Titel: Auszug aus einem Berichte, welchen die HH. Heinrich Schlumberger und August Scheurer der Société industrielle in Mülhausen über verschiedene Einrichtungen und Apparate in den englischen Bleichereien und Kattundrukereien erstatteten.
Fundstelle: Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XXXVI., S. 130
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XXXVI. Auszug aus einem Berichte, welchen die HH. Heinrich Schlumberger und August Scheurer der Société industrielle in Muͤlhausen uͤber verschiedene Einrichtungen und Apparate in den englischen Bleichereien und Kattundrukereien erstatteten. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhausen. No. 51. Mit Abbildungen auf Tab. III. Ueber die Kattundrukereien in England. Die verschiedenen Industriezweige, welche sich mit der Veredlung der Baumwolle befassen, haben in der neueren Zeit in England einen ungeheuren Aufschwung genommen; dessen ungeachtet fuͤhlt man die Handels- und Geldkrisis gegenwaͤrtig daselbst nicht weniger als bei uns in Frankreich; die Industrieproducte sind um 30–40 Procent gefallen; das gewalzte oder geschmiedete Eisen, welches vor Kurzem noch so gesucht war, fiel um 50 Proc., und die Eisenhaͤmmer haben deßhalb ihre Arbeiten einstweilen eingestellt. Wir trafen in der That keine einzige Fabrik, welche nicht mehr oder weniger stille stand oder doch ihre Production sehr beschrankt haͤtte.Die Verfasser haben die Manufacturstaͤdte Englands im Monat Julius 1837 bereist. Bei uns (in Frankreich) kommen die Rohstoffe viel theurer zu stehen als in England und dennoch muͤssen wir mit diesem Handelscoloß die Concurrenz aushalten. Wenn dieses jedoch mit dauerndem Erfolge moͤglich bleiben soll, so darf unsere Industrie in Zukunft nicht mehr durch das Monopol der franzoͤsischen Haͤfen und durch die hohen Zoͤlle auf die Rohstoffe gedruͤkt werden, besonders aber auch nicht mehr durch den falschen Handel, die sogenannte Spekulation, welche nichts als ein Mißbrauch der Capitalien ist, der die Geschaͤfte in Unordnung bringt, indem er die Production kuͤnstlich steigert und die Consumtion durch erhoͤhte Preise beschrankt, so daß fruͤher oder spaͤter immer wieder aͤhnliche Krisen wie die gegenwaͤrtige entstehen muͤssen, wovon er uns zu erloͤsen doch weder die Macht noch den Willen hat. Wenn wir einzig in Folge der hoͤheren Zoͤlle auf die Rohstoffe und unserer nachtheiligen geographischen Lage etwas theurer als die Englaͤnder fabriciren muͤßten, so koͤnnten wir diese Differenz doch noch durch einen wichtigen Zweig unserer Baumwollindustrie ausgleichen; wir meinen naͤmlich durch unsere schoͤnen aͤchtfarbigen Musseline etc., welche die Englaͤnder noch nicht in derselben Vollendung darzustellen vermoͤgen, und die in London so geschaͤzt sind, daß man fuͤr ein franzoͤsisches Musselinkleid daselbst einige Schilling mehr bezahlt als fuͤr ein englisches Fabricat. Der englische Kattundruker sieht noch immer mit Bewunderung auf unser Elsaß; er laͤßt sich bei der Wahl seiner Muster und Artikel durch die unserigen leiten. Wenn wir aber auch durch unsere schoͤneren und geschmakvolleren Muster den Vorzug vor den Englaͤndern haben, so sind wir doch hinsichtlich der mechanischen Einrichtung unserer Fabriken leider sehr im Nachtheil gegen sie. Wenn man die Preiscourante der englischen Maschinenfabriken mit den franzoͤsischen vergleicht, so bemerkt man besonders einen großen Unterschied bei den Dampfmaschinen, welche in England in diesem Augenblike wegen des schlechten Geschaͤftsganges und des niedrigen Eisenpreises um 50 Proc. wohlfeiler sind als bei uns; so kostet z.B. eine Expansionsmaschine von 25 Pferdekraͤften mit zwei Kesseln in Glasgow 17,500 Fr. Dabei wird garantirt, daß stuͤndlich per Pferdekraft nicht uͤber 2 1/2 Kilogr. der besten Steinkohle zum Betrieb derselben erforderlich sind, wobei allerdings zu beruͤksichtigen ist, daß wir die Pferdekraft etwas hoͤher als die Englaͤnder anschlagen. Fuͤr englische Maschinen muß man in Frankreich 15 Proc. Eingangszoll bezahlen; dazu kommt noch, daß die englischen Geseze nur die Ausfuhr solcher Maschinen erlauben, welche allgemein verbreitet sind; so darf z.B. keine Spinnmaschine ausgefuͤhrt werden. Der Zwek hiebei ist kein anderer, als die Verbreitung neuer Maschinen in Laͤndern, welche mit England concurriren, zu erschweren. Die Farbwaaren und chemischen Producte kommen in England ebenfalls wohlfeiler zu stehen als bei uns; der Unterschied betraͤgt bei lezteren im Durchschnitt wenigstens ein Drittel. Bei den aus dem Auslande kommenden Farbwaaren haben die Fabriken in Manchester wie in Glasgow den Vortheil, daß sie nicht weit vom Meere entfernt sind und noch dazu durch die in allen Richtungen verbreiteten Canaͤle bedeutend an Transportkosten ersparen. Die Lebensfrage der Manufacturen ist immer das Brennmaterial; die Englaͤnder bezahlen aber fuͤr ihre vortrefflichen Steinkohlen nur ein Fuͤnftel des Preises, wofuͤr wir sie in Muͤlhausen erhalten. In den Gegenden, wo sich die englische Industrie hauptsaͤchlich gruppirt hat, trifft man außer betraͤchtlichen Steinkohlenbergwerken gewoͤhnlich auch große Eisenwerke. Das Brennmaterial wird von den Gruben auf Eisenbahnen in die benachbarten Etablissements gefuͤhrt, welche so den Centner (112 Pfd.) zu 4 Pence (12 kr.) bekommen. Ungeachtet des niedrigen Preises des Brennmaterials benuzt aber der Englaͤnder die Wasserkraft dennoch, wo sie ihm zu Gebot steht. Da das Land sehr gebirgig ist, so gibt es viele Gefaͤlle, welche durch zwekmaͤßig angelegte Reservoirs gleichfoͤrmiger als bei uns gespeist werden. Die Wasserraͤder werden gewoͤhnlich aus Eisen verfertigt und so angebracht, daß durchaus kein Wasser verloren geht. Wir sahen z.B. eine Spinnerei bei Bolton mit einem Wasserrad von 300 Pferdekraͤften, welches 63 Fuß im Durchmesser hatte und aͤußerst kuͤhn gebaut war. Der englische Fabrikant ist auch fortwaͤhrend bemuͤht, eine groͤßere Mannigfaltigkeit von Geweben aus Baumwolle zu erzeugen und diese, besonders durch Nachahmung der Wollenstoffe, bei der aͤrmeren Classe immer mehr in Aufnahme zu bringen. Die Handarbeit ist in England offenbar theurer als bei uns, und in dieser Hinsicht haben wir also einen Vortheil; in Schottland ist zwar die Handarbeit nicht viel theurer als bei uns, aber dort wie in England zeigt der Coalitionsgeist der Arbeiter eine Hartnaͤkigkeit und Entschiedenheit, wovon man bei uns gluͤklicherweise kein Beispiel hat. Als wir Glasgow besuchten, waren alle Spinnereien daselbst geschlossen und den Arbeitern seit drei Monaten durch ihren Verein das Spinnen verboten! Es war ihnen naͤmlich eine Lohnerhoͤhung, die sie im vorhergehenden Jahre erhalten hatten, von den Fabrikanten entzogen worden; sie verweigerten deßhalb alle Arbeit und wurden waͤhrend ihrer Unthaͤtigkeit von dem Vereine der Spinner in Manchester unterstuͤzt. Die meisten von ihnen zogen sogar vor, Schottland zu verlassen und in England zu arbeiten, als sich dem neuen, von den Fabrikanten festgesezten Tarif zu unterwerfen. waͤhrend dieser ganzen Zeit mußten nun die Spinnereibesizer ihre Dampfmaschinen woͤchentlich zwei Mal heizen lassen, um die Spinnstuͤhle in gutem Zustande zu erhalten. Der Verein der englischen Druker wollte nie die Verwendung von Weibern bei diesem Geschaͤfte gestatten, und verlangte uͤberdieß immer von den Lehrlingen einen bedeutenden Beitrag in die gemeinschaftliche Casse; dieß veranlaͤßte einige Fabrikanten in Schottland alle ihre Druker fortzuschiken und durch Weiber und Lehrlinge zu ersezen. Die Lehrzeit ist auf sieben Jahre festgesezt, waͤhrend welcher der Lehrling nur auf die Haͤlfte des Lohnes eines ausgelernten Arbeiters Anspruch hat. In Schottland druken gegenwaͤrtig Weiber alle Einpaßfarben und verdienen dabei ein Drittel von dem Lohne eines gelernten Drukers. Die Englaͤnder erschweren uns hauptsaͤchlich durch ihre billigen Kattune die Concurrenz beim uͤberseeischen Absaz; ihre Gewebe sind meistens schmal und leicht, und mehrere Farben darauf werden auch immer (und zwar falsch) auf der Maschine gedrukt. Ein 5/8 breites Stuͤk von 28 Yards (21 franz. Ellen) kostete im Monat Julius vorigen Jahres 7 Schilling (8 Fr. 75 Cent.), so daß also von geringer Waare die franz. Elle nur auf 42 Cent. zu stehen kam. Von schoͤnen 3/4 breiten Kattunen kostete die franz. Elle 7 Pence oder 70 Cent. Die Kattundrukereien in Ronen haben von jeher dasselbe Princip wie die Englaͤnder gehabt, naͤmlich den Consumenten wohlfeile, dabei aber natuͤrlich geringere Waare zu liefern, und verdanken diesem Grundsaze die große Ausdehnung, welche ihre Industrie nach und nach erlangt hat; es kam ihnen dabei auch noch die Naͤhe von Paris und ihre geringe Entfernung vom Landungspunkte des Rohstoffes zu Statten. Bei dieser Gelegenheit wollen wir bemerken, daß man gegenwaͤrtig in Ronen und uͤberhaupt in der Normandie fast in allen Fabriken anstatt des Handdrukes die Perrotine anwendet, indem der hohe Druklohn geringe Artikel zu sehr vertheuern wuͤrde. Fuͤr Fabriken, welche mehrfarbige Walzendrukmaschinen besizen, ist die Perrotine jedoch weniger wichtig. Das Stechen einer Form fuͤr die Perrotine kommt beilaͤufig drei Mal so hoch wie fuͤr den Handdruk; aber diese Formen nuzen sich auch nicht so schnell ab wie beim Handdruke, und brauchen nur selten erneuert zu werden. Bisweilen verfertigt man die Formen fuͤr die Perrotine auch aus Schriftmetall,Ueber die neuesten Verbesserungen der Perrotine vergleiche man Polyt. Journal Bd. LXII. S. 157. A. d. R. Hr. Perrot versicherte uns, daß er seit zwei Jahren uͤber 60 Drukmaschinen abgesezt hat; gegenwaͤrtig verkauft er eine Maschine fuͤr drei Farben mit mechanischem Streicher zu 5000 Fr. Er baut in diesem Augenblike die erste Maschine fuͤr vier Farben, welche nach England bestimmt ist, und mit den Streichern auf 8000 Fr. zu stehen kommt. Wir wollen jezt einige in den englischen Kattundrukereien gebraͤuchliche mechanische Vorrichtungen, die theils neu, theils wenig bekannt sind, kurz beschreiben. Walzendrukmaschine. Ein Fabrikant aus der Gegend von Manchester ließ sich sowohl in England als in Frankreich ein Patent auf eine Walzendrukmaschine ertheilen, bei welcher das (bekanntlich sehr kostspielige) wollene Druktuch entbehrlich ist. Wir brauchen diese Maschine nicht naͤher zu erlaͤutern, da sie bereits im Polytechn. Journal (Bd. LX. S. 273) beschrieben worden ist. Bis jezt hat jedoch noch keine Kattundrukerei diese Neuerung angenommen, und alle Fabrikanten stimmen uͤberein, daß sie keinen Vortheil darbietet. In mehreren Fabriken sucht man dadurch an Walzendruktuͤchern zu ersparen, daß man sie sehr kurz anwendet, aber waͤhrend des Drukens immer einen rohen Baumwollzeug uͤber ihnen mitlaufen laͤßt, der dann nach zwei- bis dreimaligem Gebrauche gebleicht wird. Der rohe Zeug geht von der kupfernen Walze aus uͤber Trommeln, welche mit Dampf geheizt werden, und rollt sich dann auf einer Walze auf, um zum zweiten Mal gebraucht werden zu koͤnnen. Sieb zum gleichzeitigen Aufdruken mehrerer Farben. Dieses Sieb wird in einigen Kattundrukereien benuzt, um mehrere Farben gleichzeitig auf schwarzen, dunkelbraunen etc. Boͤden einzudruken. Dabei muß jedoch das Muster von der Art seyn, daß die verschiedenen Farben einander nicht zu nahe kommen, und die Eindrukfarben muͤssen auch natuͤrlich uͤber den Grund fallen koͤnnen, ohne ihn zu zeichnen oder ihm zu schaden. Jedes Muster erfordert ein besonderes Sieb, so daß dieses Verfahren nur dann wirklich vortheilhaft ist, wenn sehr viele Stuͤke auf dasselbe Muster gedrukt werden sollen. Die Farben, welche das Sieb E, Fig. 1, speisen muͤssen, befinden sich neben demselben in Gehaͤusen A, welche mit dem Siebe in Verbindung stehen. Die Farbe in den Gehaͤusen A darf nicht hoͤher stehen als das Siebtuch, und muß so gut als moͤglich auf gleicher Hoͤhe mit demselben erhalten werden. Die Farben laufen von den Gehaͤusen oder Behaͤltern A aus durch bleierne Roͤhren B in Faͤcher C, die sich gerade unter dem Siebe E befinden, in welches sie dann durch eben so viele senkrechte Roͤhren D gelangen, als gleichfarbige Stellen in dem Muster sind. Dieses Sieb ist aus Blei angefertigt, so daß alle Stellen E, welche Farbe erhalten muͤssen, durch Raͤnder, auf welche man den Siebzeug auflegt, von einander getrennt sind. Damit sich die verschiedenen Farben auf dem Zeuge nicht mit einander vermischen koͤnnen, nagelt man kleine Bleibleche uͤber alle Conturen der hohlen Raͤume und verkittet diese Conturen unter und uͤber dem Zeuge. Nachdem das Sieb so hergerichtet ist, gießt man in die Gehaͤuse A die verschiedenen Farben, welche natuͤrlich so duͤnn seyn muͤssen, daß sie durch die Roͤhren laufen und durch den Siebzeug dringen koͤnnen; lezterer muß ebendeßwegen auch aus einem sehr duͤnnen Gewebe bestehen. Um dieses Druksieb bedeutend zu vereinfachen, duͤrfte man nur alle unteren Abtheilungen weglassen und sie durch Kautschukroͤhren B, Fig. 2, ersezen, welche von den Farbbehaͤltern A ausgehen und sich so geradezu in das Sieb E begeben koͤnnten. Da man diese Roͤhren nach Belieben biegen koͤnnte, so ließen sie sich leicht jedwedem Muster anpassen. Das Sieb wird bisweilen auch aus Holz anstatt aus Blei verfertigt; es ist dann weniger kostspielig und leichter anzufertigen, aber auch nicht so dauerhaft. Mechanischer Streicher fuͤr den Handdruk. Dieser kleine Apparat, welcher das Streichen der Farben beim Handdruke ersezen muß, wird nur in einer einzigen Fabrik in Manchester benuzt und auch dort ist seine Anwendung noch sehr beschraͤnkt. Das Sieb oder der Trog besteht bei diesem Apparate, Fig. 3, aus einem kleinen Kasten A von Eisenblech, welcher 12 Zoll breit, 18 Zoll lang und 2 Zoll tief ist; er wird mit Gummiwasser oder unbrauchbaren alten Farben gefuͤllt und mit Wachsleinwand luftdicht uͤberzogen. Man stellt diesen kleinen Trog auf vier eiserne Stuͤzen B von beilaͤufig einem Fuß Hoͤhe. An den beiden Enden des Siebes und in gleicher Hoͤhe damit befinden sich Rollen oder Walzen C und D, uͤber welche das endlose Tuch des Siebes E lauft; von diesen begibt es sich unter den Apparat mittelst zweier anderen Rollen F und G, die am unteren Theile der Stuͤzen B befestigt sind. Unter der unteren Rolle F befindet sich ein kleiner Behaͤlter H, welcher die Farbe enthaͤlt, und mit einer kleinen Speisungswalze J versehen ist. Von einer umlaufenden Trommel her geht nun ein Laufband uͤber die Rolle F, die sich uͤber der Speisungswalze J befindet, und dreht so das Siebtuch E, welches sich mit Farbe beschikt, indem es zwischen diesen zwei Walzen hindurchgeht. Zwischen der unteren Walze oder Rolle F und der oberen Rolle C befindet sich ein eiserner oder messingener Streicher K, der alle uͤberfluͤssige Farbe von dem Tuche wegzunehmen hat; dieses gelangt dann mit Farbe beschikt wieder auf den oberen Theil des Apparates, wo der Druker seine Form auf gewoͤhnliche Art aufsezt. Dieser Streichapparat, welcher an und fuͤr sich und wegen der erforderlichen Triebkraft schon ziemlich kostspielig ist, hat den Nachtheil, daß man viel Siebtuch braucht, daß die Farbe der Luft eine große Oberflaͤche darbietet und daß er weder fuͤr zarte Muster noch fuͤr alle Verdikungsmittel anwendbar ist. Auch darf man nicht vergessen, daß der Druker seinen Streichknaben beim Auflegen des zu drukenden Zeuges auf den Druktisch und beim Zuruͤkziehen davon oft wohl brauchen kann. Glanzpapier fuͤr die Druker. Bekanntlich braucht man in allen Drukereien und besonders beim Druken der Shawls sehr viel Papier. In England benuzt man jezt statt des gewoͤhnlichen Papiers ein Glanzpapier, welches sich beinahe zwei Monate lang verwenden laͤßt, waͤhrend das gewoͤhnliche Papier im Verlauf eines Tages unbrauchbar wird. Es wird folgender Maßen bereitet: man loͤst in 1 Liter gekochten Leinoͤhls 2 Loth gelbes Wachs und 2 Loth gepulverten Bleizuker auf. Nachdem dieses Gemenge bis zur Aufloͤsung des Wachses erhizt worden ist, breitet man den Firniß mit einer Buͤrste auf beiden Seiten des Papieres aus. Hierauf haͤngt man dasselbe acht Tage lang an einem luftigen Orte auf, um es zu troknen. In einigen Fabriken benuzt man anstatt Papier auch Wachsleinwand; diese kann aber wegen ihrer Dike zarten Drukformen leicht nachtheilig werden. Bleichen. Die Englaͤnder bleichen in der Regel mit weniger Operationen und wir weniger Sorgfalt als wir ihre Stuͤke rein weiß, so daß sie im Krapp nicht mehr einfaͤrben; der Grund davon ist, daß die englischen Zeuge gewoͤhnlich leichter und auf mechanischen Stuͤhlen erzeugt sind, daß der Weber wenig oder gar kein Fett anwendet, endlich daß das Bleichen meistens kurze Zeit nach dem Weben vorgenommen wird. Wir haben mit Vergnuͤgen bemerkt, daß man schon in mehreren Fabriken zum Laugen kohlensaures Natron anstatt des aͤzenden anwendet, nachdem man den Stuͤken zuvor eine Kalklauge gegeben hat. In mehreren Fabriken hat man die Harzseife (Colophoniumseife) beim Bleichprocesse sehr vortheilhaft befunden, in anderen wurde sie als unnuͤz aufgegeben. Wir hatten auf unserer Reise auch Gelegenheit eine der groͤßten Bleichanstalten bei Elberfeld zu besuchen. Die Eigenthuͤmer versicherten uns, daß sie bisher kein reines Weiß zu erzielen im Stande waren, weil sie lauter schwere schlesische Zeuge bleichen, die immer einige Monate liegen bleiben, ehe man sie ihnen uͤberschikt, und welche man auf Handstuͤhlen mit Anwendung vielen Fettes webt. Seit einigen Monaten aber benuzten sie das im Muͤlhauser Bulletin Nr. 48 (Polyt. Journal Bd. LXIV. S. 448) empfohlene Bleichverfahren und erhielten seitdem ein vollkommenes Weiß. Dieses Verfahren besteht bekanntlich darin, die Stuͤke mit Kalk auszukochen, zu saͤuern und hierauf mit kohlensaurem Natron anstatt mit aͤzendem zu laugen. Ein Fabrikant in Manchester hat ein Patent auf ein neues Bleichverfahren genommen, wobei die Stuͤke nicht aus den Kufen kommen. Es ist beinahe dasselbe wie das kuͤrzlich ohne Erfolg in einer Bleicherei in Muͤlhausen versuchte. Das englische Verfahren besteht darin, die rohen Stuͤke in eine große steinerne Kufe zu bringen, welche man genau verschließt und durch die man dann mittelst Pumpen alle Fluͤssigkeiten, naͤmlich die Lauge, das Wasser, die Chlorkalkloͤsung, die Saͤuren etc. hindurchtreibt. Es ist nicht wahrscheinlich, daß man nach diesem Verfahren ein reines Weiß fuͤr Krappartikel zu erzeugen im Stande ist, weil den Zeugen dabei keine mechanische Reinigung zu Theil wird; fuͤr Zeuge, die bloß zum Appretiren weiß gemacht werden und denen daher nicht alle fettigen Theile entzogen zu werden brauchen, ist dieses Verfahren aber vielleicht ausreichend.Die Verfasser meinen hiemit ohne Zweifel Bridson's Patent-Bleichverfahren; dasselbe ist auch hauptsaͤchlich nur fuͤr Leinewand berechnet, welche appretirt werden soll, man vergleiche Polyt. Journal Bd. LXIII. S. 178. A. d. R. Das bedeutendste Bleichetablissement in England ist das der HH. Thom. Ridgway in Hornvide bei Bolton. Dieses Haus bleicht und appretirt taͤglich 6000 Stuͤke, welche groͤßten Theils nach Brasilien ausgefuͤhrt werden. Die Triebkraft liefern vier Dampfmaschinen und der taͤgliche Verbrauch an Steinkohlen betraͤgt 60 Tonnen oder 66000 Kilogr. Es besizt 42 Cylinder zum Appretiren. Die Laugkufen sind aus Gußeisen angefertigt und werden mit Dampf erhizt; sie stehen alle in einem Halbkreise herum, in dessen Mitte sich ein großer Krahn befindet, womit immer die ganze Masse der in einer Laugkufe enthaltenen Stuͤke nebst dem eisernen Boden herausgehoben und auf einen Karren niedergesenkt wird, der sie dann zu den Waschraͤdern bringt. Zur Behandlung mit Chlor dient ein Apparat, welcher die Chlorkalkloͤsung bestaͤndig uͤbergießt; der Chlorkalk, welcher die Stuͤke durchdrungen hat, sammelt sich in einem unter der Kufe befindlichen Behaͤlter und wird von dort mittelst einer Pumpe wieder in einen uͤber der Kufe befindlichen Kasten hinaufgetrieben, aus welchem er sich durch ein Sieb in Gestalt eines Regens uͤbergießt. Diese Kufen enthalten gewoͤhnlich 600 Stuͤke. Die Stuͤke, welche nach den Bleichoperationen durch die Auspreßmaschine passirt sind, hissen sich durch einen Mechanismus in den oberen Theil der Trokenstube hinauf. Die auf Walzen aufgerollten Stuͤke rollen sich durch einen sehr sinnreichen Mechanismus ab und haͤngen sich von selbst auf den Latten auf. In dem Maaße als die Latten behaͤngt sind, schreitet die Maschine auf einer Eisenbahn vor und sezt so ihren Lauf nach der ganzen Laͤnge der Trokenstube fort. Da die Maschine die ganze Breite des Gebaͤudes hat, so rollt sie eine dieser entsprechenden Walzenreihe auf Einmal ab. Zum Sengen der Zeuge benuzt man in England gewoͤhnlich Halbcylinder aus Gußeisen von einem halben Zoll Dike, welche zum Rothgluͤhen erhizt werden; in einigen Fabriken hat man dieselben durch kupferne Halbcylinder von drei Viertelslinien Dike ersezt. Leztere koͤnnen drei Monate lang gebraucht werden, erstere aber muß man alle Wochen erneuern. Bei Anwendung eines kupfernen Cylinders kann man 1500 Stuͤke mit einer Tonne Steinkohlen sengen, bei Anwendung eines eisernen aber nur 500 bis 600 Stuͤke mit der gleichen Quantitaͤt Steinkohlen. Waschraͤder. In allen englischen Fabriken benuzt man zum Reinigen der Stuͤke die bekannten Waschraͤder. In der Normandie hingegen wendet man hiezu fast uͤberall zwei uͤber einander liegende hoͤlzerne Walzen an, die bisweilen cannelirt sind, bisweilen aber auch glatt; durch einen solchen Apparat kann man taͤglich 120 Stuͤke passiren, die aber freilich nur schwach gereinigt werden. Auspreßmaschinen. Diese Maschinen trifft man in allen englischen Fabriken. Eine der hoͤlzernen Walzen laͤßt sich sehr vortheilhaft dabei durch eine Walze aus Baumwollzeug ersezen. Leztere Walzen werden eben so verfertigt, wie die Papierwalzen; man legt naͤmlich eine große Anzahl Scheiben von Baumwollzeug auf einander und schraubt sie zwischen zwei gußeisernen Platten stark zusammen. Eine Auspreßmaschine mit einer solchen Baumwollwalze dauert viel laͤnger, als wenn beide Walzen wie bei uns aus Holz verfertigt sind. Faͤrbekufen. In den meisten groͤßeren englischen Fabriken bestehen die Faͤrbekufen aus Gußeisen von geringer Dike. Man hat von diesen metallenen Kufen keinen nachtheiligen Einfluß verspuͤrt. Ihre Scheiben sezt man in einigen Fabriken mit Zahnraͤdern anstatt mit Laufbaͤndern in Bewegung. In einigen Faͤrbereien bemerkten wir uͤber jeder Farbekufe einen hoͤlzernen Schornstein, dessen unterer Theil die ganze Kufe uͤberdekte und sie so verschloß, daß nur durch das uͤber die Deke hinausreichende Schornsteinende Dampf entweichen konnte. Diese Einrichtung gewahrt den Vortheil, daß sich keine Daͤmpfe im Faͤrbehause verbreiten koͤnnen, was besonders bei kalter Witterung, wo sie sich zu einem Nebel verdichten, sehr unangenehm ist. Trokenstuben. In England baut man allgemein die Trokenstuben sehr niedrig, wenig breit, hingegen lang; sie brauchen daher auch nur ein sehr schwaches und bei weitem nicht so kostspieliges Geruͤst wie unsere großen, 60 bis 70 Fuß hohen Trokenhaͤuser. Man haͤngt die Stuͤke gewoͤhnlich an Haͤkchen unter den Latten auf; der Arbeiter sieht dabei auf einer Art Wagen von der Breite der Trokenstube, der auf einer Schienenbahn nach Belieben vorwaͤrts und zuruͤk gezogen werden kann. Wir sahen in der Kattunfabrik des Hrn. Walter Crum bei Glasgow eine Art zu troknen, wobei an Zeit und Brennmaterial erspart werden muß. Die Trokenstube unterscheidet sich von den unserigen bloß dadurch, daß man der heißen Luft und dem Dampfe durchaus keinen Austritt gestattet, sondern das Zimmer waͤhrend des Troknens der Stuͤke luftdicht geschlossen haͤlt; man versicherte uns, daß man auf diese Art die 200 Stuͤke, welche die Stube faßt, in drei Stunden troknen kann, waͤhrend dazu fuͤnf Stunden erforderlich sind, wenn man wie gewoͤhnlich der Hize einen Ausweg gestattet; sonach wuͤrden bei diesem Verfahren zwei Fuͤnftel an Zeit und Brennmaterial erspart. Hr. Crum ging bei seiner Methode von dem Grundsaze aus, daß wenn man den Strom heißer Luft, welchen wir in unsere Hangen leiten (und der uns einen betraͤchtlichen Verlust an Waͤrme verursacht, indem nicht alle heiße Luft Zeit hat sich ganz mit Feuchtigkeit zu saͤttigen) durch eine hoͤhere Temperatur ersezt, die Zeuge eben so vollstaͤndig, in kuͤrzerer Zeit und mit geringerem Waͤrmeverluste sich troknen lassen muͤssen. Bisweilen sieht man in England auch Trokenstuben uͤber den Dampfkesseln angebracht, um die von diesen abgegebene Hize zu benuzen. Uebrigens haben sie dann keine Verbindung mit dem Plaze, wo sich der Heizer aushaͤlt, damit Staub und Rauch nicht in sie dringen koͤnnen. Oft erhizt man die Trokenstuben durch Dampf, und zwar mittelst gußeiserner Roͤhren von 6 Zoll Durchmesser, deren eine so große Menge auf dem Boden der Trokenstube angebracht ist, daß sie denselben fast ganz bedeken. Diese Heizmethode waͤre bei uns offenbar viel zu kostspielig und wuͤrde ohne Zweifel keine Ersparniß an Brennmaterial gewaͤhren. In fast allen englischen Kattunfabriken (wie auch in der Normandie) trifft man kupferne Cylinder, die mit Dampf geheizt werden, zum Troknen der Zeuge. Gewoͤhnlich sind diese Cylinder so lang, daß zwei oder drei Stuͤke neben einander daruͤber streichen koͤnnen. Oft bestehen diese Apparate bloß aus einer einzigen Reihe von sechs Cylindern, oft aber auch aus zwei solchen Reihen, die sich uͤber einander befinden und in lezterem Falle passiren die beiden Seiten des Zeuges abwechselnd uͤber die Cylinder. Man hat auch solche Cylinder aus Weißblech anstatt aus Kupfer verfertigt, und sie conservirten sich waͤhrend eines 25jaͤhrigen Gebrauches sehr gut. Trokenstuben fuͤr grundirte Zeuge. Da bereits die in der Normandie gebraͤuchlichen Trokenstuben mit Walzen und auch der in England gewoͤhnlich benuzte Hotflue im Bulletin (Polyt. Journal Bd. LVI. S. 92) beschrieben und abgebildet wurden, so haben wir nicht noͤthig uns uͤber diese Einrichtungen naͤher zu erklaͤren und wir bemerken bloß, daß wir weder neuere noch bessere zu sehen bekamen. Feuerroͤste. Man empfiehlt dazu eiserne Stangen, welche in ihrer ganzen Dike durchloͤckert worden sind. Die Luft, welche durch die Loͤcher zieht, kuͤhlt den Rost bestaͤndig ab und verhindert so das Verbrennen desselben. Mechanische Heizer. Die bekannten Apparate, wodurch der Rost mechanisch mit Brennmaterial gespeist wird, verbreiten sich in England immer mehr. Einige Fabrikanten behaupten dadurch 20 Proc. an Brennmaterial zu ersparen. Wenn man einen solchen Apparat anwendet, ist der Rost immer schwach beschikt und das Feuer gleichfoͤrmig; auch kann ein einziger Arbeiter dann sechs Feuer bedienen. Die Roststangen muͤssen aber einander sehr nahe liegen, damit von den kleineren Steinkohlenstuͤken nicht zu viele hindurchfallen koͤnnen. Indessen ist dieser Apparat immer weit vortheilhafter fuͤr Spinnereien als fuͤr die Dampfkessel der Faͤrbereien, weil man bei lezteren die Dampferzeugung nicht gleichfoͤrmig betreiben kann, sondern bald beschleunigen, bald vermindern muß. Ein solcher mechanischer Heizer kostet in Manchester 28 Pfd. Sterl. Dampfkessel. Wo mehrere Dampfkessel neben einander stehen, pflegt man sie in England durch eine Roͤhre zu verbinden, damit, wenn in einem derselben in Folge eines Fehlers des Schwimmers, der Wasserstand zu tief sinkt, er sich durch die Verbindungsroͤhre mit dem Wasser der anderen Kessel speisen kann. Apparate zum Filtriren des Wassers. Die Verfahrungsarten beim Filtriren des Wassers mußten besonders unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen und wir wollen daher die verschiedenen Filtrirapparate, welche wir zu sehen Gelegenheit hatten, genau beschreiben. Auf folgende Art wird das Seinewasser an der Pont-Marie in Paris zum Gebrauch der Haushaltungen filtrirt. Das Wasser wird zuerst von der Seine in vier große Kufen A (Fig. 4) gepumpt; diese bestehen aus Eichenholz, sind 15 Fuß hoch und haben 8 bis 9 Fuß im Durchmesser. In ihnen laͤßt man das Wasser einige Stunden ruhig stehen, damit sich die groͤßten Unreinigkeiten daraus absezen. Dann wird es durch sechs Pumpen B, welche in die Kufen A bis auf einen Fuß von ihrem Boden einmuͤnden, gehoben. Die Pumpenkoͤrper B sind in zwei ovalen Behaͤltern C befestigt, von denen der eine uͤber dem anderen angebracht ist; der obere gießt naͤmlich das Wasser in den unteren in Form eines Wasserfalles uͤber. Von diesen Behaͤltern C tritt das Wasser in hoͤlzerne Canaͤle D, welche 9 Zoll hoch und eben so breit sind. Diese Canaͤle D sind mit Roͤhren E versehen, wodurch das Wasser in Filtrirkaͤsten G auslaͤuft. Das Wasser sezt auf seinem Wege durch die Canaͤle D noch einen Theil seiner Unreinigkeiten ab; man stekt daher vor die Austrittsoͤffnungen Schwaͤmme F, um dieselben zuruͤkzuhalten. Die Filtrirkaͤsten G sind gerade unter den Roͤhren E angebracht und jeder erhaͤlt sein Wasser in drei Strahlen. Die Kaͤsten G enthalten ein Gemenge von feinem Sand, Kies und Holzkohle. Den Sand erhaͤlt man durch Zermalmen des Pariser Pflastersteins. Den Kies nimmt man in nußgroßen und die Holzkohle in erbsengroßen Stuͤken. Von diesem Gemenge kommt eine 12 bis 15 Zoll dike Schichte in die Kaͤsten und daruͤber noch eine Schichte Kies. Das Wasser, welches diese Masse durchdrungen hat, laͤuft am unteren Theile der Filter vollkommen klar ab und begibt sich durch Roͤhren H in große Kufen oder Behaͤlter J, aus welchen es zum Gebrauch abgezapft wird. Den Sand, den Kies und die Kohle erneuert man alle Tage. Die großen Kufen A, wo das Wasser seine Unreinigkeiten absezt, und die Canaͤle D werden jeden Abend gut gereinigt, so wie auch die oben erwaͤhnten Schwaͤmme F. Die waͤhrend eines Tages benuzte filtrirende Masse wird den anderen Tag ausgewaschen. Man bringt sie zu diesem Ende auf ein Eisendrahtsieb, das an einem Hebel haͤngt und in einen mit Wasser gefuͤllten Bottich getaucht wird. Der Arbeiter ertheilt dem Sieb eine Bewegung, so daß aller Sand und der Unrath durch das Sieb gehen; der Kies und die Kohle bleiben also hievon gereinigt darauf zuruͤk; da die Kohle leichter ist, so begibt sie sich an die Oberflaͤche und kann also leicht weggenommen werden. Der durch das Sieb gegangene feine Sand wird durch Decantiren ausgewaschen, indem man ihn mehrmals mit gewoͤhnlichem und zulezt noch mit filtrirtem Wasser anruͤhrt. Den so gereinigten Sand und Kies benuzt man wieder zum Filtriren, die Kohle aber muͤßte hiezu vorher ausgegluͤht werden; man zieht es in diesem Etablissement vor, sie zu troknen und als Brennmaterial zu verkaufen. Seit einigen Monaten hat man am Hôtel Dieu in Paris ein anderes Filtrirsystem eingefuͤhrt, welches einfacher als das obige ist. Dieses Verfahren besteht darin, das Wasser, nachdem es seine groͤbsten Unreinigkeiten bereits abgesezt hat, in einen Behaͤlter A (Fig. 5) zu pumpen, der 40 Fuß uͤber dem Filter angebracht ist; das Wasser muß daher unter einem starken Druk die filtrirende Masse durchdringen. Der Behaͤlter ist durch eine Roͤhre B mit dem Filter in Verbindung gebracht und lezteres besteht aus einem sehr starken, mit eisernen Reifen gebundenen Faß C, welches durch vier durchloͤcherte doppelte Boͤden in fuͤnf Faͤcher abgetheilt ist. Die untere Abtheilung D ist leer. Die zweite Abtheilung E ist mit filtrirender Masse von einem Fuß Dike gefuͤllt und zwar auf folgende Art: die untere Schichte besteht aus kleinem Kies, hierauf kommt eine Schichte feinen Sandes, nach dieser eine Schichte groben Sandes und endlich zuoberst eine Schichte von demselben Kies wie in der ersten Schichte. Die dritte Abtheilung F ist leer. Die vierte G ist mit denselben filtrirenden Substanzen gefuͤllt wie die zweite E, aber in umgekehrter Ordnung. Die lezte oder fuͤnfte Abtheilung H ist leer. Jede leere Abtheilung ist mit zwei Haͤhnen versehen, wovon der eine zum Einlassen des Wassers bestimmte mit der Roͤhre des Behaͤlters communicirt, der andere aber zum Abziehen des filtrirten Wassers dient. Um den Apparat in Gang zu sezen oͤffnet man die Haͤhne J und L, damit das Wasser von dem Behaͤlter in die leeren Abtheilungen D und H gelangt, in welche es mit Gewalt eintritt, um dann die zwei filtrirenden Abtheilungen E und G zu durchstreichen, die eine von Unten nach Oben und die andere von Oben nach Unten. Aus diesen zwei Filtern begibt sich das Wasser in die mittlere leere Abtheilung F, deren Hahn N man oͤffnet, damit das filtrirte Wasser austreten kann. Jeden Abend wird die filtrirende Masse ausgewaschen, indem man mittelst derselben Wassersaͤule das Wasser in umgekehrter Richtung durch den Apparat treibt; man laͤßt naͤmlich das Auswaschwasser bei K durch die leere Abtheilung F eintreten und zwingt es so, durch die Haͤhne M und O der unteren und oberen Abtheilung wieder auszutreten. Zum Auswaschen nimmt man uͤbrigens filtrirtes Wasser. Durch diese Operation werden alle Unreinigkeiten, welche sich uͤber der filtrirenden Masse abgelagert hatten, aus dem Filter herausgezogen. Dieser Apparat ist seit einigen Monaten in Gang und bisher wurde die auf angegebene Weise vorgenommene Reinigung desselben genuͤgend befunden, wir vermuthen aber daß dieses in einiger Zeit nicht mehr der Fall seyn duͤrfte (?), sondern daß der Sand dann erneuert werden muß, was nicht anders moͤglich ist, als indem man das ganze Faß auseinander nimmt. Hr. Arago hat kuͤrzlich der Akademie der Wissenschaften einen sehr guͤnstigen Bericht uͤber diesen Filtrirapparat erstattet. Waͤhrend unseres Aufenthalts in Paris nahm Hr. Lanet ein Patent auf ein neues Filter, welches nach ihm dem vorher beschriebenen vorzuziehen ist, weil es mehr Wasser liefert und besonders weil es leichter zu reinigen ist. Das Eigentuͤmliche dieses Apparates besteht darin, daß man das Wasser mit einer großen Oberflaͤche auf das Filter ein- und mit einer kleinen davon austreten laͤßt. Mit 2 Filtern von 3 1/2 Fuß Hoͤhe und 32 Zoll Durchmesser erhaͤlt man bestaͤndig einen Zoll vollkommen gereinigtes Wasser oder 2000 Hectoliter taͤglich. Eine naͤhere Beschreibung dieses Apparates muͤssen wir nach dem Wunsche des Hrn. Lanet jezt noch unterlassen.Dieser Filtrirapparat scheint in der Hauptsache mit dem von Jaminet, woruͤber wir kuͤrzlich im Polyt. Journal (Bd. LXVI. S. 424) einen Bericht mittheilten, ganz uͤbereinzustimmen. A. d. R. Diese drei Filtrirmethoden eignen sich zwar um reines Wasser fuͤr die Haushaltungen zu gewinnen; sie sind aber zu complicirt und zu kostspielig, um in den Kattundrukereien angenommen zu werden. Wir wollen jezt das Verfahren beschreiben, wie man in England und Schottland das Fabrikwasser filtrirt. Da die meisten Fabriken nur wenig und oft truͤbes Wasser, bisweilen sogar nur unreines Brunnenwasser zu ihrer Disposition haben, so sind sie genoͤthigt dasselbe vor der Anwendung zu filtriren. Wir kennen Fabriken, welche sich ihr Wasser durch Leitungen aus einer Entfernung von mehreren Kilometern verschaffen muͤssen. Von den zahlreichen Filtern, welche wir untersucht haben, wollen wir nur zwei beschreiben, welche uns die zwekmaͤßigsten zu seyn scheinen. Das erste Filter (Fig. 6) wird folgendermaßen hergestellt: man graͤbt in der Erde ein 5 Fuß tiefes Reservoir von 40 bis 60 Quadratfuß aus. Da das Land sehr bergig ist, so waͤhlt man gewoͤhnlich zu diesen Filtern eine sehr hohe Stelle, damit sich das filtrirte Wasser in den Ateliers durch seinen natuͤrlichen Fall vertheilt. Im entgegengesezten Falle aber errichtet man dieses Reservoir in gleicher Hoͤhe mit dem Boden aus einer Mauer A von 12 bis 15 Zoll Dike und gibt derselben aͤußerlich durch eine Boͤschung von Erde B eine groͤßere Festigkeit. Innerlich kleidet man die Mauer mit einer 4 bis 5 Zoll diken Thonschichte C aus, damit kein Wasser verloren gehen kann und endlich richtet man zu groͤßerer Haltbarkeit gegen diesen Thon noch eine innere Boͤschung I) aus gewoͤhnlicher Erde. Auf dem Boden des Reservoirs errichtet man mit zwei uͤbereinander liegenden Baksteinen 10 bis 12 Zoll breite Canaͤle, welche mit Baksteinen zugedekt werden. Zwischen diesen Baksteinen laͤßt man enge Raͤume offen, damit das Wasser, nachdem es die filtrirende Schichte durchzogen hat, sich in den von diesen Canaͤlen gebildeten leeren Raum begeben kann. Von einer Stelle zur anderen befestigt man auf diesen Canaͤlen gußeiserne oder hoͤlzerne Roͤhren F von 6 Zoll Oeffnung, welche uͤber das Niveau des Wassers hinaufreichen und so der Luft einen Ausweg gestatten, wenn man das Reservoir mit Wasser fuͤllt. An einer Seite des Reservoirs bringt man einen steinernen oder hoͤlzernen Kasten G von beilaͤufig zwei Quadratfuß Flaͤche und von der Hoͤhe des Reservoirs an. Dieser Kasten communicirt an seinem unteren Theile mit den Canaͤlen worin sich das filtrirte Wasser sammelt. Von diesem Kasten geht dann die Leitungsroͤhre H aus, welche das filtrirte Wasser in die Ateliers fuͤhrt. Nachdem die Canaͤle fertig sind bringt man auf den Boden des Reservoirs eine 12 bis 14 Zoll hohe Schichte 6 bis 8 Zoll großer Steine, hierauf eine 6 Zoll hohe Schichte Kies, auf diesen eine zwei Zoll dike Schichte groben Sand und endlich noch eine 14 Zoll dike Schichte feinen Sand. Man laͤßt nun auf dieses Filter das Wasser laufen, welches, indem es die filtrirende Masse durchstreicht, die in ihm schwebenden Unreinigkeiten absezt. Es ist unnuͤz sich einen Behaͤlter fuͤr das filtrirte Wasser anzuschaffen, weil es in dem Maaße als man es braucht, in die Ateliers herablaͤuft, selbst wenn man davon sehr viel verbraucht. Um das Filter in gutem Zustande zu erhalten, braucht man es nur monatlich ein Mal auslaufen zu lassen und mit einem Streichholz beilaͤufig einen halben Zoll von der verunreinigten Sandschichte zu beseitigen, weil diese sonst das fernere Einsikern des Wassers erschweren wuͤrde. Wenn dieser Sand in Kufen mit Wasser ausgewaschen worden ist, kann man ihn wieder anwenden. Jedes Jahr muß die obere Schichte feinen Sandes ganz erneuert werden. Die unteren Schichten von Kies und Steinen bleiben immer. Wir haben in Manchester eine sehr große Faͤrberei gesehen, welche bloß uͤber Brunnenwasser und ein wenig Quellwasser verfuͤgen kann. Jenes enthaͤlt viel Kalk und dieses ist eisenhaltig. Diese beiden Wasser werden zu gleichen Theilen in eine Roͤhre gepumpt; darin vermischen sie sich und laufen dann in einen großen Behaͤlter wo sie durch gegenseitige Zersezung das Eisen und einen Theil des Kalks absezen; erst von diesem Behaͤlter aus laͤuft das Wasser dann in ein Filter um gelaͤutert zu werden. Wenn man nur ein truͤbes oder mit Pflanzenstoffen verunreinigtes Wasser zu Gebot hat, thut man gut dasselbe in einem besonderen Reservoir sich abklaͤren zu lassen, ehe man es auf die Filter gelangen laͤßt. Das zweite Filter, welches wir beschreiben wollen, ist noch einfacher als das erste. Es beruht auf dem Princip, daß man dem Wasser nur eine große Oberflaͤche der es reinigenden Masse darzubieten suchen muß, und daß die Dike dieser Masse eher ein Hinderniß als von Vortheil ist. Um dieses in Fig. 7 abgebildete Filter herzustellen errichtet man zuerst ein Reservoir wie fuͤr das vorhergehende und dann auf dem Boden desselben Canaͤle aus gewoͤhnlichen Bausteinen, aber ohne darauf Luftroͤhren anzubringen. Alsdann gibt man eine 12 bis 18 Zoll dike Schichte Steinkohlenruͤkstaͤnde hinein, und zwar die groͤberen Theile unten hin, die feinsten aber zuoberst. Das Wasser laͤuft von Oben in das Filter hinein und begibt sich dann wie im vorhergehenden Falle aus den am Boden befindlichen Canaͤlen in einen Kasten, an welchem eine Auslaufroͤhre angebracht ist, die es in die Ateliers leitet. Waͤhrend der ersten Tage laͤßt man das Wasser weglaufen, theils um die Steinkohlenruͤkstaͤnde gut auszuwaschen, theils damit sich eine Schichte Saz bilden kann, die dik genug ist, um die Unreinigkeiten aufzuhalten. Dieses Filter kann ein ganzes Jahr lang functioniren, ohne daß es gereinigt zu werden braucht; wenn das Filtriren nicht mehr gut von Statten geht, laͤßt man das Filter auslaufen, und nimmt den Unrath, welcher sich daruͤber absezte, hinweg; es ist dann wieder so gut wie anfangs. Wiedergewinnung des Indigos aus dem Saz der Blaukuͤpen. In der Kattundrukerei des Hrn. Walter Crum bei Glasgow wird viel Indigo zum Dunkelblaufaͤrben verbraucht und man erhaͤlt Massen von Saz, der sehr viel Indigo enthaͤlt und woraus man den Farbstoff zum Ansezen neuer Kuͤpen auszieht. Der Saz wird naͤmlich in großen Kufen mit ein wenig geloͤschtem Kalk und Eisenvitriol versezt. Man fuͤllt dann mit kaltem Wasser auf und ruͤhrt die ganze Masse gut um, worauf man sie bis zum anderen Tage sich absezen laͤßt, um alsdann die klare Fluͤssigkeit abzuziehen und durch weithinlaufende und breite Rinnen in eine Kufe auslaufen zu lassen; auf diesem Wege kommt die Fluͤssigkeit mit der Luft in vielfache Beruͤhrung, daher sich schon in den Rinnen viel Indigo niederschlaͤgt; er sammelt sich endlich in bedeutender Quantitaͤt auf dem Boden der Kufe an. Diese Operation wird mit demselben Saz 4 bis 5 Wochen lang wiederholt, indem man immer nach zweimaligem Aussuͤßen oder alle zwei Tage ein wenig Eisenvitriol und Kalk zusezt, um den Indigo stets desoxydirt und loͤslich zu erhalten. Nachdem der Saz auf diese Art dreißig Mal ausgewaschen worden ist, gibt er endlich keinen Farbstoff an das Waschwasser mehr ab und wurde in diesem Zustande fruͤher als erschoͤpft weggeworfen. Erst seit Kurzem hat man beobachtet, daß obgleich diese erschoͤpften Ruͤkstaͤnde an das Wasser nichts mehr abgeben, sie doch noch viel Indigo zuruͤkhalten und der Beweis dafuͤr ist, daß ein in diesen Ruͤkstand getauchter Baumwollzeug sich blau faͤrbt. Selbst der durch Baumwollzeug erschoͤpfte Saz enthaͤlt aber doch auch noch Indigo und man braucht ihn nur einige Tage mit einer geringen Menge einer desoxydirenden Substanz stehen zu lassen, um neuerdings eben so gut wie das erste Mal darin faͤrben zu koͤnnen. Benuzung des Holzgeistes (Holzessiggeistes). Diese Fluͤssigkeit, wovon der Gallon 8 1/2 Schilling kostet, wird gegenwaͤrtig in England statt des (hochbesteuerten) Alkohols sowohl zum Brennen in Lampen als zum Aufloͤsen des Farbstoffs der Alkannawurzel benuzt. Der Holzgeist wird bei der Calcination des holzsauren Natrons gewonnen.

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