Titel: | Verbesserte Methode Fahrzeuge im Wasser fortzubewegen, welche zum Theil auch zu anderen Zweken benuzt werden kann, und worauf sich John Spurgin, Med. Dr. in Guilford Street, Russel Square, Grafschaft Middlesex, am 8. Mai 1837 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. LIII., S. 250 |
Download: | XML |
LIII.
Verbesserte Methode Fahrzeuge im Wasser
fortzubewegen, welche zum Theil auch zu anderen Zweken benuzt werden kann, und worauf
sich John Spurgin, Med. Dr. in Guilford Street, Russel Square, Grafschaft
Middlesex, am 8. Mai 1837 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. April
1838, S. 203.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Spurgin's Methode Fahrzeuge im Wasser fortzubewegen.
Meine Erfindung besteht, in so fern sie das Fortschaffen von Fahrzeugen im Wasser
betrifft, in gewissen Modificationen jener Ruderschaufeln, die an endlosen Ketten
befestigt uͤber Raͤder oder Nigger laufen, und die sich in Folge
meiner Verbesserungen so reguliren lassen, daß sie unter irgend einem, zur Erzielung
des groͤßten Nuzeffectes dienlichen Winkel in das Wasser ein und aus
demselben auch wieder austreten. Es ist bekannt, daß man bereits fruͤher
Ruderschaufeln an endlosen Ketten anbrachte, die horizontal uͤber
Raͤder oder Rigger, welche von einer Dampfmaschine getrieben wurden, gespannt
waren. Diese Ketten waren bald dermaßen gespannt, daß sich die Ruder in einer
beinahe geraden Linie durch das Wasser bewegten; bald aber auch befanden sich die
Rigger so nahe an einander, daß bei der Laͤnge der Ketten deren unterer Theil
eine solche Schlaffheit bekam, daß die Schaufeln in einer Curve, welche einem von
einem großen Ruderrade beschriebenen Kreisbogen nahe kam, durch das Wasser bewegt
wurden. Hiebet nun ergaben sich als die Nachtheile leichter Ketten, daß, in dem die
Rigger gewoͤhnlich kleine Durchmesser hatten und haben mußten, die
Ruderraͤder, um hinlaͤnglich getaucht zu werden, zu schief in das
Wasser ein- und aus ihm austreten mußten, wenn sie den gehoͤrigen
Nuzeffect geben sollten; und daß sie, wenn sie sich ein Mal im Nasser befanden, nach
dem zuerst gegebenen Impulse nur mehr auf jenes Nasser wirken konnten, welches
bereits durch diesen Impuls in Thaͤtigkeit gesezt worden war, weßhalb die
Schaufeln bei ihrer weiteren Bewegung nicht langer mehr von dem Widerstande des
Wassers gehoͤrigen Nuzen ziehen konnten. Die aus zu schlaffen,
herabhaͤngenden Ketten erwachsenden Nachtheile waren dagegen: 1) daß die
Schaufeln von den Ketten nicht fest genug in einer Richtung erhalten wurden, in der
sie mit deren Lauf rechte Winkel bildeten; sondern daß sie sich um ihre
Befestigungspunkte an
den Ketten drehten, und folglich dem Wasser nachgaben, anstatt von dem Widerstande
desselben den gehoͤrigen Nuzen zu ziehen; 2) aber, daß sie in Folge ihrer
Schlaffheit bei stuͤrmischer See durch die Wogen herumgeschleudert wurden und
in Unordnung kamen. Der Zwek meiner Erfindung ist nun die Vorzuͤge der beiden
erwaͤhnten Methoden zu vereinigen und dagegen deren Nachtheile zu beseitigen.
Um diesen Zwek zu erreichen, lasse ich ein fest gespanntes Kettenpaar uͤber
zwei Riggerpaaren von verhaͤltnißmaͤßig kleinem Durchmesser und
uͤber ein Paar Treibraͤder von groͤßerem Durchmesser laufen.
Diese lezteren zwischen den Riggerpaaren angebrachten Treibraͤder werden von
der Dampfmaschine umgetrieben und sind mit Zahnen ausgestattet, welche in die
Querbolzen der Ketten eingreifen und sie hiedurch in Bewegung sezen. Ich bin
hiedurch in Stand gesezt, die Raͤder in Hinsicht auf die lediglich zur
Spannung der Kette dienenden Rigger hoͤher oder tiefer zu stellen, oder das
Verhaͤltniß der gegenseitigen Durchmesser zu veraͤndern, damit sich
ein bestimmter Grad des Eintrittes der Schaufeln in das Wasser, und jeder beliebige
Ein- und Austrittswinkel der Schaufeln erzielen laͤßt. Es ist hienach
auch ein Leichtes, die Bahn, welche die Schaufeln im Wasser durchlaufen, mit einem
Kreisbogen in Einklang zu bringen, der von irgend einem großen Ruderrade von
bestimmtem Halbmesser beschrieben wird. Was die Schaufeln selbst betrifft, so
erziele ich eine gehoͤrige Festigkeit derselben, in dem ich den
Kettengliedern bedeutende Laͤnge gebe, und in dem ich am Ruͤken eines
jeden Mittelgliedes einen Vorsprung anbringe, der uͤber die eine Seite und
beide Enden hinausragt, und einen Theil der angraͤnzenden aͤußeren
Glieder bedekt, wie dieß spaͤter gezeigt werden soll. Fuͤr kleinere
Fahrzeuge kann man anstatt zweier Ketten, zweier Raͤder und zweier Nigger
auch an einer einzigen endlosen, flachen und breiten Kette eine Reihe von Schaufeln
anbringen; so wie man sich umgekehrt an groͤßeren Schiffen auch dreier oder
mehrerer Ketten bedienen kann.
Fig. 74 zeigt
eine seitliche Ansicht, und Fig. 75 gibt einen
Grundriß einer mit Ruderschaufeln ausgestatteten endlosen Kette, welche uͤber
ein Paar Spannungsrigger geschlungen ist, und die uͤber und unter einem mit
Zaͤhnen versehenen Treibrade weglaͤuft. a
ist die Seitenwand eines Schiffes, an welche das Geripp b gebolzt ist. Die beiden Bolzen c gehen durch
Loͤcher, welche zu deren Aufnahme sowohl in der Seitenwand des Schiffes, als
auch in dem Gerippe angebracht sind, so daß lezteres mit Huͤlfe dieser Bolzen
und der vier Schraubenmuttern d fest an der Seitenwand
des Schiffes erhalten wird. Zu noch groͤßerer Befestigung dienen die beiden
Bolzen e, welche gleichfalls durch die Seitenwand und
durch das Geripp gehen, so wie auch die vier Schraubenmuttern f. Laͤßt
man leztere nach, so kann man die Bolzen in den in der Seitenwand sowohl als in dem
Gerippe befindlichen Fenstern oder Spalten verschieben. Die vier Rigger h laufen an den beiden Bolzen oder Zapfen e zwischen Halsringen um. k
ist ein Theil der von der Dampfmaschine ausgehenden und auch durch sie umgetriebenen
Hauptwelle, an der sich die Raͤder l befinden.
Diese Raͤder koͤnnen gleich den Riggern zum Behufe der Fuͤhrung
der Ketten Randkranze haben, oder wenn man keine solchen will, kann man die
Zaͤhne der Raͤder an den Spizen schmaͤler machen als an der
Wurzel. Die um den Umfang der Raͤder herum angebrachten Zaͤhne sieht
man mit m bezeichnet. Von den beiden endlosen Ketten n ist jede fest um die beiden Rigger und um die
Raͤder k gespannt. Die Kettenglieder haben von
einem Mittelpunkte der Nieten zum anderen dieselbe Laͤnge wie die Entfernung
von einem Mittelpunkte eines Zahnes zu jenem des naͤchsten Zahnes. An jeder
der Ketten befinden sich acht Paare gabelfoͤrmiger Bukel p, die mit dem Kettengliede, aus welchem sie
hervorragen, aus einem Stuͤke bestehen; und zwischen den Zaken dieser Gabeln,
von denen je einer der einen oder der anderen Kette angehoͤrt, werden die
leichten Ruderschaufeln q festgehalten. Diese Schaufeln,
deren Anzahl groͤßer oder kleiner seyn kann, koͤnnen fuͤr
kleinere Schiffe aus hartem Holze bestehen, und wie man bei q' sieht, durch kreuzweis angebrachte eiserne Baͤnder
verstaͤrkt seyn, fuͤr groͤßere Schiffe hingegen verfertigt man
sie besser aus Eisenblech. Die beiden Querhaͤupter r, welche an dem Gerippe b festgemacht sind,
durch die Seitenwand des Fahrzeuges gehen, und daselbst mit Schraubenmuttern s befestigt sind, geben dem Gerippe b noch groͤßere Festigkeit. Die beiden Schrauben
t, welche sich in den Querhaͤuptern r bewegen, druͤken mittelst des Blokes u gegen die Bolzen e, damit
diese auf solche Weise in den Fenstern g, g verschoben
werden koͤnnen, um den beiden Ketten n den
noͤthigen Grad von Spannung zu geben. Diese Spannung muß jedoch dadurch
erzeugt werden, daß man die Bolzen an jedem Ende um eine gleiche Entfernung
verschiebt, damit die Zahne m des Rades l sowohl am unteren, als am oberen Theile des Rades
gleichmaͤßig auf die Kettennieten wirken. Das Geripp b muß je nach dem Baue und der Groͤße des Schiffes mit
entsprechenden Streben und anderen Verstaͤrkungsmitteln ausgestattet werden,
von denen ich jedoch, da sie nicht mit zu meiner Erfindung gehoͤren, in der
Zeichnung keine angedeutet habe.
In Fig. 76
sieht man einen Theil einer in groͤßerem Maaßstabe gezeichneten Kette im
Profile. Man bemerkt daran, daß das Ruͤkenstuͤk eine groͤßere
Breite hat, so daß es auf den beiden Seitengliedern aufruht; eben so bemerkt man
daran auch eine Verlaͤngerung, womit es an das Ruͤkenstuͤk des
naͤchsten mittleren Kettengliedes stoͤßt. Fig. 77 zeigt denselben
Theil im Grundrisse.
Fig. 78 ist
ein Profil und Fig.
79 eine Endansicht eines der mittleren Kettenglieder, welches an beiden
Seiten oder beiden Enden ein Ruͤkenstuͤk oder einen Randvorsprung hat,
womit es bis zur Mitte des naͤchstfolgenden inneren und aͤußeren
Gliedes ragt, und daselbst mit einem aͤhnlichen, an dem naͤchsten
mittleren Kettengliede befindlichen Ruͤkenstuͤke oder Vorsprunge
zusammentrifft.
An allen diesen Figuren sind v die mittleren
Kettenglieder, und w die damit verbundenen und einen
Theil derselben bildenden Ruͤkenstuͤke. x
sind die seitlichen Glieder, und y die Bolzen und
Waͤscher, von denen jeder durch ein mittleres und zwei seitliche
Kettenglieder gestekt wird.
In dieser Kette, und namentlich in der in Fig. 76, 77, 78 und 79 abgebildeten Form
derselben, ist jener Theil meiner Erfindung, der sich auch zu verschiedenen anderen
nuͤzlichen Zweken verwenden laͤßt, gelegen. Eine ihrer
vorzuͤglichen Eigenschaften ist, daß sie sich in betraͤchtlicher
Laͤnge von selbst in beinahe horizontaler Stellung zu erhalten vermag. Sie
kann daher sehr gut zur Bildung einer temporaͤren Bruͤke, welche man
von Bord aus an das Ufer legen will, dienen. Man braucht zu diesem Zweke nur zwei
solche Ketten parallel zu legen und auf ihnen eine hoͤlzerne Platform zu
befestigen. Der Breite nach aus mehreren Kettengliedern zusammengesezt, bildet sie
eine flache Kette, die man sehr gut eine ziemlich bedeutende Streke weit horizontal
oder unter einem Winkel mit dem Horizonte von einer Dampfmaschine an einen
uͤber einem Schachte befindlichen Rigger fuͤhren kann, und die hiebei
nur sehr weniger Zwischenstuͤzen bedarf. Wegen ihrer Steifheit kann man sie
ferner an Gruben benuzen, um die Bergleute in diese hinab und aus ihnen herauf zu
schaffen; denn man braucht sie nur oben und unten uͤber einen Rigger zu
fuͤhren und an ihr nach Art der Ruderschaufeln horizontal hervorstehende
Platformen, auf die sich die Arbeiter stellen koͤnnen, zu befestigen. Auf
dieselbe Weise lassen sich Guͤter, Waaren etc. in Magazinen u. dergl. von
einem Stokwerke in das andere hinauf- oder herabschaffen, wobei, da die
auf- und absteigenden Lasten an beiden Kettenseiten einander oft das
Gleichgewicht halten werden, zur Bewegung der Kette nur ein geringer Kraftaufwand
erforderlich seyn wird. Ich habe hier zur Vereinfachung der Beschreibung nur von
einfachen Ketten gesprochen; ich wende ihrer aber in den meisten Faͤllen
lieber zwei an, die ich leiterartig durch Sprossen mit einander verbinde. In diese Sprossen lassen
sich die einzelnen Platformen mit zwei Haken einhaͤngen.
Die Dimensionen aller zu meiner Erfindung gehoͤrigen Theile muͤssen den
Zweken und Umstaͤnden, unter denen man sich des Apparates bedienen will,
angepaßt werden; so werden sie an groͤßeren Schiffen durchaus groͤßer
seyn muͤssen, als an kleineren, waͤhrend an jenen Ketten, die zu
Bruͤken, Platformen u. dergl. dienen sollen, die Starke der Kettenglieder mit
der Laͤnge, welche die Bruͤken bekommen sollen, steigen muß.