Titel: | Neue, die Runkelrübenzuker-Fabrication und andere landwirthschaftliche Gegenstände betreffende Preisaufgaben der Société d'encouragement in Paris. |
Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. XXXIV., S. 137 |
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XXXIV.
Neue, die
Runkelruͤbenzuker-Fabrication und andere landwirthschaftliche
Gegenstaͤnde betreffende Preisaufgaben der Société
d'encouragement in Paris.
Die Société
d'encouragement in Paris hat in ihrer Generalversammlung vom 17. Januar l.
J. auf die Antraͤge ihrer Commission hin mehrere hoͤchst wichtige
Preisaufgaben gestellt, deren Programme wir uns unseren Lesern mitzutheilen
beeilen.
Neue Preisaufgaben der Société d'encouragement in
Paris.
I. Fuͤnf Preise, die
Runkelruͤbenzuker-Fabrication betreffend. (Vorgeschlagen von Hrn.
Dumas.)
1. Es ist erwiesen, daß man aus der Runkelruͤbe, wenn man sie ein Mal besser
auszuziehen verstehen wird, das Kilogr. Zuker zu 45 bis 50 Cent. herstellen kann:
ein Preis, von dem der Gestehungspreis des Zukers selbst in unseren besten Fabriken
noch weit entfernt ist. Um 100 Kilogr. Zuker zu gewinnen braucht man
naͤmlich, wenn man nach dem bei den chemischen Analysen befolgten einfachen
Verfahren zu Werke geht, 1000 bis 1200 Kilogr. rohe oder 160 bis 192 Kilogr.
getroknete Runkelruͤben. Diese Quantitaͤt getrokneter Ruͤben
kommt nicht hoͤher als auf 25 Fr., und sicherlich kommt die Ausziehung des in ihr
enthaltenen Zukers, den Gewinn, den man dem Fabrikanten goͤnnen muß, in
Anschlag gebracht, nicht auf 20 Fr. zu stehen.
Will man zu diesen Resultaten gelangen, so muß man aber auch den von der Natur
erzeugten Zuker zu erhalten suchen, und nicht dulden, daß et eine solche
Veraͤnderung erleide, wie dieß bisher der Fall war: d.h. man muß trachten,
aus der Runkelruͤbe allen in ihr enthaltenen Zuker auszuziehen, anstatt sich
wie zur Zeit mit der Haͤlfte zu begnuͤgen. Da es nun unmoͤglich
ist, die Runkelruͤben gleich und unmittelbar nach der Ernte zu extrahiren; da
alle Aufbewahrungsmethoden den allmaͤhlich in ihnen vorgehenden
Veraͤnderungen nicht vorzubeugen vermoͤgen; und da endlich das Troknen
der Runkelruͤben unbestreitbare Vortheile gewaͤhrt, so ist ziemlich
erwiesen, daß dem Schuͤzenbach'schen Verfahren
unter allen bis jezt versuchten Methoden die guͤnstigste Zukunft werden
duͤrfte. Nehmen wir auch nur einen Augenblik an, daß sich die
Runkelruͤbe troknen lasse, ohne daß eine Zersezung in ihr vorgehe; daß die
getroknete Masse einer laͤngeren Aufbewahrung faͤhig sey, ohne daß der
in ihr enthaltene Zuker eine Veraͤnderung erleide, so ergibt sich schon
hieraus allein ein ganz neues, aller Beruͤksichtigung wuͤrdiges
Fabricationssystem. Die Ruͤbe ließe sich auf den Landguͤtern gleich
nach der Ernte troknen, sich getroknet laͤngere Zeit aufbewahren, und in
diesem Zustande weit verfuͤhren, um an gelegenen Orten und zu
guͤnstiger Zeit verarbeitet zu werden. Die Folge hievon waͤre eine
Ausdehnung des Ruͤbenbaues auf das ganze Land, waͤhrend die
eigentliche Zukergewinnung auf jene Orte beschraͤnkt wuͤrde, wo die
Consumtion am groͤßten, oder das Brennmaterial am wohlfeilsten ist. Und ist
diesen Bedingungen nur ein Mal Genuͤge geleistet, so wird der Gestehungspreis
der Zuker bald auf die moͤgliche Tiefe herabsinken.
Wenn wir nun beruͤksichtigen, daß die Runkelruͤbe wirklich getroknet
werden kann, ohne eine Zersezung zu erleiden; daß sie in getroknetem Zustande mehr
als ein Jahr lang aufbewahrt werden kann, ohne an ihrem Zukergehalte zu verlieren;
daß das Troknen im Großen ausfuͤhrbar ist; und endlich, daß man aus der
getrokneten Ruͤbe nach sehr einfachen Methoden eine Quantitaͤt
krystallisirbaren Zukers ausziehen kann, die sich den Analysen gemaͤß auf 8
bis 10 Procent der rohen Ruͤbe belaͤuft so duͤrfte die
Wichtigkeit eines Verfahrens dieser Art am Tage liegen. Wir wuͤnschen
uͤbrigens kein fabrikmaͤßiges Troknen der Runkelruͤben; denn
anstatt die Concentrirung des Ruͤbenbaues um die Zukerfabriken herum zu
befoͤrdern, wuͤnschen wir ihn vielmehr uͤber das ganze Land zu
verbreiten, damit er in
den Wirthschaftsplan aller und auch der kleinsten Landguͤter
uͤbergehe.
Wir schreiben zu diesem Zweke einen Preis von 4000 Fr. aus, der im Jahre 1839
demjenigen zuerkannt werden soll, der bis dahin den besten Apparat zum Troknen der
Runkelruͤben auf Landguͤtern angibt. Der Apparat muß taͤglich
1000 Kilogr. Ruͤben troknen, und das dabei verwendete Brennmaterial muß
wenigstens sein sechsfaches Gewicht Wasser verdampfen; auch darf der Zukergehalt der
Ruͤbe durch das Troknen nicht vermindert werden.
2. Wir glauben, daß sich aus der getrokneten Ruͤbe durch methodisches
Auswaschen ohne Anwendung einer zu großen Menge Wassers aller Zuker ausziehen
laͤßt. Wir wissen, daß sich dieß sehr schwer erreichen ließe, wenn man in der
Kaͤlte und nur mit reinem Wasser arbeiten wollte; allein wir wissen auch, daß
die getroknete Runkelruͤbe, wenn sie in groͤbliches Pulver verwandelt
worden ist, unter gehoͤrigem Zusaze von Kalk bei methodischem Auswaschen eine
sehr gesaͤttigte, schwach gefaͤrbte Zukeraufloͤsung gibt, aus
der sich durch Verdampfung gut krystallisirter Zuker gewinnen laͤßt. Man hat
zu demselben Zweke auch Wasser, welches mit Schwefelsaͤure gesaͤuert
worden war, anzuwenden gesucht; allein diese Versuche verdienen weniger Vertrauen,
als die mit Kalt angestellten. Ebenso erfolglos probirte man den Gerbestoff. Die
ziemlich allgemein angenommene Anwendung des Kalkes ist zwar, obschon sie bis jezt
die vortheilhaftesten Resultate gewaͤhrt, nicht ohne Mangel; allein dermalen
handelt es sich um Vervollkommnung der Anwendungsweise dieses Mittels, oder auch um
Ermittelung einer Substanz, die keine der Gefahren, denen man mit dem Kalke
ausgesezt ist, mit sich bringt.
Wir zweifeln nicht, daß, wenn ein Mal die getroknete Runkelruͤbe auf unseren
Maͤrkten erscheint, man auch eine regelmaͤßige und oͤkonomische
Ausziehungsmethode derselben ausfindig machen wird; immer jedoch wird man
herumtappen und mithin Zeit verlieren. Wir wollen daher jezt schon die
Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand lenken, indem wir demjenigen, der ein Verfahren
angibt, wonach man der getrokneten Runkelruͤbe allen Zukergehalt entziehen,
und 8/10 dieses Zukergehaltes als guten ordinaͤren Zuker vierter Classe
darstellen kann, einen Preis von 4000 Fr. zusprechen. Wir halten es nicht
fuͤr noͤthig, den Concurrenten in Hinsicht auf die Substanzen oder
Apparate, deren sie sich allenfalls bedienen koͤnnten, Bedingungen
vorzuschreiben, sondern wir bemerken nur so viel, daß wir die Aufgabe nicht
fuͤr erreicht halten wuͤrden, wenn das Auswaschen mit großen
Quantitaͤten Wassers geschehen muͤßte. Wir halten es fuͤr
moͤglich, durch Auswaschen in Streifen (bandes)
Syrupe zu erzielen, die
an Baumé's Araͤometer bis an 20°
andeuten, und wuͤnschen daher, daß die HH. Concurrenten dieses Maaß erreichen
oder wo moͤglich uͤberschreiten. Endlich ist durchaus noͤthig,
daß das Verfahren fabrikmaͤßig, d.h. hinlaͤngliche Zeit uͤber
im Großen befolgt wurde, damit man dessen Leistungen gehoͤrig zu
wuͤrdigen im Stande ist.
3. Dieselben Ruͤksichten und Ansichten, aus denen diese beiden ersten
Preisaufgaben entsprangen, fuͤhrten auch zur dritten, welche die ersteren
gleichsam ergaͤnzt. Wenn naͤmlich der Fabrikant in seinen Formen
sogenannten Zuker vom ersten Gusse erlangt hat, so gilt dieser auch wenn er
ausgewaschen und selbst geschoͤnt worden ist, doch immer nur als ein
Rohproduct, welches erst raffinirt werden muß. Dieß geschieht, indem man den
Rohzuker in Wasser aufloͤst, und ihn ein zweites Mal krystallisiren
laͤßt. Daß hiebei eine bestimmte Quantitaͤt Zuker verloren geht, indem
derselbe aus verschiedenen Ursachen eine Veraͤnderung erleidet, in Folge
deren dieser Zuker nie mehr in festem Zustande darstellbar ist, ist bekannt. Eine
Reinigungsmethode, bei der der ein Mal in festem Zustande erlangte Zuker nicht mehr
aufgeloͤst zu werden braucht, und die also dem durch das Aufloͤsen
bedingten Verluste steuerte, waͤre demnach von groͤßtem Belange. Wir
sind uͤberzeugt, daß man den Rohzuker durch gleichzeitige Anwendung von
Zukerloͤsung (clairçage) und eines den
Abfluß der Melassen beguͤnstigenden Mittels in kurzer Zeit bleichen und
reinigen kann. Wir zweifeln auch nicht, daß man den auf solche Weise gereinigten
Broden die ihnen allenfalls mangelnde Festigkeit geben koͤnne, wenn man eine
uͤbersaͤttigte Zukeraufloͤsung in sie eintreibt, und dadurch
eine Ablagerung von Zukerkrystallen im Inneren der Brode bewirkt. Wir ertheilen
daher einen Preis von 4000 Fr. fuͤr ein Verfahren, wonach man dem
Ruͤbenzuker vom ersten Gusse in Hinsicht auf Weiße, Harte und Geschmak die
Eigenschaften des raffinirten Zukers geben kann, ohne ihn aus den Formen heraus
nehmen zu muͤssen. Das Verfahren, welches hoͤchstens 12 Tage Zeit
erfordern darf, muß praktisch seyn und die Sanktion der Anwendung im Großen
fuͤr sich haben.
4. Diese Preisaufgaben duͤrften wohl die Forschungen der Fabrikanten auf den
eigentlichen Endzwek dieser Industrie hinleiten: naͤmlich auf Verbreitung des
Ruͤbenbaues uͤber alle dazu geeigneten Gegenden, und auf
Beschraͤnkung der Fabriken auf die Consumtionsorte oder auf solche Orte, wo
das Brennmaterial wohlfeil im Preise steht. Werden diese Preise geloͤst, und
wir zweifeln nicht, daß sie es werden, so wird sich der Landwirth allerwaͤrts
der Vortheile, die ihm der Runkelruͤbenbau bietet, erfreuen koͤnnen;
die getroknete Ruͤbe wuͤrde zu einem Handelsartikel werden; und der
Preis der Zuker wuͤrde schnell eine solche Tiefe erlangen, daß man sich ihrer
auch in den aͤrmlichsten Haushaltungen als Versuͤßungsmittel bedienen
koͤnnte. Wir haben unter diesen Umstaͤnden geglaubt, zur
Ausfuͤllung noch einer Luke beitragen, und der Zukerfabrication, der eine so
schoͤne Zukunft zu bluͤhen scheint, Basen unterlegen zu
muͤssen, von denen man bei der Diskussion der verschiedenen Methoden ausgehen
koͤnnte. Wir wuͤnschen demnach eine Musteranalyse, die bei allen
derlei Untersuchungen als Muster dienen koͤnnte, hervorzurufen. Wir verlangen
eine vergleichende Analyse der Runkelruͤbe von Monat zu Monat, von den ersten
Tagen der Vegetation angefangen bis zur Ernte, und von dieser wieder bis zur
vollkommenen Veraͤnderung oder Zersezung der Runkelruͤbe. Wir
wuͤnschen, daß diese Analyse mit in verschiedenen Departements gebauten
Ruͤben vorgenommen werde, damit man die klimatischen Einfluͤsse auf
dieselben wuͤrdigen koͤnne; wir wuͤnschen, daß auch
Ruͤben von verschiedenem Boden oder Ruͤben von gleichem, aber
verschieden geduͤngtem Boden miteinander verglichen wuͤrden. Wir
wuͤnschen, daß die Concurrenten jene Producte, welche der Zukerbildung
vorausgehen, und welche in dem Maaße, als diese von Statten geht, verschwinden, so
wie auch die bei der Zersezung des Zukers entstehenden Producte scharf ins Auge
fassen und zur Kenntniß bringen. Mit Vergnuͤgen wuͤrden wir auch die
von den Concurrenten hiebei erlangten Resultate auf die Erklaͤrung und
Eroͤrterung der verschiedenen Zukerfabrications-Systeme angewendet
sehen. Wir wollen uns uͤbrigens durch diese Bedingungen nicht im Voraus
binden; denn wohl duͤrfte auch eine Arbeit, die keineswegs allen derselben
entspricht, als preiswuͤrdig erkannt werden. Die einzige unerlaͤßliche
Bedingung ist jedoch eine Analyse der auf einem und demselben Boden gebauten
Runkelruͤbe zu allen Zeiten der Vegetation und der Zersezung. Der besten
hieruͤber uns zukommenden Abhandlung soll ein Preis von 3000 Fr. werden.
5. Um endlich den Fabrikanten bei ihren Arbeiten sichere und schnell anwendbare
Pruͤfungsmittel an die Hand zu geben, sezen wir auch noch auf die Erfindung
eines genauen und fabrikmaͤßigen Verfahrens den Zukergehalt auszumitteln (procédé sacharimétrique) einen
Preis aus. Jedermann ist es bekannt, daß die zu diesem Behufe verwendeten
Araͤometer nur sehr unsichere Angaben liefern, und daß die uͤbrigen
Pruͤfungsmethoden in wahren, immer langwierigen und doch oft unsicheren
Analysen bestehen. Die tiefen Forschungen, denen Hr. Péligot neuerlich die Zuker unterwarf, lassen hoffen, daß man aus
dem Verhalten des Zukers ein Mittel ableiten koͤnne, wonach man in
Kuͤrze und mit Genauigkeit den Zukergehalt einer bestimmten Mischung anzugeben im Stande
waͤre. Dem Erfinder eines solchen Mittels, womit der Gehalt an
krystallisirbarem Zuker in irgend einem Handelsartikel bis auf 1/50 genau erforscht
werden kann, sezt die Gesellschaft einen Preis von 3000 Fr. aus. Wir finden uns
veranlaͤßt beizufuͤgen, daß die Gaͤhrung und die Bestimmung der
durch diese erzeugten Alkoholmenge dem fraglichen Zweke nicht entsprechen kann, weil
sie auf alle Zukerarten wirkt, waͤhrend es sich hier nur um den
krystallisirbaren Zuker handelt.
Die Gesellschaft glaubt durch diese Preisaufgaben beurkundet zu haben, daß sie die
hohe Wichtigkeit der Zukerfabrication in politischer, industrieller und
commercieller Hinsicht erfaßt hat. Sie bedauert keine hoͤheren Fonds zur
Verfuͤgung gehabt zu haben, um noch kraͤftiger auf ein Ziel
hinzuwirken, von dem einerseits die Abschaffung der Sklaverei in den Colonien und
andererseits die Verbesserung des Zustandes der arbeitenden Gasse in der alten Welt
abhaͤngt. Noch nie sezte die Gesellschaft Preise aus, deren Loͤsung
sie aufrichtiger und sehnlicher gewuͤnscht. Moͤgen sie ein neues
wetteiferndes Anringen gegen die der Zukerfabrication noch im Wege stehenden
Schwierigkeiten hervorrufen! Die Gesellschaft wird diesem Wettstreite mit
aͤngstlicher Theilnahme folgen, und den Tag- an dem sie ihre Kronen zu
ertheilen haͤtte, als einen ihrer schoͤnsten betrachten.
II. Zwei Preise die Aufbewahrung von
Getreide betreffend. (Vorgeschlagen von Hrn. Payen.)
Duhamel glaubte, daß eine moͤglichst vollkommene
Troknung des Getreides mittelst Luftstroͤmungen, welche allmaͤhlich
bis auf 72° R. erhizt werden, auf die wohlfeilste Weise allen Bedingungen
entspricht, die noͤthig sind, um den Verheerungen des Getreides durch
Insecten Einhalt zu thun, und um allen weiteren Angriffen von Seite ihrer Brut
vorzubeugen: vorausgesezt, daß man das getroknete Getreide in großen, gut
verschlossenen, hoͤlzernen Kisten uͤber der Erde aufbewahrt. Er bewies
ferner, daß das aus dem getrokneten Getreide gemahlene Mehl bei einiger Vorsicht
eben so gutes Brod gibt, wie das gewoͤhnliche Mehl. Er hat endlich gezeigt,
welche Veraͤnderungen sowohl in dem feuchten, als in dem vom Kornwurm
angegriffenen Getreide waͤhrend der zwischen den Umschaufelungen gelassenen
Zeitraͤume vorgehen.
Bevor wir nun die in neuerer Zeit vorgeschlagenen Schuzmethoden in Kuͤrze,
andeuten wollen, muͤssen wir bemerken: daß der weiße Kornwurm schon auf dem
Felde seine Eier in das Getreide legt; daß die aus diesen ausfallenden Larven
spaͤter das Innere der Koͤrner aufzehren, um endlich als
Schmetterlinge auszufallen; daß die im Getreide enthaltene Feuchtigkeit eine der Hauptursachen
der spaͤter in ihm vorgehenden Veraͤnderungen ist; daß sie es ist,
welche zu, weilen ein beginnendes Keimen der Koͤrner in den Aehren selbst,
und spaͤter alle jene nachtheiligen Veraͤnderungen bedingt die durch
die freiwilligen Gaͤhrungen in den Samen und ihren Huͤllen vorgehen;
daß endlich der schwarze Kornwurm das Getreide nur auf den Speichern angreift, und
sich daselbst nur verwehrt, wenn man ihm Ruhe goͤnnt.
Die erste Sorge duͤrfte daher seyn die Erndte zur gehoͤrigen Zeit,
sobald das Getreide den besten Grad der Reife erlangt hat, vorzunehmen,Nach den Versuchen des Hrn. Payen gibt das
Getreide, wenn man es schneidet, sobald die Koͤrner eine solche
Konsistenz erlangten, daß sie dem Nagel nachgeben, sowohl dem Gewichte, als
dem Umfange und den nuͤzlichen Bestaͤnde theilen nach, bessere
Resultate, als wenn man es auf dem Stoke ganz erhaͤrten
laͤßt.A. d. O. und die Koͤrner schnell auszudreschen, um sie alsbald dem
angenommenen Aufbewahrungssysteme zu unterstellen. Daß in lezterer Beziehung das
mechanische Dreschen vor dem Dreschen durch Menschenhaͤnde große Vortheile
gewaͤhrt, erhellt von selbst. Ist diesen beiden Bedingungen Genuͤge
geleistet, so duͤrfte die Ausgabe geloͤst seyn, wenn man ein Mittel
ausfindig macht, womit das ausgedroschene Getreide schnell und wohlfeil auf einen
solchen Grad getroknet werden kann, daß der Gaͤhrung, dem Schimmeln und der
Verbreitung der Insecten vorgebeugt ist; und wenn man eine Aufbewahrungsmethode
erfindet, die der Wiederkehr dieser schaͤdlichen Momente steuert.
Die Forschungen, die wir in Bezug auf die bisher bekannten Schuzmittel anstellten,
haben uns nicht nur zur Feststellung unserer Preisaufgabe gedient, sondern sie
scheinen uns auch fuͤr die Preisbewerber von einigem Nuzen zu seyn, weßhalb
wir denn auch deren Resultate in Kuͤrze andeuten wollen.
Das einzige dermalen allgemein gebraͤuchliche Schuzmittel, naͤmlich das
Umschaufeln des Getreides, vermindert wohl die im Getreide vorgehenden
Veraͤnderungen sowohl, als auch die Entwikelung der Insecten;
ungenuͤgend ist es aber in feuchten Jahren, in alten, von dem schwarzen
Kornwurme angestekten Gebaͤuden, und fuͤr Getreide, welches mit dem
weißen Kornwurme behaftet ist. Die jaͤhrlichen großen Verluste geben den
triftigsten Beweis hiefuͤr.
In Hinsicht auf die Aufbewahrung des Getreides in Silos oder Erdgruben stehen den in
den lezten 25 Jahren in Frankreich gemachten, unguͤnstigen Erfahrungen die in anderen
Laͤndern, namentlich in Spanien, Italien und Afrika gewonnenen Resultate
entgegen. Man darf aber nicht vergessen, daß diese lezteren wohl
hauptsaͤchlich verschiedenen besonderen Umstaͤnden zuzuschreiben seyn
duͤrften. So laͤßt man sich z.B. in Livorno, wo großer Getreidehandel
getrieben wird, nicht beigehen, das Getreide, wie man in Frankreich that, zwei oder
drei Jahre lang in den Silos zu lassen, ohne sich auch nur darum zu kuͤmmern;
sondern man schafft es vielmehr alle drei bis vier Monate heraus, um Luft
auszubreiten und umzukehren. Die Strohbuͤndel, womit man die inneren
Waͤnde der Silos auskleidet, werden gleichfalls herausgenommen und getroknet,
und wenn alles dieß geschehen ist, so fuͤllt und schließt man die Silos mit
derselben Vorsicht, mit der dieß das erste Mal geschah. Bei diesem Verfahren,
welches man auch in Florenz und Pisa befolgt (wo man jedoch des Silos etwas
laͤnger gefuͤllt laͤßt), gelingt es allerdings das Getreide in
gutem Zustande zu erhalten. Immer aber darf nicht vergessen werden, daß das Klima
großen Einfluß hiebei hat. Dasselbe duͤrfte auch von folgendem Verfahren
gelten, welches wir auf mehreren Landguͤtern jener Hegenden anwenden sahen.
Man drischt naͤmlich das Getreide unmittelbar nach der Erndte aus, und
schuͤttet es gleich nach der Reinigung in große, steinerne oder
hoͤlzerne, uͤber dem Boden angebrachte Bottiche, in denen man es mit
Brettern oder groben Tuͤchern bedekt. Manchmal begnuͤgt man sich auch
damit, oben darauf eine Schichte kleiner Bohnen zu geben, da diese wegen ihrer
Haͤrte von dem Kornwurme nicht angegangen werden. Auch dieses Verfahren
waͤre bei uns wohl anwendbar, wenn es bei der Feuchtigkeit unserer Luft nicht
ungenuͤgend waͤre. Die Gesellschaft wuͤrde uͤbrigens
neue Versuche mit den Silos mit Vergnuͤgen sehen, namentlich in Gegenden, die
so guͤnstig dafuͤr gelegen zu seyn scheinen, wie die Touraine.
Das von Hrn. Vallery erfundene, sinnreiche Verfahren
scheint mehreren zum Gelingen erforderliches Bedingungen zu entsprechen; denn es
beruht auf den bewaͤhrten Wirkungen der Bewegung gegen die Vermehrung der
Insecten und auf der Wirkung der Ventilirung gegen, einen hoͤheren Grad von
Feuchtigkeit. Es wird nach diesem Verfahren von der Erndte bis, zum Verkauf
gleichsam ein fortwaͤhrendes Umschaufeln mittelst eines beweglichen Speichers
bewerkstelligt. Sollte der Erfinder durch die Ausfuͤhrung im Großen darthun,
daß seine Methode auch eine der wohlfeilsten ist, so haben mit nach den vor der Société royale d'Agriculture damit
angestellten Versuchen allen Grund zu glauben, daß er der Loͤsung der Aufgabe
sehr nahe gekommen, und
daß sein Verfahren zur Vertilgung des schwarzen und weißen Kornwurmes im Getreide
ausreicht.Man findet die Maschine des Hrn. de Valery in
unserem Journale Bd. LXVII. S. 384
beschrieben.A. d. R.
Das einfache, von Dubreuil empfohlene Mittel das
gereinigte Getreide mit seinem halben Raumtheile Spelzen oder Spreu zu vermengen,
schuͤzt zwar bedeutend gegen die Feuchtigkeit, allein keineswegs gegen die
Angriffe der Insecten.
Erwaͤhnung muͤssen wir auch von der gluͤklichen Anwendung der
neuen Trokenapparate machen, womit es den HH. Wattebled
und Maupeou gelang, Getreide, welches durch
Waͤhrung, Brand oder Insecten gelitten, nach tuͤchtigem Waschen so zu
troknen, daß es Laͤnge aufbewahrt werden kann. Wenn naͤmlich dieses
Getreide beim Troknen nicht uͤberhizt worden ist, so kann man ihm durch Nezen
leicht die zum Mahlen noͤthige Geschmeidigkeit geben.Wahrscheinlich ist dieß dieselbe Maschine, auf die Hr. Miles Berry in England ein Patentnahm, und die wir im
naͤchsten Hefte bekannt machen werden.A. d. R.
Die Wirksamkeit der von de Dombasle zum Toͤdten der
Insecten empfohlenen schwefligen Saͤure endlich ist eben so bekannt, wie Robin's sinnreicher Apparat zur Zerstoͤrung der
Eier und Larven des weißen Kornwurmes.
Da man unter all den vielen in Vorschlag gebrachten und probirten Mitteln
wahrscheinlich eines finden duͤrfte, aus dem sich mittelst einiger
Verbesserungen eine einfache, allgemein anwendbare Methode ableiten laͤßt, so
wollen wir im Jahre 1841 einen Preis von 4000 Fr. demjenigen zuerkennen, der das
beste Verfahren zur Aufbewahrung des Getreides auf den Landguͤtern sowohl als
in den Magazinen angibt. Das Verfahren muß wenigstens von 4 Landwirthen und eben so
vielen Getreidehaͤndlern bestimmt angenommen, zur bestaͤndigen
Aufbewahrung von wenigstens 4000 Hectoliter Getreide angewendet worden seyn, und auf
einem Landgute wenigstens 100 Hectoliter ein Jahr lang gegen alle
Veraͤnderungen und Angriffe geschuͤzt haben.
Ein zweiter Preis von 1500 Fr. wird fuͤr das beste Verfahren, das von Insecten
und Brand angegriffene Getreide zu reinigen, ausgesezt. Das Verfahren muß sich in
zweien oder mehreren groͤßeren Anstalten praktisch bewaͤhrt haben.
III. Preis fuͤr ein Verfahren,
wonach man auf sichere, leichte und schnelle Weise ermitteln kann, ob ein Mehl
die zur Brodbereitung erforderlichen Eigenschaften habe. (Vorgeschlagen von Hrn.
Payen.)
Die Erkenntniß der Eigenschaften eines Mehles hat noch immer große Schwierigkeiten, und aus
diesen erwachsen fuͤr den Handel und fuͤr die Verproviantirungen große
Unannehmlichkeiten. Wir haben, bevor wir unsere Ansichten in dieser Beziehung
feststellten, Hrn. Payen beauftragt, bei der Société royale d'agriculture in Paris
sowohl, als auch bei jener der Seine und Marne die hierauf bezuͤglichen
Documente zu erholen, und sie durch eigens angestellte Versuche zu ergaͤnzen.
Als Hauptresultate ergabe sich hiebei folgende. Man erhaͤlt je nach den
Sorten, nach der Bodenbeschaffenheit, nach der Duͤngung, der Wassermenge und
der Temperatur Weizen, der entweder mehr oder minder hart und mehr oder minder reich
an Stikstoff, oder der mehr oder minder weich, weiß oder staͤrkmehlhaltig
ist. Endlich erhaͤlt man auch Zwischen-Qualitaͤten, so zwar,
daß die eine Haͤlfte eines und desselben Samenkornes die Eigenschaften des
weichen, die andere Haͤlfte hingegen die Eigenschaften des harten Weizens
besizt. Die unter dem Namen des arabischen und polnischen Weizens bekannten
Weizensorten, (naͤmlich das Triticum durum und
polonicum) geben, wenn deren Vegetation durch den
Boden, die Temperatur, den Duͤnger und einen hinreichenden Grad von
Feuchtigkeit beguͤnstigt ist, schwere, volle, harte, fahle,
halbdurchscheinende oder hornartige Koͤrner, die sich durch den
groͤßten Gehalt an Stikstoff auszeichnen, und welche in Folge ihrer
Haͤrte sowohl den Angriffen der Insecten, als den aͤußeren
Einfluͤssen uͤberhaupt am kraͤftigsten widerstehen. Das Mahlen
derselben kommt aber, da es schwieriger ist, um 20 bis 25 Proc. theurer zu stehen
als jenes der weichen Weizen; ihr Stroh steht, da es haarig ist, auf unseren Markten
geringer im Preise, und wenn ihr Mehl auch, wenn es ein Mal auf die hoͤchste
Feinheit gebracht ist, etwas mehr Brod gibt, so haͤlt dieses dafuͤr um
eben so viel mehr Wasser. Diese Weizensorten eignen sich auch nicht zur Erzeugung
der feinen vollkommen weißen Mehle, die dermalen am meisten gelten; sie sind ferner
zur Fabrication der schoͤnsten Vermicelli und Macaroni, wie man bisher
faͤlschlich glaubte, nicht unumgaͤnglich noͤthig; denn man kann
diese auch aus weißem Gruͤzenmehle, und selbst mit einem Beisaze von 15 bis
25 Proc. Staͤrkmehl erzeugen. Zu ihren Gunsten machte man dagegen besonders
geltend, daß sie wegen ihres groͤßeren Gehaltes an Kleber oder an Stikstoff
eine weit groͤßere Naͤhrkraft besaͤßen: eine Hypothese, die
uͤbrigens nicht zur Genuͤge begruͤndet ist. Wir haben
naͤmlich bei unseren Analysen gefunden, daß manche im Handel vorkommende
Mehlsorten zwei Mal so viel Stikstoff enthalten als andere, und dennoch ergaben die
von gelehrten Physiologen angestellten Versuche in Hinsicht auf ihre
Naͤhrkraft nur hoͤchst unbedeutende, kaum genau zu bestimmende
Unterschiede! Es scheint demnach so ziemlich wahrscheinlich, daß sich fuͤr unser Klima und
fuͤr unseren Boden im Allgemeinen die weichen und halbharten Weizensorten
eignen, die in Hinsicht auf ihre chemischen Bestandtheile noch weniger von einander
abweichen. Die Bestimmung des Stikstoffgehaltes kann daher auch bei der
Schaͤzung und Beurtheilung der Mehlsorten nicht als Anhaltspunkt dienen; ja
sie kann manchmal sogar zu offenbaren Irrthuͤmern verleiten. So wuͤrde
man z.B. hienach Mehlsorten, die mit dem Mehle verschiedener
Huͤlsenfruͤchte verfaͤlscht sind, fuͤr sehr werthvoll
halten; noch groͤßer waͤre die Taͤuschung, wenn der
groͤßere Stikstoffgehalt durch eine groͤßere Menge von
Insecten-Ueberresten bedingt waͤre. Endlich wuͤrde auf diesem
Wege der Kleber, der den Teig gehen macht, nicht von jenem zu unterscheiden seyn,
der durch mancherlei Veraͤnderungen diese Eigenschaft verloren hat.
Die mechanische Ausziehung des Klebers, besonders nach dem von Boland vereinfachten Verfahren gibt sehr schaͤzbare Andeutungen,
die nicht zu Taͤuschungen der angegebenen Art Anlaß geben koͤnnen;
auch ist man hiedurch im Stande, gewisse Verfaͤlschungen zu entdeken und
namentlich die gelieferten Mehle mit den abgegebenen Mustern zu vergleichen. Allein
wuͤnschenswert bleibt ein schneller zum Zweke fuͤhrendes Verfahren,
welches gleichsam mit einem Fingerzeige die Menge, die Weiße und die
Qualitaͤt des Brodes, das ein gewisses Mehl geben kann, andeutete; und zwar
ohne daß man sich mit einer chemischen Analyse, zu der man im Nothfalle immer noch
seine Zuflucht nehmen koͤnnte, zu befassen haͤtte. Einer der Wege,
welche allenfalls zum Ziele fuͤhren duͤrften, koͤnnte
vielleicht darin zu suchen seyn, daß man Mehl, welches zu einem Teige von
gehoͤriger Consistenz angemacht worden ist, in einem Trokenofen einer
constanten Temperatur aussezte, wo es dann innerhalb einer bestimmten Zeit einen
leicht zu ermittelnden Verlust und ein Aufblaͤhen erleiden wuͤrde,
welches durch gleiche Quantitaͤten eines fluͤchtigen Stoffes bedingt
waͤre. Man koͤnnte um die moͤglich groͤßte Gleichheit
der Umstaͤnde zu erzielen, mehrere Proben auf ein Mal in einem und demselben
Apparate behandeln, und zwar in duͤnnen Gefaͤßen von gleichen Taren.
Kurz wir glauben, daß eine der Brodbereitung im Großen aͤhnliche, aber viel
schneller und leichter ausfuͤhrbare und mehr constante Operation wohl die
sichersten Andeutungen in Hinsicht auf die Guͤte der Mehlsorten geben
koͤnnte. Wir sind uͤbrigens weit entfernt hiedurch den Preisbewerbern
vorgreifen zu wollen, und erwaͤhnten dieß bloß beispielsweise, um zu zeigen,
daß eine Loͤsung der Frage wenigstens in Aussicht steht. Die Preisaufgabe
faßt sich hienach folgender Maßen: „Die Gesellschaft erkennt demjenigen, der das beste
Verfahren zur sicheren, leichten und schnellen Beurtheilung der Eigenschaften
der zur Brodbereitung dienlichen Mehlsorten angibt, einen Preis von 3000 Fr.
zu.“
IV. Zwei Preise, einer auf
Verbesserungen in der Fabrication der Dextrine und in deren Anwendung in den
Kuͤnsten und Gewerben, und einer auf die Gewinnung von Zuker aus der
Dextrine. (Vorgeschlagen von Hrn. Payen.)
1. Bei den zahlreichen Nuzanwendungen, welche die nach verschiedenen Methoden
gewonnene Dextrine bereits gefunden hat, ist es hoͤchst
wuͤnschenswerth dieses neue Product farblos und bestaͤndig von
gleicher Qualitaͤt zu erzielen. In diesem Falle koͤnnte sie
naͤmlich beim Apprete verschiedener Zeuge (selbst der weißen und
hellfarbigen), bei der Bereitung der Firnisse und Farben fuͤr die Buntpapiere
die Gummis ersezen; und eben so koͤnnte man sich ihrer zum Glaͤnzen
von colorirten Kupferstichen und Lithographien, so wie auch zum Aufspannen der
fuͤr Waschgemaͤlde bestimmten Blaͤtter und zu verschiedenen
anderen Zweken bedienen. Die Gesellschaft ertheilt daher einen Preis von 2000 Fr. an
denjenigen, der diese Aufgabe zuerst zur Loͤsung, und taͤglich
wenigstens 600 Kilogr. des angegebenen Productes in guter und gleichmaͤßiger
Qualitaͤt in den Handel bringt. Die Concurrenten haben auch eine
vollstaͤndige Liste der Anwendungen der Dextrine vorzulegen, mit
Beifuͤgung der Namen jener Kuͤnstler oder Gewerbtreibenden, bei denen
die Gesellschaft von diesen Anwendungen Einsicht nehmen kann.
2. Es ist erwiesen, daß sich das Sazmehl mittelst Diastase in einen weißeren,
reineren und angenehmer schwelenden Zuker umwandeln laͤßt, als durch
Schwefelsaͤure. Dem mit lezterer erzielten Producte wirft man nicht nur einen
etwas zusammenziehenden Geschmak und einen unangenehmen Geruch vor, sondern es
enthaͤlt auch eine merkliche Menge eines Kalksalzes, welches seiner Anwendung
in manchen Faͤllen hinderlich ist. Abgesehen davon ist es aber
wuͤnschenswert!), eine so heftig wirkende Saͤure, wie die
Schwefersaͤure ist, bei einem hauptsaͤchlich auf dem Lande zu
verbreitenden Verfahren zu umgehen. Die mit gekeimten Cerealien erzielten
Dextrinsyrupe und Zuker sind gewoͤhnlich frei von den oben angegebenen
Fehlern, allein ihre Bereitung erfordert mehr Sorgfalt: namentlich um beim Keimen
das Maximum des wirksamen Stoffes zu erzielen und dessen Veraͤnderungen und
Zersezungen zu verhuͤten. Endlich sind auch noch in Betreff des
Klaͤrens und Filtrirens der Zukeraufloͤsungen einige Schwierigkeiten zu beseitigen,
so wie der Faͤrbung der Fluͤssigleiten durch rasches Eindiken
derselben vorgebeugt werden muß.
Die Gesellschaft bietet demnach theils um die Verwandlung des Staͤrkmehls in
Zuker ohne Anwendung von Schwefelsaͤure auf dem Lande zu verbreiten; theils
auch um sie in den Fabriken leichter ausfuͤhrbar zu machen, demjenigen, der
dieser Absicht vollkommen entsprochen und sichere, leicht anwendbare Methoden
erfunden hat, nach denen ein gleichmaͤßiges Product erzielt werden kann,
einen Preis von 3000 Fr. Der gewonnene Zuker muß weiß, koͤrnig oder fest
seyn, einen milden reinen Geschmak haben, sich zur Fabrikation oder Verbesserung von
verschiedenen Vieren, Mosten und Weinen, zu Zukergebaͤken, zur Aufbewahrung
von Fruͤchten, zu Trauben-Eingemachtem, zur Versuͤßung von
Theen u. dergl. eignen, und in allen diesen Beziehungen vor den
Suͤßholz-Aufloͤsungen den Vorzug verdienen. Dagegen wird
keineswegs gefordert, daß er ein Surrogat fuͤr den Rohr- und
Runkelruͤbenzuker abgeben koͤnne, da dieß schon seinen Eigenschaften
nach ganz unmoͤglich ist. Es muß ferner eine Fabrik in Gang seyn, die
taͤglich wenigstens 300 Kilogr. solchen Zukers erzeugt, damit die
Gesellschaft deren Gang verfolgen, und sich von der Gleichheit des Fabricates
uͤberzeugen koͤnne. Die Gesellschaft behaͤlt sich vor jenen
Concurrenten, die theils in Hinsicht auf die Zubereitung der Zuker oder Syrupe,
theils in Hinsicht auf deren Verwendung der Loͤsung der Frage am
naͤchsten gekommen, Preise zuzuerkennen.
V. Preise fuͤr eine bewegliche
oder versezbare Dreschmaschine. Vorgeschlagen von Hrn. Huzard Sohn.
In Erwaͤgung, 1) daß die in England angewendeten beweglichen Dreschmaschinen
so sehr dazu beitrugen, die von den Dreschmaschinen zu erwartenden Vortheile
allgemein anschaulich zu machen, und daß man daselbst hauptsaͤchlich ihnen
die rasche Annahme der stationaͤren Dreschmaschinen zu verdanken hat;
2) daß die in Frankreich bestehenden derlei Maschinen, uͤber deren Nuzen
gleichfalls keinen Zweifel mehr uͤbrig lassen, indem sie bei einer mittleren
Ernte den Hectoliter Getreide (so weit von Spreu, Staub etc. gereinigt, daß es, um
marktfaͤhig zu werden, nur mehr ein Mal durch die Puzmuͤhle zu laufen
braucht) fuͤr weniger dann 60 Cent. liefern, waͤhrend er mit dem
Flegel wenigstens auf 75 Cent. und in einigen Gegenden selbst auf 2 Fr. und
daruͤber zu stehen kommt; daß nach de Dombasle mit
den Maschinen beilaͤufig um 2/15 Getreide mehr ausgedroschen wird, als mit
dem Flegel, der viel in den Aehren zuruͤklaͤßt; und dich es
fuͤr die Landwirthe von hoͤchstem Interesse ist, sich den
Anforderungen der Drescher oder dem Mangel an solchen zu entziehen;
3) daß bewegliche, gut eingerichtete Dreschmaschinen nicht nur dem
Eigenthuͤmer derselben großen Nuzen bringen, sondern wahrscheinlich auch gar
sehr dazu beitragen werden, allerwaͤrts mit den Leistungen und Vortheilen
dieser Maschinen vertraut zu machen;
4) daß in jenen Laͤndern, wo das Grundeigenthum sehr vertheilt ist, und wo
daher fixe Dreschmaschinen nicht wohl errichtet werden koͤnnen, die
beweglichen Maschinen dem Landwirthe eine wahre Wohlthat seyn werden;
5) daß die Moͤglichkeit, das Getreide unmittelbar nach der Ernte auszudreschen
in jenen Laͤndern, in denen es besonders den Zerstoͤrungen der
Insecten und anderen Thiere ausgesezt ist, ein Mittel zur Verhuͤtung dieser
Verwuͤstungen an die Hand gibt;
6) endlich, daß wenn das Gras durch Ueberschwemmungen und dergl. schlammig geworden
ist, es mit der Dreschmaschine am besten von dem Schlamme gereinigt und in ein
unschaͤdliches Futter verwandelt werden kann; und daß sich dieses Verfahren
auf keine Weise mit Vortheil durch ein anderes ersezen laͤßt; in
Erwaͤgung aller dieser Umstaͤnde sezt die Gesellschaft einen Preis von
3000 Fr. fuͤr eine leicht transportable Dreschmaschine aus, welche 30 Garben
Weizen von einem Durchschnittsgewichte von 12 Kilogr. und von einem Meter mittlerer
Hoͤhe fuͤr 60 Cent. auszudreschen im Stande ist. Hierunter
muͤssen der Lohn der Menschen und Pferde, welche die Maschine zu bedienen
haben (der Taglohn fuͤr Mensch und Pferd zu 1 1/2 Fr. angeschlagen), die
Reparaturen, welche die Maschine jaͤhrlich erfordert, wenn sie drei Monate im
Jahre arbeitet, die Interessen der Anschaffungskosten, so wie die Transportkosten
der Maschine von einem Orte zum anderen begriffen seyn. Dabei darf die Arbeit von
Mensch und Pferd nicht nach einer Arbeitsstunde, sondern nach einer Arbeit, welche
taͤglich 8 bis 9 Stunden waͤhrt, und sich taͤglich wiederholt,
berechnet werden. Um als Preisbewerber auftreten zu koͤnnen, muß die Maschine
wenigstens bei 5 Landwirthen gearbeitet und ungefaͤhr 4000 Garben Weizen zu
je 12 Kilogr. zu ihrer Zufriedenheit ausgedroschen haben.
Die Geschwindigkeit des Dreschcylinders muß sich beliebig von 150 bis auf 300
Umgaͤnge in der Minute vermehren oder vermindern lassen, um den Dreschproceß
den verschiedenen Fruͤchten und dem Grade ihrer Trokenheit anpassen zu
koͤnnen. Auch waͤre es wuͤnschenswert!), die Geschwindigkeit
der Speisungscylinder beliebig reguliren zu koͤnnen. Fuͤr
Laͤnder, wo es große Grundbesizer gibt, waͤre es gut, das Gespann
durch eine Leine oder auf irgend andere Weise mit der Maschine zu verbinden, damit man das Gespann außer
und die Maschine innerhalb der Scheunen in der Richtung der Rolle bis zur
gegenuͤberliegenden Mauer arbeiten lassen kann.
Die vorzulegenden, amtlich bestaͤtigten Documente muͤssen enthalten,
wie viele und was fuͤr Garben bei jedem Landwirthe ausgedroschen wurden, und
welche Contracte man sowohl in Hinsicht auf die Arbeiter, als in Hinsicht auf die
Pferde zum Behufe des Dreschens abschloß. Es muß daraus hervorgehen, daß das
Getreide wenigstens eben so vollkommen ausgedroschen wurde, als mit dem Flegel;
ferner, ob die Maschine waͤhrend der Arbeit Schaden gelitten hat, und
welchen; und ob sie leicht von einem Orte zum anderen geschafft werden kann. Diesen
Documenten ist eine vollstaͤndige, detaillirte Zeichnung der Maschine in dem
Maaßstabe von einem Decimeter auf den Meter beizulegen, damit die Gesellschaft nicht
durch nachtraͤglich, nothwendig werdende Erkundigungen in ihrem Urtheile
aufgehalten ist.
Da von den der Gesellschaft eingesendeten Maschinen einige vielleicht nicht allen
Bedingungen entsprechen, wohl aber dem gestekten Ziele ziemlich nahe kommen
duͤrfen, und da die Gesellschaft nuͤzliche Dienste nicht unbelohnt
lassen will, so behaͤlt sie sich vor, je nach der Vollkommenheit dieser
Maschinen an deren Erfinder Medaillen von 200 bis 500 Fr. im Werthe zu ertheilen,
oder auch deren Werth zu erhoͤhen. Alle diese Preise werden in der
Generalversammlung des zweiten Halbjahres 1840 abgeurtheilt.
Die beweglichen Dreschmaschinen, welche in England am meisten Verbreitung fanden,
hatten einen Goͤpel, dessen Gestell aus Gußeisen bestand. Das Gestell war aus
drei unbeweglich verbundenen und trug in der Hoͤhe der Schultern des Pferdes
den Mechanismus, an dem man die Stangen des Goͤpels anbrachte. Eine
Eisenstange pflanzte die Bewegung an ein Raͤderwerk fort, welches sich Unter
der Bodenflaͤche in einer kleinen Aushoͤhlung befand; und dieses
Raͤderwerk theilte die Bewegung mittelst einer aus zwei Stuͤken
bestehenden Eisenstange an die Trommel, und von dieser mittelst eines Laufriemens an
die Dreschmaschine mit. Die Eisenstange lief in einer in den Boden gegrabenen Rinne
um, und diese Rinne wurde mit Brettern bedekt, damit die Pferde, welche die Kurbel
umdrehen, daruͤber gehen konnten. Die Zahl der Pferde war 2 bis 4. Die
meisten Maschinen bestanden bloß aus Speisungs-, Dresch- und
Gegencylinder; das Puzen, Sieben und die sonstigen Verrichtungen mußten anderweitig
vollbracht werden. An den mit 4 Pferden arbeitenden Maschinen wurde die
groͤßere Triebkraft nur zur Erzielung einer groͤßeren Arbeit und dazu
verwendet, das Stroh mittelst eines Rechens von dem Getreide abzuscheiden. Nach Beendigung der Arbeit
wurde das Ganze auf einen Karren geladen, und auf diesem von einem Orte zum anderen
geschafft; ein Pferd zog eine zweispaͤnnige Maschine; zum Fortschaffen einer
vierspaͤnnigen waren ihrer aber zwei erforderlich.
Die Gesellschaft laͤßt den Concurrenten, was die die Maschine und die
Triebkraft betreffenden Einrichtungen anbelangt, vollkommen freien Spielraum, und
erlaubt sich nur folgende Bemerkungen ihrer Erwaͤgung zu unterstellen:
1) Der Goͤpel soll nur bis zur Zughoͤhe des Pferdes emporreichen;
2) die Wellen, Ketten oder Zahnraͤder, oder sonstigen Mechanismen sollen so
wie die Stange des Goͤpels unwandelbar in einem hoͤlzernen Gestelle,
an dem sich zum Behufe der Ortsveraͤnderungen Raͤder aufziehen lassen,
angebracht seyn;
3) dieses Gestell soll sich mit Bolzen und Schraubenmuttern auf zwei fixirten
Flaͤchen, die zu dessen Aufnahme auf dem Erdboden hergerichtet worden sind,
befestigen lassen;
4) die lezte Welle des Gestelles soll eine Trommel fuͤhren, die
hoͤchstens 42 Zoll im Durchmesser und wenigstens 5 Zoll Breite hat, und
welche einen Riemen von gleicher Breite aufzunehmen im Stande ist;
5) der Mechanismus soll der Trommel eine Geschwindigkeit von 150 Umgaͤngen in
der Minute geben koͤnnen, wenn das Pferd eine Geschwindigkeit von 80
Centimeter in der Secunde hat, und einen Kreis von wenigstens 3 Meter Halbmesser
durchlaͤuft;
6) da die eben angegebene Geschwindigkeit einem Dreschcylinder von einem Meter im
Durchmesser entspricht, so muͤßte bei kleinerem Durchmesser die
Geschwindigkeit der unter einem der Goͤpelenden befindlichen Laufbandtrommel
in umgekehrtem Verhaͤltnisse wachsen;
7) die Speisungscylinder waͤren nach der Dreschmaschine von Roville, die man in den Annales
de
Roville
, 2. Heft, und Supplement beschrieben findet,
einzurichten. Die ihnen in Hinsicht auf die Dreschtrommel zu gebende Geschwindigkeit
muß eine wandelbare seyn; sie koͤnnte doppelt groͤßer seyn, als jene
der Maschine von Roville, an der sie den achten Theil der
Geschwindigkeit der Dreschtrommel betraͤgt;
8) der Ventilator soll, wenn es thunlich ist, die Maschine durch einen solchen zu
compliciren, eben so viele Umgaͤnge machen als die Dreschtrommel, und mit
dieser auch gleichen Durchmesser haben; er soll ferner mit einem Regulator versehen
seyn, damit er immer nur die erforderliche Quantitaͤt Wind liefert; 9) die Maschine soll zum
Behufe der Abscheidung des Strohes von dem Getreide wie die Maschine von Roville mit einem Rechen ausgestattet seyn. Es
waͤre dann an der Welle der Dreschtrommel eine Rolle anzubringen, von der aus
die Puzmuͤhle durch ein Laufband in Bewegung gesezt wuͤrde;
10) das Dreschen soll wie an der Maschine von Roville
uͤber der Trommel unter einem beweglichen Dekel geschehen;
11) das Stroh soll wo moͤglich weder verwirrt noch zerbrochen werden, und in
dieser Hinsicht dem mit dem Flegel ausgedroschenen nicht nachstehen.
Alles dieß sind uͤbrigens, wie gesagt, keine Bedingungen, sondern nur zur
Aufklaͤrung dienende Bemerkungen.