Titel: | Ueber Erzeugung von Ammoniak während der Oxydation des schwefelsauren Eisenoxyduls bei der Berührung mit der Luft. Von M. Sarzeau in Rennes. |
Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. LXIII., S. 295 |
Download: | XML |
LXIII.
Ueber Erzeugung von Ammoniak waͤhrend der
Oxydation des schwefelsauren Eisenoxyduls bei der Beruͤhrung mit der Luft. Von
M. Sarzeau in
Rennes.
Aus dem Journal de Pharmacie, Mai 1837, S.
218.
Sarzeau, uͤber Erzeugung von Ammoniak etc.
Es werden seit einiger Zeit Pillen bereitet, indem eine Mischung von schwefelsaurem
Eisenoxydul und kohlensaurem Natron gemacht wird, die man nachher in ein Pulver ohne
Wirkung vertheilt. Ein Pharmaceut wurde bei Bereitung dieses Praͤparates
gewahr, daß die Masse nach Ammoniak roch. Er machte sogleich eine andere Mischung
aus neuen Substanzen, da sie aber dießmal keinen Ammoniakgeruch hatte, so
betrachtete er das, was ihm das erste Mal begegnet war, als zufaͤllig. Ob ich
gleich diese Ansicht annahm, so nahm ich mir doch vor, zu untersuchen, ob bei der
Oxydation des schwefelsauren Eisenoxyduls bei der Beruͤhrung mit der Luft
nicht eine Erscheinung vorkaͤme, analog der, die Austin und Chevalier bei der Oxydation des
Eisens unter den naͤmlichen Umstaͤnden beobachtet haben.
Ich verschaffte mir einige Proben dieses Salzes; die Krystalle waren mit einer mehr
oder weniger großen Menge Rost ganz bedekt. In einem glaͤsernen
Moͤrser gepulvert, mit einem Ueberschusse von Aezkali gemischt, indem die
Wirkung durch ein wenig Wasser unterstuͤzt wurde, gaben sie sogleich
Ammoniakdaͤmpfe von sich, die sich selten durch den Geruch zu erkennen gaben,
aber bei Annaͤherung einer mit nicht rauchender Salpetersaͤure
befeuchteten Roͤhre sehr merklich wurden. Diese Erzeugung des Ammoniaks
dauerte fort, bis daß der groͤßere Theil des Eisenoxyduls in Eisenoxyd
uͤbergegangen war, was sich leicht erkennen ließ, wenn von Zeit zu Zeit die
Oberflaͤchen vermittelst eines Pistills erneuert wurden. Um mich zu
uͤberzeugen, ob die beobachteten weißlichen Daͤmpfe in diesem Falle
von der Anwesenheit des Ammoniaks herruͤhrten, wurden 400 Grm. einer dieser
Proben in einem verschlossenen Apparate behandelt, der sich in ein
Flaͤschchen endigte, in welches Wasser gebracht wurde, das mit
Chlorwasserstoffsaͤure angesaͤuert war. Nach Beendigung der Operation
und nach Abdampfung der Chlorwasserstoffsaͤure enthaltenden
Fluͤssigkeit erhielt ich eine betraͤchtliche Menge eines Salzes, das
mit Aezkali einen lebhaften Ammoniakgeruch entwikelte.
Andere Proben von schwefelsaurem Eisenoxydul, die erst kurz zuvor bereitet worden
waren, keine Spur von Rost zeigten, und deren Krystalle sehr schoͤn und
durchsichtig waren, wurden wie die ersteren behandelt. Sie gaben nicht sogleich
Ammoniakdaͤmpfe, es war bloß Wasserdampf, erzeugt durch die erhoͤhte
Temperatur der Mischung. Sobald aber die Oxydation der Oberflaͤche Statt
fand, zeigten sich Ammoniakdaͤmpfe, und fuhren nachher fort, wie bei den
ersteren Proben.
Aus diesen Thatsachen kann man schließen, daß bei der Oxydation des schwefelsauren
Eisenoxyduls bei der Beruͤhrung mit der Luft eine Ammoniakbildung Statt
finde, und daß durch Zersezung dieses Salzes vermittelst eines aͤzenden
Alkali's, in dem Maaße wie die Oxydation weiter schreitet, sich gleichfalls dieses
Alkali erzeugt.