Titel: | Verbesserungen an den Spinnmaschinen, worauf sich William Nicholson, Ingenieur in Manchester, am 17. Junius 1837 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. CIII., S. 401 |
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CIII.
Verbesserungen an den Spinnmaschinen, worauf sich
William Nicholson,
Ingenieur in Manchester, am 17. Junius 1837 ein
Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Februar
1838, S. 76.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Nicholson's verbesserte Spinnmaschine.
Meine Erfindung besteht: 1) in einer verbesserten Methode das Leder fuͤr die
Walzen, deren man sich in den Zuricht- und Spinnmaschinen bedient,
zuzubereiten und auf denselben anzubringen. 2) in einer verbesserten Methode die
Spindeln jener Zurichte und Spinnmaschine, welche unter dem Namen der Bobbin and Fly Frame bekannt ist, zu treiben, obschon
uͤbrigens dieselbe auch auf andere Zurichtmaschinen, an denen die Spindeln in
rotirende Bewegung versezt werden muͤssen, anwendbar ist. Ich gehe sogleich
zur Beschreibung der verschiedenen Abbildungen uͤber, an denen gleiche Theile
auch mit gleichen Buchstaben bezeichnet sind.
In Fig. 11
sieht man eine Front- und in Fig. 12 eine Endansicht
einer Maschine, welche zur Zubereitung der Oberflaͤche des Leders, welches
zum Ueberziehen der Walzen bestimmt ist, dient, und welche dem Leder eine durchaus
gleichmaͤßige Dike gibt: eine Bedingung, welche unumgaͤnglich
erforderlich ist, wenn die vollendeten Walzen eine vollkommen cylindrische
Oberflaͤche bekommen sollen. Zugleich wird in dieser Maschine die innere
Oberflaͤche des Leders auch rauh gemacht, damit sich das Leder nicht auf dem
Tuche, womit die metallene Walze zuerst uͤberzogen wird, dreht.
Fig. 13 zeigt
das Treibende derselben Maschine in etwas groͤßerem Maaßstabe.
Fig. 15 ist
eine Ansicht des entgegengesezten Endes.
Fig. 14 ein
Querdurchschnitt.
Fig. 16 ein
senkrechter seitlicher Durchschnitt durch die Treibwellen.
Fig. 17 ein
aͤhnlicher Durchschnitt durch die Speisungswalzen G,
G.
Fig. 19 ein
Grundriß.
Fig. 19 ein
Grundriß und ein Aufriß eines Theiles der Maschine in groͤßerem
Maaßstabe.
An der Treibwelle der Maschine, die auf irgend geeignete Weise in Bewegung gesezt
wird, befindet sich eine Trommel A, von der ein gekreuzter Treibriemen B die Bewegung an eine Rolle fortpflanzt, die oberhalb
an der Welle des Cylinders C angebracht ist. Dieser aus
Stahl bestehende Cylinder ist in seitlicher Richtung in Entfernungen von
beilaͤufig 1/10 Zoll von einander mit Furchen oder Riefen ausgestattet, und
eben so laufen auch Spiralfurchen von gleichem Gange um denselben, so daß dessen
Oberflaͤche eine Art von Raspel bildet, wie man dieß aus dem in Fig. 19
gegebenen Grund- und Aufrisse am deutlichsten ersieht. Wie diese cylindrische
Raspel getragen wird, erhellt am besten aus Fig. 16 das eine Ende
wird naͤmlich mit der Schraube C¹ in die
kegelfoͤrmige Unterlage eingetrieben, waͤhrend das andere von der
Schraube selbst getragen wird. Ich gebe diesem Cylinder eine Geschwindigkeit von
1000 Umgaͤngen in der Minute. Unmittelbar uͤber ihm befindet sich die
gerade Leiste D, deren Gestalt und Einrichtung aus Fig. 14 und
16 zu
ersehen ist, und deren Entfernung von dem Cylinder sich durch die drei Schrauben D¹, D¹, D¹ reguliren laͤßt. Unmittelbar unter dem
Raspelcylinder ist eine walzenfoͤrmige Buͤrste E angebracht, die von der Trommel A her
mittelst eines Treibriemens in einer dem Raspelcylinder entgegengesezten Richtung
umgetrieben wird; und die, wie spaͤter gezeigt werden soll, diesen Cylinder
von den Lederabfaͤllen, die sich allenfalls auf ihm anhaͤufen
koͤnnten, reinigt. F sind ein Paar
Reibungs- und G ein Paar Speisungswalzen, welche
beschwert sind, und von der senkrechten Welle G¹
her durch Winkelraͤder eine langsame Bewegung mitgetheilt erhalten. Leztere
Welle wird von der Treibwelle her durch eine endlose Schraube und ein Wurmrad G² umgetrieben. Die runden Staͤbe H, H¹ dienen zur Leitung des Leders.
Wenn nun ein Stuͤk Leder von einer zum Ueberziehen der Walzen geeigneten
Breite in der durch die Linie I, Fig. 14, angedeuteten
Richtung zwischen den Reibungswalzen F hindurch,
uͤber die runden Staͤbe H, H, unter der
geraden Leiste D hinweg, und endlich zwischen den
Strek- oder Speisungswalzen G hindurch
gefuͤhrt worden, so wird es durch die Bewegung der Maschine in der durch
Pfeile angedeuteten Richtung vorwaͤrts gezogen, wobei dessen
Oberflaͤche der Einwirkung des Raspelcylinders C
ausgesezt wird. Der Grad dieser Einwirkung richtet sich nach der Stellung, welche
man der Leiste D gibt. Zugleich wird die Raspel
fortwaͤhrend durch das Umlaufen der Buͤrste E von den anhaͤngenden Ledertheilchen gereinigt. Ich habe diese
Methode die Oberflaͤche des Leders abzuraspeln allen Versuchen durch Spalten
dasselbe zu erzielen bei weitem vorziehbar gefunden. Das Leder wird hiebei nicht
unregelmaͤßig gespannt; es bekommt uͤberall gleiche Dike, und das
Rauhe, welches auf dessen Oberflaͤche zum Vorschein kommt, gibt ihm mehr Halt auf dem Wollenzeuge,
womit man bekanntlich die Walzen zuerst zu uͤberziehen pflegt. Ich habe daher
nur noch zu bemerken, daß das angegebener Maßen zubereitete Leder in Stuͤke
von gehoͤriger Laͤnge geschnitten wird, aus denen man dann wie
gewoͤhnlich cylindrische Roͤhren verfertigt, die mittelst einer
anderen, sogleich zu beschreibenden Maschine auf die Walzen gebracht werden.
Fig. 21 zeigt
diese Maschine, welche von der Trommel K her in Bewegung
gesezt wird, in einer Endansicht. In dieser Figur, so wie in Fig. 20, ist L eine lose Rolle, uͤber die von der Trommel K her ein Treibriemen laͤuft, und die sich
entweder frei dreht, oder mittelst einer Klauenbuͤchse mit der horizontalen
Schraube in Verbindung gesezt ist, wie dieß aus Fig. 22 und 23 erhellt.
Die Stellung der Rolle L ist durch den Druk, den der
Arbeiter mit dem Fuße auf den Tretschaͤmel N
ausuͤbt, bedingt. Wird naͤmlich hiedurch eine Schnur angespannt, so
wird der horizontale Stab O in solcher Richtung bewegt,
daß er die Rolle L mit der Schraube M verbindet; laͤßt hingegen der Druk nach, so
hebt das nach entgegengesezter Richtung wirkende Gewicht P diese Verbindung wieder auf. Parallel mit der Schraube M und zu deren beiden Seiten befinden sich die beiden
Leitungsstangen Q, Q mit dem kleinen verschiebbaren
Wagen R', an dem man den horizontalen Stab oder Treiber
R bemerkt. In der Mitte dieses Wagens und mit
demselben in Verbindung sind ein Paar Zangenschenkel oder vibrirende Hebel
angebracht, die wenn sie zusammengedruͤkt werden, eine der Schraube M entsprechende Mutter bilden; waͤhrend sie, wenn
sie geoͤffnet sind, die Schraube frei lassen. Werden daher diese
Zangenschenkel durch die Hebel oder Arme S, S
geschlossen, wie man sie in Fig. 26 sieht, und werden
sie durch den Sperrer, womit sie versehen sind, geschlossen erhalten, so wird der
Wagen R' durch die Umlaufsbewegung der Schraube M in der durch einen Pfeil angedeuteten Richtung
vorwaͤrts bewegt. Laͤßt man hingegen den Sperrer los, so wird die
Schraubenmutter auch die Schraube M loslassen, wo dann
der Wagen R' mit der Hand in entgegengesezter Richtung
verschoben werden kann. T ist eine Reihe gerader
elastischer Federn, welche den in den Taschenuhren gebraͤuchlichen
Hauptfedern aͤhnlich sind. Sie sind um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt
herum angebracht, und werden an dem einen Ende mittelst einer offenen
Schraubenmutter festgehalten, wie man dieß am besten aus Fig. 24 ersieht,
waͤhrend deren Stellung aus Fig. 20, 22 und 23 erhellt.
Fig. 25 ist
ein in groͤßerem Maaßstabe gezeichneter Aufriß des Treibendes dieser
Maschine. Fig.
26 ist ein Querdurchschnitt; und Fig. 27 eine Ansicht des
dem eben erwaͤhnten entgegengesezten Endes.
Um nun mit dieser Maschine zu arbeiten, muß man einen der ledernen Cylinder oder
Ueberzuͤge uͤber die Federn T bringen, was
bei deren Elasticitaͤt ohne alle Anstrengung mit der Hand geschehen kann.
Dann schiebt man den Wagen R' mit dem Treiber R uͤber die Schraube M zuruͤk, die um diese Zeit mit der Treibrolle L außer Verbindung steht. Hierauf nimmt man eine mit
ihrem Wollenuͤberzuge ausgestattete Walze; bringt sie in die Stellung U², in der man sie in Fig. 20 sieht;
druͤkt die Hebel S, S mit der Hand zusammen,
wodurch die an deren unterem Ende befindliche Schraubenmutter mit der Schraube M in Beruͤhrung kommt, und mittelst des bereits
beschriebenen Sperrers in dieser erhalten wird. Dann sezt der Arbeiter den Fuß auf
den Tretschaͤmel N, wodurch die mit der Schraube
M verbundene Rolle L den
Treiber R vorwaͤrts bewegt, und die Walze in den
ledernen, auf die Federn T gestekten Cylinder treibt.
Sobald die Walze in die gehoͤrige Stellung gebracht ist, druͤkt der
Arbeiter den ledernen Ueberzug mit der Hand, worauf die Walze zugleich mit dem
ledernen Ueberzuge von dem Theile R vorwaͤrts
geschoben und in fertigem Zustande von den Federn T
befreit wird. Nunmehr entfernt der Arbeiter den Fuß vom Tretschaͤmel N, wo dann der Sperrer die Hebel S, S loslaͤßt, und der Wagen R mit der
Hand in seine fruͤhere Stellung zuruͤkgeschoben wird, und die
Operation von Neuem beginnen kann.
Den zweiten Theil meiner Erfindung, welche in einer Methode die Spindeln der Bobbin and Fly-Frame und anderer Zurichtmaschinen
umzutreiben besteht, ersieht man aus Fig. 28, 29, 30 und 31. Fig. 28 ist ein
End-Aufriß und Fig. 29 ein Grundriß
zweier Spindeln U, U, die wie gewoͤhnlich in zwei
Reihen aufgezogen sind, zwischen denen nach der ganzen Laͤnge der Maschine
eine horizontale Welle W laͤuft. An dieser Welle
befinden sich mehrere Treibraͤder X, die eigens
gezahnt sind, und welche in Getriebe oder kleinere Raͤder Y von aͤhnlicher Form, die sich an den
entsprechenden Spindeln U befinden, eingreifen.
Fig. 30 ist
ein Endaufriß und Fig. 31 ein Grundriß einer Modification dieses Treibapparates, in welchem
anstatt zweier der eben erwaͤhnten Raͤder X das Doppelrad Z, welches ich ein radiales
Schraubenrad (radial screw-wheel) nennen will,
angebracht ist. Dieses Rad, welches aus der Zeichnung deutlich erhellt, treibt mit
jeder seiner Oberflaͤchen eine Spindel.
Diese verbesserte Methode vereint alle die Vorzuͤge des
Winkelraͤderwerkes, dessen man sich gewoͤhnlich bedient; zugleich
treibt aber auch eine
einfache Welle W beide Spindelreihen, anstatt daß
fuͤr jede Reihe wie bisher eine eigene Welle erforderlich waͤre.