Titel: | Ueber die sogenannten galvanisirten Metalle. Von einem der Ausschüsse der Académie de l'Industrie. |
Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. X., S. 40 |
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X.
Ueber die sogenannten galvanisirten Metalle. Von
einem der Ausschuͤsse der Académie de
l'Industrie.
Im Auszuge aus dem Journal de l'Académie de
l'Industrie. Aug. 1838.
Ueber die sogenannten galvanisirten Metalle.
Es gibt nur wenige Metalle, die man nicht bereits mit den uͤbrigen Gliedern
ihrer Classe zu verbinden oder zu legiren versucht haͤtte, theils um die
Eigenschaften der nach Berechnungen oder zufaͤllig gebildeten Legirungen zu
studiren, theils um solche aufzufinden, die einer besonderen Nuzanwendung
faͤhig sind. Leider hat man in unseren Tagen diese Forschungen, denen man
doch schon so große Resultate verdankt, vernachlaͤssigt; ja kaum zwei oder
drei Chemiker beschaͤftigen sich dermalen ernstlich mit diesem wichtigen
Gegenstande. Freilich
erfordern derlei Versuche große Geduld und vielen Scharfsinn, besonders wenn es sich
darum handelt, den erzielten Legirungen gewisse Anwendungen in den Kuͤnsten
und Gewerben zu geben.
Diese Betrachtungen draͤngten sich dem Ausschusse auf, als er den Zink als ein
neues Schuzmittel gegen Rost fuͤr Eisen und Kupfer, als ein Mittel, welches
eine eigenthuͤmliche, den elektrischen Zustand dieser Metalle
umaͤndernde Wirkung ausuͤbt, ruͤhmen hoͤrte. Der
Ausschuß schwieg bisher hieruͤber, da ihm keine Veranlassung sich
auszusprechen geworden; nachdem ihm aber im Laufe der Zeit von Seite mehrerer
Gewerbtreibender theils Anfragen, theils Klagen uͤber die Anwendung des
sogenannten galvanisirten Eisens zukamen, so sieht er sich gedrungen, sein
Stillschweigen zu brechen.
Es hat den Ausschuß vor Allem Wunder genommen, daß so manche ausgezeichnete
Maͤnner, ja sogar gelehrte Corporationen und industrielle Vereine der
Hauptstadt, der sogenannten Galvanisation blindlings ihre Zustimmung gaben, und
deren Annahme in den Haushaltungen, in den Kuͤnsten, und selbst bei der
Ausfuͤhrung oͤffentlicher Monumente empfahlen, ohne sich durch
Veroͤffentlichung ihrer Versuche gerechtfertigt oder wenigstens unsern großen
Pruͤfstein, die Zeit, in Anwendung gebracht zu haben. Unsere Akademie mußte
schon ihrer Stellung, den Gewerben gegenuͤber, zuruͤkhaltender in
ihrem Urtheile auftreten und Alles aufbieten, um Verirrungen von Seite derjenigen,
die sie zu leiten und denen sie den rechten Weg anzudeuten hat, zu begegnen. Um dem
Vertrauen, welches man eben deßhalb in sie sezt, zu entsprechen, sieht sie sich
jedoch gezwungen, endlich auch ihre Ansicht uͤber die Galvanisirung des
Eisens vernehmen zu lassen.
Die Verzinkung des Eisens ist nichts Neues, sondern datirt schon vom Jahre 1742 her,
wo der Chemiker Malouin durch mannigfache Versuche
darthat, daß man mit Zink eine Art Weißblech herzustellen im Stande sey. Er tauchte
zu diesem Zweke blankes Eisenblech in Salmiakaufloͤsung und hierauf in ein
Zinkbad, aus dem er dasselbe rasch zuruͤkzog. Das Blech erhielt bei dieser
Behandlung einen gleichmaͤßigen und fest anhangenden Zinkuͤberzug.
Gerade dieses Verfahren befolgt man nun auch bei der sogenannten Galvanisirung.
(Der Bericht geht hier in eine Beschreibung des Sorel'schen Verfahrens ein, welches bereits aus dem Polyt. Journ. bekannt
ist.)
Jedermann weiß, auf welche schoͤne Weise Davy den
ungleichen elektrischen Zustand der Metalle als Schuzmittel fuͤr den
Kupferbeschlag der Schiffe anzuwenden wußte. Das Kupfer oxydirt sich, indem es in
Beruͤhrung mit dem Wasser wie der positive Pol einer galvanischen
Saͤule wirkt, auf Kosten des Wassers; diese Wirkung hoͤrt auf, sowie
man es in elektro-negativen Zustand versezt, wozu es nichts Weiteres braucht, als daß
man es mit einem Metalle in Beruͤhrung bringt, welches gegen dasselbe
elektro-positiv ist. Der Zink erfuͤllt diese Bedingung; noch besser
aber das Schmiede- und Roheisen, wie die Erfahrung gezeigt hat. Es muß
jedoch, um das Kupfer vor Corrosion zu schuͤzen, zwischen der
Totaloberflaͤche desselben und jener der Schuzplatten ein gewisses
Verhaͤltniß eingehalten werden. Waͤren die angewendeten Eisenplatten
zu klein, so wuͤrde die Corrosion des Kupfers nur vermindert; waͤren
sie dagegen zu groß, so wuͤrde das Kupfer elektro-negativ werden und
das Wasser und dessen Salze zersezen, wo sich dann auf der Oberflaͤche des
Kupfers bald Niederschlaͤge, Muscheln und Gewaͤchse ansezen, die der
Bewegung des Schiffes hinderlich sind. Davy empfahl, nach
vielen Versuchen den Eisenplatten den 250sten Theil der Oberflaͤche des
Kupfers zu geben.
Seit dem Tode Davy's hat diese Frage der reißenden,
Fortschritte der elektro-chemischen Lehre ungeachtet, nur wenig an
Aufklaͤrung gewonnen. Die Erfahrung lehrte, daß das angegebene Schuzmittel
die elektrischen Wirkungen und chemischen Affinitaͤten nicht vollkommen
aufhebt; daß das Verhaͤltniß der beiden Metalle zu einander schwer zu
bestimmen ist; daß es nach der Beschaffenheit des zum Beschlage verwendeten Kupfers,
und nach den Seen, in welchen die Schiffe zu fahren haben, verschieden sey; und daß
noch viele andere Einfluͤsse, die man nur nach einer lang fortgesezten
Erfahrung gehoͤrig zu wuͤrdigen im Stande ist, obwalten.
Hieraus ergibt sich, daß die Schuͤzung der Metalle durch Bindung des ihnen von
Natur aus zukommenden elektrischen Zustandes eine sehr zarte, nichts weniger als
genuͤgend erledigte Frage ist; und daß das eine Metall nur auf Kosten des
anderen, welches einer raschen Zerstoͤrung unterliegt, geschuͤzt wird.
Wir fragen demnach Jedermann, der in den Wissenschaften und Kuͤnsten zu Hause
ist, ob man unter diesen Umstaͤnden mir Sicherheit behaupten kann, daß Kupfer
durch eine Zinkschichte fuͤr lange Zeit gegen die Oxydation geschuͤzt
werden kann?
Ist es 1) nicht offenbar, daß bei einer auf die angegebene Weise bewerkstelligten
Verzinkung das Kupfer soviel Zink aufnimmt, als es eben aufzunehmen im Stande ist,
und daß also nur durch einen hoͤchst seltenen Zufall jenes Verhaͤltniß
erzielt werden koͤnnte, bei dem sich die Elektricitaͤt beider Metalle
gegenseitig aufwiegt? Und sind denn 2) bei der Fabrication des Weißbleches die
beiden Metalle in einfacher Beruͤhrung, oder bilden sie nicht vielmehr auf
der Oberflaͤche eine wahre Legirung? Man haͤtte also, bevor man die
Entdekung eines Schuzmittels fuͤr Kupfer und Eisen durch Benuͤzung
ihrer gegenseitigen galvanischen Eigenschaften oder durch Zink ankuͤndigte, vor Allem darthun
sollen, daß die Legirung von Zink und Kupfer oder von Zink und Eisen, welche die
oberflaͤchliche Schichte der verzinkten Gegenstaͤnde bildet, gegen
alle galvanische Wirkung, die durch die Beruͤhrung der Metalle entsteht,
geschuͤzt ist und lange Zeit den Einfluͤssen der Witterung und der
diese begleitenden physikalischen und chemischen Phaͤnomene zu widerstehen
vermag. Da dieß nicht geschah, so erscheinen uns die pompoͤsen
Ankuͤndigungen der Entdekung eines Mittels, womit man Eisen und Kupfer gegen
Oxydation und Corrosion schuͤzen kann, sehr gewagt und voreilig.
Man wird zwar entgegnen, daß, da das Eisen und Kupfer uͤberall von dem Zinke
umkleidet sind, sie den aͤußeren Einfluͤssen nicht mehr unterliegen
und also vollkommen gegen die Wirkungen dieser geschuͤzt sind. Allein dieß
ist ein Irrthum; denn jeder Physiker weiß, daß die Metalle, dieser Umhuͤllung
ungeachtet, dennoch den Wirkungen der Elektricitaͤt ausgesezt sind, und wenn
auch in geringerem Maaße, so doch in einem Grade, bei welchem chemische, die Metalle
zerstoͤrende Affinitaͤten eintreten. Man sieht dieß taͤglich am
Weißbleche, welches, wenn auch nur eine kleine Stelle der Verzinnung beraubt wird,
aͤußerst rasch der Zerstoͤrung unterliegt.
Die Verzinkung ist demnach nur ein der Verzinnung analoger Proceß; und es ist bisher
durch Nichts erwiesen, daß der Zinkuͤberzug etwas vor dem
Zinnuͤberzuge voraus hat, und daß die verzinkten Metalle bei irgend einer
Nuzanwendung laͤnger dauern als die verzinnten. Vielleicht kommen sie
allenfalls wohlfeiler als leztere; vielleicht besizen sie auch einige Eigenschaften,
wegen deren sie sich besonders zu einigen Zweken eignen. Dieß wissen aber die
eifrigen Lobredner der Verzinkung bisher ebenso wenig, wie wir.
Die Verzinkung des Eisens und des Kupfers trifft ein Vorwurf, an den man vielleicht
noch gar nicht gedacht hat, obwohl er jedem Physiker einleuchten muß. Zink und
Kupfer sind in Hinsicht auf elektrisches Verhalten die einander am meisten
entgegengesezten Metalle, und deßwegen benuͤzt man sie vorzugsweise auch zur
Zusammensezung der kraͤftigsten Elektromotoren. Da nun die Verzinkung nach
keinem bestimmten Verhaͤltnisse geschieht, und da der Zink wahrscheinlich in
groͤßerer Menge angewendet wird, als zur Ausgleichung der
elektro-positiven Spannung des Kupfers erforderlich ist, so erzeugt man durch
die Verzinkung wahrscheinlich ein ausgedehntes galvanisches Plattenpaar, welches,
sobald das Kupfer einmal an irgend einer Stelle bloß geworden und mit Luft und
Wasser in Beruͤhrung kommt, eine Zersezung der Fluͤssigkeiten bewirken
wird. Die Folge hievon ist Oxydirung des Zinkes, Verbindung desselben mit
Kohlensaͤure und
eine rasche Zerstoͤrung des Plattenpaares. Bei dem Eisen wird dieß weniger
der Fall seyn, weil es in minderem Grade elektro-positiv ist als das Kupfer.
Uebrigens ergibt sich schon hieraus, daß das Zinn als ein weit minder
elektro-negatives Metall sich weit besser zum Ueberziehen anderer Metalle
eignet als der Zink.
Wir gehen nunmehr zu anderweitigen Betrachtungen uͤber. Das zu
Hausgeraͤthen und Bauten verwendete Kupfer muß, theils um es dauerhafter zu
machen, theils um die fuͤr die Gesundheit schaͤdlichen Wirkungen
seiner Oxyde und Salze zu verhuͤten, mit einer Schichte eines anderen Metalls
uͤberzogen werden, und hiezu bediente man sich seit undenklichen Zeiten des
Zinnes. Auf welche Gruͤnde stuͤzt man die Vertauschung dieses
altherkoͤmmlichen Mittels gegen den Zink? Wir kennen sie nicht, und so lange
die Erfahrung uns noch die Beweise hiefuͤr schuldet, duͤrften wir uns
nach folgenden Betrachtungen zu richten haben.
Der Zink unterliegt der Zerstoͤrung weit mehr als das Zinn, und erleidet mit
der Zeit an der Luft selbst bei der gewoͤhnlichen Temperatur viel raschere
und tiefer eindringende Veraͤnderungen. Da wo man das Regenwasser zu
haͤuslichen Zweken verwendet, kann der Zink deßhalb als Dachbedekung selbst
gefaͤhrlich werden, wie die Erfahrung lehrte. Die Galvanisatoren behaupten,
das verzinkte Kupfer dauere laͤnger, als das verzinnte; allein die Zeit ist
noch zu kurz, als daß sie den Beweis hiefuͤr haͤtte liefern
koͤnnen, und die Theorie ist obendrein entgegen. Reines Zinn, welches eine
dauerhafte Verzinnung gibt, ist viel leichter zu haben, als reiner Zink; und
unreiner Zink ist der Zerstoͤrung noch weit mehr ausgesezt, als reiner. Die
Verzinnung ist viel leichter und schneller zu bewerkstelligen, als die Verzinkung,
abgesehen davon, daß der Zink eine bedeutend hoͤhere Temperatur zur
Schmelzung braucht, als das Zinn. Die verzinkten Gegenstaͤnde sehen rauh, roh
und koͤrnig aus und fuͤhlen sich auch so an, waͤhrend die
verzinnten Gegenstaͤnde glatt und glaͤnzend sind, und eben deßwegen
wahrscheinlich auch einer geringeren Abreibung und Abnuͤzung ausgesezt seyn
duͤrften. Das galvanisirte Kupfer endlich kann zu einer Menge von
Hausgeraͤthen, und namentlich zu Kuͤchengeschirr nicht verwendet
werden.
Es kommt demnach nur noch die Wohlfeilheit in Betracht und in dieser Beziehung
muͤssen wir fragen, ob, wenn die galvanisirten Metalle auch wirklich
wohlfeiler kommen, was noch gar nicht hergestellt ist, die Ersparniß bei der ersten
Anschaffung nicht durch ihre geringere Dauerhaftigkeit mehr dann aufgewogen
wird?
Alles, was bisher von dem verzinkten Kupfer gesagt worden, gilt bis auf kleine
Modificationen auch von dem verzinkten Eisen; nur trifft dieses ein noch weit groͤßerer Vorwurf,
auf den wir gleich kommen werden. Mehrere Fabrikanten, und selbst einige der ersten
Haͤuser, erholten sich naͤmlich bei dem Ausschusse Rathes uͤber
einige Schwierigkeiten, die sie bei der Verarbeitung der verzinkten
Eisendraͤhte und Eisenbleche erfuͤhren, und die ihnen selbst Verluste
zuzoͤgen. Der Ausschuß begab sich, um Einsicht zu nehmen, selbst in die
Werkstaͤtten, und nahm Proben der Draͤhte und Bleche mit, von denen
erstere 1,50 Millimeter im Durchmesser, leztere dagegen 2 Millimeter in der Dike
hatten. Bei der Pruͤfung dieser Gegenstaͤnde und bei Betrachtung ihres
Querbruches namentlich uͤberzeugten wir uns, daß der niedrigen Temperatur,
bei welcher der Zink im Vergleiche mit dem Eisen in Fluß geraͤth, ungeachtet,
doch da, wo beide Metalle miteinander in Beruͤhrung kamen, sich eine
Verbindung bildete, die dem Eisen eine gewisse Sproͤdigkeit gab, in Folge
deren es leichter gebrochen werden konnte, als geschmeidiges Eisen von gleichen
Dimensionen.
Hollunder hat gezeigt, daß man eine weiße sproͤde
Metallmasse erhaͤlt, wenn man gestoßenes Roheisen und Zink in einem genau
geschlossenen Gefaͤße gluͤht. Lewis that
schon fruͤher dar, daß Zink und Eisen eine sproͤde Legirung geben. Berthier endlich untersuchte die Legirung, welche sich in
den zum Zinkschmelzen verwendeten gußeisernen Tiegeln bildet, und welche eine
krystallinische Textur, große Haͤtte, aber auch bedeutende
Sproͤdigkeit besizt. Nach den Arbeiten dieser Chemiker, und nach dem Aussehen
des Bruches schlossen wir also, daß die Sproͤdigkeit des verzinkten Eisens
von einer Legirung herruͤhre, welche sich waͤhrend der Verzinkung
bildet. Zum Beweise der Sproͤdigkeit stellten wir einige Versuche an.
Wir nahmen kaͤuflichen Eisendraht von 1,5 Millimeter Durchmesser, und brachten
ihn in einen Schraubstok, so daß ein 5 Centimeter langes Stuͤk davon
uͤber den Schraubstok hinausragte. Wir schlugen diesen Draht um, so daß er
einen scharfen Winkel mit der einen Wange des Schraubstokes bildete; richteten ihn
nach einiger Zeit, waͤhrend der er die durch Umschlagen erlangte
Waͤrme wieder abgeben konnte, wieder gerade, und schlugen ihn dann nach der
entgegengesezten Seite um. Damit fuhren wir so lange fort, bis der Draht brach.
Draht von gleicher Dike aus drei verschiedenen Pariser-Fabriken gab uns
hiebei folgende Resultate:
Nr. 1 brach nach 4 1/2 Abbiegungen, wobei
der Draht hin und her durchlief eine Streke von
810°
Nr. 2 brach nach 4 Abbiegungen
720
Nr. 3 brach nach 4 1/4 Abbiegungen
765
Hienach bot gewoͤhnlicher kaͤuflicher Draht von 1,5 Millimeter Dike beim Biegen im
mittleren Durchschnitte einen Widerstand dar, der durch die Zahl 765
ausgedruͤkt ist. Verzinkter Draht von gleicher Nummer gab unter gleichen
Umstaͤnden folgende Resultate:
Nr. 1 drei Biegungen oder
540°
– 2 3
1/2 –
585
– 3
drei –
540
––––
Mittlerer Durchschnitt
555°
Der Widerstand der beiden Drahtsorten verhaͤlt sich demnach wie 765 zu 555,
oder mit anderen Worten, der verzinkte Draht bricht um wenigstens ein Drittheil
leichter als der nicht verzinkte!
Die Versuche mit den Blechen gaben, da diese nicht so leicht zu handhaben sind, keine
so bestimmten Resultate; jedenfalls waren sie aber offenbar zum Nachtheile der
verzinkten Bleche, so daß wir vollkommen uͤberzeugt sind, daß die Verzinkung
die Draͤhte und Bleche sproͤder macht. Wir bemerkten uͤberdieß
beim Biegen der Bleche, daß die Zinkschichte oder die sproͤde Legirung, die
sich gebildet hatte, fruͤher als die mittleren Theile nachgab und
Spruͤnge bekam. Schon dieß allein waͤre ein großer Fehler, da die
Bleche beinahe bei jeder Verarbeitung derselben gebogen werden muͤssen, und
zwar oft unter mehr oder minder spizen Winkeln. Diese Spruͤnge gestatten
naͤmlich der Luft sowohl als der Feuchtigkeit Zutritt, wo dann eine rasche
Zerstoͤrung unvermeidlich wird.
Wenn nun auch unsere Versuche nicht so ausgedehnt waren, daß wir ein absprechendes
Urtheil auf sie gruͤnden koͤnnten, so geht doch wenigstens so viel
daraus hervor, daß man sich mit den Anpreisungen der sogenannten Galvanisirung sehr
uͤbereilt habe, und daß Gelehrte und gelehrte Corporationen um so weniger
Dingen, die noch keinen umfassenden Versuchen und Proben unterlagen, dem Publicum
empfehlen sollten, als dieses sich an ihre Ausspruͤche zu halten gewohnt
ist.
Wir haben der Verzinkung noch den Vorwurf zu machen, daß kleine und zarte
Gegenstaͤnde waͤhrend derselben leicht eine Formveraͤnderung
erleiden; ja dieß begegnet zuweilen auch groͤßeren Dingen; denn wir sahen
z.B. Drahtgewebe von 12 Fuß Laͤnge, welche zu Beutelapparaten bestimmt waren,
aber eine solche Veraͤnderung ihrer Form erlitten hatten, daß man sie kaum
brauchen konnte.
Die Patenttraͤger haben ferner die Maͤngel ihres Verfahrens selbst so
gefuͤhlt, daß sie sich der Beschreibung ihres Patentes gemaͤß
ausdruͤklich vorbehalten, in vielen Faͤllen uͤber der
Verzinkung auch noch eine duͤnne Schichte Zinn anzubringen. Dieses Verfahren
muß nothwendig hoͤher zu stehen kommen, als die einfache Verzinnung, und duͤrfte dabei
doch kaum eine so große Dauer gewaͤhren, wie leztere allein.
Dumas sagt im dritten Bande seiner Chemie, nachdem er die
Verzinkung des Eisens, deren wahrer Erfinder, wie bereits gesagt, Malouin ist, beschrieben: „Es ist nicht
wahrscheinlich, daß diese Art Weißblech nuͤzliche Anwendungen finden
duͤrfte; moͤglich ist es aber, daß man zu großen Resultaten
gelangte, wenn man den Zink durch eine Legirung aus Zink und Zinn
ersezte.“ Wir unsererseits zweifeln hieran, und wenn es wahr ist, daß
der Zink das Zinn hart und klingend macht, so braucht man nur diese beiden Metalle
in verschiedenen Verhaͤltnissen zu legiren, um zu erfahren, daß eine derlei
Legirung nur geringe Geschmeidigkeit besizt. Nach den Versuchen des Hrn. Koͤchlin ist es aber bekannt, daß alle diese
Verbindungen nur dann gelingen, wenn man sich vollkommen eisenfreien Zink, der im
Handel sehr selten vorkommt, zu verschaffen weiß.
Wenn endlich das Zinkbad durchaus mit einer Salmiakschichte bedekt seyn muß, so geben
wir zu bedenken, daß dieses Salz die Metalle, mit denen es bei einer hoͤheren
Temperatur in Beruͤhrung kommt, sproͤde macht. Diese bekannte
Thatsache ist ein neuer Beweis, mit welcher Leichtigkeit man bei der
Anruͤhmung der Verzinkung zu Werke ging.
Was den sogenannten galvanischen Anstrich betrifft, mit dem solche
Gegenstaͤnde, die nicht verzinkt werden koͤnnen, ausgestattet werden
sollen, so besteht dieser einfach aus Zinkpulver, welches man mit anderen, zum
Anstriche geeigneten Substanzen vermengt. Die Patenttraͤger sagen, daß hiezu
nicht alle gewoͤhnlich zu Anstrichen verwendeten Substanzen taugen; daß aber
die aus dem Steinkohlentheere gewonnenen Oehle sehr gut sind, und daß auch dieser
Theer selbst gute Resultate gibt, wenn man ihn mit dem vierten Theile
Terpenthingeist vermengt. Man wird zum Laͤcheln gezwungen, wenn man sagen
hoͤrt, ein derlei Anstrich besize schuͤzende galvanische
Eigenschaften. Es duͤrfte nur wenige geben, die da glauben, daß Zinkpulver,
nachdem es um und um mit einem so schlechten Leiter, wie die Oehle sind,
umhuͤllt worden, physikalisch auf die Metalle, auf die man es
auftraͤgt, wirken koͤnne. Wir zweifeln nicht, daß man bald einsehen
wird, daß dieser angeblich galvanische Anstrich keine anderen Eigenschaften besize,
als die gewoͤhnlichen Anstriche.
Die Patenttraͤger empfahlen bis jezt die Verzinkung noch nicht an
Kuͤchengeschirren; sollte ihnen auch dieß beigehen, so verweisen wir nur auf
das, was Thénard in seiner Chemie uͤber
einen Fabrikanten berichtet, welcher im Jahre 1813 Casserolen aus Zink
einfuͤhren wollte.
Der Ausschuß faßt hienach schließlich seine Ansichten in Folgendem zusammen. Die
sogenannte Galvanisirung beruht auf einem richtigen, wissenschaftlichen Principe; da
die Anwendung dieses Principes jedoch von der Kenntniß zarter scientifischer Punkte
abhaͤngt, so kann sie ohne Umsicht befolgt die angekuͤndigten
Resultate nicht geben.
Die verzinkten Metalle zeigen bis jezt keinen Vorzug vor den verzinnten, und
unterliegen, wie leztere, langsam wirkenden elektochemischen Kraͤften, die
endlich doch eine rasche Zerstoͤrung hervorrufen. Es ist bis jezt auf keine
Art erwiesen, daß die verzinkten Metalle, jede galvanische Wirkung außer Betracht
gelassen, eben so lange dauern und so vieler Nuzanwendungen faͤhig sind, wie
die verzinnten. Im Gegentheile ist nach Allem zu vermuthen, daß die verzinkten
Metalle, und namentlich das Eisen, wegen der waͤhrend der Verzinkung sich
bildenden chemischen Verbindungen und wegen der Sproͤdigkeit, die hieraus
erwaͤchst, zu manchen Zweken minder geeignet sind, und einer rascheren
Zerstoͤrung unterliegen.
Was endlich den galvanischen Anstrich betrifft, so ist diesem keine groͤßere
schuͤzende Kraft eigen, als den gewoͤhnlichen zu gleichem Zweke
dienenden Anstrichen.