Titel: | Bericht der HHrn. Cooper und Brande über den Heizapparat der HHrn. Harper und Joyce. |
Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. LX., S. 282 |
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LX.
Bericht der HHrn. Cooper und Brande uͤber den Heizapparat der HHrn.
Harper und Joyce.Obgleich wir diesen Gegenstand, der so viel Laͤrmens in den englischen und
franzoͤsischen Blaͤttern verursachte, durch die in unserem Journal
Bd. LXVIII. S. 386 mitgetheilten
Berichte der HHrn. Prof. Everitt und Gay-Lussac fuͤr abgethan
erachteten, so finden wir uns doch veranlaßt, jezt, wo Maͤnner wie Brande fuͤr ihn das Wort ergreifen, noch ein
Mal darauf zuruͤkzukommen. Man wird, wie wir hoffen, auch diese neuen
Berichte guͤnstig aufnehmen, da mehrere Notizen darin enthalten sind,
die, von der prekaͤren Erfindung des Hrn. Joyce ganz abgesehen, schaͤzbar
erscheinen. A. d. R.
Aus dem London Journal of arts. Jul. 1838, S.
233.
Ueber Harper's und Joyce's Heizapparat.
Ich habe auf die an mich ergangene Aufforderung den Patent-Heizapparat des
Hrn. Joyce einer sorgfaͤltigen Pruͤfung
unterworfen, und zwar in Hinsicht auf seine Heizkraft sowohl, als in Hinsicht auf
die Quantitaͤt Brennstoff, welche er innerhalb einer bestimmten Zeit
verzehrt, um in einem angemessenen Raume eine gewisse Temperaturerhoͤhung zu
bewirken. Ich habe ferner herauszustellen gesucht, in wie weit er innerhalb einer
bestimmten Zeit die Luft in diesem Raume verschlechtert; ich habe das hiebei
gewonnene Resultat mit jener Verschlechterung der Luft, die aus der Beleuchtung
desselben Raumes mit Oehl, Talg, Wallrath, Stearin und Gas erwaͤchst, zu
vergleichen gesucht; ich habe endlich auch die Verunreinigung der Luft an Orten, wo
viele Individuen versammelt sind, und an denen man doch keine nachtheiligen Folgen
davon bemerkt, damit verglichen.
Der Raum, worin ich meine Versuche vornahm, hatte beinahe 14 Fuß Laͤnge, 13
Fuß Breite und 12 Fuß Hoͤhe, wonach sein Inhalt also 2000 Kubikfuß betrug. Er
war mir einem Rauchfange und einem sehr gut gebauten Registerofen ausgestattet,
dessen Register auf das Genaueste paßte. Bei jedem besonderen Versuche wurden an die
Fensterfugen und auch unten an die Thuͤre mit Sand gefuͤllte
Saͤkchen gelegt, und uͤberhaupt jede Vorsicht angewendet, um den Raum
so viel als moͤglich luftdicht geschlossen zu erhalten.
Ich fand, daß ein Joyce'scher Ofen, dessen innerer
Cylinder 6 Zoll im Durchmesser und 15 Zoll in der Hoͤhe hat, und dessen
umgekehrter Kegel mit 12 Loͤchern von je einem Viertelzolle im Durchmesser
ausgestattet ist, in einer Stunde 3 Unzen des praͤparirten Brennstoffes
verzehrt, wenn die am Scheitel befindlichen Regulirapparate gaͤnzlich
geoͤffnet sind. In einem einzigen Falle, in welchem ein
eigenthuͤmlicher Brennstoff, wie er gewoͤhnlich nicht verkauft wird,
angewendet wurde, verzehrt er 3,4 Unzen. Nach dem mittleren, aus Tage lang fortgesezten
Versuchen genommenen Durchschnitte kann man den Verbrauch um einen Bruchtheil
niedriger als zu 3 Unzen in der Minute annehmen. Stets ging hiebei die Verbrennung
von Statten, ohne daß irgend etwas von jenem unangenehmen Geruche zu bemerken war,
der sich entwikelt, wenn man gewoͤhnliche Kohle brennt.
In einem Falle wurde der Ofen geheizt und um 11 Uhr Nachts in den angegebenen Raum,
dessen Temperatur 62° F. zeigte, gebracht. Der Raum ward verschlossen und bis
10 Uhr des naͤchsten Morgens nicht wieder geoͤffnet. Ich verblieb dann
beilaͤufig eine Stunde in demselben, und fand, daß genau 36 Unzen Avoirdup.
Brennstoff verzehrt worden waren. Bei der Untersuchung der Luft des Raumes, welche
ich aus dessen oberem, mittlerem und unterem Theile nahm, betrug der groͤßte
Gehalt an Kohlensaͤure bei einer Temperatur von 72 1/2° F. nicht mehr
als 3/4 Proc. Bei einem anderen Versuche, bei dem der Apparat waͤhrend 15
Stunden im verschlossenen Raume gebrannt hatte, und bei dem waͤhrend dieser
Zeit bei einer Erhoͤhung der Temperatur um 13 Grade 44 1/2 Unze Brennmaterial
verbraucht wurden, zeigte sich durch, die angestellte Pruͤfung der Luft ein
Kohlensaͤuregehalt von etwas weniger dann einem Proc. Bei mehrfacher
Wiederholung dieser Versuche ergaben sich stets dieselben Resultate, bis auf einige
kleine Unterschiede in Hinsicht auf die Zunahme der Temperatur.
Es laͤßt sich herstellen, daß jede Unze reine Kohle durch ihre Verbrennung
etwas weniger als 2 Kubikfuß Kohlensaͤure erzeugt; denn 100 Kubikzoll
Kohlensaͤure wiegen 47 Gran, und 22 Gran Kohlensaͤure enthalten 6 Gran
Kohlenstoff. Es verhaͤlt sich also 22 : 6 = 47 : 12,8, welches das Gewicht
des in 100 Kubikzoll Kohlensaͤure enthaltenen Kohlenstoffes ist. Dieß
angenommen, enthalten 1782 Kubikzoll oder 1 Kubikfuß Kohlensaͤure 221,53 Gran
Kohlenstoff, woraus denn folgt, daß 437,5 Gran oder eine Unze Avoirdup. Kohlenstoff
in 1,97 Kubikfuß enthalten ist. Man kann daher zu dem Zweke, zu dem es sich dahier
handelt, fuͤglich sagen, daß eine Unze reine Kohle 2 Kubikfuß
Kohlensaͤure erzeugt.
Wenn bei den beiden angegebenen Versuchen in der Luft des Gemaches keine
Veraͤnderung vorgegangen waͤre, so haͤtten im ersten Falle 72
und in lezterem 89 Kubikfuß Kohlensaͤure zugegen gewesen seyn muͤssen,
was also fuͤr den Rauminhalt des Gemaches ein Mal 3,6 und das andere Mal 4,45
Proc. gegeben haͤtte. Da aber dieser Gehalt in beiden Faͤllen weniger
dann 1 Proc. betrug, so folgt hieraus, daß, welche Vorsicht man auch anwenden mag,
um ein Gemach luftdicht zu schließen, dennoch das Entweichen der warmen Luft durch die Poren und kleinen
Spalten der oberen Theile desselben und das Eindringen von kalter Luft an den
unteren Theilen nicht verhuͤtet werden kann. Ich wuͤßte mir wenigstens
die Differenz zwischen der erzeugten und der in der Luft aufgefundenen
Quantitaͤt Kohlensaͤure auf keine andere Weise als auf diese zu
erklaͤren.
Eine Imper. Pinte gutes Wallrathoͤhl brennt in einer gut zusammengestellten
Argand'schen Lampe von gewoͤhnlicher
Groͤße gegen 12 Stunden, und enthaͤlt meiner Analyse gemaͤß
6333 Gran oder beinahe 14,5 Unzen Avoirdup. Kohlenstoff. Es werden demnach in einer
Zeitstunde etwas weniges mehr dann 1,2 Unzen Kohlenstoff verzehrt, die, wie ich
gezeigt habe, mit der Erzeugung von 2,4 Kubikfuß Kohlensaͤure gleichbedeutend
sind. Hieraus folgt, daß zwei derlei Lampen, wenn sie gleichzeitig brennen,
innerhalb einer und derselben Zeit beinahe eben so viel Kohlensaͤure
erzeugen, wie ein Joyce'scher Ofen von der angegebenen
Groͤße.
Eine gegossene Talgkerze (von den sogenannten langen Vierern) verbrennt im
Durchschnitte 122 Gran Talg in der Stunde. Da nun in 122 Gran Talg gegen 95 Gran
Kohlenstoff enthalten sind, so werden 14 solcher Kerzen innerhalb gleicher Zeit eben
so viel Kohlensaͤure entwikeln, wie der erwaͤhnte Ofen.
Eine Wallrathkerze von gleicher Groͤße verbrennt in jeder Stunde 129 Gran
Wallrath; und da hierin gegen 100 Gran Kohlenstoff enthalten sind, so folgt, daß 13
brennende Wallrathkerzen innerhalb gleicher Zeit eben so viel Kohlensaͤure
erzeugen, als der Ofen.
Eine Stearinkerze von derselben Groͤße verbrennt in einer Stunde 156 Gran
Stearin, die 121 Gran Kohlenstoff enthalten; mithin entwikeln 11 derlei Kerzen eben
so viel Kohlensaͤure, als der Ofen.
Eine andere Stearinkerze von demselben Gewichte, aber mit einem etwas dikeren Dochte,
verzehrt in einer Stunde 175 Gran Stearin, die 136 Gran Kohlenstoff
repraͤsentiren. 9 bis 10 solcher Kerzen kommen also in Hinsicht auf die
Entwiklung von Kohlensaͤure einem Joyce'schen Ofen
von den beschriebenen Dimensionen gleich.
Steinkohlengas von einer Durchschnittsqualitaͤt erzeugt meinen Versuchen nach
beim Verbrennen 0,6 seines Volumens Kohlensaͤure. Da nun gewoͤhnliche,
nach dem Argand'schen Principe eingerichtete Brenner mit
15 Loͤchern in der Stunde 5 Kubikfuß solches Gas verzehren, und da 0,6 von 5
= 3 ist, so erzeugt ein einziges derlei Licht 3 Kubikfuß Kohlensaͤure. Zwei
solche gleichzeitig brennende Gaslichter werden also innerhalb einer und derselben
Zeit eben so viel Kohlensaͤure entwikeln, als ein Ofen der angegebenen
Art.
Abgesehen von der Bildung von Kohlensaͤure enthalten aber alle die genannten Brennstoffe auch
noch einen solchen Ueberschuß an Wasserstoff, daß auch hiedurch bei deren Verbrenung
der Luft eine große Menge ihres Sauerstoffes entzogen wird, und daß also das
Verhaͤltniß des Stikstoffgehaltes der Luft bedeutend steigen muß. Die aus den
Glaͤsern von Argand'schen Oehl- oder
Gaslampen oder von Kerzenflammen entweichende Luft wuͤrde sich also, wenn
saͤmmtliche Producte der Verbrennung in einem dazu geeigneten Gefaͤße
aufgefangen werden koͤnnten, fuͤr das thierische Leben gewiß eben so
schaͤdlich, wo nicht gefaͤhrlicher zeigen, als die Producte der
Verbrennung einer aͤquivalenten Menge Holzkohle.
Um die durch Menschenanhaͤufung bedingte Luftverderbniß zu pruͤfen,
verschaffte ich mir aus einer in meiner Nachbarschaft gelegenen Kapelle nach dem
Abendgottesdienste etwas Luft, deren Gehalt an Kohlensaͤure sich bei
angestellter Pruͤfung zu etwas mehr dann 1 1/2 Proc. herauswarf. In der Luft
eines angefuͤllten Theaters, in welchem 4 Stunden hindurch gespielt worden
war, fand ich selbst gegen 3 Proc. Kohlensaͤure.
Der Vortheil, den der Joyce'sche Ofen vor den
gewoͤhnlichen Methoden mittelst brennender Kohle zu heizen voraus hat, beruht
auf der vollkommenen Controle, unter welche die Geschwindigkeit der Verbrennung
gebracht ist. Denn waͤhrend man in einer gewoͤhnlichen
Waͤrmpfanne innerhalb einer verhaͤltnißmaͤßig kurzen Zeit eine
beinahe unbeschraͤnkte Menge Kohlensaͤure, welche ungesund, wo nicht
gar lebensgefaͤhrlich werden muß, entwikeln kann, kann man an dem neuen
Heizapparate den Verbrauch an Brennmaterial nach einer bestimmten Geschwindigkeit
reguliren. Wenn die neuen Oefen daher der Groͤße des Gemaches, zu dessen
Heizung sie dienen sollen, gehoͤrig angepaßt sind, so bin ich meinen
Versuchen und Erfahrungen nach uͤberzeugt, daß sich aus deren Anwendung keine
schaͤdlichen Folgen ergeben koͤnnen.
Den 14. Jun. 1838.
John Thomas Cooper.
Da ich bei den Versuchen, welche in Hrn. Cooper's Hause
angestellt wurden, um den Grad der durch die Joyce'schen
Oefen bedingten Luftverderbniß zu ermitteln, zugegen war, und da ich mit Hrn. Cooper gemeinschaftlich die Untersuchungen der Luft
vornahm, so bezeuge ich hiemit, daß in der Luft des geschlossenen Gemaches, in
welchem der Ofen volle 12 Stunden hindurch gebrannt hatte, stets weniger dann ein
Proc. Kohlensaͤure zu entdeken war; daß ein solcher Gehalt an
Kohlensaͤure fuͤr den Athmungsproceß weder nachtheilig, noch im
geringsten Grade gefaͤhrlich ist; und daß derselbe weit unter jenen Gehalt an
Kohlensaͤure faͤllt, den man in Raͤumen, in denen Menschen
angehaͤuft waren und in denen eine staͤrkere Beleuchtung Statt fand,
wie z.B. in Kirchen, Theatern, Versammlungshaͤusern trifft, und der meiner
Erfahrung gemaͤß bei der schlechten Ventilirung dieser Orte stets mehr dann
ein Procent betraͤgt. Ich bin daher der Ansicht, daß die genannten Oefen,
welche so gebaut sind, daß sie innerhalb einer bestimmten Zeit nur eine bestimmte
Quantitaͤt reiner Holzkohle verzehren koͤnnen, mit voller Sicherheit
zu all den Zweken, zu denen sie empfohlen wurden, benuͤzt werden
koͤnnen. Ich halte diese Ansicht durch die oben eroͤrterten Versuche
zur Genuͤge begruͤndet.
London, am 14. Junius 1838.
William Thomas Brande.