Titel: | Bericht des Hrn. Amédée Durand über ein Werkzeug zur Bildung der Zapfen der Radspeichen, von der Erfindung des Hrn. Beuze. |
Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. LXVIII., S. 341 |
Download: | XML |
LXVIII.
Bericht des Hrn. Amédée Durand uͤber ein
Werkzeug zur Bildung der Zapfen der Radspeichen, von der Erfindung des Hrn. Beuze.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Maͤrz 1838, S. 98.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Beuze's Werkzeug zur Bildung der Zapfen der
Radspeichen.
Die Zapfen, womit die Speichen in die Radfelgen eingefuͤgt werden, sind
entweder rund oder vierkantig. Jede dieser Formen, von denen erstere in Deutschland,
leztere dagegen in Frankreich allgemein gebraͤuchlich ist, hat ihre
Vorzuͤge; denn wenn der vierkantige Zapfen bei gleicher Staͤrke die
Felge weniger beeintraͤchtigt, als der runde, so ist er dafuͤr weit
schwerer mit hinreichender Genauigkeit in das Zapfenloch einzupassen als dieser. Das
runde Zapfenloch, welches mit einem Hohlmeißel zu Wege gebracht wird, ist immer richtig, da nur dessen
Richtung von der Geschiklichkeit des Arbeiters abhaͤngt; der runde Zapfen
dagegen ist schwerer zu bilden, weil hier die Holzfaser oft Schwierigkeiten
veranlaßt. Es war daher ein Verfahren ausfindig zu machen, nach welchem die Zapfen
eben so leicht zu bilden waͤren wie die Zapfenloͤcher. Dieser Aufgabe
unterzog sich der Wagner Beuze, und er hat sie auch auf
eine sehr genuͤgende Weise geloͤst.
Die zu erfuͤllenden Bedingungen waren: 1) an den Enden der in die Nabe
eingesezten Speichen in gleichen Entfernungen von dieser Nabe einen runden Zapfen
anzubringen, der von einer gut ausgefuͤhrten Ausladung anfinge; 2)
Verfertigung saͤmmtlicher Zapfen von gleichem Durchmesser, und zwar so, daß
ihre Achsen saͤmmtlich in einer und derselben Flaͤche liegen, welches
auch die Austiefung (écuage) des Rades seyn mag.
Um diesen Bedingungen zu entsprechen, bedient sich der Erfinder zweier Werkzeuge.
Das eine besteht aus einem hoͤlzernen Ringe, der an die Speiche gestekt wird,
und dessen Muͤndung man eine je nach der fuͤr das Rad angenommenen
Austiefung verschiedene Schraͤgheit geben kann. Dieser Ring wird da
befestigt, wo die Ausladung des Zapfens hinkommen soll; er bildet gleichsam eine
Huͤlfsausladung, auf die das Instrument, womit das Holz geschnitten werden
soll, zu liegen kommen soll.
Um sich dieses Instrument zu versinnlichen, koͤnnte man sich zwei Hobel
denken, welche parallel, jedoch so angebracht sind, daß ihre beiden Schneiden
einander entgegengesezt waͤren. In jedem dieser Hobel und zwar an der
Schneide befaͤnde sich eine nach der Quere laufende Hoͤhlung, welche
das Ende der Speichen aufzunehmen haͤtte; und diese beiden Hobel sollten
einander durch zwei Schrauben, welche von dem einen zum anderen liefen,
genaͤhert werden. Das zwischen die beiden Schneiden eingezwaͤngte Holz
wuͤrde also einer gewaltsamen Einwirkung derselben unterliegen, sobald ihnen
eine rotirende Bewegung mitgetheilt wuͤrde. Dieß geschieht denn auch
wirklich. Die in einer Spirale abgeschnittenen Spaͤne treten in Menge und mit
Leichtigkeit aus, bis der Zapfen die im Voraus beliebig bestimmte Dike erlangt hat.
Abgesehen von der Wirkung jener Schneiden, welche das Holz nach der Quere seiner
Fasern angreifen, war aber auch noch eine reine Ausladung an dem stehenden Holze zu
erzeugen. Zu diesem Zweke bedient sich der Erfinder eines bereits bekannten Mittels;
d.h. er brachte am Rande seines Eisens eine Schneide an, welche lediglich dazu
bestimmt ist, die Holzfasern senkrecht gegen ihre Richtung zu durchschneiden.
Die Handhabung dieser Werkzeuge erfordert keinen Unterricht; und man kann ihrer Leistungen
versichert seyn. Die Arbeit geschieht Mit einer Schnelligkeit und
Regelmaͤßigkeit, welche mit der bloßen Hand unmoͤglich erreicht werden
kann. Wir bemerken nur noch, daß die Idee die Speichenzapfen mit einer eigenen
Vorrichtung zu schneiden nicht neu ist, und daß namentlich schon im Jahre 1834 eine
Maschine beschrieben wurde, deren sich Hr. E. Philippe zu
diesem Zweke bedient. Die Vorrichtung des Hrn. Beuze
beruht jedoch auf einem ganz anderen Principe, und bildet ein wahres Werkzeug,
welches mit geringem Kraftaufwande gehandhabt werden kann, waͤhrend die
erwaͤhnte Maschine einen großen Raum einnimmt und einer bedeutenden
Triebkraft bedarf. Die Commission schlaͤgt daher den Erfinder in
Erwaͤgung seiner Verdienste fuͤr eine Medaille vor.
Fig. 1 ist ein
Aufriß des zur Bildung der Zapfen dienenden Werkzeuges. Fig. 2 ist ein Grundriß
desselben; Fig.
3 ein senkrechter Durchschnitt.
Fig. 4 zeigt
ein Hobeleisen von Vorne und im Durchschnitte.
Fig. 5 ist ein
Durchschnitt des Ringes, der auf der Speiche an der Stelle, an welche die Ausladung
kommen soll, befestigt wird, und den man in Fig. 6 auch im Grundrisse
sieht.
An saͤmmtlichen Figuren sind gleiche Theile mit gleichen Buchstaben
bezeichnet. A, A sind naͤmlich die beiden Balken
oder Wangen, zwischen denen die Speiche festgehalten wird, und die man mittelst der
Schrauben B, B naͤher an einander bringen kann.
An jeder dieser Wangen und durch sie gehend sind mit ihren Basen die Fuͤhrer
C, C befestigt, welche zur Erhaltung des
Parallelismus dienen. Der ausgeschweifte Theil D der
Wangen dient zur Aufnahme des Zapfens, und ist innen zur Verhuͤtung der
Abnuͤzung des Holzes mit Eisenblech a, a, a
ausgefuͤttert. In jeder der Wangen bemerkt man außerdem in schiefer Richtung
angebracht die Hobeleisen E, E, in welche das Zapfenloch
b geschnitten ist. In dieses Loch tritt das Ende der
Regulirschraube F, die mit der Schraubenmutter c angezogen wird, und welche die Stelle der
gewoͤhnlichen Hobelkeile vertritt. Will man die Schneide staͤrker
angreifen machen, so braucht man, nachdem man die Schraubenmutter nachgelassen, nur
sachte auf das Eisen zu schlagen, und dann die Schraubenmutter so anzuziehen, daß
keine weitere Bewegung des Hobeleisens moͤglich ist.
G ist der hoͤlzerne Ring, den man da an der
Speiche befestigt, wo sich die Ausladung des Zapfens befinden soll, und welche
mittelst der Schraube H festgestellt wird.
Um den Zapfen der Speiche zu schneiden, faßt man das beschriebene Werkzeug, welches
nach Art eines Schneidzeuges gehandhabt wird, bei den Griffen der Schrauben B, B; und nachdem man die zwischen den beiden Wangen
befindliche Speiche festgespannt hat, dreht man das Werkzeug um, bis die Hobeleisen
so viel von dem Holze weggenommen haben, daß die Speichenzapfen den
gewuͤnschten Durchmesser besizen.