Titel: | Bericht des Med. Dr. Andrew Ure über die Oefen des Hrn. Bernhardt und über die von lezterem empfohlene Heizmethode. |
Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. XXVIII., S. 117 |
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XXVIII.
Bericht des Med. Dr.
Andrew Ure
uͤber die Oefen des Hrn. Bernhardt und uͤber die von lezterem empfohlene Heizmethode.Dieser Bericht, in welchem der gelehrte Doctor als ein heftiger Gegner der
Bernhardt'schen, auch in Deutschland schon ziemlich bekannt
gewordenen Heizmethode auftritt, dient zur Ergaͤnzung jenes Berichtes,
den wir im polyt. Journal Bd. LXIV. S.
414 mittheilten.A. d. R.
Aus dem Architectural Magazine im Mechanics'
Magazine, No. 273.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Ure, uͤber Bernhardt's Oefen.
Ich begab mich kurz nach Empfang der Vorschlaͤge, welche Hr. Bernhardt den Mauthcommissaͤren in Hinsicht auf
die Beheizung und Ventilirung der langen Halle vorgelegt hatte, in Begleitung eines
Freundes in die
Behausung Lord King's, in welcher Hr. B. sein System in
Ausfuͤhrung gebracht hatte. Zu meiner großen Verwunderung fand ich daselbst
in einem Gebaͤude von maͤßiger Ausdehnung vier große Oefen
aufgefuͤhrt, welche vier Mal mehr Brennmaterial verzehrten, als bei
gehoͤriger Einrichtung zur Beheizung eines vier Mal groͤßeren
Gebaͤudes erforderlich seyn duͤrfte. Die Herstellung jener Oefen und
der aus Schiefer gebauten Feuerzuͤge kosteten dem edlen Lord, wie ich
hoͤrte, nicht weniger als 1000 Pfd. Sterl.: also eine Summe, die ein mit der
Heizmethode der englischen Fabriken vertrauter Ingenieur kaum zum vierten Theile
gebraucht haͤtte, um denselben Zwek zu erreichen.
Ich fertigte eine genaue Zeichnung der Bernhardt'schen
Oefen an und lege sie hiemit vor. Fig. 37 ist ein Grundriß,
woraus man die Heizstelle und die beiden untersten aus Eisenblech bestehenden
Roͤhren ersieht. Fig. 38 gibt einen
Laͤngendurchschnitt nach der Linie h, h und Fig. 39 einen
Querdurchschnitt nach der Linie i, i. An allen diesen
Figuren bemerkt man bei a die Feuerstelle, bei b die Roͤhren aus Eisenblech, bei o den Canal fuͤr die kalte Luft, bei d den Raum fuͤr die die Roͤhren umgebende
heiße Luft, bei e die Canaͤle, welche die warme
Luft in die verschiedenen Gemaͤcher leiten, bei f
den Rauchcanal, und bei g kleine, zur Reinigung der
Roͤhren dienende Thuͤrchen. Die Flamme gelangt von dem Roste aus
direct in den ersten uͤber c befindlichen Canal,
der so wie die uͤbrigen Canaͤle aus einer blechenen Roͤhre von
8 oder 9 Zoll im Durchmesser und 18 Fuß Laͤnge besteht. In diesem einzigen
Ofen befinden sich, wenn ich nicht irre 16, wenigstens aber 14, solcher im Zikzak
laufender Roͤhren, die unter einer geringen Neigung gegen den Horizont in
zwei Reihen uͤber einander gelegt sind, und durch welche die verbrannte Luft
sowohl als der Rauch circuliren, bevor beide bei f in
den Schornstein entweichen. Hieraus folgt offenbar, daß in den untersten
Roͤhren die Verbrennung eben so von Statten gehen muß, wie auf der
Feuerstelle selbst; ich fand daher auch bei meinen ersten Besuchen in Lord King's Wohnung diese Roͤhren so heiß, daß
gewoͤhnliches Loth, welches auf meinen Wunsch in dieselben gebracht wurde,
nicht nur in Fluß kam, sondern selbst oxydirt wurde. Die in dem Raume d, d enthaltene Luft, in welchem sich die
Roͤhrenreihen befinden, muß hiedurch nothwendig eben so unangenehm als
ungesund werden, indem sie mit den stark erhizten unteren Roͤhren in
Beruͤhrung kommt; ja sie wird dieß in einem noch hoͤheren Grade, als
dieß durch die Pyramiden der dermaligen Oefen der Mauth hervorgebracht wird.
Ueberdieß ist an dem ganzen Bernhardt'schen Systeme
Nichts was neu waͤre, denn zikzak laufende und unter irgend einer Neigung gelegte
Roͤhren wurden schon in England, Frankreich und Deutschland vor mehr dann
einem Jahrhundert benuzt, und ich finde in den Werten meiner Bibliothek mehrere
Methoden, sie in einer heißen Luftkammer einzuschließen, angegeben.
Was nun die Bernhardt'schen Oefen, so wie ich sie bei Lord
Hing sah, in Hinsicht auf ihren Einfluß auf die Gesundheit betrifft, so kann ich
davon wahrlich nicht in sehr empfehlender Art sprechen. Mein Begleiter bekam in
Kuͤrze Kopfweh durch sie, welches sich erst in freier Luft wieder verlor, und
ich selbst hatte in ihrer Naͤhe dieselbe unangenehme Empfindung, die ich
erleide, wenn ich mich in der Naͤhe des Einlaßventiles fuͤr die heiße
Luft in einem der Mauth-Bureaux befinde. Die bei den Oeffnungen der Bernhardt'schen Canaͤle austretende Luft hat
naͤmlich nach meinen Versuchen eine Temperatur von 52° R., und
manchmal muß sie wohl noch hoͤher steigen, da die bis zu dieser Temperatur
hinauf reichenden Thermometer nach Versicherung des Hausmeisters haͤufig
zerspringen. Wenn Hr. B. zur Entschuldigung dieser Resultate auch, wie ich zugeben
will, mit Recht anfuͤhren kann, daß man seine Oefen zum Behufe des Troknens
der Gypswaͤnde in dem angefuͤhrten Gebaͤude uͤberhizte,
so geht hieraus doch so viel hervor, daß die aus Eisenblech gebauten Roͤhren
bei der geringsten Unachtsamkeit von Seite des Heizers uͤberhizt werden
koͤnnen, und in diesem Zustande die uͤber sie streichende Luft
verderben muͤssen. Ja ich bin sogar der Ansicht, daß an den nach Sylvester's System gebauten Oefen der Mauth, die hohle
eiserne Pyramide, gegen die die kalte Luft andringt, weit mehr der Regulirung
faͤhig ist, als dieß an den unteren Bernhardt'schen Ruͤhren moͤglich ist; so wie ich denn das Sylvester'sche System uͤberhaupt, so wie es
urspruͤnglich von William Strutt Esq. von Derby
eingefuͤhrt ward, unter allen bekannten Oefen mit trokener Luft fuͤr
das Beste halte.
Strutt suchte in seinen praͤchtigen Fabriken in
Belper die natuͤrliche bei der Ventilirung Statt findende Ordnung umzukehren:
d.h. er ließ die frische warme Luft oben in der Nahe der Deke der Gemaͤcher
ein, und unten in der Nahe des Bodens austreten. Diese in England schon seit 50
Jahren bekannte Anordnung ward nun in neuester Zeit von Hrn. Bernhardt wieder als neu eingefuͤhrt; eben so hat er auch die
Zufuͤhrung der kalten Luft zum Boden der Oefen durch einen unterirdischen
Canal, die jedem in der Kunst Bewanderten schon vor einem Jahrhundert bekannt war,
als neu aufgetischt.
Was nun die Circulation der Luft in absteigender Richtung betrifft, so wird sie jeder
Physiolog fuͤr eine schaͤdliche Verirrung erklaͤren
muͤssen. Die aus den Lungen ausgehauchten mephitischen Duͤnste muͤssen,
da sie eine Temperatur von 29° R. haben, emporsteigen und den oberen Theil
des Zimmers einnehmen; werden sie von Oben zuruͤk herabgedraͤngt, so
muͤssen sie von den Bewohnern des Zimmers neuerdings eingeathmet werden,
bevor sie gegen das Gesez der specifischen Schwere endlich unten entweichen
muͤssen. Wo es sich nur um Knauserei mit dem Brennmateriale allein handelt,
mag diese Art von Circulation wohl im schoͤnsten Lichte erscheinen; auch ist
sie gewiß noch besser als die beinahe gaͤnzliche Stagnation der Luft in den
russischen und auch in den deutschen Wohnungen; allein, wenn Gesundheit und
Wohlbefinden in erster Linie in Betracht kommen, muͤssen wir die Circulation
so leiten, daß die durch die Lungen bereits verdorbene Luft nie ein zweites Mal
wieder eingeathmet wird. Dieß laͤßt sich offenbar nur erzielen, wenn man die
leichteren Ausduͤnstungen aus den Lungen den natuͤrlichen Gesezen
gemaͤß emporsteigen laͤßt, wobei uͤbrigens in Betracht zu
ziehen ist, daß feuchte Luft leichter ist als trokne Luft von gleicher
Temperatur.
Es laͤßt sich als allgemein guͤltig aufstellen, daß das Wohlbefinden
der eine sizende Lebensweise fuͤhrenden Individuen, welche die Wintermonate
uͤber in großen Gemaͤchern sich aufhalten, durch den bloßen Zufluß von
heißer Luft aus sogenannten Ofenkammern (stoverooms)
nicht gehoͤrig gesichert ist; sondern daß hiezu in den Gemaͤchern
selbst auch noch der Einfluß waͤrme-ausstrahlender Oberflaͤchen
noͤthig ist, wozu offene Feuer, Roͤhren oder andere mit heißem Wasser
oder Dampf gefuͤllte Gefaͤße gehoͤren. Unsere Kleidung nimmt,
wenn sie in einer reinen, frischen, etwas kuͤhlen Luft einer solchen
Ausstrahlung ausgesezt ist, eine viel angenehmere Waͤrme auf, als sie in
einer Atmosphaͤre erlangen kann, welche gleich jener der langen Mauthhalle
auf 13° R. erhizt ist. In ersterem Falle erhalten die Lungen Zufluß von einer
verhaͤltnißmaͤßig dichten Luft, z.B. bei 9° R., waͤhrend
die aͤußere Koͤrperoberflaͤche oder die Kleidung vielleicht auf
17 oder 19° R. erhalten wird. Dieser Umstand ward bisher von den
Ofenverbesserern, die hauptsaͤchlich nur ihr pecuniaͤres Interesse im
Auge gehabt zu haben scheinen, noch gar nicht in Betracht gezogen, obschon er von
hoͤchster Wichtigkeit ist. In England hat man es wohl hauptsaͤchlich
der Heizmethode mit offenen Feuern und der Heizung der Fabriken mit Dampf zu
verdanken, daß unter allen Classen der Bevoͤlkerung eine bessere Gesundheit
und eine laͤngere Lebenswahrscheinlichkeit herrscht als in Frankreich und in
Deutschland, wo man sich allgemein, aber unter zahllosen Formveraͤnderungen
der durch heiße Luft heizenden Oefen, die weder eine angenehme, noch
unschaͤdliche Waͤrme geben, bedient.
Um nun wieder zu den Bernhardt'schen Oefen in Lord King's Behausung zuruͤkzukehren, so finden wir in einem
derselben 16 Roͤhren von 9 Zoll im Durchmesser oder 28 Zoll im Umfange und 18
Fuß Laͤnge, welche zusammen die ungeheure Oberflaͤche von 472
Quadratfuß geben. Nimmt man alle 4 Oefen zusammen, so erhaͤlt man eine
Eisen-Oberflaͤche, womit man die St. Pauls Kirche oder die Westminster
Abtei heizen koͤnnte! Als ich den von dem saͤchsischen Architekten,
wie sich Hr. Bernhardt nennt, gefuͤhrten Bau zum
lezten Mal besah, erklaͤrte mir der Eigenthuͤmer, Lord King, daher
auch, daß er diesen Apparat nur zu benuzen gedenke, um das Gebaͤude
waͤhrend seines Landaufenthaltes auszuwettern und auszutroknen. Der in den
Zikzakroͤhren circulirende Rauch sezt auf seinem Laufe nothwendig allen Ruß
ab. Wenn man Steinkohlen brennt, so muß sich also in dem Apparate eine ungeheure
Menge Ruß ansammeln, und daraus erwaͤchst nicht nur die Nothwendigkeit oft
wiederholter Reinigungen, sondern es erscheint auch weder sehr angenehm noch
besonders sicher, in seinem Hause ein großes Rußmagazin zu bewahren. Da die
Roͤhren aus Eisenblech leicht Spruͤnge oder eine sonstige
Beschaͤdigung erleiden, so wird auch leicht der unangenehme Rußgeruch
durchdringen. Endlich geht eine der Haupt-Rauchroͤhren, nachdem sie
auf eine ziemlich verkehrte Weise durch die Deke des Erdgeschosses gesezt hat, in
eine Rußkammer uͤber, die mit einem wirklich fuͤrchterlich
aussehenden, in Angelgewinden beweglichen Thuͤrchen verschlossen ist.
Zum Schluͤsse erlaube ich mir meine Ueberzeugung dahin abzudruͤken, daß
die einzige gesunde, sichere und wohlfeile Beheizungsmethode der langen Mauthhalle
und der dazu gehoͤrigen Gemaͤcher, darin zu suchen ist, daß man
laͤngs des Bodens in der Hoͤhe der Pult-Abtheilungen
Dampfroͤhren legt, welche mit kleinen gebogenen Verbindungsroͤhren
uͤber die einzelnen Thuͤren laufen, damit auf diese Weise der Weg
nicht versperrt wird, und damit, um die Gefuͤge in gutem Zustande zu
erhalten, fuͤr die Ausdehnung und Zusammen, Ziehung der Roͤhren
hinreichender Spielraum gestattet ist. Ich mache mich dafuͤr verantwortlich,
daß diese Heizmethode, von einem erfahrenen Ingenieur in Ausfuͤhrung
gebracht, allen den angedeuteten Anforderungen entspricht. Dagegen glaube ich nicht,
daß die Laͤnge Halle in den Wintermonaten, wo von den Themse-Ufern her
eine so naßkalte und ungesunde Luft in sie eindringt, mit einer auch nur etwas
maͤßigen Anzahl von Kaminfeuern gehoͤrig beheizt werden kann, selbst
wenn man die hieraus erwachsende Verschleuderung an Brennmaterial gar nicht in
Anschlag bringen wollte.
Nach dem lezten Schreiben des Hrn. Bernhardt scheint es,
daß es ihm gestattet wurde, sein System auf die Commissionszimmer des Parliamentsgebaͤudes
in Anwendung zu bringen. Da ich mich bei der lezten Zusammenkunft, die ich mit ihm
hatte, uͤberzeugte, daß er in den physikalischen und chemischen Principien
des Beheizens und Ventilirens auch nicht eine leise Kenntniß hat, so uͤberhob
ich mich der Muͤhe, seine weiteren Operationen zu beschauen. Wenn die
bisherigen Oefen der Mauth Kopfweh, Betaͤubung und Krankheiten erzeugten, so
werden die die Luft roͤstenden Bernhardt'schen
Roͤhren dasselbe in noch hoͤherem Maaße bewirken; und sollten unsere
Gesezgeber ihre Gesundheit solchem Empirismus hingeben, so werden ihre Wahlen gewiß
so schnell wechseln, als es nur irgend ein Parteigaͤnger wuͤnschen
kann. Wer in die Mysterien der Jobberei nicht eingeweiht ist, dem duͤrfte es
vielleicht Wunder nehmen, wie man Hrn. Bernhardt mit
Ausschließung so manchen weit tuͤchtigeren englischen Ingenieurs bis in die
Commissionsgemaͤcher des Parliaments dringen lassen konnte. Die
taͤgliche Erfahrung zeigt jedoch, wie leicht das englische Publicum
fuͤr eine Saison jedem auch noch so irrigen oder naͤrrischen Plane
zugaͤnglich ist, wenn man nur ein Actienunternehmen, welches gleich einem
Polypenungeheuer seine zahllosen Saugwerke nach Allem ausstrekt, auf die Beine zu
bringen weiß. Eine solche Gesellschaft weiß gewoͤhnlich je nach
Umstaͤnden durch Bestechung, Schmeichelei, oder Drohungen auf ihren Zwek
hinzuarbeiten. Als Beweis hiefuͤr fuͤhre ich nur an, daß der
Hauptagent der fraglichen Gesellschaft fuͤr die Einfuͤhrung der
deutschen Oefen die Unverschaͤmtheit hatte, mir in meiner eigenenen Wohnung
zu sagen, daß er mich, wenn ich einen unguͤnstigen Bericht an die
Mauthadministration erstatten wuͤrde, durch Hrn. Faraday widerlegen lassen, und von diesem ein guͤnstiges Zeugniß
erwirken wuͤrde! Auf dieselbe bescheidene Weise versicherte er mir, daß das
Bernhardt'sche Ventilirsystem auf Principien beruhe,
die kein Physiker in diesem Lande zu wuͤrdigen verstuͤnde! Ich muß
mich fuͤr meine Person auch wirklich fuͤr unfaͤhig
erklaͤren, in dem ganzen Systeme etwas Neues oder Brauchbares zu
entdeken.
Anhang.
Die alte und wohlbekannte Beheizung mittelst mehrerer, beinahe horizontaler
Roͤhrenreihen, welche in einem aus Ziegeln gebauten Ofen untergebracht und an
der einen ihrer Oberflaͤchen der Einwirkung der durch die Verbrennung
entwikelten luftartigen Producte, an der anderen hingegen der
atmosphaͤrischen Luft ausgesezt sind, ist im Dictionnaire technologique unter dem Artikel „Chaleur“ von Payen ausfuͤhrlich beschrieben. „Die Oefen
groͤßerer Anstalten,“ sagt der Verfasser dieses Artikels,
„bestehen gewoͤhnlich aus gußeisernen Roͤhren, welche im
Keller in einen aus Baksteinen aufgefuͤhrten Ofen eingesezt sind. Bei
dieser Anordnung wird allerdings in den oberen Stokwerken Raum erspart; allein
in Folge der Mittheilung der Hize an die den Ofen umgebenden massiven Mauern
geht auch viel Hize verloren. Um diesen Verlust zu vermindern, kann man den Ofen
in unterirdischen, der Beheizung beduͤrfenden Gemaͤchern
unterbringen, und zum Behufe der Erleichterung des Einfeuerns das
Thuͤrchen des Ofens an der Außenseite des Gebaͤudes anbringen. Die
Produkte der Verbrennung steigen zwischen den Roͤhrenreihen empor, bis
sie endlich uͤber der obersten Reihe unter einem Baksteingewoͤlbe
in den Rauchfang entweichen. Dieser senkrechte, aus kupfernen Roͤhren
bestehende Rauchfang erwaͤrmt alle Gemaͤcher, durch die er zum
Dache emporsteigt. Die atmosphaͤrische Luft dringt in den untersten
Cylinder, gelangt durch Canaͤle, welche sich in dem Gemaͤuer
befinden, aus einer Reihe in die andere, und circulirt demnach im Zikzak, bis
sie endlich in die kupfernen Roͤhren gelangt, in denen die warme Luft den
oberen Gemaͤchern zugefuͤhrt wird. Die Luft steigt offenbar in
Folge ihrer erlangten Leichtigkeit empor, und auf diese Weise findet, so lange
Feuer im Ofen ist, nothwendig eine Luftstroͤmung Statt.“
„Ein Ofen der eben beschriebenen Art, faͤhrt Hr. Payen fort, gibt
reichlich Waͤrme, wenn das Feuer lebhaft und der Luftzug rasch ist. Um
jedoch den Producten der Verbrennung ihren Waͤrmestoff vollkommener zu
entziehen, und um die Luft auf eine mehr methodische Weise zu erhizen, kann man
die atmosphaͤrische Luft oben in der Naͤhe des Eintrittes der
heißen Roͤhren in den Rauchfang an diese Roͤhren gelangen lassen,
und sie hierauf in einer der Stroͤmung der verbrannten Luft
entgegengesezten Richtung uͤber saͤmmtliche horizontale
Roͤhren nach Abwaͤrts leiten, gleichwie an den Destillirapparaten
das Kuͤhlwasser nach Aufwaͤrts, der abzukuͤhlende geistige
Dampf hingegen nach Abwaͤrts stroͤmt. Auf diese Weise wird die
Luft an allen Stellen, an denen sie mit den Roͤhren in Beruͤhrung
kommt, kuͤhler seyn als diese, und ihnen mithin allen Waͤrmestoff
entziehen, waͤhrend im entgegengesezten Falle, d.h. wenn die
aͤußere und innere Stroͤmung eine und dieselbe Richtung hat, die
Temperatur an manchen Stellen außen wie innen, und an einigen sogar außen heißer
als innen seyn wird, so daß hier offenbar keine Mittheilung von Waͤrme an
die Luft, sondern eher das Gegentheil Statt finden kann.“
Ohne jedoch weiter hierauf eingehen zu wollen, erscheint aus den in der Mauthhalle
und in manchen Wechselhaͤusern gemachten Erfahrungen als gewiß, daß
atmosphaͤrische Luft, welche metallenen uͤber einen gewissen Grad
erhizten Oberflaͤchen ausgesetzt wird, der Gesundheit nachtheilige
Eigenschaften erlangt, so zwar, daß sie Leute, die ihr fortwaͤhrend ausgesezt
sind, selbst zur Apoplexie geneigt macht. Wie dieß kommt, habe ich in meinem
fruͤheren Berichte ausfuͤhrlich eroͤrtert. Als neuen Beweis
hiefuͤr erlaube ich mir Folgendes anzufuͤhren. Ich ließ mir vor drei
Jahren in meinem geraͤumigen Schlafzimmer einen Ofen bauen, der zwar nie bis
zur Siedhize erhizt wurde, der aber nur so viel Circulation der Luft gestattete, als
durch die Unterhaltung der Verbrennung auf dem Herde bedingt war. Alles schien ganz
gut angeordnet, und die Temperatur meines Zimmers war Tag und Nacht beinahe
dieselbe, naͤmlich 10 bis 12° R. In kurzer Zeit wurde ich jedoch
unwohl, und alle angewendeten Mittel halfen mir nichts, bis ich den Ofen abbrechen
ließ, und wieder zum Kaminfeuer zuruͤkkehrte, wo ich mich dann schon in drei
Tagen wie neugeboren fuͤhlte.
Um solche durch trokene Luft heizende Oefen so wenig ungesund als moͤglich zu
machen, sollte man jene Roͤhrenreihen, mit welchen die gasartigen Producte
der Verbrennung zuerst in Beruͤhrung kommen, am weitesten von dem Feuer
entfernen; und sie uͤberdieß nach demselben Principe, nach welchem man
gegenwaͤrtig auch die Gasretorten einzusezen pflegt, durch ein Lager
feuerfester Baksteine gegen die unmittelbare Beruͤhrung der verbrannten Luft
schuͤzen. Ferner waͤre auch die neuere Anordnung der Feuerzuͤge
in den Gaswerken nachzuahmen, gemaͤß welcher die verbrannte Luft in jedem
Ofen zuerst auf die obere Retortenreihe wirkt, hierauf schief nach Abwaͤrts
circulirt, und endlich unter dem Niveau des Bodens der untersten Reihe in den
Rauchfang entweicht. Nach dieser Methode ergibt sich im Vergleiche mit der
fruͤheren, bei der die Producte der Verbrennung uͤber der obersten
Retorte am Scheitel des Ofens entwichen, eine Ersparniß an Brennmaterial, die sich
auf 2/3 bis 3/4 belaͤuft. Einen Querdurchschnitt eines Ofens dieser Art, den
ich mir in einer spaͤteren Abhandlung ausfuͤhrlich zu beschreiben
vorbehalte, ersieht man aus Fig. 40.
Ich muß bei dieser Gelegenheit erinnern, daß der eigentliche Erfinder der Heizung mit
warmem Wasser, der gute Bonnemain, dessen Bekanntschaft
ich vor beilaͤufig 20 Jahren machte, vor der Revolution in der Nahe der
Hauptstadt einen derlei Apparat in einer vollkommeneren Form errichtet hatte, als
bis auf die neuesten Zeiten einer weder in Frankreich, noch in England
aufgefuͤhrt ward. Man findet seinen sogenannten Wasserofen gleichfalls in dem
oben erwaͤhnten Artikel des Dictionnaire
technologique beschrieben. Er ist nicht bloß in Hinsicht auf den Verbrauch
an Brennmaterial im hoͤchsten Grade oͤkonomisch; sondern man bemerkt
an ihm auch einen sehr sinnreichen, auf dem Principe des Harrison'schen
Rostpendels beruhenden Mechanismus zur Regulirung des Luftzutrittes unter den Rost
und mithin auch zur Regulirung der Lebhaftigkeit der Verbrennung. Der beste Beweis
fuͤr die Trefflichkeit der von dem Erfinder getroffenen Anordnungen liegt in
dem guͤnstigen Resultate, welches die Bruͤtanstalt, die er mit seinem
Apparate in Verbindung brachte, gab. Da die ganze Vorrichtung nicht hinreichend
bekannt ist, so theile ich in Fig. 41 eine Abbildung
davon mit.
Man sieht den Wasserkessel bei h mit der
Expansionsstange, welche die Oeffnung des Thuͤrchens des Aschenloches
regulirt. Der Sperrhahn a dient zur Abaͤnderung
der Oeffnung, durch welche die heißeren Wassertheilchen emporsteigen. An der
Wasserroͤhre d ist die Heizroͤhre b befestigt, die mit einer sehr geringen Neigung von i bis k im Zikzak hin und
her laͤuft, den Bruͤtapparat erwaͤrmt, und endlich bei g in den Kessel zuruͤkkehrt. Sie steigt beinahe
bis auf den Boden des Kessels h hinab und gibt daselbst
die kuͤhleren und mithin schwereren Wassertheilchen ab, so daß die leichteren
Theilchen fortwaͤhrend bei a nach
Aufwaͤrts getrieben werden. Die Roͤhre e,
h endigt sich nach Oben in einen Trichter, womit die Roͤhrenreihe
fortwaͤhrend mit Wasser gefuͤllt erhalten wird. Der Heber f laͤßt die entwikelte Luft entweichen, damit sie
die Roͤhren nicht theilweise erfuͤllen und mithin die Bewegung der
waͤsserigen Theilchen hemmen kann. Je rascher das Wasser in den
Schlangenroͤhren abkuͤhlt, um so rascher wird dasselbe circuliren;
indem dann der Unterschied in der Dichtheit des Wassers in den auf- und
absteigenden Roͤhrenschenkeln, durch den die Bewegung allein bedingt ist, um
so groͤßer seyn wird. k, g sind kleine mit Wasser
gefuͤllte Schaͤlchen, die der Luft hinreichende Feuchtigkeit abgeben,
damit die in mehreren Troͤgen untergebrachten Eier sich sowohl in Hinsicht
auf Waͤrme, als in Hinsicht auf Feuchtigkeit unter aͤhnlichen
Umstaͤnden befinden, wie unter dem Leibe der Henne.
Will man nun mit diesem Apparate Eier ausbruͤten, so legt man, wenn die
Temperatur beilaͤufig auf 30° R. gestiegen, am ersten Tage den
zwanzigsten Theil der auszubruͤtenden Menge in die Troͤge, und
faͤhrt bis zum zwanzigsten Tage mit dem Einlegen einer gleichen Anzahl fort.
Es faͤllt dann am einundzwanzigsten Tage der groͤßte Theil der am
ersten Tage eingelegten Eier, und an jedem naͤchstfolgenden eine gleiche
Anzahl davon aus. In den ersten Tagen der kuͤnstlichen sowohl als
natuͤrlichen Bruͤtung verdunstet durch die Schale eine geringe Menge
von dem in den Eiern enthaltenen Wasser, welches Wasser durch eine gleiche Menge
Luft, die in der Folge zur Respiration des Huͤhnchens dient, ersezt wird.
Waͤre die die Eier umgebende Luft zu troken, so wuͤrde durch die Schalen eine solche Menge
Luft verduͤnsten, daß das Leben des Huͤhnchens dabei in Gefahr
kaͤme. Diese uͤbermaͤßige Verduͤnstung wird durch die
Transpiration der Henne verhuͤtet; dasselbe leisten beim kuͤnstlichen
Ausbruͤten die Schaͤlchen k, g.
Bonnemain hat diesen Apparat vor 50 Jahren aufgestellt,
beinahe seine ganze Habe in denselben gestekt, und zur Zeit der Revolution Alles
verloren, so daß er als Greis von 80 Jahren von Unterstuͤzungen lebte. Der
beruͤhmt gewordene Marquis de Chabannes scheint
ihn nur copirt, und diese Copie durch einige Modificationen in den Augen des
Publicums unkenntlich gemacht zu haben.
Zum Schluͤsse spreche ich meine Meinung dahin aus, daß, welche Heizmethode man
auch der Ersparniß wegen in großen, hohen, oͤffentlichen Gebaͤuden
befolgen mag, ich fuͤr meine Person in meiner Privatwohnung nie das
Kaminfeuer durch einen Ofen ersezen lassen werde; denn ersteres gibt, wenn es
nachdem Rumford'schen Systeme gehoͤrig geleitet
wird, die angenehmste Waͤrme und die vollkommenste Veraͤnderung der
Luft.