Titel: Ueber den an der Great Western Eisenbahn befolgten Bauplan.
Fundstelle: Band 68, Jahrgang 1838, Nr. LXXI., S. 340
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LXXI. Ueber den an der Great Western Eisenbahn befolgten Bauplan. Aus dem Civil Engineer and Architects Journal. Febr. 1838, S. 105. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Ueber den Bauplan der Great Western Eisenbahn. Die Great-Western Eisenbahn ist, da man bei ihr von dem gewoͤhnlichen Bauplane abwich, der Gegenstand aufmerksamer Pruͤfung sowohl von Seite der Sachkundigen als auch des Publicums im Allgemeinen. Wir erlauben uns daher so viel hievon, als uns bisher bekannt wurde, zur allgemeinen Kenntniß zu bringen und durch eine Zeichnung zu erlaͤutern. A, A, Fig. 2, ist eine schmiedeiserne Schiene, welche auf den zur Unterlage dienenden Balken C, C niedergeschraubt wird. B ist ein keilfoͤrmiges Stuͤk Eichenholz. Die eiserne Bindestange verbindet die beiden Unterlagen C, C. Die Pfaͤhle E, E haben acht Fuß Laͤnge auf acht Zoll im Durchmesser und sind an den unteren Enden zugespizt. F stellt das als Ballast dienende Material vor, und G den aufgefuͤhrten Damm. Man verfaͤhrt im Wesentlichen folgender Maßen. Man treibt in den aufgefuͤhrten Erdbau mittelst einer Ramme Pfaͤhle aus kyanisirten Buchenstammen von 8 Fuß Laͤnge und 8 Zoll im Durchmesser in Entfernungen von 15 Fuß von einander so ein, daß die Pfaͤhle zweier einander entsprechender Schienenlinien, wie man zu sagen pflegt, im Verbande und nicht einander gegenuͤber stehen. Auf diese Pfaͤhle werden der Laͤnge nach fortlaufende Balken aus kyanisirtem Memelholze von 13 oder 14 Zoll Breite auf 6 1/2 oder 7 Zoll Dike gelegt, und fest in den Boden, der vorher eben gemacht und gut gestampft seyn muß, eingebettet. Auf diese Balken legt man endlich die Schienen, zwischen denen ein Raum von 7 1/2 Fuß im Lichten gelassen ist. Zwischen die Schiene und den Balken kommt jedoch noch ein keilfoͤrmiges Stuͤk Eichenholz oder auch ein sonstiges hartes Holz von 8 Zoll Breite, welches an der aͤußeren Kante 1 1/2 an der inneren hingegen 1 1/4 Zoll Dike hat. Die Schienen bekommen hiedurch eine geringe Neigung nach Innen zu, so daß deren Scheitel mit dem ebenen oder conischen Randkranze der Raͤder, der die Schienen mit einer diesem Scheitel gleichkommenden Breite und nicht wie nach der gewoͤhnlichen Methode mit einem Punkte beruͤhrt, coincidirt. Die Schienen bestehen aus Schmiedeisen; sind hohl und bei einer Laͤnge von 15 Fuß in der aus Fig. 3 ersichtlichen Gestalt ausgewalzt. Ihr Scheitel hat zwei, ihre Basis sechs Zoll Breite; ihre Hoͤhe betraͤgt 1 3/4 Zoll. Durch die zu beiden Seiten angebrachten Randvorspruͤnge sind in Entfernungen von 18 Zoll von einander Loͤcher gebohrt, damit die Schienen ohne Stuͤhle (chairs) mittelst acht Zoll langer Schrauben an den Unterlagen befestigt werden koͤnnen. Damit die Unterlagen oder Balken C, C nicht aus einander weichen koͤnnen, sind in Distanzen von 15 Fuß eiserne Bindebalken in sie eingelassen. Der obere Theil der Bahn wird wie gewoͤhnlich mit Ballast uͤberfuͤhrt.Das Bristol Journal schreibt, daß man auf dieser Bahn zwischen London und Maidenhead in einer Streke von 3 Meilen zur Erprobung der Schienen bereits mehrere Fahrten anstellte, und daß das Resultat sowohl in Hinsicht auf diese, als in Ruͤksicht auf die groͤßere Breite zwischen den, Schienenlinien, und auf die Anwendung von fortlaufenden Unterlagen aus kyanisirtem Holze sehr genuͤgend ausfielen. Eine Maschine mit 8 Fuß hohen Zugraͤdern aus der Fabrik der HH. Tayleur und Comp. in Warrington, welche 23 Tonnen wiegt, und eine andere Maschine aus der Werkstaͤtte der HH. Mather und Dixon in Liverpool, welche gegen 19 Tonnen wiegt, liefen mehrere Tage, ohne daß sie die geringste Erschuͤtterung der Schienen oder des ihnen als Grundlage dienenden Holzes erzeugten. Die Schienen sollen in der That so fest, eben und genau liegen, daß die Maschine eben so leicht uͤber sie hingleitet, wie die Schuͤze durch einen Webstuhl. Weder Geraͤusch, noch irgend ein Kraftaufwand ist bei der Bewegung bemerkbar, und eben so wenig ist zwischen den Gefuͤgen der Schienen und ihren mittleren Theilen irgend ein Unterschied bemerkbar. Man erreichte, obwohl das Maximum auf einer so kurzen Streke nicht thunlich ist, eine Geschwindigkeit von 45 bis 50 engl. Meilen in der Zeitstunde, und man hoffte diese Leistung noch bedeutend hoͤher zu bringen. – Wir fuͤgen hiezu noch an, was der Liverpool Albion uͤber die Probefahrten berichtet, welche auf 6 engl. Meilen der Eisenbahn zwischen Manchester und Bolton, deren Schienen zum Theile auf kyanisirtes Holz, zum Theil auf Stein gelegt sind, vorgenommen wurden. Es heißt naͤmlich, daß die Holzunterlage sowohl in Hinsicht auf Geraͤusch als in Hinsicht auf Sanftheit der Bewegung einen entschiedenen Vorzug vor der Steinunterlage erkennen ließ, obwohl auch bei lezterer das Geraͤusch viel geringer und die Bewegung viel milder ist, als auf den auf steinerne Querunterlagen gelegten Schienen. Die Schienen sind naͤmlich an dieser Bahn in ihrer ganzen Laͤnge auf einer ununterbrochen sortlaufenden Holz- oder Steinunterlage befestigt.A. d. R.

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