Titel: | Ueber verschiedene Arten von Eisenbahnschienen und deren Fundamentirung; von Dr. A. L. Crelle. |
Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. III., S. 11 |
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III.
Ueber verschiedene Arten von Eisenbahnschienen
und deren Fundamentirung; von Dr. A. L. Crelle.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Crelle, uͤber verschiedene Arten von
Eisenbahnschienen.
Der Hr. Verfasser stellt in seiner Schrift: Ueber verschiedene Arten etc.von A. L. Crelle Berlin 1837, zuerst die nothwendigen
Bedingungen auf, unter welchen eine Eisenbahn-Construction gut zu nennen ist;
nach ihm muß sie folgenden sechs Bedingungen entsprechen:
Erstlich muͤssen die Schienen, damit die Bahn
nicht in Gefahr sey, bald holperig und unbequem und dann um so leichter
beschaͤdigst und zerstoͤrt zu werden, eine in allen Punkten gleich
starke und hinreichend feste Unterstuͤzung bekommen.
Zweitens muß die Bahn so construirt werden, daß der
Parallelismus der Schienen nicht leicht durch die Wirkung der Fuhrwerke
zerstoͤrt werden kann.
Drittens muß das Wasser so vollstaͤndig von und
aus dem Damme abgeleitet werden, daß es nicht unter die Fundamentirung der Schienen
dringen, den Boden daselbst erweichen und die Stabilitaͤt des Fundaments
dadurch schwachen kann.
Viertens muß die Eisenbahn so construirt seyn, daß
Ausbesserungen nur moͤglichst selten vorkommen koͤnnen, und daß die,
welche vorkommen, so gemacht werden koͤnnen, daß die Fahrt so wenig als
moͤglich dadurch unterbrochen wird.
Fuͤnftens muͤssen die Kosten der
Construction, und zwar mit Ruͤksicht auf die dauernde Erhaltung des Werks
gerechnet, nicht unverhaͤltnißmaͤßig hoch seyn.
Sechstens ist zu wuͤnschen, daß die Construction
und Anordnung von der Art sey, daß die Raͤder der Bahnfuhrwerke keiner
Spurkraͤnze beduͤrfen, und daß auch gewoͤhnliche Fuhrwerke, von
der Spurweite der Bahn, ohne weitere Vorbereitung auf der Bahn fahren
koͤnnen.
Mit diesen Bedingungen vergleicht er hierauf eine große Anzahl von entweder bereits
ausgefuͤhrten oder von ihm besonders angegebenen Constructionen, die wir in
folgender Tabelle zuerst nach ihrer Aufeinanderfolge in Bezug auf die Kosten einer
preuß. Meile zusammenstellen, und dann im Einzelnen naͤher bezeichnen
wollen.
Textabbildung Bd. 68, S. 12
Kosten einer Meile Eisenbahn mit
einem Schienenpaare. Constructionsart.
Anlagekosten. Erhaltungskosten. Anlagekosten. Jaͤhrlich. Thut an Capital.
Gesammte Kosten. Rthlr. Sgr. A. Englische Art auf einzelnen Steinen. 1) mit
leichten gewalzten Schienen; 2) mit schweren gewalzten Schienen; 3) mit
continuirlich zusammengeschraubten Schienen; B. Belgische Art, auf
Quertraͤgern. a) auf hoͤlzernen Querstuͤken: 4) mit
leichten gewalzten Schienen; 5) mit schweren gewalzten Schienen; 6) mit
continuirlich zusammengeschraubten Schienen; b) auf steinernen
Querstuͤken. 7) mit leichten gewalzten Schienen; 8) mit schweren
gewalzten Schienen; 9) mit continuirlich zusammengeschraubten Schienen; C.
Amerikanische Art. 10) mit Laͤngs- und Quer-Unterlagen Fig. 36.
D. Reynold'sche Art. 11) mit gegossenen Schienen; 12)
veraͤndert, u. mit gewalzten Schienen; E. Neue Arten, mit durchlaufender
Fundamentirung. 13) die Fundam. von Eisen, Fig. 37 bis 39; Die
Fundamentirung von Stein; 14) mit gegossenen Schienen Fig. 40 und 41; 15)
mit gewalzten Schienen, Fig. 42 bis Fig. 45
Die im Bild genannten Verweise sind: Fig. 36; Fig. 37 bis 39; Fig. 40 und 41; Fig. 42 bis Fig. 45.
Diese Berechnungen konnten, was die Anlagekosten betrifft, hinreichend genau und mit
Zuverlaͤssigkeit gemacht werden. Ruͤksichtlich der Erhaltung beruhen
sie freilich nur theilweise auf directen Erfahrungen, weil es noch keine Eisenbahn
gibt, die schon lange genug existirte, um in allen Punkten directe
Erfahrungssaͤze zu liefern; indessen beruht doch auch die Berechnung der
Erhaltungskosten in so weit auf Erfahrungen in anderen analogen Faͤllen, daß
die Resultate zu bloßen Vergleichungen, worauf es hier nur ankommt, wohl mit
hinlaͤnglicher Gewißheit, und wenigstens naͤherungsweise, zum
Maaßstabe werden dienen koͤnnen.
Die ersten Constructionen sind fuͤr genuͤgend bezeichnet zu halten,
wenn wir anfuͤhren, daß unter leichten Schienen solche verstanden werden,
welche nur oben breit sind und à laufenden Fuß 13
3/4 Pfund wiegen, unter schweren Schienen dagegen solche, deren Fuß dem Kopf gleich
ist, und die auf den laufenden Fuß 22 Pfd. wiegen. Die gewoͤhnlichen
Schienenstuͤhle sind zu 18 Pfd., die Verbindungsstuͤhle zu 21 Pfd.
angenommen. – Die Traghoͤlzer der belgischen Constructionsart sollen
12'' breit seyn; statt derselben sind unter b) granitene Stufensteine, 7' lang, 12''
breit, 8'' dik, gerechnet.
Die Constructionen 3, 6 und 9 beziehen sich auf stetig zusammengeschraubte und in
einzelnen Punkten unterstuͤzte Schienen; die Zusammensezung derselben aus 4
bis 5'' hohen, 6' langen eisernen Streifen ist so gewaͤhlt, daß sie,
uͤbereinandergreifend zusammengeschraubt, starre steife Koͤrper
bilden, bei welchen jedoch der etwa eintretenden Ausdehnung Raum gelassen ist.
Die Construction 10 ist in Fig. 36 abgebildet. Auf
den Steinschlag A werden die Schwellen B, von 6'' Breite und 8'' Hoͤhe, gestrekt. Sie
sind deßhalb hoͤher als breit, damit sie
moͤglichst schon uͤber den Boden emporragen moͤgen. Auf diese
Schwellen werden alle 4 Fuß die Querhoͤlzer C, C
1'' tief eingekaͤmmt. Diese Querhoͤlzer koͤnnen dann, wenn mit
Dampfkraft gefahren wird, schon ganz frei uͤber dem Boden liegen. Wird mit
Pferden gefahren, so muͤssen sie freilich, wegen der Bahn fuͤr die
Pferde, ganz verschuͤttet werden. Ueber die Querhoͤlzer werden die
Schienenbalken D, von 6'' Breite und 8'' Hoͤhe,
3'' tief eingeschnitten und noch 1'' tief eingekaͤmmt. Die Schienen sind
oben, wie es die Zeichnung andeutet, ausgefalzt, damit die eisernen Schienen und der
Druk der Wagenraͤder auf die Mitte der Balken
treffe, und die Balken so besser tragen. Die Schienen p, q,
r sind kniefoͤrmig, oben 2'' breit und an der Seite 2'' tief
herunterreichend, welcher hinunterreichende Theil den doppelten Zwek hat, das Holz
gegen das Anstreifen der Spurkraͤnze der Raͤder zu schuͤzen,
und die Naͤgel aufzunehmen, mittelst welcher die Schienen auf die
hoͤlzernen Balken befestigt werden, so daß sie dann oben ganz glatt bleiben
koͤnnen. Alle Hoͤlzer werden oben, nach der Breite, von der Mitte aus
nach den Seiten abgeschraͤgt oder abgedacht, damit das Wasser weniger darauf
verweilen moͤge. Der Damm erhaͤlt zwischen den Schienen, wie es die
Figur zeigt, einen 2'' diken Steinschlag, welcher zu einer Deke dient, die das
Wasser abhaͤlt, in den Damm zu dringen, und auf welchem das Wasser zwischen den Querhoͤlzern abfließt. Es werden
fuͤr den lezten Zwek die Schwellen B, je zwischen
zwei Querhoͤlzern, auf etwa 2 1/2 Fuß lang, noch so tief ausgekehlt, daß die
Oberflaͤche nur gerade noch mit der Oberflaͤche des Steinschlags und
der Steindeke gleich hoch und in der Profillinie desselben liegt. Zu den Balken
werden die Hoͤlzer so lang als moͤglich genommen, wenigstens 24' lang.
In den Stoͤßen werden sie, wie auf den Schwellen, 2' lang durch
Hakenkaͤmme mit einander verbunden, wie die Traͤger in
Gebaͤuden. Kann man Eichenholz haben, so ist es gut; doch wird sich im
Allgemeinen wohl nur auf Kienenholz rechnen lassen. Die Schienenbalken werden auf
die Querhoͤlzer noch durch eiserne Kniee befestigt.
Die Construction 13, welche in Fig. 37 im Durchschnitt,
in Fig. 38
von Oben und in Fig. 39 von der Seite vorgestellt ist, ist fortlaufend und sehr fest
unterstuͤzt. Die Schienenkoͤrper werden 7 1/2 Fuß lang gegossen, damit
die Stoͤße der 15' lang gewalzten Bahnschienen gerade auf die Mitte jedes
dritten Schienenkoͤrpers treffen. Sie werden nicht in einander gestekt,
sondern stoßen mit den Endflaͤchen bloß an einander. Die eine
Endflaͤche hat eine rinnenartige, 1/2 bis 3/4'' tiefe Aushoͤhlung, und
die andere Endflaͤche, also die anstoßende des zweiten
Schienenkoͤrpers, eine angegossene, in jene Rinne passende, vortretende
Verstaͤrkung. So werden sie, gleichsam wie mit Zapfen und Nuthe, an einander
gesezt, und darauf durch sechs kurze Schraubenbolzen zusammengeschraubt, was
ebenfalls eine sehr feste Verbindung gibt, da die zusammenstoßenden
Endflaͤchen eine bedeutende Groͤße haben. Man koͤnnte
einwenden, daß, so zusammengefuͤgt, das Eisen der Schienenkoͤrper
keinen Spielraum behalte, um nach Verschiedenheit der Temperatur sich auszudehnen
und zusammenzuziehen; allein die Ausdehnung und Zusammenziehung, die an sich nur
ungemein gering ist, ist es hier um so mehr, da die Schienenkoͤrper ganz in
den Boden versenkt sind, und also, noch mehr wie die Reynold'schen Schienen, die Temperatur des Bodens beibehalten, die nur
wenig wechselt. Die Ausdehnung eines 7 1/2' langen Schienenkoͤrpers wird etwa
nur 1/4''' betragen, so daß, wenn die Schienenkoͤrper in der heißen
Jahreszeit gelegt werden, die Schrauben nur etwas weniger scharf angezogen werden
duͤrfen, oder auch nur unter die Muttern der Koͤpfe etwas Preßbares gelegt
werden darf. Sollte indessen befuͤrchtet werden, daß hieraus Unfestigkeit
entspringe, so laͤßt sich auch die Gestalt der Schienenkoͤrper an den
Stoͤßen leicht so veraͤndern, daß die Verbindungsschrauben, statt nach
der Richtung der Laͤnge der Bahn, senkrecht auf die Achse stehen, wo dann der
Spielraum, wie bei den Reynold'schen Schienen, durch die
Erweiterung der Bolzenloͤcher hergestellt werden kann. Man darf z.B. nur das
eine Endblatt des einen Schienenkoͤrpers das andere Endblatt des
naͤchsten im Boden und an den Seiten umfassen
lassen, und dann die Schraubenbolzen von der Seite einziehen. Die
Schienenstuͤhle s, s.... sind wieder an den
Schienenkoͤrper angegossen. Sie sind unter den Stoͤßen der Bahnschiene
3'', und uͤbrigens 1'' breit. Auch die Unterschiene u,
u ist an den Schienenkoͤrper angegossen. Sie hat eine Rinne, in
welcher die Bahnschiene e auf ihr aufruht. Die
Bahnschiene wird auf die gewoͤhnliche Weise in den Schienenstuͤhlen
festgekeilt. Da, wo die Mittelwand m, m.... die
Strebewaͤnde t, t.... kreuzt, sind
Verstaͤrkungen v, v.... angegossen. Der Boden b, b.... ist in der Mitte diker als an den Seiten, und
die Mittelwand hat, unmittelbar unter der Unterschiene, halbkreisfoͤrmige
Durchbrechungen w, w von 4'' im Durchmesser, deren Boden
gerade so hoch liegt, als der Steinschlag, und die zum Abfluß des Wassers dienen.
Den Steinschlag S sieht man in Fig. 37 und 39. Wo grober
Kies zu haben ist, kann auch fuͤglich dieser statt zerschlagener Steine
genommen werden. Man sieht leicht, daß diese Schienen eine große Festigkeit besizen
werden. Die hohe Mittelwand hat, obgleich nur duͤnn, eine sehr große
Tragkraft; mittelst der Strebewaͤnde t, t....
stemmt sie sich auf den Boden b, b...., und nach der
Seite wird sie kraͤftig durch den Stein- oder Kiesschlag gehalten.
Wenn man einzelnen Steinen Tragkraft und Stabilitaͤt genug nach der Seite
zutraut, so muß man diesen Schienen beides in weit staͤrkerem Maaße
zugestehen.
Die Constructionen 14 und 15 mit durchlaufender Steinfundamentirung werden durch Fig. 40 bis
45
vorgestellt, und zwar gibt 40 und 41 die Construction fuͤr gegossene
Schienen, 42 bis 45 fuͤr gewalzte Schienen, wo bei der ersteren
Constructionsart die Abbildung der Fundamentirung weggelassen ist, da sie der in der
zweiten Constructionsart gleich ist. – Es ist auf Sandsteine von nur 4 Fuß,
und mit den Falzen an den Enden 4' 2'' lang, gerechnet, welche in den
Bruͤchen in der Regel ohne Schwierigkeit zu erhalten sind. Kann man die
Steine doppelt so lang, also 8' lang haben, so ist es um so besser. Die 4' langen
Steine sollen fortlaufend auf einen Steinschlag S
gestrekt, in demselben eingefuttert werden, und an den Koͤpfen quer
durchgehende, 2'' lange Zapfen p, p (Fig. 45) erhalten, mit
welchen sie in einander greifen, so daß das Ende keines Steins nach Unten weichen
kann, ohne sich auf den angraͤnzenden Stein zu stuͤzen und ihn mit
sich zu ziehen; auf welche Weise dann die Steine, weiter noch durch die aufgebolzten
Schienen mit einander verbunden, gleichsam zu einer fortlaufenden Masse werden. Die
Steine werden nur an den Koͤpfen glatt bearbeitet; in der oberen
Flaͤche werden die Rinnen r, r.... zum Abfluß des
Wassers unter die Schienen hindurch, auf die Weise, wie es Fig. 41 und 43
naͤher zeigen, ausgehauen; deßgleichen werden die Versenkungen fuͤr
den Fall, daß die gegossenen Schienen sogleich die Bahn geben sollen, eingehauen.
Uebrigens behalten die Werksteine ihre Flaͤchen so, wie sie ihnen im Bruche
gegeben werden. Die gegossenen Schienen, sowohl wenn unmittelbar die Raͤder
darauf laufen, als wenn sie zu Unterschienen dienen sollen, sind 8' lang angenommen,
so daß sie uͤber einen ganzen und zwei halbe Steine hinwegreichen. Die
Stoͤße dieser Schienen muͤssen natuͤrlich immer mitten auf
einen Stein, auf die halbe Laͤnge desselben treffen. Sollen auf den Schienen
unmittelbar die Raͤder laufen, so wird es gut seyn, ihnen einen breiteren Fuß
v, v (Fig. 40 und 41) zu geben.
Die Lappen l, l...., mittelst welcher sie an die Steine
zu befestigen sind, werden dann sogleich mit angegossen. Dieselben werden in die
Steine versenkt, damit die Spurkraͤnze der Raͤder nicht an die Bolzen
anstoßen koͤnnen. Sollen die gegossenen Schienen bloß zu Unterschienen u (Fig. 42 bis 45) dienen, um
gewalzte Schienen a zu tragen, so werden daran
gewoͤhnliche Schienenstuͤhle s, s....
angegossen, die aber dann nicht in die Steine zu versenken noͤthig sind.
Die sechste der vorher aufgestellten Bedingungen denkt Crelle durch an den Schienenstuͤhlen zu beiden Seiten angebrachte
Kuaggen oder durch zur Seite liegende Leitschienen zu erfuͤllen.
Aus einer Pruͤfung der 15 Constructionsarten auf die fuͤnf angegebenen
ersten Bedingungen ergibt sich folgendes Resultat:
Die englische Art, Nr. 1 und 2, mit gewalzten Schienen, auf einzelne Steine gelegt,
erfuͤllt beinahe keine der 5 Bedingungen. Eine solche Bahn ist, wenigstens
auf weichem Boden, weder gegen den Druk und Stoß der Wagen von Oben, noch gegen den
Seitendruk der Raͤder fest genug. Sie muß nothwendig bald holperig und uneben
und dann bald zerstoͤrt werden. Die Ableitung des Wassers ist nicht
vollstaͤndig; Reparaturen kommen sehr haͤufig vor und auch die Kosten
sind nicht geringe. Schwerere Schienen koͤnnen nur wenig helfen. Sie
gereichen fast nur zum Vortheil der Verfertiger und Verkaͤufer gewalzter
Schienen, die so mehr Eisen absezen, nicht aber verhaͤltnißmaͤßig zum Vortheil der Bahnen.
Die beiden Arten Bahn Nr. 1 und 2 empfehlen sich also wenig. Die continuirlich
zusammengeschraubten Schienen, fuͤr die Art Nr. 3, koͤnnen das Uebel
zwar sehr vermindern, aber nicht ganz heben.
Die belgische Art, Nr. 4 und 5, hat schon den Vortheil einer sehr guten Erhaltung des
Parallelismus der Schienen; auch ist die Wasserableitung schon besser, die
Fundamentirung fester, und die Kosten sind, wenn man hoͤlzerne Querunterlagen
legt, wenigstens fuͤr die erste Anlage, geringe. Doch sind steinerne
Querunterlagen Nr. 7 und 8 bei weitem besser, weil dann seltener Reparaturen
vorkommen und also die Fahrt weniger oft unterbrochen wird. Die belgische Art ist
also, und zumal wenn man continuirlich zusammengeschraubte Schienen machen will (Nr.
6 und 9), schon viel besser. Die schweren gewalzten Schienen (Nr. 5 und 8)
koͤnnen wieder wenig nuzen.
Von der amerikanischen Art Nr. 10 ist ein wesentlicher Vorzug, daß sie eine Art
fortlaufender Fundamentirung besizt; der Vorzug der geringen Anlagekosten ist
dagegen nur scheinbar; denn die Kosten mit Ruͤksicht auf die Erhaltung sind
sogar hoͤher als die beinahe aller vorhergehenden Arten. Doch ist die
groͤßere Festigkeit der Fundamentirung ebenfalls nur mehr scheinbar; denn sie
findet nur Statt, so lange die Bahn neu und das Holz noch ganz fest ist.
Spaͤterhin wird die Bahn ebenfalls leicht holperig werden, und ein
Hauptuͤbel bei derselben ist, daß sie dann mehr Zugkraft erfordert. Außerdem
ist es ein Uebel dieser Art, daß sie sehr haͤufig und fortwaͤhrend
Ausbesserungen erfordert. Deßgleichen ist es ein Uebel fuͤr Gegenden, die
keinen Ueberfluß an Holz haben, daß diese Art Bahnen eine große Menge von Holz
verzehrt, welches zu erzielen eine nicht unbedeutende Landflaͤche
erforderlich ist, die besser benuzt werden kann. Diese Art ist daher nur da etwa zu
empfehlen, wo man mit moͤglichst wenigen Kosten nur erst eine Straße
eroͤffnen will, oder wo es an Eisen und Steinen fehlt und wo Holz im
Ueberflusse vorhanden ist; in anderen Gegenden, also auch in Deutschland, im
Allgemeinen nicht.
Die Reynold'sche Art Nr. 11 erfuͤllt wenigstens die
vorzuͤglichste Bedingung der festen Fundamentirung und dauernden Ebenheit der
Bahn sehr gut. Desgleichen auch recht gut die der Erhaltung des Parallelismus der
Schienen und der Seltenheit der Reparaturen. Nur ist die Wasserableitung noch
unvollstaͤndig. Die Kosten dieser Art sind hoch.
Durch die veraͤnderte Reynold'sche Art, so wie
durch die neue Art Nr. 13, wird diesen Maͤngeln abgeholfen, und diese Arten
duͤrften daher schon ziemlich das leisten, was zu wuͤnschen ist.
Noch besser, wenigstens sicherer, duͤrften jedoch die beiden Arten 14 und 15, besonders Nr. 15, mit
einer Fundamentirung von Werksteinen seyn; vorzuͤglich in Gegenden, wie z.B.
die berliner, wo Werksteine nicht uͤbermaͤßig theuer sind. Es fehlt
naͤmlich uͤber die Frage, wie lange Eisen in der Erde, wie hier
angewendet, dauere, noch gaͤnzlich an directen Erfahrungen. Dagegen weiß man
aus vielfaͤltigen Erfahrungen, daß gute Werksteine, z.B. feste Sandsteine, in
der Erde sehr lange, ja Jahrhunderte dauern koͤnnen. Zwar ist die
Fundamentirung mit Werksteinen nicht so vollkommen in allen Punkten gleich stark,
wie die Fundamentirung von Eisen; aber ihre Staͤrke ist fuͤr den
gewoͤhnlichen Zwek jedenfalls vollkommen zureichend.
Von dem den Bahnenarten Nr. 11, 12, 13, 14, 15 eigenen Mangel an Elasticitaͤt
und ihrer Starrheit ist durchaus nichts zu fuͤrchten. Die Starrheit kann nur
dann nachtheilig seyn, wenn die Fahrspuren nicht eben, sondern holperig sind, also
nur bei den uͤbrigen Bahnarten. Ist die Bahn recht eben, so kann sie gar
nicht starr genug seyn. Sollte man aber durchaus Nachtheile davon fuͤrchten,
oder die Erfahrung dergleichen, wider Erwarten, wirklich ergeben, so ist es bei den
Arten 12, 13, 14 und 15 leicht, dem Uebel zuvorzukommen. Man darf naͤmlich
nur entweder in die Rinne der Unterschiene, in welcher die Bahnschiene aufruht, oder
bei Nr. 14 zwischen die Schiene und die Steine irgend einen elastischen oder weichen
Koͤrper, z.B. Blei oder duͤnne Hirnholztafeln, oder auch getheerten
Filz, legen, so wird eine hinreichende Nachgiebigkeit der Bahn entstehen.
Alles zusammengenommen moͤchten wir also nun, vorzugsweise vor allen anderen,
wenigstens fuͤr die hiesige (berliner) Gegend, die durch die Fig. 42 bis 45
vorgestellte Constructionsart Nr. 15 mit einer durchlaufenden Fundamentirung von
Werksteinen und mit gewalzten Schienen, auf gegossenen Unterschienen, empfehlen. Sie
ist stark und die Bahn kann nicht holperig werden; der Parallelismus der Schienen
ist hinreichend gesichert; die Ableitung des Wassers ist vollstaͤndig;
Ausbesserungen koͤnnen nur selten vorkommen, und die Kosten sind, wie die
Zusammenstellung ergibt, mit Ruͤksicht auf die Erhaltung gerechnet, wie es
nothwendig immer geschehen muß, nicht hoͤher als die der meisten anderen
Arten.
Will man sich von gewalzten Schienen unabhaͤngig machen, was, zumal so lange
die Schienen aus England bezogen werden muͤssen, fuͤr den Continent
ein bedeutender Umstand ist, so wuͤrde die Constructionsart Nr. 14, die von
der vorigen nur darin abweicht, daß sie gegossene statt gewalzte Schienen hat, zu
empfehlen seyn.
Fuͤr Gegenden, wo Werksteine zur Fundamentirung fehlen, scheint die Art Nr.
13, Fig. 37,
38 und
39, die
bessere.
Will man ferner diesen besseren Arten noch Leitschienen geben, damit Fuhrwerke mit
Raͤdern ohne Spurkraͤnze die Bahn befahren koͤnnen, so wird man
eine Eisenbahn erhalten, die wenig mehr zu wuͤnschen uͤbrig
laͤßt. (Dr. Crelle uͤber verschiedene Arten etc. Berlin, Reimer 1837.
Polyt.
Centralbl. Nr. 12.)