Titel: | Ueber die von W. J. Curtis in London erbauten Wagen für die Boston-Providence-Eisenbahn in den Vereinigten Staaten. |
Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. LXX., S. 338 |
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LXX.
Ueber die von W. J. Curtis in London erbauten Wagen fuͤr die
Boston-Providence-Eisenbahn in den Vereinigten Staaten.
Aus dem Civil Engineer and Architects Journal. Febr.
1838, S. 105.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Ueber Curtis's Wagen fuͤr Eisenbahnen.
Der in der beigegebenen Zeichnung abgebildete Wagen ward im Jahre 1836 als Muster
fuͤr die oben genannte Eisenbahn gebaut, und zwar nach demselben Principe,
nach welchem ich die Wagen fuͤr die London-Greenwich-Eisenbahn baute, und
nach welchem sich das Wagengestell unter den Raͤdern befindet, so daß der
Schwerpunkt nur um einige Zoll uͤber die Schienen erhoͤht ist. Er
besteht, wie die Zeichnung andeutet, aus fuͤnf getrennten Faͤchern
oder eigentlich aus eben so vielen Kutschen. Der Boden von dreien derselben befindet
sich unmittelbar uͤber dem Gestelle und nur 12 Zoll uͤber der
Bahnflaͤche, so daß die Reisenden mit groͤßter Leichtigkeit
ein- und aussteigen koͤnnen. Das mittlere Fach hat wie der Kasten
eines gewoͤhnlichen Eilwagens zwei Size, die beiden Endkasten dagegen haben
nur einfache Size wie die Cabriolets. Die beiden uͤber den Raͤdern
angebrachten Kasten haben gleichfalls nur einfache Size, und koͤnnen entweder
offen, oder wie die Zeichnung zeigt, mit einem ledernen Vorhange verschlossen seyn.
Man steigt auf einem aͤhnlichen Tritte, wie man sie an den Pirutschen findet,
in sie ein. Die uͤber den tiefer liegenden Kasten bleibenden Raͤume
dienen zum Unterbringen der Bagage. Wollte man nach demselben Principe auch Eilwagen
bauen, so waͤre der uͤber den Raͤdern gelassene Raum
fuͤr das Gepaͤk zu benuzen, wonach die schwerste Last unmittelbar
uͤber die Raͤder kaͤme. Die Deke ließe sich dann auch
fuͤr den Personentransport benuzen. Es erhellt offenbar, daß diese Wagen
einen hohen Grad von Sicherheit bieten, und daß sie unmoͤglich
umstuͤrzen koͤnnen. Sie kosten nicht mehr als die gewoͤhnlichen
Wagen, an denen eben wegen des haͤufigen Umstuͤrzens so vielfache
Reparaturen noͤthig werden. Wenn man an den Querstuͤken des Gestelles
zu beiden Seiten in einer der Schienenbreite gleichkommenden Entfernung von den
Raͤdern Zacken (jaggles) anbringt, welche so tief
hinabreichen, daß sie beim Laufen der Raͤder auf der Bahn eben uͤber
die Querbalken hinweg gehen, so wird, im Fall die Raͤder die Bahn verließen,
das Gestell entweder die eine oder die andere Schiene fassen, so daß der Wagen nicht
weiter von der Bahn abgehen kann. Von welcher Wichtigkeit diese Vorrichtung ist,
ergibt sich, wenn man bedenkt, daß viele Bahnen auf mehr oder minder hohen
Daͤmmen ohne Brustwehren gefuͤhrt sind. An jedem Ende des Gestelles
bringe ich zum Behufe der Verbindung der Wagen eine Feder an, von denen die eine
einen Stoßaufhaͤlter bildet, waͤhrend die andere eine Zugfeder ist.
Will man die Wagen zusammenhaͤngen, so wird je ein Stoßaufhaͤlter
durch ein unbiegsames Glied mit einer Zugfeder verbunden und hiedurch wird den
Wagenzuge die noͤthige Elasticitaͤt gesichert und das Stoßen, welches
bei der Verbindung mit einfachen Ketten so laͤstig ist, verhindert.
Ich habe die fuͤr die Greenwich-Eisenbahn bestimmten Wagen
umgeaͤndert, indem ich sie zwar nach dem Muster der Wagen der Liverpool, Birmingham und
anderer Bahnen baute, deren Gestell aber umkehrte. Ich empfehle uͤbrigens
diese Wagen nicht so sehr, als den hier beschriebenen, der sich wohl als der
bequemste und sicherste von allen bewaͤhren duͤrfte.
In Fig. 1,
welche eine Ansicht meines Wagens gibt, sind a, b, c die
unteren Kasten, d, e die oberen, welche Wagen zweiter
Classe seyn koͤnnen. f, g, h sind Raͤume
fuͤr das Gepaͤk, und i, k die Tritte zum
Einsteigen in die oberen Kasten.