Titel: | Fabrikmäßige Darstellung der Schmierseife in Schweden und Rußland. |
Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. XVII., S. 63 |
Download: | XML |
XVII.
Fabrikmaͤßige Darstellung der Schmierseife
in Schweden und Rußland.
Fabrikmaͤßige Darstellung der Schmierseife.
Auf 100 Pfd. Lein-, Raps- oder Hanfoͤhl werden 80 Pfd. gut
calcinirte, kalireiche Potasche angewendet, oder der Kaligehalt an Holzasche. Die
alkalische Lauge darf nur 75 Proc. reines kaustisches Kali und 25 Proc.
kohlensaͤuerliches enthalten. Es wird demnach ermittelt, wie viel frisch
gebrannten Kalk 60 Pfd. Potasche erfordern, um kaustisches Kali zu erhalten, dem
hernach noch 20 Pfd. Pottasche zugesezt werden. Die saͤmmtliche Lauge wird
auf 10° nach Beck's Araͤometer gebracht.
Bis sie ganz vom Kalk ausgezogen ist, hat sie gewoͤhnlich diese
Staͤrke, oder man verduͤnnt sie noch mit uͤber den Kalk
abgelaufenem Wasser, bis sie 10° anzeigt. Nun werden die 100 Pfd. Oehl und
die Haͤlfte der Lauge in den Kessel gebracht. Ueber dem Kessel oder an der
Seite desselben kommt ein mit einem hoͤlzernen Hahne versehenes Reservoir zu
stehen, in welches die zweite Haͤlfte der alkalischen Lauge gebracht wird.
Kann man kein so großes Gefaͤß anbringen, so nimmt man ein kleineres und
fuͤllt die Lauge nach.
Ist Alles zur Seifenbereitung vorgerichtet, so wird der Kessel zum Kochen gebracht
und gut mit einem großen hoͤlzernen Spatel umgeruͤhrt. Sowie die
seifige Verbindung steigen will, oͤffnet man den Hahn des Reservoirs etwas
und laͤßt langsam, jedoch ununterbrochen. Lauge zur kochenden
Seifenverbindung laufen. Uebrigens sorgt man dafuͤr, daß die Seifenmasse
stets im Kochen erhalten wird und immerwaͤhrend ein duͤnner Strahl von
Lauge, ohne daß die Seife aus dem Kochen kommt, zulaufen kann. Wenn nach dieser
Vorrichtung alle Lauge in den Kessel gebracht ist, dann muß die Seife fertig seyn.
Sie muß wie ein klarer Leim, nicht sulzig oder gallertartig vom Spatel laufen, und
sich zwischen den Fingern etwas ziehen lassen, in welchem Zustande sie vollkommen
ist. Wuͤrde sie diese Eigenschaft nicht haben, dann muß man sie noch etwas
laͤnger, oder so lange kochen lassen, bis die Saponification vollendet
ist.
In oͤkonomischer Hinsicht duͤrfte es fuͤr jede große
Leinen-Bleichanstalt vortheilhaft seyn, sich die Schmierseife nach diesem
Verfahren selbst zu bereiten, da ihre gute Wirkung beim Bleichen der leinenen Stoffe
allgemein anerkannt ist. Der Einsender sezt die Schmierseife beim Kochen der
kaustisch-alkalischen Lauge zu, wenn sich die Leinwand schon im halbweißen
Zustande befindet, und reicht im Verlaufe der saͤmmtlichen Bleichoperationen
zwei Laugen mit derselben. Die in der Lauge ausgekochte Leinewand laͤßt man nach
dem Herausnehmen aus derselben walken, bevor sie auf die Bleichwiese ausgelegt wird.
Auf 200 Stuͤke 6/4 Ellen breite und 60 Ellen lange Leinwand rechnet man
fuͤr jede saponificirte Kalilauge 25–26 Pfd. dieser selbst bereiteten
Schmierseife.
Die Schmierseife ist ihrer Wirkung nach stets etwas alkalisch oder eigentlich eine
Aufloͤsung von Kaliseife in einer schwachen Aezlauge. Sie enthaͤlt
auch alle fremdartigen Salze, womit die zu ihrer Verfertigung angewendete Kalilauge
verunreinigt war. Aus dieser Ursache muß man, zur Bereitung besserer Seifen dieser
Art, die aͤzende Aschenlauge oder Potasche durch Filtriren, Abdampfen und
Krystallisiren von den fremdartigen Salzen befreien. (Berliner polyt. Monatsschrift, S.
373–374.)