Titel: | Versuche über die Leuchtkraft verschiedener Lampen; von Director Karmarsch und Dr. Heeren. |
Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. LXI., S. 286 |
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LXI.
Versuche uͤber die Leuchtkraft
verschiedener Lampen; von Director Karmarsch und Dr. Heeren.
Aus den Mittheilungen des hannoͤver'schen
Gewerbe-Vereins 1838, 15te Lieferung.
Versuche uͤber die Leuchtkraft verschiedener
Lampen.
Es ist hinreichend bekannt, daß eine und dieselbe Menge eines bestimmten
Brennstoffes, unter verschiedenen Umstaͤnden verbrannt, eine ungleiche Menge
Licht entwikeln kann. Bezieht man diese Thatsache zunaͤchst auf Lampen, so
lassen sich zwar nach wissenschaftlichen Grundsaͤzen die Bedingungen angeben,
unter welchen die Verbrennung des Oehles in einer Lampe am vollkommensten, (d.h. mit
der groͤßten Lichtentwiklung) von Statten geht; zu erforschen jedoch, wie
durch die Construction der Lampen jenen Bedingungen in dem moͤglich
hoͤchsten Grade Genuͤge geleistet werden koͤnne, ist nothwendig
Sache der Erfahrung, und der Lampenfabrikant darf seine Aufmerksamkeit diesem Punkte
nicht entziehen, wenn er den gerechten Forderungen des Publicums wahrhaft
entsprechen will.
Die vollkommenste Lampe ist ohne Zweifel diejenige, in welcher aus einer gegebenen
Menge Oehl die groͤßte Menge Licht entwikelt wird. Die Lichtmenge aber wird dadurch bestimmt, daß man die Staͤrke des Lichtes mit der Dauer des
Brennens multiplicirt. Der Natur der Sache nach laͤßt sich die
Lichtstaͤrke nur vergleichungsweise bestimmen, und
dem zu Folge koͤnnen auch die Lichtmengen nur durch Verhaͤltnißzahlen ausgedruͤkt werden, die einzeln betrachtet
keine Bedeutung haben. Haͤtte man z.B. beobachtet, daß von zwei Lampen A und B die erstere genau
doppelt so stark leuchtet, als die zweite, so koͤnnte man willkuͤrlich
die Lichtstaͤrken durch die Zahlen 100 und 50
ausdruͤken. Haͤtte nun ferner das Licht von A durch zwei
Stunden, und jenes von B durch drei Stunden, in der
angegebenen Staͤrke fortgedauert, so waͤre die Lichtmenge
von
A =
100 × 2 = 200,
von
B =
50 × 3 = 150;
welche Zahlen sich wie 4 zu 3 verhalten. Um den Werth der
Lampen fuͤr den Gebrauch zu schaͤzen, muß nun noch auf die Oehlmenge
Ruͤksicht genommen werden, welche zur Erzeugung jener Lichtmengen
erforderlich war. Je groͤßer, gleiche Lichtmenge vorausgesezt, der
Oehlverbrauch ist, desto geringer ist die Leuchtkraft der
Lampe, d.h. ihre Faͤhigkeit, Licht aus dem Oehle zu entwikeln. Es ergibt sich
mithin der Ausdruk fuͤr die Leuchtkraft, wenn man die Lichtmenge durch das
Gewicht des verzehrten Oehles dividirt. Gesezt, die Lampen A und B haͤtten in den angegebenen
Zeiten gleich viel Oehl verzehrt; so wuͤrde auch ihre Leuchtkraft sich wie 4
: 3 verhalten. Waͤren aber z.B. von A 4 Loth, und
von B 5 Loth Oehl verbrannt worden; so haͤtte man
die Leuchtkraft fuͤr die Lampe A = 200/4 = 50, und fuͤr die Lampe B = 150/5 = 30; wonach erstere 1 2/3 Mal so viel
Leuchtkraft besizt, als leztere.
Die Leuchtkraft der Lampen haͤngt von vielen einzelnen, zum Theile anscheinend
geringfuͤgigen, Umstaͤnden ab, welche bei dem Baue und bei dem
Gebrauche derselben beruͤksichtigt werden muͤssen. Die einzige bisher
gruͤndliche Originalarbeit uͤber diesen Gegenstand ruͤhrt von
dem franzoͤsischen Physiker Peclet her, dessen
WerkTraité de l'éclairage, Paris,
1827. Eine deutsche Bearbeitung ist unter folgendem Titel erschienen: Die
Kunst der Gebaͤude, Zimmer- und Straßen-Erleuchtung,
von J. Ch. G. Weise. Ilmenau, 1829.von jedem Lampenfabrikanten genau studirt werden sollte. Der Verfasser hat
darin auch die Resultate vieler Versuche mitgetheilt, welche uͤber die
Leuchtkraft verschiedener Lampen von ihm angestellt worden sind. Versuche dieser Art
verdienen eine vielfaͤltige Wiederholung, weil die Schluͤsse, welche
man aus ihnen ziehen kann, desto sicherer und fester begruͤndet sind, auf je
zahlreichere Erfahrungen sie sich stuͤzen. Deßhalb, und weil es uns von
Interesse zu seyn schien, insbesondere auch die vorzuͤglichsten hier
verfertigten und gangbaren Arten von Lampen einer Pruͤfung zu unterziehen,
haben wir uns mit einer Reihe darauf bezuͤglicher Versuche
beschaͤftigt, deren Ergebnisse wir hiemit vorlegen. Diese Untersuchung wurde
uns zunaͤchst durch die besondere Gefaͤlligkeit moͤglich
gemacht, mit welcher der hiesige sehr geschikte und thaͤtige Lampenfabrikant
Hr. Beckmann
jun. sowohl die noͤthigen Lampen zu unserer
Disposition stellte, als durch persoͤnliche Theilnahme an den Versuchen die
Ausfuͤhrung befoͤrderte.
Als Vergleichungspunkt fuͤr die Lichtstaͤrke wurde, wie auch von Peclet geschehen ist, eine franzoͤsische Uhrlampe
(von Carcel) angewendet. Diese Art Lampen zeichnet sich,
allen vorhandenen Erfahrungen nach, durch ein sehr gleichfoͤrmiges Licht und
durch eine hoͤchst wirkungsvolle Verbrennung des Oehles aus. Hinsichtlich des
ersteren Punktes weicht man – wie Peclet gezeigt
hat – wenig von der Wahrheit ab, wenn man das Licht der Uhrlampe als
gleichbleibend waͤhrend der Dauer des Brennens annimmt; wovon die Ursache
darin liegt, daß die Zufuͤhrung des Oehles nach dem Dochte durch das Uhrwerk
mit einer großen Regelmaͤßigkeit und unabhaͤngig von der
Haarroͤhrchen-Wirkung des Dochtes Statt findet. Die auf die
Lichtentwiklung Einfluß habenden Abmessungen aller bei den Versuchen gebrauchten
Lampen, sind im Folgenden – nach franzoͤsischem und hannover'schem
Maaße – zusammengestellt.
No. I. Uhrlampe von
Carcel.
Das im Fuße dieser Lampe angebrachte Pumpwerk geht, in Einem Aufzuge der Feder, 15
1/2 Stunden lang, und arbeitet so gleichmaͤßig, daß in der ersten Stunde des
Ganges 6 3/4 Loth Oehl, und in der neunten Stunde noch 5 3/4 Loth in den Brenner
gehoben werden, was noch immer weit mehr ist, als wirklich verbrennt, so daß
fortwaͤhrend ein sehr bedeutendes Ueberfließen Statt findet. Bekanntlich
gruͤndet sich die Vorzuͤglichkeit der Uhrlampen wesentlich auf diesen
Umstand. – Der Brenner der gegenwaͤrtigen Lampe ist von Weißblech.
Millimeter.
Linien.
Innerer Durchmesser des cylind.
Brenners
17 oder
8,4
Aeußerer Durchmesser
desselben
23 –
11,3
Breite des Dochtraums
3
–
1,5
Zugglas
Dessen Hoͤhe, vom Brenner an
gemessenUnterer Durchmesser Oberer
– Hoͤhe des
Bauches oder der Einziehung uͤber dem Brenner
172 – 40
– 31
– 10
–
84,619,715,3 4,9
Weite des aͤußern
Luftzuges, d.h. Entfernung des Zugglases vom Brenner,
ringsherum
8 1/2 –
4,2
No. II. Kuͤchenlampe
mit rundem, 2 Zoll hohem und 2 Zoll weitem Gefaͤße, von dessen unterm Theile
seitwaͤrts schraͤg eine Dille fuͤr den, 4 Linien diken, runden
(nicht hohlen) Docht in die Hoͤhe geht.
No. III. Arbeitslampe mit flachem
Dochte und seitwaͤrts angebrachtem Oehlbehaͤlter, ohne
Zugglas.
Millim.
Lin.
Breite des Dochtes
20
=
9,8
Breite des Dochtraums im Brenner
3 1/2
=
1,7
Durchmesser des Mantels um den
Brenner
30
=
14,8
No. IV. Arbeitslampe, der vorigen
gleich, aber mit einem cylindrischen (nicht eingezogenen) Zugglase.
Millim.
Lin.
Breite des Dochtes
19
=
9,4
Breite des Dochtraums
3 1/2
=
1,7
Durchmesser des Mantels
30
=
14,8
Zugglas
hochweitHoͤhe seines untern Randes
uͤber dem Brenner
151 43
1/2 5 1/2
===
74,321,4 2,7
No. V. Tischlampe mit
ringfoͤrmigem Oehlbehaͤlter (Kranzlampe) und halbrundem Dochte; Brenner von Weißblech,
cylindrisches Zugglas.
Millim.
Lin.
Breite des Dochtes,
flachliegend
31
=
15,3
– – –
gekruͤmmt
24
=
11,8
Weite des Dochtraums
3 1/4
=
1,6
Durchmesser des Mantels
38
=
18,7
Zugglas
hochweituͤber dem Brenner
entfernt
145 50 8 1/2
===
71,3 24,6 4,2
Kranz
aͤußerer Durchmesser innerer
–Hoͤhe oder Dike
235138 14
===
115,8 68,1 6,9
Senkrechte Entfernung der
Brennermuͤndung uͤber dem
hoͤchsten Rande des Kranzes
2 1/2
=
1,2
No. VI. Tischlampe mit Kranz und
beinahe rundem hohlem Dochte (sogenannte Gohl'sche Lampe, von Gohl in Braunschweig selbst herruͤhrend). Messingener Brenner;
cylindrisches Zugglas.
Millim.
Lin.
Dochtraum
innerer Durchmesser aͤußerer
–WeiteBreite des Raums, der am vollen Kreise fehlt
1925 3 5
====
9,412,3 1,5 2,5
Millim.
Lin.
Zugglas
hochweituͤber dem Brenner
entfernt
145 45 8
===
71,322,2 3,9
Kranz
aͤußerer Durchmesser innerer
–Hoͤhe
200129 17
===
98,663,6 8,4
Die Brennermuͤndung 3 Millim. oder 1,5
Lin. hoͤher, als der oberste
Rand des Kranzes.
No. VII. Astrallampe. Brenner
von Weißblech.
Millim.
Lin.
Durchmesser des Brenners
außen– an der durch den Ring verengerten
Muͤndunginnen
23
1/2 22 15 1/2
===
11,6 10,8 7,6
Weite desDochtraums
an der Muͤndungunten hin
3
1/4 4
==
1,6 2,0
Zugglas
oberer Durchmesserunterer
– Hoͤhe, vom Brenner
anHoͤhe des Bauches uͤber dem Brenner
29 43183 21
====
14,3 21,2 90,1
10,4
Weite des aͤußern
Luftzugs
9 3/4
=
4,8
Kranz
aͤußerer Durchmesser innerer
–
unten
–
–
oben Hoͤhe
257216180 20
====
126,5106,5 88,6 9,9
Die Brenneroͤffnung 3 Millim. oder 1,5
Lin. uͤber dem hoͤchsten
Rande des Kranzes.
No. VIII. Sinumbralampe.
Brenner von Weißblech; Winde mit Zahnstange.
Millim.
Lin.
Durchmesser des Brenners
aͤußerer –
oben im
Ringeinnerer
22 20
3/4 13
===
10,810,2 6,4
Weite desDochtraums
oben an der Muͤndungunten
3
7/8 4 1/2
==
1,9 2,2
Zugglas
oberer Durchmesserunterer
– Hoͤhe, vom Brenner
anEntfernung des Bauches uͤber demBrenner
29 41177
7 1/2
====
14,320,287,1
3,7
Millim.
Lin.
Weite des aͤußern
Luftzuges
9 1/2
=
4,7
Kranz
aͤußerer Durchmesser innerer
–Hoͤhe
230136 10
===
113,4 67,1 4,9
Die Brenneroͤffnung 2 1/2 Millim. oder
1,2 Lin. uͤber dem hoͤchsten
Rande des Kranzes.
No. IX. Arbeitslampe mit
Oehlflasche und flachem Dochte. Bauchglas; messingener Brenner.
Millim.
Lin.
Breite des Dochtes
21
=
10,4
Weite des Dochtraumes
5
=
2,5
Zugglas
oberer Durchmesser unterer –
Hoͤhe, vom Brenner an Entfernung des Bauchs uͤber dem
Brenner
30 42
205 17
= = = =
14,8 20,7
101,1 8,4
Das Oehlnivean im Brenner 2 Millim. oder 1
Lin. unter der
Brenneroͤffnung.
No. X. Wandlampe mit Oehlflasche
und halbrundem Dochte. Cylindrisches Zugglas; Brenner von Weißblech.
Millim.
Lin.
Breite des Dochtes
flachgelegt krumm
32 1/2 26
= =
16,0 12,8
Weite des Dochtraums
4
=
2,0
Durchmesser des Mantels
37
=
18,2
Zugglas
hoch weit uͤber dem Brenner
entfernt
141 48
6
= = =
69,4 23,6 3,0
Das Niveau im Brenner 11 Millim. oder 5,4
Lin. niedriger als die Oeffnung.
No. XI. Wandlampe mit Flasche und
messingenem Sinumbrabrenner.
Millim.
Lin.
Durchmesser des Brenners
innerer aͤußerer
18 1/2 25
= =
9,1 12,3
Weite des Dochtraums
3 1/4
=
1,6
Zugglas
oberer Durchmesser unterer –
Hoͤhe, vom Brenner an Entfernung des Bauches uͤber dem
Brenner
32 45
191 15
= = = =
15,8 22,2 94,2
7,4
Millim.
Lin.
Weite des aͤußern
Luftzuges
10
=
4,9
Das Niveau im Brenner 9 Millim. oder 4,4
Lin. niedriger als die Oeffnung.
No. XII. Liverpoollampe mit
Oehlflasche. Brenner von Weißblech.
Millim.
Lin.
Durchmesserdes Brenners
aͤußerer –
oben, in der durch den Ring
verengerten Muͤndung innerer
232115
===
11,310,4 7,4
Weite des Dochtraums
an der Muͤndung unten hin
3 4
= =
1,5 2,0
Scheibe uͤberder Flamme
DurchmesserDike Entfernung ihrer untern
Flaͤche uͤber dem Brenner
17 1/2 1 1/214
===
8,60,75 6,9
Zugglas
Ganze Hoͤhe, vom Brenner an Durchmesser des
cylindrischen Theils –
der KugelEntfernung des
Mittelpunktes der Kugel uͤber dem Brenner
54439026
====
26,621,244,412,8
Weite des aͤußern
Luftzuges
10
=
4,9
Das Niveau im Brenner 10 Millim. oder 4,9
Lin. niedriger als die
Brenneroͤffnung.
No. XIII. Wandlampe mit
bestaͤndigem Niveau und sogenanntem Regulator, wobei das Oehl im
Brenner auf solche Hoͤhe steigt, daß es langsam ausfließt, wenn die Lampe
nicht brennt, und der Zufluß nicht abgesperrt wird. Neue franzoͤsische
Einrichtung. Messingener Brenner mit Schnekenwinde (s. g. Sinumbrawinde).
Millim.
Lin.
Durchmesser desBrenners
innereraͤußerer
14 1/2 20
==
7,1
9,9
Weite des Dochtraums
2 3/4
=
1,4
Zugglas
oberer Durchmesserunterer
– Hoͤhe, vom Brenner anDer
Bauch in gleicher Hoͤhe mit der
Brennermuͤndung.
29 38225
===
14,3 18,7110,9
Weite des aͤußern
Luftzuges
9
=
4,4
No. XIV. Hydrostatische
Lampe, nach der durch Einfachheit und Zwekmaͤßigkeit bewaͤhrten
Construction von Thilorier. Messingener Brenner.
Millim.
Lin.
Durchmesser des Brenners
innerer aͤußerer
18 1/2 23
= =
9,1
11,3
Weite des Dochtraums
2 1/4
=
1,1
Zugglas
oberer Durchmesser unterer –
Hoͤhe, vom Brenner an Der Bauch in der Hoͤhe des
Brenners.
31 39
223
= = =
15,3 19,2
109,9
Weite des aͤußern
Luftzuges
8
=
3,9
Das Oehl steigt im Brenner bis ganz nahe unter
die Oeffnung.
Die Art und der Gang der Pruͤfung, welcher die Lampen unterzogen wurden,
ergibt sich aus Folgendem:
Bei dem Anfang der Versuche wurden saͤmmtliche Lampen mit gereinigtem
Ruͤboͤhle gefuͤllt, und mit neuen Dochten von der
gebraͤuchlichen Laͤnge versehen (die flachen und halbrunden Dochte
waren auf die gewoͤhnliche Art gewichst). Die Uhrlampe (No. I), deren Licht als Maaßstab diente, wurde im
Mittelpunkte eines großen Saales aufgestellt, die uͤbrigen Lampen im Kreise
rings um dieselbe, und zwar so, daß alle Flammen in gleicher Hoͤhe brannten.
Die Dochte wurden so hoch gestellt, als sie es, ohne Rauch zu geben, vertragen
konnten (was nach bekannten Erfahrungen eine Bedingung fuͤr die
vortheilhafteste Verbrennung des Oehles ist). Das Anzuͤnden und
Ausloͤschen geschah mit allen Lampen gleichzeitig. Jede Lampe (die Uhrlampe
ausgenommen) war mit einem Schirme umgeben, der sie ganz verdunkelte; und jedes Mal
wurde nur der Schirm jener Lampe abgenommen, welche mit der Uhrlampe verglichen
werden sollte. Diese Vergleichung fand von Stunde zu Stunde, und zwar in solcher
Ordnung Statt, daß sie bei jeder Lampe im Durchschnitte, so genau als
moͤglich, in den genannten Zeitabstand fiel. Zur Messung der
Lichtstaͤrke diente auf die bekannte Art die Beobachtung des Schattens,
welchen ein dunkler eiserner Stab auf einer hinter ihm aufrecht stehenden weißen
Tafel wirft. Nachdem naͤmlich die Tafel in einen willkuͤrlichen
Abstand von der Uhrlampe (der von 8 bis zu 18 Fuß bei den verschiedenen Versuchen
betrug) gebracht war, wurde der Standpunkt der zu pruͤfenden Lampe so lange
veraͤndert, bis die zwei auf der Tafel erscheinenden Schatten einen
voͤllig gleichen Grad von Dunkelheit zeigten. Um hierin jeder
Taͤuschung zuvor zu kommen, wurden jedes Mal die Schatten von uns Beiden,
noͤthigenfalls wiederholt, beobachtet, und die Stellung der Lampen corrigirt, bis das
Urtheil einhellig ausfiel. Sodann wurde mittelst eines langen, in Zolle
eingetheilten Maaßstabes, der Abstand der Tafelflaͤche von dem Mittelpunkte
der Lampenflammen gemessen. Nach einem bekannten Geseze der Optik verhalten sich
unter diesen Umstaͤnden die Lichtstaͤrken zweier verglichenen Flammen
umgekehrt wie die Quadratzahlen ihrer Entfernungen von der Tafel. Folgendes Beispiel
gibt den Gang der Berechnung an. Bei einem Versuche stand, als Gleichheit der
Schatten eingetreten war, die Uhrlampe 166 Zoll, und die Lampe No. IX. 80 1/2 Zoll von der Tafel entfernt. Nun ist das
Quadrat von 166, d.h. 166 × 166 = 27556, und das Quadrat von 80 1/2 (80,5
× 80,5) = 6480,25; es verhielten sich also die Lichtstaͤrken beider
Lampen dieses Mal wie 27556 : 6480, oder – wenn man, wie es stets geschah,
die Lichtstaͤrke der Uhrlampe = 100 sezt – wie 100 : 23,5. Die Lampen
wurden im gefuͤllten Zustande vor dem Anzuͤnden gewogen, und dann
wieder nach dem Ausloͤschen: die Gewichtsverminderung gab die Menge des
verbrannten Oehles an.
Es wurden drei Reihen von Versuchen an drei auf einander folgenden Abenden
vorgenommen. An dem ersten Abende brannten die Lampen sechs Stunden, ohne daß man an
der Stellung der Dochte im Laufe dieser Zeit Etwas veraͤnderte. Die Versuche
am zweiten Abende waren eine bloße Wiederholung hievon, um aus den zweifachen
Resultaten einen sicherern Schluß ziehen zu koͤnnen; die Dochte wurden vor
Anfang dieser zweiten Reihe von Versuchen, so weit sie verkohlt waren,
abgeschnitten, und die Oehlfuͤllung wurde erneuert. Am dritten Abende
brannten die Lampen (abermals neu gefuͤllt und mit neu abgeschnittenen
Dochten) nur zwei Stunden, weil die Absicht war, eine Vergleichung innerhalb der
ersten Zeit des Brennens vorzunehmen, wo noch keine der Lampen eine erhebliche
Verminderung ihrer Lichtstaͤrke erfaͤhrt. Die folgenden Tabellen
enthalten eine Zusammenstellung der durch saͤmmtliche Versuche gewonnenen
Resultate.
Tabelle I.
(Die Lampen wurden um 5 1/2 Uhr angezuͤndet, um 11 1/2 Uhr
ausgeloͤscht.)
Textabbildung Bd. 69, S. 295
Zeit der Beobachtung; Uhr;
Lichtstaͤrke der verschiedenen Lampen, die Uhrlampe No. I durchaus = 100
gesezt; Oehlverbrauch; Loth; Die Uhrlampe hatte 15 3/4 Loth Oehl verbrannt
Tabelle II.
(Die Lampe wurde um 5 1/2 Uhr angezuͤndet, um 11 1/2 Uhr
ausgeloͤscht.)
Textabbildung Bd. 69, S. 296
Zeit der Beobachtung; Uhr;
Lichtstaͤrke der verschiedenen Lampen, die Uhrlampe No. I durchaus = 100
gesezt; Oehlverbrauch; Loth; Die Uhrlampe hatte 16 1/8 Loth Oehl verbrannt
Tabelle III.
(Die Lampen wurden um 5 1/4 Uhr angezuͤndet, um 7 1/4 Uhr
ausgeloͤscht.)
Textabbildung Bd. 69, S. 297
Zeit der Beobachtung; Uhr;
Lichtstaͤrke der verschiedenen Lampen, die Uhrlampe No. I durchaus = 100
gesezt; Oehlverbrauch; Loth; Die Uhrlampe hatte 5 1/2 Loth verbrannt
Es ergibt sich sonach aus den Versuchen: 1) Daß alle Lampen, obwohl in der ersten
Zeit des Brennens bei vielen eine geringe Zunahme der
Lichtstaͤrke bemerkt wird, bei laͤngerem Brennen eine Abnahme des
Lichtes zeigen; daß diese jedoch am kleinsten und unter guͤnstigen
Umstaͤnden sehr gering ist bei der Lampe mit Regulator (XIII) und bei der
hydrostatischen Lampe (XIV). 2) Daß die Menge des entwikelten Lichtes bei den
verschiedenen Lampen in sehr ungleichem Verhaͤltnisse zu der Menge des
verzehrten Oehles steht. Um diesen leztern Punkt auf das Klarste herauszustellen,
soll im Folgenden eine hierauf berechnete Uebersicht aus den Versuchen abgeleitet
werden. Dazu ist vorerst noͤthig, fuͤr die Lichtstaͤrke einer
jeden Lampe einen Ausdruk zu finden, welcher angibt, wie stark das Licht gewesen
seyn wuͤrde, wenn die im Laufe von 6 Stunden entwikelte Lichtmenge
gleichmaͤßig auf diese ganze Zeit vertheilt gewesen waͤre. Diese mittlere Lichtstaͤrke wird gefunden, wenn man die
Resultate der sechs Beobachtungen summirt, und von der Summe den sechsten Theil
nimmt. Wird die mittlere Lichtstaͤrke (welche zugleich, da sie bei allen
Lampen auf eine gleich lange Zeit bezogen ist, das Verhaͤltniß der Lichtmenge ausdruͤkt) durch das Gewicht des
verbrauchten Oehles dividirt, so findet man die verhaͤltnißmaͤßige
Lichtmenge, welche aus gleichen Mengen (1 Loth) Oehl entwikelt worden ist; d.h. die
Leuchtkraft der Lampen. Es ergeben sich auf diese
Weise folgende Zahlen:
Tabelle IV.
Textabbildung Bd. 69, S. 298
Lampe No.; A. Aus Tabelle I; B. Aus
Tabelle II; C. Aus Tabelle III; Mittlere Lichtstaͤrke; Leuchtkraft, oder
verhaͤltnißmaͤßige Lichtmenge aus 1 Loth Oehl; Leuchtkraft, jene
der Uhrlampe = 100 gesezt
Wenn hienach der Werth der Lampen geschaͤzt werden soll, so kann man von
verschiedenen Voraussezungen ausgehen, und man wird folglich auf verschiedene Weise
von den vorstehenden Zahlen Gebrauch machen. Handelte es sich darum, die Lampen in
der Wirkung mit einander zu vergleichen, welche unter den guͤnstigsten Umstaͤnden moͤglicher Weise von ihnen
erhalten werden kann, so wuͤrde man nothwendig aus den drei Resultaten,
welche die Abtheilungen A, B, C der Tabelle IV in der dritten Spalte
darbieten, das groͤßte auswaͤhlen und als das richtigste ansehen
muͤssen. Insofern man aber zum Zweke hat, den
verhaͤltnißmaͤßigen Werth der Lampen fuͤr die Anwendung
auszumitteln (wobei nicht immer gerade auf die hoͤchste Wirkung zu rechnen ist), duͤrfte es am
zwekmaͤßigsten seyn, aus den drei Resultaten das Mittel zu ziehen. Dieß ist
denn auch in der unten folgenden Tabelle V geschehen, jedoch mit der kleinen
Abweichung, daß die vier in Tabelle IV mit * bezeichneten Resultate außer Acht
gelassen sind, weil diese, durch ihre sehr große Abweichung von den anderen dazu
gehoͤrigen, anzuzeigen scheinen, daß auf sie irgend ein nicht beachteter
nachtheiliger Umstand bei den Versuchen eingewirkt habe.
Da es wuͤnschenswerth schien, die Oehlbeleuchtung durch die verschiedenen
gepruͤften Lampen auch mit der Talg- und Wachsbeleuchtung zu
vergleichen, so wurden in dieser Beziehung folgende Versuche angestellt:
a) Wachslichte, 6
Stuͤk auf das Pfund.
Ein solches Licht, ungepuzt, zeigte bei zwei zu verschiedenen Zeiten angestellten
Versuchen eine Lichtstaͤrke = 14,5 und 14,7, also im Durchschnitte 14,6, die
Lichtstaͤrke der Uhrlampe als 100 gesezt. Das Wachslicht brannte in 8 Stunden
30 Minuten voͤllig auf, verzehrte also in sechs Stunden 3 3/4 Loth.
b) Talglichte, 6 Stuͤk
auf das Pfund.
Ein solches Licht zeigte, frisch gepuzt, bei zwei Versuchen 12,4 und 14,1, im Mittel
also 13,2 Lichtstaͤrke; laͤngere Zeit ungepuzt (mit zolllanger
Schnuppe) nur 5,5. Es wurde, so oft als noͤthig gepuzt, in 7 Stunden 40
Minuten aufgezehrt, verbrannte demnach in 6 Stunden 4 1/8 Loth Talg.
Die Uhrlampe hat in 14 Stunden 37 3/8 Loth Oehl verbraucht, oder im Durchschnitte auf
6 Stunden 16 Loth. Danach betraͤgt bei ihr fuͤr diese Zeit die
verhaͤltnißmaͤßige Lichtmenge aus 1 Loth Oehl: 100/16 = 6,25.
Fuͤr das Wachslicht findet man nach Obigem: 14,6/3¾ = 3,89, und
fuͤr das (gepuzte) Talglicht: 13,2/4⅛ = 3,20. Sezt man die Leuchtkraft
der Uhrlampe (wie in Tabelle IV) = 100, so ist die des Wachslichtes = 62,2, und jene
des Talglichtes = 51,2.
Die Lichtstaͤrke der Uhrlampe war fast gleich der von 7 Wachslichten oder 8
Talglichten.
Um die Kosten des Lichtes der verschiedenen Lampen, so wie jene des Wachses und
Talges gegen einander zu halten, wurden die gegenwaͤrtigen hiesigen Preise zu
Grunde gelegt, wonach
1 Pfund gereinigtes
Ruͤboͤhl
2 gGr.
10 Pf.
1 Pfund Wachslichte
16 –
– –
1 Pfund Talglichte
4 –
– –
kostet.
Nach diesen Vorausschikungen wird der Inhalt der Tabelle V durch sich selbst
verstaͤndlich seyn.
Tabelle V.
Vergleichung der verschiedenen Beleuchtungsarten in
oͤkonomischer Beziehung.
Textabbildung Bd. 69, S. 300
Nach Achtel-Lothen abgerundet.
Art der Beleuchtung; Mittlere
Lichtstaͤrke; Brennstoffverbrauch in 6 Stunden; Loth; Kosten des Lichtes
in 6 Stunden; Pfennige Cour; Leuchtkraft, oder Verhaͤltnis der Lichtmenge
aus gleichem Gewichte; Brennstoff; Verhaͤltnis der Kosten fuͤr
gleich starke Beleuchtung; Lampe No. Wachslichte, 6 auf 1 Pfund; Talglichte, 6
auf 1 Pfund
Man erkennt hieraus, welchen großen Vorzug die Uhrlampe (I), die hydrostatische Lampe
(XIV) und die Lampe mit Regulator (XIII) vor allen anderen Lampen hinsichtlich der
vortheilhaften Benuzung des Oehles haben. Ihnen zunaͤchst stehen die
uͤbrigen Lampen mit hohlen und mit halbrunden Dochten, besonders No. VIII und XI. Die Lampen mit flachen Dochten (III,
IV, IX) bewirken die Verbrennung des Oehles auf weniger nuzbringende Weise; und die
einfache Lampe mit rundem Dochte (II) ist etwa dem Talglichte an Kostbarkeit
gleichzusezen. Wachsbeleuchtung kommt auf mehr als das Dreifache des Talglichtes zu
stehen, und ist uͤberhaupt die theuerste Beleuchtung unter allen in der
Tabelle vorkommenden.
Die Beleuchtung mit Lampen (jene mit rundem Dochte, wie No. II, abgerechnet) ist bedeutend wohlfeiler, als das Talglicht. Allein
es darf allerdings nicht uͤbersehen werden, daß die besten Lampen theils (wie
die Uhrlampe I, und die Lampe mit Regulator, XIII) verhaͤltnißmaͤßig
theuer in der Anschaffung sind, theils (die hydrostatische Lampe, XIV) das
Hin- und Hertragen nicht erleiden, weil die dabei eintretende Bewegung des
Oehls im Innern dessen gleichmaͤßiges Aufsteigen in den Brenner
zerstoͤrt. Ferner ist zu bemerken, daß es in vielen Faͤllen nicht
allein auf verhaͤltnißmaͤßige Wohlfeilheit
des Lichtes, sondern wesentlich auch auf absolute
Wohlfeilheit ankommt; d.h. daß der Gebrauch Lampen fordert, welche wenig Oehl verzehren, wogegen man auch auf sehr große
Lichtentwiklung gerne Verzicht leistet. Fuͤr solche Faͤlle empfehlen
sich besonders die Lampen mit plattem Dochte, wie No.
III und IV, welche staͤrker leuchten, als ein einzelnes Talglicht, und doch
in gleicher Zeit weniger kosten, wie die zweite und vierte Spalte der Tab. V
ausweisen.
Noch verdient ein Umstand Aufmerksamkeit, welcher von der mittleren Lichtstaͤrke ganz unabhaͤngig ist, naͤmlich
die Gleichfoͤrmigkeit des Lichtes. Je schneller
und bedeutender die Lichtstaͤrke abnimmt, desto fruͤher ist ein
Nachstellen oder gar das Abpuzen des Dochtes noͤthig, weil – so lange
kein Oehlmangel entsteht – es hauptsaͤchlich die Verkohlung des
Dochtes ist, welche eine Verminderung des Lichtes bewirkt. In dieser Beziehung geben
Tab. I und II an, daß, innerhalb der ersten fuͤnf Stunden betrachtet, die
Lichtabnahme durchschnittlich am kleinsten war bei der Lampe mit Regulator (XIII)
und der hydrostatischen Lampe (XIV). Von den Uhrlampen kennt man sie schon aus Peclet's Erfahrungen als sehr gering. Diese drei Arten
sind also auch in der gegenwaͤrtigen Hinsicht am vorzuͤglichsten.
Dagegen machte sich die Liverpoollampe (XII) als diejenige bemerklich, welche am
schnellsten und am staͤrksten eine Verringerung des Lichtes erfuhr. Da wir indessen
Gelegenheit gehabt haben, Lampen dieser Art anzutreffen, welche einen so
auffallenden Fehler nicht besaßen, so darf angenommen werden: entweder, daß bei dem
von uns versuchten Exemplare irgend ein Mangel der Construction (vielleicht eine
unrichtige Stellung des uͤber der Flamme angebrachten Metallscheibchens)
vorhanden gewesen, oder der Docht zu hoch aus dem Brenner herausgestellt worden sey,
wodurch eine zu fruͤhe Verkohlung desselben eintreten konnte.
Wir gedenken zulezt noch einiger Versuche, die von uns mit Luͤdersdorff'schen Dampflampen
(polytechn. Journal Bd. LX. S. 166)
angestellt worden sind. In diesen Lampen wird eine Mischung von 4 Maaß 93procentigem
Spiritus und 1 Maaß Terpenthinoͤhl in Dampfgestalt verbrannt. Die Flamme,
welche sie geben, ist sehr hell, allein der Brennstoff ist theuer, und verzehrt sich
schnell, so daß die Kosten dieser schoͤnen Beleuchtung uͤber
Verhaͤltniß hoch sind, in Vergleich mit Oehlbeleuchtung. Die versuchten
Lampen waren folgende:
A) Dampflampe mit Flasche und Ventil, als Wandlampe
eingerichtet, 12 Brennoͤffnungen von 1 Millimeter (1/2 Linie) Weite auf einem
Kreise von 27 Millim. (13 1/3 Linien) Durchmesser enthaltend.
B) Dampflampe auf einem Saͤulenfuße, mit 12
Loͤchern von 1 Millim. auf einem Kreise von 30 Millim. (14,8 Linien)
Durchmesser.
C) Dampflampe, der vorigen gleich, aber nur mit 8
Brennloͤchern von der genannten Groͤße, auf einem Kreise von 24
Millim. 11,8 Linien) Durchmesser.
Jede dieser drei Lampen wurde 4 Stunden lang gebrannt; die Resultate waren wie
folgt:
Textabbildung Bd. 69, S. 302
Lampe; Lichtstaͤrke, die der
Uhrlampe = 100; zu Anfang; nach 2 Stunden; Verbrannter Leuchtspiritus, Loth; A B
C
Die anfaͤngliche Lichtstaͤrke ist also bei
A 13 Mal, bei B 8 1/2
Mal, bei C 7 1/2, Mal so groß, als die eines
Talglichtes.