Titel: | Vorschlag zu einer Methode Hochdrukdampfkessel mit Wasser zu speisen. Von Hrn. James Whitelaw in London. |
Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. XLV., S. 241 |
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XLV.
Vorschlag zu einer Methode Hochdrukdampfkessel
mit Wasser zu speisen. Von Hrn. James Whitelaw in London.
Aus dem Mechanics' Magazine. No. 769, S.
66.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Whitelaw's Methode Hochdrukdampfkessel zu speisen.
Ich erlaube mir hiemit eine Methode in Vorschlag zu bringen, nach welcher die
Hochdrukdampfkessel, die Maschinen moͤgen arbeiten oder nicht,
bestaͤndig bis auf das erforderliche Niveau mit Wasser gefuͤllt
erhalten werden koͤnnen. Anreihen werde ich hieran einige Andeutungen
uͤber die Anwendung dieser Methode auf die Kessel der
Verdichtungsmaschinen.
In der beigegebenen Zeichnung, Fig. 1, ist a, a, a der Durchschnitt des einen Endes eines
Hochdrukdampfkessels, in welchem das Niveau, auf welchem das Wasser stehen soll,
durch die punktirte Linie b, b angedeutet ist. Die
Speisungspumpe c wird mittelst einer kleinen
Dampfmaschine, deren Cylinder, Mundstuͤke und Dampfroͤhre durch d, e und f, f angedeutet
sind, in Bewegung gesezt. Auf dem Kessel ist ein Gehaͤuse g, g befestigt, und damit in diesem das Wasser auf
derselben Hoͤhe stehe, wie in dem Kessel selbst, fuͤhren die
Oeffnungen h, i aus diesem in jenes. Durch diese
Loͤcher wird zugleich die Bewegung verhuͤtet, in welche das Wasser
auch in dem Gehaͤuse gerathen wuͤrde, wenn dieses an seiner ganzen
inneren Seite dem Kessel offen stuͤnde. Innerhalb des Gehaͤuses ist
die Buͤchse k auf solche Weise befestigt, daß
sowohl um deren Seitenwaͤnde als um deren Scheitel herum freier Spielraum
fuͤr das Wasser und den Dampf gestattet ist. An der einen Seite dieser
Buͤchse k befinden sich zwei Oeffnungen, welche
mit den Ventilen l, l ausgestattet sind. Die Bewegung
dieser Ventile ist eine solche, daß die Buͤchse nicht mit dem Gehaͤuse
g, g communicirt, so lange sich der Kolben der
Speisungspumpe nach Aufwaͤrts bewegt; daß hingegen eine freie Communication
zwischen beiden gestattet ist, wenn sich der Kolben gegen den Cylinder d herab bewegt. Eine an dem Kurbelzapfen der kleinen
Maschine befindliche Rolle bewegt sich in einer horizontalen Fuge eines oben auf der
Kolbenstange fixirten Rahmens, waͤhrend das untere Ende der Stange der
Speisungspumpe an der oberen Seite desselben Rahmens befestigt ist. Auf diese Weise
wird also sowohl die Kurbelwelle, als die Speisungspumpe in Bewegung gesezt. Das zur Bewegung der
Ventile l, l dienende Excentricum m ist an der Kurbelwelle befestigt. Beide Ventile l, l sind an einer und derselben Stange angebracht; und damit das
Excentricum gerade unter sie zu stehen kommt, ist der Dampfcylinder d und die Speisungspumpe etwas Weniges gegen die eine,
das Gehaͤuse g, g dagegen so wie die
Buͤchse k etwas gegen die andere Seite des
Kessels gesezt. Die Welle des Schwungrades wird durch das Rad n und das Getrieb o so umgetrieben, daß es
doppelt so viele Umgaͤnge macht als die Kurbelwelle; seine schwere Seite p befindet sich daher stets dem Kesselende
zunaͤchst und mit seiner eigenen Welle auf gleicher Hoͤhe, so oft der
Kolben an dem oberen oder unteren Ende seines Hubes anlangt. Bei dieser Einrichtung
kann, wenn sich die Theile in der Richtung der Pfeile bewegen, und wenn sich das
Schwungrad an seiner Welle an der aus der Abbildung ersichtlichen Stellung befindet,
die Maschine, wie langsam ihre Bewegungen auch seyn moͤgen, nie auf den
Schwerpunkten stehen bleiben, indem die schwere Seite des Schwungrades sie stets
uͤber diese hinaus fuͤhren wird. Die Schiebventile l, l sind auf solche Weise an die Buͤchse k zu passen, daß sie nicht weggedruͤkt werden,
wenn der Druk innerhalb der Buͤchse groͤßer ist als der Druk im
Kessel.
Wenn der Kolben der Speisungspumpe an dem oberen Ende seines Hubes anlangt, so wird,
indem dann eine Pumpe voll Wasser in die Buͤchse k uͤbergegangen ist, der Dampf in dem oberen Theile der
Buͤchse comprimirt werden, und mithin einen groͤßeren Druk erlangen,
als der im Kessel befindliche Dampf; und wenn der Raum in k, welcher uͤber der Wasserflaͤche im Kessel gelegen ist,
zwei Mal so groß ist als der Inhalt des Pumpenstiefels, so wird, wenn eine
gefuͤllte Pumpe in die Buͤchse eingetrieben worden ist, der in ihr
enthaltene Dampf von doppelt groͤßerer Dichtheit seyn, als der Dampf im
Kessel. Wenn der uͤber der punktirten Linie b
befindliche Raum in der Buͤchse k doppelt so groß
ist als der Rauminhalt des Stiefels der Speisungspumpe, so muß das Gewicht s, womit das kegelfoͤrmige Ventil r belastet ist, von solcher Schwere seyn, daß sich das
Ventil oͤffnen kann, sobald der Druk innerhalb der Buͤchse k doppelt so groß ist als die Kraft des Dampfes im
Kessel. Wenn der fuͤr den Dampf bestimmte Raum in der Buͤchse k zwei Mal so viel haͤlt als der Pumpenstiefel,
und wenn das Ventil r im angegebenen Maaße beschwert
ist, so wird, wenn die Ventile l, l geoͤffnet
sind, nach jedem Hube eine Pumpe voll Wasser in den Kessel gelangen, sobald das
Wasser auf oder unter der punktirten Linie steht; denn in diesem Falle wird das
Ventil r durch den innerhalb der Buͤchse k Statt findenden Druk nicht geoͤffnet und mithin
auch nicht gestattet
worden seyn, daß sich ein Theil des Inhaltes der Speisungspumpe zuruͤk in den
Heißwasserbehaͤlter der großen Maschine ergieße. Steht hingegen das Wasser im
Kessel uͤber der Linie b, b, so wird, indem
hiedurch der fuͤr den Dampf bestimmte Raum in k
verkleinert wird, der in k Statt findende Druk das
Ventil r oͤffnen, bevor noch die Pumpe ihren Hub
vollendet hat; und hieraus wird folgen, daß ein Theil des Wassers entweicht und
zwischen dem Scheitel der Pumpe und einem Theile der Roͤhre g hinter dem Ventile derselben in den
Heißwasserbehaͤlter gelangt. Es wird also dieser Einrichtung gemaͤß
jedes Mal, so oft das Wasser im Kessel so hoch steht, daß der Dampfraum in k nicht doppelt so groß ist als der Inhalt des
Pumpenstiefels, ein Theil des in der Pumpe befindlichen Wassers durch das Ventil r in den Heißwasserbehaͤlter
zuruͤkgetrieben; und wenn die Ventile l, l
geoͤffnet sind, so wird auch kein Pumpenstiefel voll Wasser aus k in den Kessel uͤbergehen. Je kleiner dagegen
der Dampfraum in k wird, eine um so geringere Menge
Wasser wird bei jedem Hube aus der Speisungspumpe in k
uͤbergehen; und zwar weil der Kessel immer um so weniger Wasser von der
Speisungspumpe erhalten wird, je hoͤher das Wasser in ihm uͤber der
Linie b, b steht. Wuͤrde das Wasser im Kessel so
hoch stehen, als der Scheitel der Buͤchse k, so
wuͤrde vollends gar kein Wasser aus der Pumpe in ihn uͤbergehen. Steht
das Wasser im Kessel tief, und ist der Dampfraum k
folglich so groß oder groͤßer als der doppelte Rauminhalt der Speisungspumpe,
so wird jedes Mal, so oft sich die Ventile l, l
oͤffnen, eine Pumpe voll Wasser aus der Buͤchse k in den Kessel uͤbergehen. Wenn also der Kessel zu voll ist, so
erhaͤlt er einen geringeren Wasserzufluß, als im Durchschnitte jeder
Pumpenhub liefert; und ist nicht genug Wasser in ihm enthalten, so wird er
reichlicher gespeist werden. Die Folge hievon wird seyn, daß das Wasser stets auf
gleichem Niveau erhalten werden wird.
Die Speisungspumpe ist eine doppeltwirkende; bei der Bewegung des Kolbens nach
Abwaͤrts wird das Wasser durch die Roͤhre t in einen Behaͤlter getrieben, welcher laͤngs der
Buͤchse k angebracht und mit dieser von gleichen
Dimensionen ist. An diesem Behaͤlter muͤssen sich gleichfalls Ventile
befinden, die wie die Ventile l, l in Bewegung gesezt
werden. Der kleine, am Grunde der Speisungspumpe bemerkbare Kreis zeigt die
Roͤhre, welche das Wasser in dieselbe leitet, und welche in der Zeichnung
nicht dargestellt werden konnte, weil das belastete Ventil r etc. abgebildet werden mußte. Das am Boden der Pumpe befindliche
belastete Ventil wurde weggelassen, da es so wie auch die uͤbrigen Theile
eben so eingerichtet ist, wie diese Theile am oberen Ende.
Der uͤber der Linie b, b in der Buͤchse k befindliche Raum muß nicht durchaus doppelt so groß
seyn, als der Rauminhalt der Speisungspumpe; nur muß, wenn seine Groͤße eine
andere ist, das Gewichten ihm angepaßt werden. Bemerken muß ich, daß der Druk, den
der Dampf in der Buͤchse k durch das in sie
eingepumpte Wasser erleidet, bei geoͤffneten Ventilen l, l den Uebergang des Wassers aus der Buͤchse in den Kessel
beguͤnstigt.
Wenn man den Cylinder d, die Mundstuͤke e und die Speisungspumpe ziemlich groß macht, so wird
deßhalb die kleine Maschine nicht mehr Dampf zum Betriebe erheischen, als wenn diese
Theile kleiner angefertigt waͤren; denn sie wird in diesem Falle langsam
arbeiten, wenn sie das Wasser durch das belastete Ventil r treibt, indem dieses Ventil so angebracht ist, daß es sich nur auf eine
geringe Weite oͤffnen kann. Der Art und Weise gemaͤß, auf welche das
Flugrad eingerichtet ist, kann die Maschine nicht in Stillstand kommen, obwohl ihre
Bewegung keine rasche ist.
Wenn zwei Kessel mittelst einer kleinen Maschine und einer einzigen Speisungspumpe
mit Wasser versehen werden sollen, so muß die Buͤchse k mit den dazu gehoͤrigen Theilen an dem einen Kessel, und eine
andere gleiche Buͤchse, welche mit dem Bodenende der Speisungspumpe in
Verbindung steht, an dem Ende des zweiten Kessels fixirt werden. Sind vier Kessel
mittelst einer einzigen Pumpe zu speisen, so ist an jedem derselben eine
Buͤchse k sammt Zugehoͤr anzubringen, und
zwar so, daß zwei dieser Buͤchsen mit den oberen und zwei mit den unteren
Kesselenden in Verbindung stehen. Wenn zwei oder mehrere solche Buͤchsen wie
k mit einem und demselben Pumpenende verbunden sind,
so hat von der Pumpe aus an eine derselben eine Roͤhre zu laufen,
waͤhrend eine andere Roͤhre, wie z.B. jene bei r, die uͤbrigen Buͤchsen verbindet. Nach dem hier
erlaͤuterten Principe kann demnach eine beliebige Anzahl von Kesseln mittelst
eines einzigen Speisungsapparates mit Wasser gespeist werden; und welche Zahl von
Kesseln auch zu speisen ist, so ist nur ein belastetes Ventil am Scheitel der Pumpe
und ein zweites am Boden erforderlich.
Die Pumpe an dem hier beschriebenen Apparate kann auch auf gewoͤhnliche Weise
von der großen Dampfmaschine in Gang gesezt werden, wenn das belastete Ventil sehr
groß ist, und wenn sich dasselbe hinreichend oͤffnet. In diesem Falle kann
die Pumpe eine einfach wirkende seyn, wo dann auch nur eine der Buͤchsen k erforderlich ist. Nach diesem Systeme werden die
Kessel keinen Wasserzufluß erhalten, wenn die große Maschine stillsteht. Auch
muͤßte hier mit dem Hebel des belasteten Ventiles ein Sperrrad in Verbindung
gebracht werden, welches eine Schraube zu bewegen haͤtte, damit der Pumpenhub
bei dem jedesmaligen
Oeffnen der Ventile um etwas Weniges verkuͤrzt wird. Eine aͤhnliche
Bewegung muͤßte aber auch von der Maschine entlehnt werden, um den Pumpenhub
zu verlaͤngern, so oft sich das Ventil r nicht
oͤffnet.
Wenn ein Apparat der beschriebenen Art an den Kesseln einer Maschine mit niederem
Druke angebracht werden soll, so muß die kleine Maschine, welche die Speisungspumpe
in Bewegung sezt, mit einer Luftpumpe und einem Verdichter ausgestattet seyn. Die
einzige Schwierigkeit hiebei ist folgende. Wenn der Kessel sehr voll ist und bei dem
belasteten Ventile r nur ein geringes Entweichen Statt
findet, so wird sich die kleine Maschine langsam bewegen, und deßhalb wird zu viel
Wasser in den Verdichter fließen. Dieß laͤßt sich jedoch verhuͤten,
wenn man bewirkt, daß der Einsprizungshahn geschlossen wird, sobald die Maschine
mehr als eine bestimmte Zeit braucht, um einen Umgang zu vollbringen. Ein
Daͤumling oder ein Zahn, der auf solche Weise an der Kurbelwelle der zweiten
Maschine angebracht ist, daß er den Kolben einer gewoͤhnlichen Cataracte bei
jedem Umgange hebt, duͤrfte diesem Zweke wohl entsprechen; denn wenn die
Kolbenstange dieser Cataracte gehoͤrig mit dem Griffe des Einsprizhahnes
verbunden ist, so wird, wenn die Maschine mehr dann eine bestimmte Zeit braucht, um
einen Umgang zu vollbringen, die Cataracte den Einsprizhahn schließen, und dieser
Verschluß wird so lange waͤhren, bis der an der Kurbelwelle befindliche
Daͤumling auf die Cataracte wirkt und dieselbe oͤffnet. Auf diese
Weise kann also bei jedem Hube genau so viel Wasser in den Verdichter eingelassen
werden, als zur Verdichtung des Dampfes erforderlich ist.
Der in der Zeichnung dargestellte Apparat eignet sich fuͤr den Kessel eines
Dampfbootes. An einem Kessel, dessen Ende mit Mauerwerk umgeben ist, muͤssen
das Gehaͤuse g, g und die uͤbrigen Theile
des Speisungsapparates in einer Entfernung davon angebracht und durch
Roͤhren, welche von ihm auslaufen und bei den Loͤchern h, i in den Kessel treten, mit diesem in Verbindung
gebracht werden. Zur Vermeidung von Verwirrung sind in der Zeichnung das Gestell,
welches die Schwungradwelle traͤgt, so wie auch einige andere Theile
weggelassen. Die kurze punktirte Linie, welche man uͤber der Linie b, b bemerkt, deutet die Hoͤhe an, auf der das
Wasser in der Buͤchse k steht, wenn eine ganze
Pumpenladung in dieselbe eingetrieben worden ist.
Da man bei Anwendung des hier beschriebenen Speisungsapparates der
gewoͤhnlichen Speisungspumpe in den meisten Faͤllen nicht bedarf, so
werden im Ganzen die Kosten durch den neuen Apparat nur um Weniges gesteigert
werden; und dieser geringe Mehraufwand duͤrfte bei der Wichtigkeit einer
regelmaͤßigen Speisung der Kessel und namentlich der Hochdrukkessel mit
Wasser nicht in Anschlag kommen.
Bemerken muß ich endlich auch noch, daß man den Dampfraum in der Buͤchse k eben so groß machen kann wie den Stiefel der
Speisungspumpe, wenn die Roͤhre oder der Canal, worin das Wasser an den
Heißwasserbehaͤlter der großen Maschine zuruͤkkehrt, nicht von dem
Ende der Pumpe, sondern von dem Scheitel des Dampfraumes aus an dieselbe Stelle von
g laͤuft, welche in der Zeichnung angegeben
wurde. Hier in diesem Falle wird der Dampf nicht in der Buͤchse k comprimirt, sondern bei jedem Hube in den
Heißwasserbehaͤlter der großen Maschine getrieben, wo dann das Abflußwasser
mit ihm entweicht. Das belastete Ventil muß sich mit einer Kraft oͤffnen,
welche nicht viel groͤßer ist als jene, welche der Dampf im Kessel in diesem
Falle besizt, oder anstatt des Ventiles r wird auch ein
Ventil, welches mittelst eines Excentricums geoͤffnet und geschlossen wird,
Dienste leisten. Diese Schlußbemerkungen finden uͤbrigens nur da ihre
Anwendung, wo an jedem Pumpenende nur eine Buͤchse vorhanden ist; denn wenn
mit jedem Pumpenende eine groͤßere Anzahl von Buͤchsen verbunden ist,
so gelten sie nur da, wo deren Gesammtrauminhalt jenem der Speisungspumpe
gleichkommt.