender Ersparniß an Kosten und Zeit auf folgende Weise
verwenden. Man bringt die in dem erhizten Medium circulirenden Roͤhren mit
einer Reihe von Roͤhren, welche unter dem Boden der Darre angebracht sind, in
Verbindung, und treibt in erstere aus einem geschlossenen Wasserbehaͤlter
mittelst einer Drukpumpe oder auf andere Weise Wasser. Der erzeugte Dampf wird,
nachdem er seinen Waͤrmestoff an die unter der Darre befindlichen
Roͤhren abgegeben hat, wieder abgekuͤhlt und verdichtet, so daß das
Wasser zum Behufe abermaliger Circulation in den Behaͤlter
zuruͤkkehrt. Beim Beginnen der Operation muß die Luft aus den dazu bestimmten
Apparaten ausgetrieben werden. Das Troknen und Darren kann noch bedeutend
beschleunigt werden, wenn man mittelst einer Luftpumpe, eines Geblaͤses oder
auf andere Weise Luft durch die in dem erhizten Medium angebrachten Roͤhren
treibt, und wenn man die dadurch erhizte Luft auf den unteren Theil der Darre wirken
laͤßt.
Die von mir beschriebenen Vorrichtungen sind mannigfacher Abaͤnderungen
faͤhig, auch kann man als Heizmedium verschiedene Fluͤssigkeiten, wie
z.B. Oehl, anwenden. Meine Erfindung beruht lediglich darauf, daß ich die der
Behandlung zu unterwerfenden Fluͤssigleiten durch Roͤhren oder andere
Vorrichtungen, auf welche Dampf, heißes Wasser, Oehl oder eine andere
gehoͤrig erhizte Fluͤssigkeit einwirkt, circuliren lasse.