Titel: | Ueber eine von Hrn. Ad. Theodor Bertier vorgeschlagene Methode die Bildung von Schaum nach dem Verkochen der Runkelrübensyrupe zu verhüten und die Formen voll zu erhalten. Von Hrn. Malapeyre dem älteren. |
Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XVII., S. 52 |
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XVII.
Ueber eine von Hrn. Ad. Theodor Bertier vorgeschlagene Methode die
Bildung von Schaum nach dem Verkochen der Runkelruͤbensyrupe zu verhuͤten
und die Formen voll zu erhalten. Von Hrn. Malapeyre dem aͤlteren.
Im Auszuge aus dem Journal de l'Académie de
l'Industrie. April 1837.
Bertier's Behandlung des Runkelruͤbensyrupes.
Hr. Ad. Th. Bertier, ein ehemaliger Schuͤler Dubrunfaut's und dermalen Director einer Zukerfabrik im
Neutraer Comitate in Ungarn, bringt folgende Methode in Vorschlag, um nach dem
Verlochen die Schaumbildung im Kessel zu verhuͤten, und um die Formen voll zu
erhalten.
„Es ereignet sich in den Zukerfabriken Frankreichs sowohl, als auch
anderwaͤrts, daß der Syrup nach dem Verkochen im Kessel haͤufigen
Schaum auswirft. Ich arbeitete am Anfange der Campagne 1835–36 mit guten
Runkelruͤben, die auf einem umgestuͤrzten Wiesgrunde im zweiten
Jahre gebaut worden sind, und die mir einen Syrup gaben, obschon ich nur Kohle,
die bereits zum dritten Male wiederbelebt wurde, anwendete. Die verkochten
Syrupe waren sehr gut; allein, wenn sie in den Kessel oder in das
Kaͤhlgefaͤß kamen, so bildete sich waͤhrend des
Kuͤhlprocesses eine große Menge Schaum, und man haͤtte gar nicht
geglaubt, daß so schoͤne verkochte Syrupe einen so gelben Zuker geben.
Gewoͤhnlich wurde ein Thermometer in das Kuͤhlgefaͤß
gesenkt, und erst wenn dieser bis auf 60° Centigr. herabgesunken war,
schritt man zum Fuͤllen der Formen. Alle diese Formen bekamen eine
Hoͤhlung, und nach einiger Zeit fand man sogar Hoͤhlen von 2 bis
zu 6 Zoll in ihnen. Man koͤnnte glauben, daß dieß davon
herruͤhrte, daß ich zu heiß fuͤllte; allein ich war gezwungen
damit zu eilen; denn mein Syrup war so gesaͤttigt, daß er schnell zu
einer Masse erstarrte.
„Es ist mir endlich gelungen, diese Formen ganz voll und an ihrer
Oberflaͤche so eben wie ein Brett zu erhalten; ja ich kann sogar die Bildung von
Schaum verhuͤten, die Arbeit mag gut oder schlecht, und der Zuker weiß,
gelb oder grau gewesen seyn. Ich bediene mich in meiner Fabrik weiter keines
Araͤometers und Thermometers, sondern verlasse mich auf das
Gefuͤhl und das Gesicht. Folgendes ist das Mittel, welches mich zu diesem
Resultate fuͤhrte.
„Der verkochte Syrup (cuite) wird in den
Kessel gegossen, und wenn er keine Neigung zum Schaͤumen zeigt, so bleibt
er auch darin, bis dieser gefuͤllt ist. Hierauf gelangt er in ein großes
rundes Gefaͤß von 3 1/2 Fuß im Durchmesser auf 8 1/2 Fuß Hoͤhe.
Zeigte er jedoch im Kessel Neigung zum Schaͤumen, so gießt man ihn
alsogleich in dieses Gefaͤß, welches aus Holz oder auch aus Kupfer, das
mit Weißblech gefuͤttert ist, bestehen soll. Jenes, dessen ich mich
bediene, faßt gerade den verkochten Syrup von einem Tage. Die Syrupe werden
saͤmmtlich nach einander und bis zu den Waschwassern der Filtern auf
diese Weise behandelt. Wenn Alles verkocht ist, so gießt man das Ganze in das
Kuͤhlgefaͤß, worin man es belaͤßt, bis sich die
Krystallisation ausgesprochen hat, wovon man sich uͤberzeugt, wenn man
einen Loͤffel voll verkochten Syrupes heraushebt, und in das
Kuͤhlgefaͤß zuruͤkfließen laͤßt. Ist die
Krystallisation bis auf den geeignet befundenen Grad fortgeschritten, so
schreitet man zum Fuͤllen. Bei diesem einfachen Verfahren brauchte ich
waͤhrend der lezten vier Monate der Campagne auch nicht ein Mal, und zwar
weder im Kessel, noch im Kuͤhlgefaͤße abzuschaͤumen; und
alle sogenannten Lumpen- und Bastardformen gaben Massen ohne
Hoͤhlung, oder wenn ja zuweilen eine solche vorhanden war, so war sie
ganz unbedeutend. Die Oberflaͤche war immer so eben wie ein Brett, und so
hart, daß sie schon den ersten Tag nach der Raͤumung der Formen keinen
Eindruk vom Finger mehr annahm. Der aus keimenden Runkelruͤben gewonnene
Zuker hat keine so nervige Krystallisation wie der aus guten Ruͤben
erzielte; auch erreichte er nicht dieselbe Haͤrte; obschon
uͤbrigens auch er schaumlose und ebene Brode gibt.“
Es ist leicht begreiflich, daß die Krystallisation auf diese Weise
regelmaͤßiger wird, weil aller verkochte Syrup bei einer und derselben
Temperatur in das Kuͤhlgefaͤß gelangt; waͤhrend bei dem in
Frankreich uͤblichen Verfahren die zuerst versottenen Syrupe
abkuͤhlen, selbst wenn man sie schwaͤcher verkocht, als die
spaͤteren. Es findet also eine rasche Zukererzeugung Statt, und da die
uͤbrigen versottenen Syrupe nach und nach herbeigelangen, so muß man sich am
Ende des Fuͤllens oft beeilen, weil man nur mehr mit einer stark erhizten
Zukermasse zu thun hat. Es entsteht demnach eine um so groͤßere Hoͤhlung,
je heißer man fuͤllt, und je groͤßer das zur Aufnahme des Syrupes
dienende Gefaͤß ist.