Titel: | Ueber den Getreide-Reinigungs-Apparat des Hrn. Meaupou. |
Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. LXXXIV., S. 389 |
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LXXXIV.
Ueber den
Getreide-Reinigungs-Apparat des Hrn. Meaupou.Der Auszug, den wir hier aus dem Berichte entnehmen, welcher der
Académie de l'Industrie durch Hrn. Odolant-Desnos uͤber die Anstalt des
Hrn. Thoré erstattet wurde, dient als Ergaͤnzung des
Aufsazes, welchen wir im polyt. Journal Bd.
LXVIII. S. 182 uͤber den in England patentirten Apparat des
Hrn. Miles
Berry mittheilten. Lezterer scheint wenigstens nur der Mandatar
des Hrn. Meaupou zu seyn, der demnach als der eigentliche Erfinder des am
angefuͤhrten Orte beschriebenen, schon vom Jahre 1834 her datirenden
Apparates zu betrachten ist. Bei der Wichtigkeit, die der fragliche Gegenstand
fuͤr Deutschland hat, so wie auch wegen der Beziehung, in der er zu einer
der neuerlich bekannt gemachten Preisaufgaben der Société d'encouragement steht, wird man uns hoffentlich
Dank wissen, wenn wir das ihn Betreffende mit moͤglichster Sorgfalt zu
sammeln und vorzulegen bemuͤht sind. Wir bemerken nur noch, daß wir in
diesem Auszuge Alles, was die innere Einrichtung des Apparates angeht,
weglassen, da es genau mit der Patentbeschreibung des Hrn. Berry
uͤbereinstimmt. A. d. R.
Im Auszuge aus dem Journal de l'Académie de
l'Industrie. Maͤrz 1838, S. 47.
Ueber Meaupou's Getreide-Reinigungsapparat.
Zu den interessantesten und wichtigsten Unternehmungen, welche in den lezten Jahren
in Paris erstanden, duͤrften unstreitig auch die Getreidemagazine zu
zaͤhlen seyn, welche Hr. V. Thoré in der
sogenannten Billette auf einem Terrain anlegte, welches ihm die Localbehoͤrde
fuͤr 99 Jahre in Pacht gab. Das hiezu bestimmte Gebaͤude nimmt einen
Flaͤchenraum von 2096 Meter ein, und enthaͤlt in 7 Stokwerken zur
Aufspeicherung einen gegen 10,000 Meter betragenden Raum, auf welchem 100,000
Hectoliter Getreide aufgeschuͤttet werden koͤnnen, ohne daß es
noͤthig waͤre, den Haufen mehr als einen Meter Hoͤhe zu geben.
Es ist bei dem Baue dieser Anstalt auf Alles Ruͤksicht genommen, was bisher
als gut und zwekmaͤßig befunden worden; das Merkwuͤrdigste in ihr ist
jedoch der Apparat, dessen man sich bedient, um das Getreide zu reinigen, und der
den Eigenthuͤmern Mittel an die Hand gibt, ihr dem Magazine anvertrautes Gut
schnell und fuͤr geringe Kosten zu reinigen und in einen zur Aufbewahrung
geeigneten Zustand zu versezen.
Der Apparat, so wie ihn Hr. Thoré bedurfte, mußte
sich zur Reinigung des Getreides vom Honigthaue, vom Roste, vom Brande, von der
Faͤule und anderen Krankheiten eignen; er mußte ihm den uͤblen Geruch
oder Geschmak, den es durch Feuchtigkeit oder Gaͤhrung bekam, nehmen und es
in einen Zustand versezen, in welchem die Ruͤkkehr dieses Uebels nicht Statt
finden kann; er mußte endlich alle Insekten vertilgen, und dem Wiederkehren
derselben vorbeugen. Alle Mittel, die man Hrn. Thoré zu diesem Zweke vorschlug, wurden sorgfaͤltig von ihm
gepruͤft; von den Duhamel'schen Kisten und den verschieden
ausgekleideten Silos an bis zu dem Rade des Hrn. Allier
und dem Cylinder des Hrn. Vallery ward Alles probirt,
aber nur theilweise entsprechend befunden, obschon sich lezterer von Seite der
Akademie der Wissenschaften eines so guͤnstigen Berichtes zu erfreuen hatte,
daß er wohl jeden minder eingeweihten Praktiker, als es Hr. Thoré ist, zur unbedingten Annahme desselben versucht haben
duͤrfte.Man findet diesen Bericht im polyt. Journal Bd. LXVII. S. 384.A. d. R. Die Palme ward endlich dem Hrn. Meaupou
zuerkannt; denn dessen Apparat erlangte, so unvollkommen er auch anfangs war, doch
durch die von Sachverstaͤndigen dem Erfinder gemachten Bemerkungen
allmaͤhlich eine solche Vollkommenheit, daß er sich endlich bei vielfachen
Versuchen bewaͤhrte und nach diesen fuͤr das Magazin in La Villette
angenommen wurde.
Das Princip des Apparates beruht auf dem Waschen und hierauf folgenden Troknen des
Getreides, welches man im suͤdlichen Frankreich und namentlich in der Gegend
von Marseille an der Sonne vorzunehmen pflegt. Durch das Waschen werden wegen ihrer
groͤßeren Leichtigkeit alle schlechten Koͤrner abgeschieden; die
Koͤrner werden von Staub und sonstigen Unreinigkeiten befreit, so daß sie
einen schoͤnen Glanz bekommen; die flekigen Koͤrner werden gereinigt;
die Insekten und namentlich die Eier, von denen das Getreide in keinem anderen
Apparate gaͤnzlich frei gemacht wird, finden ihren Untergang; und endlich
wird dem Getreide durch das Waschen, welches nicht uͤber 5 bis 6 Minuten
dauert, und durch das darauf folgende Troknen mit heißer und hierauf mit kalter Luft
der uͤble Geruch und Geschmak, den es allenfalls angenommen haben mochte,
entzogen. Zwanzig Minuten reichen gewoͤhnlich hin, um auch dem verdorbensten
Getreide einen bisher noch nicht bekannten Grad von Reinheit zu geben. Da
waͤhrend dieser Zeit das Wasser dessen Schale nicht durchdringen konnte, und
da die Waͤrme keinen nachtheiligen Einfluß uͤben kann, so
erwaͤchst dabei fuͤr das Getreide selbst nicht der geringste
Nachtheil. Der durch die Anwendung der Maschine bedingte Abfall oder Verlust
betraͤgt mit Getreide, welches nur einer einfachen Reinigung bedarf, nicht
mehr als 1 Proc.; mit brandigem oder von der Faͤule ergriffenem Getreide 1
bis 3 Proc., und mit Getreide, welches vom Kornwurme gelitten, je nach dem Grade der
angerichteten Verwuͤstungen. Jedenfalls wird dieser Verlust stets durch den
hoͤheren Werth aufgewogen, den das Getreide durch die Reinigung erlangt.
Dabei sind die Kosten nicht bedeutend, indem man fuͤr 1 Fr. 20 Cent, den
Hectoliter des brandigsten Getreides waschen, troknen und heiß sieben kann; indem die Auslagen
fuͤr das Waschen, Troknen und Sieben von gesundem Getreide nur 75 Cent. per Hect. betragen; indem sich die Kosten auf 50 Cent.
mindern, wenn das Getreide nur heiß getroknet und gesiebt werden soll; und indem gar
nur 40 Cent. auf den Hect. Auslage kommen, wenn das Waschen und Sieben in der
Kaͤlte zu geschehen hat.
Die in Etampes und La Villette errichteten Meaupou'schen
Apparate koͤnnen des Tages 300 Hect. waschen und troknen; ist kein Waschen
noͤthig, so troknen sie taͤglich bis an 500 Hect. Apparate dieser
Groͤße kommen auf ungefaͤhr 20,000 Fr. zu stehen; der Erfinder
verfertigt ihrer aber auch kleinere, welche 6–7000 Fr. kosten und dabei
taͤglich 75 bis 80 Hect. waschen und troknen oder 125 Hect. reinigen und
troknen.
Die Muͤller in Etampes, welche bekanntlich die geschiktesten in Frankreich
sind, versichern, daß die Reinigung des Getreides dem Ertrage ihrer Muͤhlen
sehr vortheilhaft ist; denn sie sind dadurch nicht nur in Stand gesezt innerhalb 24
Stunden um ein Viertheil, a selbst um ein Drittheil, mehr zu mahlen, als sie von
gewoͤhnlichem Getreide mahlen koͤnnen, sondern sie brauchen auch die
Steine innerhalb 21 Tagen nur zwei Mal zu schaͤrfen, waͤhrend dieß
sonst drei Mal geschehen muß. Das gereinigte Getreide gibt ferner um 2 bis 5 Proc.
mehr Mehl als das ungereinigte. Die Ursache davon liegt darin, daß sich die Schale
der Koͤrner, nachdem sie sich beim Waschen etwas aufgeblaͤht hat, beim
beißen Troknen wieder zusammenzieht, und daß sie sich deßhalb beim Mahlen in
duͤnnerer und leichterer Kleie von dem Mehle abscheidet. Auch kommt noch zu
betrachten, daß jenes Getreide, welches sonst grauliches oder roͤthliches
Mehl gibt, nachdem es gereinigt worden ist, weißes Mehl gibt.
Nicht minder zufrieden aͤußerten sich bisher die Baͤker mit dem Mehle
des gereinigten Getreides; denn dasselbe nimmt beim Kneten das Wasser besser auf und
liefert ein weißeres Gebaͤk.
Getreide, welches gewaschen und heiß getroknet worden ist, laͤßt sich nach den
bisherigen Erfahrungen wenigstens ein Jahr lang ohne alles Umschaufeln aufbewahren,
ohne daß man befuͤrchten darf, daß es von Insekten angegangen wird. Was seine
Keimkraft betrifft, so liegen hieruͤber noch keine genuͤgenden Beweise
vor; allein wenn es sich auch in Folge der erlittenen Behandlung nicht mehr zur
Aussaat eignen sollte, so waͤre dieß doch kein Einwand gegen die
Aufbewahrungsmethode als solche, da der Landwirth ja doch immer sein Saatkorn
absondert und eigens aufbewahrt.
Man kann dem Gesagten gemaͤß nach Allem abnehmen, daß Hrn. Meaupou's Apparat, wenn man sich seiner ein Mal allgemein
bedienen wird, dem
Verluste an Getreide steuern wird, den man jaͤhrlich auf 10 Proc. anschlagen
kann, und der den Weizenertrag Frankreichs allein in Anschlag gebracht,
jaͤhrlich ein Capital von 48 Millionen Fr. verschlingt! Endlich dient der
Apparat auch noch zum Reinigen anderer Samen, z.B. der Bohnen, Erbsen, Linsen, des
Hanfes, des Lein- und Ruͤbsamens, des Reißes, des Pfeffers, des
Kaffee's und des Cacao.