Titel: | Ueber die zum Spannen der Wandtaue und Pardunen dienende Vorrichtung der HH. Brüder Drouault in Nantes, und über deren Kettentaue. |
Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. LI., S. 183 |
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LI.
Ueber die zum Spannen der Wandtaue und Pardunen
dienende Vorrichtung der HH. Bruͤder Drouault in Nantes, und uͤber deren
Kettentaue.
Aus dem Musée industriel. Vol. II. S.
376.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Drouault's Spannvorrichtung.
Der Apparat zum Spannen der Wandtaue, Pardunen und Mastkorbtaue, auf welchen die in
der Ueberschrift Genannten ein Patent besizen, zeichnet sich nach der bereits auf
mehreren Kriegs- und Handelsschiffen damit gemachten Erfahrungen sowohl durch
Leichtigkeit in der Handhabung, als auch durch Dauerhaftigkeit und Wohlfeilheit der
Unterhaltung in solchem Maaße aus, daß er vor dem bisherigen Systeme den Vorzug
verdient.
Die Vorrichtung besteht in einem Zapfenbande mit Dille, welche beide aus einem
Stuͤke geschmiedet sind. Die beiden Schenkel des Zapfenbandes sind durch
einen Bolzen, womit der Apparat an der Kette des Wandtaues befestigt wird,
verbunden. An dem oberen Theile des Zapfenbandes befindet sich ein Querstuͤk,
welches in den Seitentheilen fixirt ist, so zwar, daß zwischen ihm und dem oberen
Theile des Zapfenbandes Raum zur Aufnahme einer Schraubenmutter aus Bronze bleibt.
Diese im Inneren ausgeschraubte Schraubenmutter ist auch nach Außen mit einem
Schraubengewinde versehen, so daß sie als Tangente den fuͤnften Theil des
Umfanges einer endlosen Schraube, welche an zwei innen an das Zapfenband genieteten
Wangen fixirt ist, aufnehmen kann. An der Spindel der endlosen Schraube ist eine
Kurbel angebracht. Endlich geht durch die Dille des Zapfenbandes, die
Schraubenmutter, und das mit einer Dille versehene Querstuͤk, eine Schraube
mit Gewinden von 14 Millim., welche sich oben in einen Ring mit einer Rolle, um die
das Wandtau laͤuft, endigt, waͤhrend an ihrem unteren Ende ein
Querstuͤk oder ein Fuͤhrer befestigt ist.
Die in Fig. 11
gegebene Abbildung des Apparates macht alle weitere Beschreibung
uͤberfluͤssig. Was seine Handhabung betrifft, so ist sie eben so
einfach als leicht; denn, je nachdem man die Kurbel, nach der einen oder nach der
anderen Richtung dreht, wird der stehende Theil des Tauwerkes gespannt oder
nachgelassen werden. Nimmt man die Kurbel ab, so bleibt die Vorrichtung unbeweglich,
und es bedarf
durchaus keiner Bindung oder Befestigung, um sie gegen die Einfluͤsse des
Schaukelns und Schlingerns des Schiffes zu schuͤzen. Man kann das Ganze, um
es gegen die Oxydation zu verwahren, mit einer Huͤlle umgeben, durch die nur
die Kurbel hinausragt; auch traͤgt es sehr zur Conservirung bei, wenn man die
Schraube und Schraubenmutter mit einem Pinsel mit einer Mischung bestreicht, welche
man sich durch Erhizung von Talg und Oehl bereitet.
Was die Dimensionen der Theile der hier beschriebenen Vorrichtung betrifft, so sind
sie fuͤr Fahrzeuge von 250 bis zu 300 Tonnen ungefaͤhr nach folgendem
Maaßstabe zu waͤhlen. Die aus runden Eisenstaͤben bestehenden
Seitenstuͤke des sogenannten Rahmens sollen 46 bis 47 Centimeter
Laͤnge auf 13 bis 20 Millimeter im Durchmesser haben; von gleicher
Laͤnge, den Ring und die Rolle nicht mitgerechnet, soll auch die große
Schraube seyn, welche 30 Millimeter im Durchmesser und einen Spielraum oder eine
Bahn von beilaͤufig 35 Centimetern haben muß. Die Entfernung der beiden
Seitenstuͤke von einander soll 6 Centim. betragen, und die uͤbrigen
Theile des Apparates sollen von entsprechender Staͤrke seyn. Der Arm der
Kurbel soll bei einer Laͤnge von 22 Centim. so angebracht seyn, daß er
beinahe die Außenseite des einen der Seitenstuͤke beruͤhrt. Da die
Ketten der Wandtaue auf den franzoͤsischen Handelsschiffen gewoͤhnlich
25 bis 26 Millim. Eisendike haben, und bei dieser Staͤrke stets hinreichend
widerstehen, so ist anzunehmen, daß die angegebene Dike der großen Schraube, auf die
die groͤßte Gewalt trifft, alle Gefahr des Brechens beseitigt. Vergleicht man
den theoretischen Nuzeffect des neuen mit jenem aͤlterer Systeme, so wird das
Resultat ganz zu Gunsten des ersteren ausfallen. Ist z.B. die auf die Kurbel
angewendete Kraft 25 Kilogr., so wird der mit den Verzahnungen erzielte Nuzeffect
900 Kilogr. seyn, woraus ein Verhaͤltniß von 1 zu 36 abzuleiten ist;
waͤhrend der Nuzeffect sich mit der endlosen Schraube zu 3024 Kilogr.
berechnet, woraus sich ein Verhaͤltniß von 1 zu 128 ergibt. Der durch die
Erhoͤhung der Kraft erwachsende Verlust an Geschwindigkeit wird beinahe durch
den Unterschied ausgeglichen, welcher in Hinsicht auf Zeit zwischen der Erzeugung
einer ununterbrochenen rotirenden und jener einer abwechselnden Kreisbewegung
besteht. Endlich gewahrt das neue System auch noch den großen Vortheil, daß die
Wandtaue eine gleichmaͤßige Spannung erhalten, was bei keinem der bis auf den
heutigen Tag gebraͤuchlichen aͤlteren Systeme in gleichem Maaße der
Fall war. Der neue Apparat ersezt namentlich mit großem Vortheile die sogenannte
Jungfer (càp-de-mouton), welche bei
großem Zeitverluste und hoͤchst bedeutendem Kostenaufwande weit weniger
Sicherheit gewaͤhrt.
Die HH. Drouault verfertigen auch Ankerketten, welche
einen ihnen eigenthuͤmlichen Bau haben, und von denen die in Fig. 16 ersichtliche
Abbildung einen Begriff gibt. Diese Ketten bestehen naͤmlich aus
Staͤken von 15 Klaftern Laͤnge, welche durch Fesseln, wie man sie bei
A sieht, zusammengefuͤgt sind. In der Nahe
des Ankers selbst wird gewoͤhnlich ein Drehling B
angebracht, damit die Kette, ohne sich zu spannen, umlaufen kann, waͤhrend
der Anker ausgeworfen wird.