Titel: | Ueber die Bereitung des Vitrum antimonii im Großen; von A. Werner. |
Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. CXVIII., S. 447 |
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CXVIII.
Ueber die Bereitung des Vitrum antimonii im Großen; von A. Werner.
Werner's Bereitung des Vitrum antimonii im Großen.
Gestoßenes und durch ein feines Haarsieb geschlagenes Schwefelantimon wird auf die
Platte eines liegenden Reverberirofens zwei Finger hoch aufgetragen und gelindes
Feuer gegeben, waͤhrend das Pulver mit einer siebfoͤrmig
durchloͤcherten Kruͤke immerwaͤhrend umgeruͤhrt wird. Im
Anfange der Operation hat man die groͤßte Sorgfalt auf Leitung des Feuers zu
wenden, denn das Schwefelantimon schmilzt sehr leicht, und haͤngt, in diesen
Zustand versezt, beim Erkalten der Eisenplatte so fest an, daß die Masse auch mit
dem Meißel davon sehr schwer zu trennen; am besten verfaͤhrt man, wenn die
Operation so geleitet wird, daß die durch Verbrennen des Schwefels erzeugte
schweflige Saͤure immer maͤßig dampft und ohne daß der Schwefel sich
entzuͤndet; geschieht dieß, so ist die Temperatur schon zu hoch, und nur
durch eilige Verminderung des Feuers, indem man selbes herauskruͤkt und die
Zuͤge absperrt, wird man vielleicht noch im Stande seyn, einem Flusse
vorzubeugen; im entgegengesezten Falle bleibt nichts uͤbrig, als die
kluͤmperige oder geschmolzene Masse noch heiß aus dem Ofen herauszunehmen,
neuerdings zu stoßen und einer nochmaligen Operation zu unterwerfen. Ist aber die
Arbeit im guten Gange, so steigert man, wenn sich die Daͤmpfe der schwefligen
Saͤure vermindern, die Temperatur bis zur gelinden Rothgluth und
erhaͤlt die Masse unter oͤftererm Umruͤhren so lange darin, als
sich noch schweflige Saͤure entwikelt. Man laͤßt jezt den Ofen durch
kurze Zeit auskuͤhlen, kruͤkt dann die aschgraue antimonige
Saͤure heraus, traͤgt eine neue Quantitaͤt gestoßenen
Schwefelantimons ein und verfaͤhrt wie fruͤher. Das Schmelzen der
antimonigen Saͤure mit Schwefelantimon unternimmt man am besten in
maͤßig großen hessischen Schmelztiegeln, um durch beschleunigte Schmelzung
dem Verbrennen des Schwefels vorzubeugen; man laͤßt den bedekten Tiegel so
lange in der Gluth, bis die Masse ruhig mit spiegelnder Flaͤche fließt, und
gießt auf eine Marmorplatte oder blankes Kupferblech aus, stellt den ausgeleerten
Schmelztiegel gleich in die Gluth zuruͤk, traͤgt eine neue
Quantitaͤt der Mischung ein und faͤhrt auf diese Art fort, in kurzer
Zeit eine bedeutende Menge Spießglanzglases erzeugend. Das geschmolzene Product
zerspringt beim Erkalten in groͤßere Stuͤke, die man nach Belieben in
kleinere zerbricht. Es folgen vier verschiedene quantitative Verhaͤltnisse,
wodurch vier verschiedene Farbennuͤancen des Spießglanzglases erzeugt
werden.
1) 100 antimonige Saͤure mit 6,69 Schwefelantimon geschmolzen geben ein dunkel
hyacinthrothes, durchscheinendes Glas von glasartigem Bruch;
2) 100 antimonige Saͤure mit 5,28 Schwefelspießglanz geschmolzen geben ein
sehr schoͤnes, durchsichtiges, hyacinthrothes Glas; der Bruch wie oben;
3) 100 antimonige Saͤure mit 4,39 Schwefelantimon geschmolzen geben ein
gelblich rothes, durchsichtiges Glas; Bruch glasartig;
4) 100 antimonige Saͤure mit 3,35 Schwefelantimon geschmolzen geben ein
roͤthlichgelbes, durchsichtiges Glas; Bruch glasartig.
Nach Berzelius soll der Bruch von gutem Vitrum antimonii nicht glasartig, sondern krystallinisch
seyn; mehrere Versuche, es so zu erhalten, schlugen fehl.
Noch ist zu bemerken, daß nach diesen Angaben leicht ein anderes Product erzielt
werden koͤnnte, da der Erfolg einzig und allein durch die antimonige
Saͤure bedingt wird; enthaͤlt sie noch Schwefelantimon, so wird die
Menge des zuzusezenden vermindert; einige Versuche, im Kleinen ausgefuͤhrt,
wuͤrden uͤber das richtige Verhaͤltniß am besten belehrend
seyn. (Journal fuͤr praktische Chemie Bd. XII. H. 1.)