Titel: | Ueber Hrn. Henry Robinson Palmer's verbesserte Methode Barken und andere Fahrzeuge auf Canälen zu treiben. |
Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. LXXXIX., S. 430 |
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LXXXIX.
Ueber Hrn. Henry Robinson Palmer's verbesserte Methode
Barken und andere Fahrzeuge auf Canaͤlen zu treiben.
Aus dem Civil Engineer and Architects Journal. Januar
1838, S. 70.
Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
Palmer's verbesserte Methode Barken auf Canaͤlen zu
treiben.
Hr. Palmer, der bekanntlich in
Canal- und Wasserbauten sehr erfahren ist, beschaͤftigte sich
laͤngere Zeit uͤber mit jenem complicirten und zur Zeit noch sehr
unvollkommen eroͤrterten Gegenstande, den man mit dem Namen
„Theorie der Fluͤsse (theory of
rivers)“ bezeichnet. Er hat sowohl an verschiedenen
Fluͤssen, als auch an mehreren Canaͤlen ausgedehnte und hoͤchst
interessante Versuche hieruͤber angestellt, aus deren Discussion auf diesem
hochwichtigen Felde manche Aufklaͤrung erwachsen duͤrfte. Bei
Gelegenheit dieser Untersuchungen kam er auf die Verbesserungen in der
Canalschifffahrt, auf die er unterm 20. Oktober 1837 ein Patent nahm, und von denen
wir unseren Lesern wenigstens eine Idee zu geben suchen wollen.
Die dieser Notiz beigefuͤgte Zeichnung (Fig. 19) ist nicht in
einem bestimmten Maaßstabe ausgefuͤhrt; sie ist nur ein zur
Erlaͤuterung des Systemes im Allgemeinen dienender Umriß, der bei der
Ausfuͤhrung im Großen in seinen Details von Seite des Erfinders macherlei
Veraͤnderungen und Modifikationen erleiden duͤrfte.
Jedes der Bassins A, B des Canales ist durch die Mauer
E, E in zwei Theile oder Canaͤle geschieden;
und ein dritter kurzer seitlicher Canal F, F wird durch
die Mauer gebildet, in der die beiden Schleußen I, K
angebracht sind. Diese beiden Schleusten verbinden den Canal F, F mit einer Schleuße oder Wehr, die in dem Canale C durch zwei Paar Schleußenthuͤren gebildet wird.
In dem seitlichen Canale F ist bei G ein einem unterschlaͤchtigen Wasserrade oder
dem Ruderrade eines Dampfbootes aͤhnliches Rad angebracht, welches durch
Dampf oder auch durch irgend eine andere fixirte Kraft in Bewegung gesezt wird.
Durch das, Umlaufen dieses Rades wird das Wasser in der Richtung des Pfeiles von F nach C in Bewegung gesezt,
und also auch durch die ganze Laͤnge des Canales C um das Bassinende E herum durch den Canal
D bis zum anderen Bassinende, bis es abermal unter
das Rad G gelangt und dadurch einen neuen Impuls
mitgetheilt erhaͤlt. Auf diese hoͤchst einfache Weise kann der Verkehr
auf dem Canale nach beiden Richtungen bewerkstelligt werden, und zwar durch eine und
dieselbe Triebkraft, die, wenn Dampf als solche benuzt wird, zugleich auch je nach
Localbeduͤrfnissen zum Betriebe einer Mahl- oder Saͤgmuͤhle, oder irgend anderer
Maschinen verwendet werden kann. Es kann dieß mit um so groͤßerem Vortheile
geschehen, als der Canal zur Zufuhr des rohen Materiales und zur Abfuhr des
Fabricates auf die Maͤrkte dient. Die Schleuste H
in dem Canale C scheint zum Behufe der Unterhaltung der
Stroͤmung in der Richtung der Pfeile noͤthig; denn das Rad G muß, damit der Verkehr auf dem Hauptcanale C keine Stoͤrung oder Unterbrechung erleide,
außerhalb dieses Canales angebracht seyn. Die Schleuße selbst ist so zu bauen, daß
die Barke deren Thuͤren zum Behufe ihres Durchganges von selbst
aufstoͤßt. Gesezt z.B. eine Barke bewege sich von A nach B, und sie naͤhere sich mit
irgend einem Bewegungsmomente der Schleuße H, so wird
die Thuͤr I von dem Schleußenwaͤchter, der
zugleich auch die Aufsicht uͤber die Dampfmaschine fuͤhren kann,
geoͤffnet. Ist dieß geschehen, so stroͤmt das Wasser in Folge der
Bewegung des Rades G aus der Schleuße in den Canal F, so daß das Wasser in der Schleuße auf ein niedrigeres
Niveau kommt, als in dem Canale D. Da sich die
Schleußenthuͤren nach Innen aufthun, so werden sie theils durch das Wasser,
theils durch das Bewegungsmoment der Barke geoͤffnet werden, um sich nach dem
Eintritte der Barke wieder zu schließen. Ist dieß erfolgt, so oͤffnet man die
Thuͤr K, wodurch die Barke, indem eine
Stroͤmung in der Richtung von C erfolgt, ein
Bewegungsmoment erlangt, in Folge dessen sie das zweite Thuͤrenpaar zu
oͤffnen und ihren Weg in dem Canale C weiter
fortzusezen vermag. Der Verzug, den die Barke in dieser Schleuße erleidet, ist so
unbedeutend, daß er kaum in Betracht zu ziehen ist.