Titel: | Verbesserte Zubereitung des Palmöhles, wodurch dieses auf Wollenwaaren, als Maschinenfett, und zu verschiedenen anderen Zweken anwendbar wird, und worauf sich Miles Berry, Civilingenieur am Patent-Office, Chancery-Lane in der Grafschaft Middlesex, auf die von einem Ausländer erhaltenen Mittheilungen am 26. Oktober 1837 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. LXXXI., S. 381 |
Download: | XML |
LXXXI.
Verbesserte Zubereitung des Palmoͤhles,
wodurch dieses auf Wollenwaaren, als Maschinenfett, und zu verschiedenen anderen Zweken
anwendbar wird, und worauf sich Miles Berry, Civilingenieur am Patent-Office,
Chancery-Lane in der Grafschaft Middlesex, auf die von einem Auslaͤnder
erhaltenen Mittheilungen am 26. Oktober 1837
ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Jul. 1838, S.
207.
Berry's verbesserte Zubereitung des Palmoͤhles.
Die Erfindung besteht im Bleichen und Reinigen des Palmoͤhles, wodurch
dasselbe zur Anwendung beim Kardaͤtschen der Wolle zum Zubereiten von Leder,
zum Fetten von Dampf- und anderen Maschinen, zum Schmieren der Achsen von
Locomotiven, zum Fetten von Oehlsteinen, zum Poliren von Metallen und zum
Schuͤzen derselben gegen das Rosten, als Brennmaterial fuͤr Lampen,
zur Basis verschiedener Pomaden, Oehle und Salben, zum Gebrauch in der
Thierarzneikunde und in den Haushaltungen tauglich gemacht wird.
Ich schmelze zu diesem Behufe das rohe, im Handel vorkommende Palmoͤhl in
offenen Gefaͤßen, wobei ich dem Dampfe als Heizmittel den Vorzug gebe. Wenn
es durch 24 Stunden, oder so lange, bis sich alle darin enthaltenen Unreinigkeiten
und fremdartigen Koͤrper zu Boden gesezt haben, in fluͤssigem Zustande
erhalten worden ist, so gieße ich den oberen reinen Theil desselben in seichte
Gefaͤße, in denen Wasser enthalten ist. In diesen, an freier Luft
befindlichen Gefaͤßen erhalte ich das Oehl gleichfalls in fluͤssigem
Zustande, und zwar am besten mittelst Dampfroͤhren, die sich am Grunde der
Gefaͤße im Wasserbade befinden. Ebendasselbe laͤßt sich
uͤbrigens auch durch ein Dampfbad oder mittelst eines die Gefaͤße
umgebenden, mit Dampf erfuͤllten Gehaͤuses erzielen. Das Oehl verseze
ich, waͤhrend dieser Theil der Operation von Statten geht, mit einer
hinreichenden Quantitaͤt, z.B. 5 Proc., eines Metalloxydes oder einer
alkalischen oder erdigen Basis, theils um jede, allenfalls im Oehle enthaltene
Saͤure zu neutralisiren, theils um den Bleichproceß zu erleichtern. Das
Bleichen kann zwar auch ohne diesen Zusaz, und wie das Wachsbleichen lediglich durch
die Einwirkung der Sonnenstrahlen bewerkstelligt werden; allein in diesem Falle
dauert es laͤngere Zeit. Ich bringe das Oehl mit dem angegebenen Zusaze 1 bis
2 Zoll hoch in die Bleichgefaͤße, seze es in diesen je nach der Temperatur
der atmosphaͤrischen Luft uͤber einem Wasserbade einer Waͤrme
von 30 bis 52° R. aus, wobei ich es durch Arbeiter oder auch auf mechanischem
Wege alle halbe Stunden gut umruͤhren lasse. Diese Behandlung seze ich durch
2 bis 4 Tage, oder so lange fort, bis das Oehl sehr blaß geworden ist; in diesem
Zustande gieße ich es ab und lasse es abkuͤhlen. Es ist, nachdem es diesem
Processe unterlegen, hauptsaͤchlich fuͤr Seifensieder, Lederbereiter,
Parfumisten, zum Schmieren von Wellzapfen, Locomotivachsen, Dampfkolben,
Windmuͤhlen und anderen schweren Maschinen geeignet.
Um sehr klares, duͤnnes oder fluͤssiges Palmoͤhl, welches zum
Wollkardaͤtschen, zum Schmieren von Dampfmaschinen und Radachsen, zum
Verbrennen in Lampen, und uͤberhaupt zu solchen Zweken, zu denen das im
Palmoͤhle enthaltene Olein oder Elain den Vorzug verdient, brauchbar ist, zu
erzielen, nehme ich das auf die oben beschriebene Weise gebleichte und gereinigte
Palmoͤhl, und scheide aus diesem durch mechanischen Druk, Filtration oder
auch mittelst einer
anderen der bekannten, zu diesem Zweke dienlichen Methoden das Stearin ab, wobei ich
das Palmoͤhl je nach dem Zustande der atmosphaͤrischen Luft auf einer
fuͤr das Auspressen oder Filtriren geeigneten Temperatur erhalte. Das
hiedurch gewonnene klare Oehl lasse ich in Behaͤlter bringen, in denen es
einige Tage lang mittelst Dampfroͤhren, die durch den unteren Theil
gefuͤhrt sind, auf einer Temperatur von beilaͤufig 19° R.
erhalten wird. Es scheiden sich hiebei alles Stearin und alle Unreinigkeiten, die
noch in dem Oehle enthalten seyn konnten, ab, und man bekommt ein sehr
schoͤnes klares Oehl, welches man auch Olein nennen koͤnnte.
Ich binde mich uͤbrigens nicht streng an dieses Verfahren, da sich das Stearin
auch vor dem Reinigen und Schmelzen von dem Elain abscheiden, und jedes von beiden
dann einzeln nach den oben beschriebenen Processen bleichen und reinigen
laͤßt.