Titel: Bericht des Hrn. Theodor Olivier über die mathematischen Reißzeuge, welche Hr. Legey, Fabrikant mathematischer und physikalischer Instrumente, in Paris rue de Verneuil, No. 54, verfertigt.
Fundstelle: Band 69, Jahrgang 1838, Nr. XXXVII., S. 215
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XXXVII. Bericht des Hrn. Theodor Olivier uͤber die mathematischen Reißzeuge, welche Hr. Legey, Fabrikant mathematischer und physikalischer Instrumente, in Paris rue de Verneuil, No. 54, verfertigt. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Februar 1838, S. 48. Mit Abbildungen auf Tab. V. Ueber Legey's mathematische Reißzeuge. Vor ungefaͤhr 4 Jahren legte Hr. Straßen- und Bruͤkenbauinspector Cousinery der Gesellschaft einen Reißzeug vor, dessen Theile groͤßten Theils nach neuen Ideen verfertigt und angeordnet waren. Dieser gewandte Ingenieur hatte sich naͤmlich bei seinen Arbeiten vielfach uͤberzeugt, wie wuͤnschenswerth es ist einfache Instrumente und eine geringe Anzahl derselben mit sich zu fuͤhren. Ein fuͤr den Dienst auf Reisen bestimmter Reißzeug sollte hienach bestehen: aus einem einzigen Zirkel von solcher Groͤße, wie er fuͤr Zeichnungen nach dem groͤßten angenommenen Maaßstabe noͤthig ist, und in dessen Schenkeln man alle unentbehrlichen Einsezstuͤke befestigen kann; ferner aus einem kleinen Dokenzirkel und einer Reißfeder, aus welchen beiden Stuͤken Hr. Cousinery ein einziges machte; und endlich aus einem Stangenzirkel. Hr. Cousinery bemerkte, daß die Stange durch ein gewoͤhnliches Lineal ersezt werden koͤnne, und brachte daher in seinem Reißzeuge zwei Spizenbuͤchsen an, welche an den Enden des dem Zeichner zu Gebot stehenden Lineales befestigt werden sollten. Dieser Reißzeug ward von seinem Erfinder im Journal des ponts et chaussées beschrieben und abgebildet. Hr. Legey, der mit der praktischen Ausfuͤhrung desselben beauftragt wurde, dachte uͤber die besten, den einzelnen Theilen zu gebenden Formen nach, und kam hiedurch auf den dermalen vorliegenden Reißzeug, dessen urspruͤngliche Idee, wie gesagt, Hrn. Cousinery angehoͤrt. Er verkaufte in kurzer Zeit 88 solche Apparate zum abermaligen Beweise, wie schnell sich das Publicum das wahrhaft Nuͤzliche anzueignen weiß, und auch zum Beweise der Trefflichkeit dieser Reißzeuge. Eine der gluͤklichsten, von Hrn. Legey vorgenommenen Verbesserungen besteht darin, daß saͤmmtliche Einsezstuͤke, Reißfeder, Bleistifthaͤlter, Zirkelspizen sogenannte Haarstuͤke (pièces à cheveu) sind. Dieselbe Anordnung ist auch an einer der Buͤchsen, aus welchen der Stangenzirkel zusammengesezt werden soll, getroffen. Mit allen diesen Vorzuͤgen vereinen die Reißzeuge des Hrn. Legey auch noch eine außerordentliche Wohlfeilheit; denn waͤhrend der urspruͤngliche Reißzeug des Hrn. Cousinery nur fuͤr 22 Fr. geliefert werden konnte, kommt der verbesserte, in groͤßter Vollkommenheit nur auf 16 Fr. zu stehen. Hr. Legey verfertigt die einzelnen Stuͤke auf Verlangen auch aus Maillechort; da sich jedoch das kaͤufliche Metall dieser Art unter der Feile auskoͤrnte und nicht genug Geschmeidigkeit zeigte, so bereitet er sich nunmehr ein eigenes Maillechort, zu dem er folgende Bestandtheile nimmt: 1 rothes Kupfer im Preise von – Fr. 58 Cent. 3 rectificirtes Nikelmetall 2  – 25   – 6 Messing –  – 30   – 1 Zink –  – 50   – Borax und Kohle –  – 50   – ––––––––––– 3 Fr. 68 Cent. Die Reißzeuge aus Maillechort kommen um 8 bis 10 Fr. theurer. Die beigefuͤgte Zeichnung zeigt die einzelnen Theile des Reißzeuges in natuͤrlicher Groͤße, und fuͤr große, mittlere und kleine Radien bestimmt. 1. Fuͤr große Radien. In Fig. 41 ist A ein Lineal, an dessen linkem Ende die Buͤchse B, die sogenannte Armatur des Stangenzirkels angebracht ist. An dieser Buͤchse bemerkt man die Spize C, welche als Mittelpunkt dient. Die Befestigung dieser Buͤchse, welche man in Fig. 42 im Profile abgebildet sieht, geschieht mittelst der geraͤnderten Schraube a. An dem anderen Ende des Lineales ist die zweite Buͤchse aufgezogen, welche so eingerichtet ist, daß sie sich laͤngs des Lineales verschieben laͤßt. Man befestigt sie mittelst der geraͤnderten Schraube a' auf dem gewuͤnschten Radius. Diese Buͤchse, welche man in Fig. 43 im Profile sieht, traͤgt einen Zirkel E, dessen Stok oder Ferse b die Spize aufnimmt, welche man in deren Zapfenloch b' einsezt. Die Schraube d wird in das an der Ferse angebrachte Loch eingesezt. Die Spize wird genau an die gewuͤnschte Stelle gebracht, indem man die Schraube c ab- oder anschraubt. 2. Fuͤr mittlere Radien. Fig. 44 zeigt einen sogenannten Haarzirkel mit seiner trokenen Spize bewaffnet im Profile und von Vorne. Wenn man den Knopf e losgeschraubt hat, so kann man die Spize herausnehmen, und durch eine andere mit einer Reißfeder ersezen. Das Einsezsystem ist wie an dem Stangenzirkel. Fig. 45 ist eine gewoͤhnliche, mit Stiel versehene Reißfeder. 3. Fuͤr kleine Radien unter 0,04 Centim. Fig. 46 zeigt den Stiel der Reißfeder, in welchen eine Zirkelspize G eingesezt wird, von Vorne und im Profile. Die Reißfeder H wird wie an dem Stangenzirkel aufgezogen, und bildet einen Zirkel zum Beschreiben kleiner Kreise. Fig. 47 zeigt die Reißfeder des Zirkels einzeln fuͤr sich. Fig. 48 ist ein Bleistifthaͤlter; und Fig. 49 ein solcher an der beweglichen Zirkelspize angebracht. Fig. 50 ist ein Stuͤk durchsichtiges Horn, auf welches man die Spize des großen Zirkels sezt, damit sie das Papier nicht angreift. Fig. 51 zeigt einen Proportionalzirkel, welcher ein laͤngliches Parallelogramm ist, und der im Nothfalle auch als kleines Lineal dienen kann.

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