Titel: | Ueber eine von Hrn. Winter erfundene tragbare Dreschmaschine. Auszug aus einem Berichte des Hrn. Masson-Four. |
Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XXIII., S. 67 |
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XXIII.
Ueber eine von Hrn. Winter erfundene tragbare Dreschmaschine. Auszug aus
einem Berichte des Hrn. Masson-Four.
Aus dem Journal de l'Académie de l'Industrie.
Maͤrz 1837, S. 38.
Winter's tragbare Dreschmaschine.
Die Dreschmaschine hat, seit sie im Jahre 1785 aus den Haͤnden des
Schottlaͤnders Andr. Meikle und seines Sohnes kam,
der zahlreichen, in Vorschlag gebrachten Modifikationen ungeachtet keine wesentlichen und hochwichtigen
Veraͤnderungen und Verbesserungen erfahren. Nur Hope,
Lothiau und Winter haben sie wirklich
verbessert, indem sie deren Bedarf an Triebkraft verminderten, ihre Arbeit
beschleunigten, und eine vollkommnere Ausdreschung erzielten. Hope veraͤnderte die Stellung der Kloͤpfel an der Trommel,
und zwar mit dem besten Erfolge.
Die Winter'sche Maschine unterscheidet sich sowohl von der
schottischen, als auch von allen uͤbrigen wesentlich durch die Zahl, die
Gestalt und die Anordnung der Kloͤpfel. Sie ist im Ganzen 8 Fuß lang und 3
bis 4 Fuß breit; zu ihrer Handhabung sind mit Einschluß des Raumes fuͤr die
an den Kurbeln aufgestellten Arbeiter nur 20 bis 25 Quadratfuß erforderlich. Ein von
einem einzigen Pferde getriebener Goͤpel kann 2 oder 3 Maschinen von der
groͤßten Dimension in Bewegung sezen.
Die Aehren werden von einem 15 bis 16jaͤhrigen Knaben in kleinen
Buͤscheln gleichmaͤßig vor den beiden Speisungscylindern, von denen
der eine cannelirt, der andere glatt ist, auf der Speisungstafel ausgebreitet. Sie
gelangen, nachdem sie von diesen Cylindern erfaßt worden sind, in den ersten
Klopfer, der aus sechs cannelirten Walzen, welche sich um sich selbst drehen, und
die an einem um seine Achse umlaufenden Kreuze angebracht sind, besteht. Das
uͤber eine Schraͤgflache hinabgleitende Stroh wird abermals von zwei
Speisungswalzen erfaßt, und der Einwirkung eines zweiten, dem ersteren
aͤhnlichen Klopfers ausgesezt. Eben so laͤuft es noch durch ein
drittes Paar von Speisungswalzen, um zum dritten Male ausgedroschen zu werden; und
nachdem es endlich auch noch durch ein viertes Walzenpaar gegangen ist, kann man das
Stroh beseitigen und gleich in Buͤndel zusammenrichten. Die Speisungswalzen
sowohl als die Klopfer werden durch ein gußeisernes Raͤderwerk in Bewegung
gesezt; den verschiedenen Rollen wird die Bewegung durch Vaucanson-Ketten mitgetheilt. Die Zapfen der Speisungswalzen laufen
in Anwellen, deren oberer Theil mit einem Hebel, an dessen Ende ein Gewicht
aufgehaͤngt ist, in Verbindung sieht. Dieses Gewicht wird verstaͤrkt
oder vermindert, je nach dem Druke, den man zu erzielen wuͤnscht. Unter jedem
Klopfer befindet sich ein mit einem Felle uͤberzogenes und von Federn
getragenes Brett; und mittelst einer an dem Kopfe der Maschine unter der
Speisungstafel befindlichen Schraube kann man die unter den drei Klopfern
angebrachten Bretter gleichzeitig heben oder senken, und die Reibung der Klopfer,
d.h. die Kraft des Schlages auf die Aehren vermehren oder vermindern. Die Aehren
bekommen zwischen 2000 und 3000 Schlaͤge in der Minute; auch hat sich
gezeigt, daß das Ausdreschen leichter erfolgt, und daß die Koͤrner besser von den Spelzen
befreit werden, wenn die Klopfer die Unterlage kaum beruͤhren. Die Aehren
muͤssen in kleinen, mit der Breite der Maschine im Verhaͤltnisse
stehenden Quantitaͤten dargeboten werden, und sollen nie die von der Praxis
bewaͤhrt gefundene Quantitaͤt uͤbersteigen. Ein unter dem
Klopfer angebrachter Ventilator reinigt das auf dem inneren Brette herabrollende
Getreide von den Spelzen und dem Staube; ein Reibcylinder, der hauptsaͤchlich
bei der Gerste in Anwendung kommt, dient zur Beseitigung der brandigen
Koͤrner und der zu fest anhaͤngenden Grannen und Spelzen. Es fehlt dem
Apparate nur mehr eine Buͤrste, die den Koͤrnern den auf den
Maͤrkten beliebten Glanz gibt, und die Hr. Winter
leicht mit seiner Maschine in Verbindung bringen kann.
Es ist unmoͤglich, daß in dieser Maschine auch nur eine Aehre dem
Dreschprocesse entgehen kann. Je kuͤrzer das Stroh, um so schneller ist die
Arbeit vollbracht. Wenn die Maschine gehoͤrig mit Klauenfett, Schweineschmalz
und Graphit geschmiert ist, so liefert sie mehr als 1 1/2. Hectoliter Getreide in
der Stunde, wobei das Stroh, was kaum glaublich scheinen mag, weit weniger
zerknittert wird, als beim Ausdreschen mit dem Dreschflegel. Man kann sie auf ihren
Raͤdern oder auf einer Art von Schlitten leicht von einem Orte zum anderen
schaffen, so daß mehrere Grundbesizer eines Ortes gemeinschaftlich eine Maschine
benuzen koͤnnen.
Keine andere Dreschmaschine, als die Winter'sche,
duͤrfte so sehr dem Beduͤrfnisse des kleineren Guͤterbesizers
entsprechen; denn sie ist wohlfeil, geraͤth nicht leicht in Unordnung, und
ist leicht auszubessern. Dabei liefert sie im Vergleiche mit der Triebkraft und den
an ihr beschaͤftigten Personen mehr Arbeit, ohne daß die Kosten des
Ausdreschens hoͤher zu stehen kaͤmen, als mit einer großen Maschine.
Sie arbeitet so viel wie 6 gewandte, kraͤftige Drescher mit dem Flegel; und
zu ihrer Bedienung ist nur eine oder hoͤchstens zwei Personen und ein Kind
erforderlich, so daß also mehr als die Haͤlfte des Arbeitslohnes erspart
wird. Der Landwirth kann sie zu jeder Zeit und je nach Bedarf arbeiten lassen, und
ist daher nicht mehr den Arbeitern, die zeitweise selten sind, Preis gegeben.
Ein Oekonomiegut von 20 Hectaren kann 250 Hectoliter Getreide erzeugen. Zum
Ausdreschen desselben mit dem Flegel sind, einen Drescher zu 2 1/2 Hectoliter des
Tages gerechnet, 100 Tagloͤhne zu 1 Fr. 50 Cent, noͤthig, so daß das
Ausdreschen auf 150 Fr. kommt. Die Winter'sche Maschine
hingegen verrichtet dasselbe Geschaͤft in hoͤchstens 14 Tagen
fuͤr 64 Fr., und rechnet man die Interessen des Anschaffungscapitales und die
Abnuͤzung zu 6 Proc., so gibt dieß 42 Fr., im Ganzen also 106 Fr. Die Ersparnis
waͤre hienach nur 44 Fr.; bedenkt man aber, daß der Ertrag an Koͤrnern
bei der Anwendung der Dreschmaschine um den zwanzigsten Theil hoͤher ist, so
steigert sich diese Ersparniß auf 57 Fr. Bei einem Grundbesize von 40 Hectaren
waͤchst die Ersparniß, abgesehen von dem Mehrertrage an Getreide, schon auf
180 Fr. an. Es ist demnach hergestellt, daß sich diese Maschine sowohl fuͤr
den kleineren, als fuͤr den mittleren Grundeigenthuͤmer vortrefflich
eignet; und daß kleinere Landwirthe sehr gut fahren muͤssen, wenn sie sich
auf gemeinschaftliche Rechnung eine derlei Maschine anschaffen. Eben so
koͤnnten sich mehrere Arbeiter zusammen eine Maschine kaufen, und mit dieser
von einem Oekonomen zum anderen wandern, um das Ausdreschen seines Getreides zu
uͤbernehmen. Uebrigens hat sich Hr. Winter, um
auch den kleinsten Grundbesizern zu entsprechen, entschlossen, Maschinen
herzustellen, die nur acht cannelirte Walzen haben, zu deren Bedienung nur ein
Erwachsener und ein Kind erforderlich sind, und die noch wohlfeiler seyn werden.
Ich schließe mit der Bemerkung, daß die fragliche Maschine in Gegenwart mehrerer
ausgezeichneter Landwirthe und auch vor meinen eigenen Augen zur vollkommenen
Zufriedenheit gearbeitet hat. Die Gesellschaft duͤrfte daher keinen Anstand
nehmen, die wichtigen Dienste, die Hr. Winter der
Landwirtschaft geleistet hat, durch Ertheilung ihrer Medaille zu lohnen.