Titel: | Verbesserungen an den Maschinen oder Apparaten zum Kämmen der Wolle, worauf sich John Baring, Kaufmann in Bishopsgate-Street in der City of London, auf die von einem Ausländer erhaltenen Mittheilungen, am 3. Februar 1836, ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. XCV., S. 418 |
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XCV.
Verbesserungen an den Maschinen oder Apparaten
zum Kaͤmmen der Wolle, worauf sich John Baring, Kaufmann in
Bishopsgate-Street in der City of London, auf die von einem Auslaͤnder
erhaltenen Mittheilungen, am 3. Februar 1836,
ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Julius 1838, S.
200.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Baring's Verbesserungen an den Maschinen zum Kaͤmmen der
Wolle.
Gegenwaͤrtige Verbesserungen bestehen in gewissen neuen Anordnungen der
Maschinerie, denen gemaͤß die Wollenfasern ausgekaͤmmt oder gerade
gerichtet und auf bewegliche Kaͤmme gelegt werden, damit sie je nach ihrer
verschiedenen Laͤnge sortirt und von den Aufnahms- oder Leitungswalzen
in verschiedene Vließe gebildet werden. Die nach dieser Sortirung der Wolle in den
Kaͤmmen zuruͤkbleibende kurze Wolle wird spaͤter mit einem
Kamme oder einer Buͤrste oder auch mittelst einer eigenen Reinigungswalze
herausgeschafft.
Die Wolle wird mit den Haͤnden auf ein endloses Tuch gelegt, und gelangt
zwischen einem Paare gewoͤhnlicher Speisungswalzen hindurch in einer
duͤnnen Schichte oder Lage in die Maschine. Sie wird hier, indem die
Wollenfasern zwischen den Speisungswalzen hervorgezogen werden, von einer
umlaufenden Trommel, welche mit Kardenzaͤhnen, Draͤhten oder Borsten
oder mit einem Gemische von beiden besezt ist, aufgenommen, und dann auf die Spizen
einer Reihe beweglicher Kaͤmme gelegt. Diese Kaͤmme, welche so
angebracht sind, daß sie mit der erwaͤhnten Trommel beinahe in
Beruͤhrung stehen, bewegen sich langsam in der Fronte der Trommel, wobei die
Wolle fransenartig zwischen den Kammzaͤhnen herabhaͤngt. Da die
Kardentrommel viel geschwinder umlaͤuft als die Kaͤmme sich bewegen,
so wird die herabhaͤngende Wolle durch die Trommel gekaͤmmt und
ausgebuͤrstet, waͤhrend dieselbe Trommel gleichzeitig die
Kaͤmme mit frischer Wolle versieht.
Die Kaͤmme fuͤhren die Wollenfransen hinter zwei oder mehrere Paare von
Aufnahms– oder Fuͤhrwalzen, welche in verschiedenen Entfernungen von
der Vorderseite der Kaͤmme angebracht sind. Bei dieser Einrichtung werden
demnach die Enden der laͤngsten Wollenfasern jenem Walzenpaare, welches am
weitesten von den Kaͤmmen entfernt ist, dargeboten und auch von diesem
ausgezogen. Das zweite, den Kaͤmmen naͤher liegende Walzenpaar zieht
jene Wollenfasern aus, die in der Laͤnge zunaͤchst auf die ersteren
folgen, und so fort, bis die Wolle je nach der Zahl der Walzenpaare sortirt ist. Die
in den Kaͤmmen zuruͤkbleibende kurze Wolle (noile) wird endlich mittelst eines mit Karden, Draͤhten oder
Buͤrsten besezten Cylinders aus den Kaͤmmen herausgeschafft, und
mittelst eines Streichcylinders auch von diesem wieder abgenommen.
In Fig. 8 und
9 sieht
man eine Art der zu dieser Maschine gehoͤrigen Kaͤmme, die hier aus
einem horizontalen umlaufenden Reifen bestehen, in dessen Rand rings herum eine oder
mehrere Reihen senkrechter Spizen oder Kammzaͤhne eingesezt sind.
Fig. 10 zeigt
eine andere Art von derlei Kamm, an welchem die Kammzaͤhne senkrecht in den
oberen Rand eines um zwei Trommeln oder Walzen gefuͤhrten, umlaufenden Leders
eingesezt sind. An allen diesen drei Figuren ist A die
auf das endlose Tuch ausgebreitete Wolle, welche zwischen die langsam umlaufenden
Speisungswalzen B gelangt. C
ist die rasch umlaufende Kardaͤtschtrommel, welche die Wollenfasern zwischen
den Speisungswalzen hervorzieht, und die dieselben dann auf die Zaͤhne D des Kammes E
uͤbertraͤgt, welcher vor der Trommel langsame Umgaͤnge macht.
Die auf den Kamm gebrachte Wolle haͤngt fransenartig rings um den Kamm herum
herab, und wird von den Draͤhten oder Buͤrsten der Trommel C gerade gelegt und ausgekaͤmmt. F ist das erste Paar der Aufnahms- oder
Leitungswalzen; es ist in solcher Entfernung von dem Kamme E angebracht, daß es nur die laͤngsten Wollenfasern erfaßt und sie
von den kuͤrzeren trennt. G ist ein zweites
derlei Walzenpaar, welches den Kaͤmmen schon naͤher steht, und daher
die zweitlaͤngsten Fasern auszieht. H ist ein
drittes, noch naͤher stehendes Walzenpaar. Der mit Draͤhten oder
Nadelspizen besezte Cylinder I endlich schafft alle in
den Kammzaͤhnen zuruͤkgebliebene kurze Wolle aus ihnen heraus, und von
ihm wird diese kurze Wolle dann mittelst eines gewoͤhnlichen Streichcylinders
in Form eines Vließes abgenommen.
Fig. 11 ist
nun ein Fronteaufriß einer Maschine, welche mit der beschriebenen Vorrichtung
arbeitet. Fig.
12 zeigt dieselbe im Grundrisse oder in horizontaler Ansicht; Fig. 13 gibt
sie in einem seitlichen Aufrisse. In dem Gestelle A
bemerkt man an der die Maschine in Bewegung sezenden Hauptwelle die Treibrolle B. C, C sind die beiden Speisungswalzen, durch welche
die Wolle von dem endlosen Tuche her in die Maschine gelangt. D ist die mit Kardenzaͤhnen oder Buͤrsten ausgestaltete
Kardaͤtschtrommel, welche, wie Fig. 12 zeigt,
ausgeschweift ist, damit sie der Rundung des Reifens oder Kammes E entspricht. Lezterer, in dessen aͤußeren Rand
senkrechte Kammzaͤhne eingesezt sind, ist an der senkrechten Welle K aufgezogen.
Die Laͤnge und Dike der Zaͤhne, so wie auch deren gegenseitige
Entfernung von einander hat sich nach der Beschaffenheit der zu behandelnden Wolle
zu richten. F, F ist eines jener Walzenpaare, wodurch
die laͤngeren Wollenfasern von den kuͤrzeren geschieden werden sollen:
die eine dieser Walzen, welche aus Metall besteht, ist gerieft, die andere ist mit
Leder uͤberzogen. Ueber die kleinen Rollen H, H
laͤuft ein Drehungs- oder Reibungsriemen, der von der Rolle I umgetrieben wird. J, J
sind die zwei Abgabwalzen. Die senkrechte Welle K, an
der sich der Kamm E befindet, wird mittelst des
Schnekenrades L, das durch die an der Querspindel M angebrachte endlose Schraube Bewegung mitgetheilt
erhaͤlt, langsam umgetrieben. Der Kardaͤtschcylinder D erhaͤlt seine Bewegung mittelst eines
uͤber die Rolle N gefuͤhrten Riemens. Die
quer durch die Maschine laufende Welle P wird mittelst
der kleinen Rolle O umgetrieben. Die Winkelraͤder
R, R dienen dazu, den Walzen F, F Bewegung zu geben. Der Arm S steht an dem
einen Ende durch ein sogenanntes Universalgefuͤge mit der senkrechten Welle
K, an dem anderen Ende dagegen mit einem ledernen,
uͤber die Rollen T, T laufenden Riemen in
Verbindung. An lezterem Ende dieses Armes befindet sich eine Gabel oder ein
Streicher, der bis auf den Grund der Zaͤhne hinabreicht. Eine der Rollen T wird mittelst der an der vorderen Querspindel P aufgezogenen Rolle U
umgetrieben. Der Arm S mit dem an seinem Ende
befindlichen Streicher wird durch den Riemen in Bewegung gesezt, und zwar damit er
die Wollenfasern den zum Ausziehen der laͤngeren dieser Fasern bestimmten
Walzen darbietet. V ist eine kegelfoͤrmige, mit
Kardenzaͤhnen oder Nadelspizen besezte Trommel, die von der Welle M her ihre Bewegung erhaͤlt. X ist ein gewoͤlbter, aus Kupfer oder einem
anderen Metalle gearbeiteter Schurz, der unter dem Kardaͤtschcylinder D und beinahe mit dessen Oberflaͤche in
Beruͤhrung angebracht ist, und gegen den die Wolle ausgekaͤmmt
wird.
Das Spiel dieser Maschine ist nun Folgendes. Die Wolle wird mit den Haͤnden
auf ein endloses Tuch gebreitet und gelangt durch die Speisungswalzen C. Bei ihrem Austritte zwischen diesen wird sie von dem
Kardaͤtschcylinder D erfaßt, der mit den Spizen
des Kammes beinahe in Beruͤhrung steht. Waͤhrend sich demnach der Kamm
langsam bewegt, wird durch die rasche Bewegung des Kardaͤtschcylinders die
Wolle auf die Kammzaͤhne gelegt. Bei dem weiteren Umlaufen des Cylinders wird
die kurze Wolle, welche anfangs von den Zaͤhnen nicht gefaßt wurde,
ausgekaͤmmt und abermals auf die Kammspizen gebracht, und diese Operation
dauert so lange fort, bis die lange Wolle ausgekaͤmmt und
ausgebuͤrstet und die kurze in die Kammzaͤhne abgelagert worden. Hiedurch bilden sich
zwischen den Kammzaͤhnen rings herum Fransen von langer, ausgekaͤmmter
Wolle, aus der Fasern von beliebiger Laͤnge ausgezogen werden koͤnnen,
je nachdem man die dazu bestimmten Walzen F in einer
groͤßeren oder geringeren Entfernung von dem Kamme anbringt. Wenn
naͤmlich die Kaͤmme mit Wolle beladen sind, so wird sich die lange
Wolle bei der weiteren Bewegung derselben dem Walzenpaare F,
F annaͤhern; bevor sie jedoch an diese selbst gelangt, verrichtet
der beschriebene Streicher sein Geschaͤft, d.h. er wendet die langen
Wollenfasern den Walzen F, F zu, damit sie von diesen
erfaßt und ausgezogen werden. Bei ihrem Austritte aus diesen Walzen gelangen die
Wollenfasern zwischen den beschriebenen Riemen, zwischen dem sie eine leichte
Reibung oder Drehung erleiden, so daß sie zu einer Art von Vorgespinnst gebildet
werden, als welches sie in Form ununterbrochener Floͤthen zwischen die
Fuͤhrwalzen J, J hindurch in Kannen gelangen, die
zu deren Aufnahme vorbereitet worden. Wenn die kurze, in den Kammzaͤhnen
zuruͤkgebliebene Wolle der Trommel V
gegenuͤber anlangt, so wird sie von dieser aus den Zaͤhnen heraus
geschafft. Sie geht hierauf von dieser Trommel auf den Cylinder W uͤber, von dem sie entweder in Kannen geleitet
oder auch auf gewoͤhnliche Weise abgestrichen werden kann. Auf diese Weise
geht nun die Operation ununterbrochen von Statten, wobei man durch Dampf oder auf
irgend andere Art Waͤrme auf die Maschine wirken lassen kann.
Es gibt zwar schon Maschinen mit umlaufenden Kaͤmmen; allein an diesen wurde
die Wolle in eine Raufe gebracht, und die Kaͤmme hatten durch ihre Bewegung
nur die kurze Wolle wegzuschaffen, waͤhrend die lange in der Raufe
festgehalten wurde. Man mußte in diesem Falle die Maschine von Zeit zu Zeit
anhalten, um die ausgekaͤmmte lange Wolle aus den Raufen nehmen, und durch
neue, ungekaͤmmte Wolle ersezen zu koͤnnen. Diese aͤlteren
Maschinen unterscheiden sich demnach wesentlich von der weinigen, der ich mir
uͤbrigens verschiedene, mit dem erlaͤuterten Principe im Einklange
stehende Formen und Einrichtungen zu geben vorbehalte.