Titel: | Bericht über eine vom Hrn. Bergdirector Ritter P. Steenstrup in Kongsberg neu construirte Wassersäulenmaschine. Auf Verlangen der königl. norweg. Regierung mitgetheilt von K. Fr. Bòbert. |
Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. XXXVI., S. 184 |
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XXXVI.
Bericht uͤber eine vom Hrn. Bergdirector
Ritter P. Steenstrup in
Kongsberg neu construirte Wassersaͤulenmaschine. Auf
Verlangen der koͤnigl. norweg. Regierung mitgetheilt von K. Fr.
Bòbert.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Ueber Steenstrup's neu construirte
Wassersaͤulenmaschine.
Im Laufe des vorigen Jahres wurde ich in Vereinigung mit Hrn. Professor Keilhau und Bergmeister Lammers von der koͤn.
norwegischen Regierung beauftragt, das vom Hrn. Bergdirector P. Steenstrup angefertigte Modell
einer neu construirten Wassersaͤulenmaschine in Augenschein zu nehmen und ein
Gutachten abzugeben, ob es rathsam seyn moͤchte, eine danach
auszufuͤhrende Wassersaͤulenmaschine bei der Wiederaufnahme des alten
Kongsberger Silberbergbaues anzuwenden. Mit Ausnahme einiger der weiter unten
anzufuͤhrenden Punkte fanden wir uns veranlaßt, den im Berichte des Hrn.
Steenstrup ausgesprochenen
Ansichten uͤber Wassersaͤulenmaschinen uͤberhaupt und seinen
Erlaͤuterungen uͤber die wichtigsten Theile genannten Modells
insbesondere beizupflichten, welches leztere wir im Ganzen so wohl
ausgefuͤhrt fanden, daß wir glaubten, die Erbauung einer Maschine im Großen
danach anempfehlen zu koͤnnen.
Aus anderweitigen gewichtigen Gruͤnden fand sich indessen die koͤnigl.
Regierung bewogen, eine solche Ausfuͤhrung fuͤr den Augenblik nicht zu
beschließen, wogegen ich durch das hohe Finanzdepartement aufgefordert wurde,
fuͤr eine Uebersezung des Berichtes uͤber jenes Modell zu einer
Wassersaͤulenmaschine und fuͤr die Beschreibung desselben in einigen
passenden Journalen zu sorgen, damit man inzwischen fuͤr den Fall, daß
Wassersaͤulenmaschinen spaͤterhin beim Kongsberger Bergbaue in
Anwendung kommen sollten, Gelegenheit haͤtte, das Urtheil mehrerer
auslaͤndischer Maschinenbauer oder Sachverstaͤndiger uͤber Hrn.
Steenstrup's bereits in
einem gangbaren Modelle ausgefuͤhrte Idee zur Construction einer Maschine der
Art zu erfahren. Indem ich nun im Nachstehenden der Aufforderung des hohen
Finanzdepartements der koͤnigl. norwegischen Regierung zu genuͤgen
suche, so wage ich zugleich die Hoffnung auszusprechen, daß eine kurze Beurtheilung
uͤber jene Maschine in einer der bekanntesten Zeitschriften nicht ausbleiben
werde:
Hr. Director Steenstrup
beschreibt die von ihm projectirte Wassersaͤulenmaschine folgendermaßen:
„Schon bei der ersten Betrachtung der Abbildung dieser
Wassersaͤulenmaschine auf Tab. III zeigt sich, daß dieselbe in einigen
wesentlichen Punkten von den bisher gebauten Maschinen der Art mehr oder weniger
abweicht, und ich halte es daher fuͤr nothwendig, die Gruͤnde
anzugeben, welche mich zu diesen Abweichungen bestimmt haben.
„Es ist mit den Wassersaͤulenmaschinen gegangen wie mit den
Dampfmaschinen; die Macht der Gewohnheit und unzeitige Furcht widerstritten
lange den einfachsten Verbesserungen, bis Jemand es wagte, die alten Formen zu
verlassen. – Zwar koͤnnte es bequemer fuͤr mich seyn, bei
der Beschreibung der einzelnen Maschinentheile die abweichende Construction
anzudeuten, aber wegen mehrerer Deutlichkeit fuͤr den Leser ziehe ich es
vor, erst die Beschreibung ununterbrochen zu liefern und dann die Gruͤnde
fuͤr die Wahl der angewandten Construction anzugeben. Ich schreite daher
zur Beschreibung, indem ich bloß noch bemerke, daß in allen Figuren dieselben
Theile mit denselben Buchstaben bezeichnet sind und daß die Beschreibung
hauptsaͤchlich nach dem Gange des Aufschlagewassers geordnet ist.
A, Fig. 2, ist die unterste
von den cylindrischen Roͤhren, durch welche der Aufschlag von der
Tagesoͤffnung der Grube zur Maschine geht. (Die 8 untersten Roͤhren
sind von Gußeisen und die uͤbrigen gezogene Bleiroͤhren von gleicher
Weite, aber mit abnehmender Metalldike.) Sie ist an den Verschlußventilkasten B von Gußeisen angeschroben. An der vom Auge
weggekehrten Seite ist eine Stopfbuͤchse angebracht, worin sich das
Register des Ventils befindet, durch welches der Zutritt des Aufschlages zur
Maschine vermindert oder ganz abgeschlossen werden kann, je nachdem das Ventil
uͤber die Oeffnung eines an den Boden des Kastens gegossenen gebogenen
Rohres, dessen Weite 4 Zoll im Quadrat betraͤgt, gezogen wird. Durch dieses
Rohr geht das Aufschlagwasser zum Windkessel C, dessen
unterer Theil von Gußeisen, der obere aber von starken Kupferplatten angefertigt
ist, die zusammengenagelt und zusammengeloͤthet sind. Von hier geht der
Aufschlag durch angegossene Roͤhren in den gußeisernen Hauptventilkasten D, mit zwei ebenen Endflaͤchen, welche durch die
Seiten- und obere Flaͤche vereinigt werden, die elliptisch gebogen
ist. In der vordersten Endflaͤche befindet sich eine Oeffnung, durch welche
das Ventil, der dasselbe bewegende Sector und die Achse des Sectors eingelegt und
herausgenommen werden koͤnnen; diese Oeffnung wird durch eine angeschraubte
Platte verschlossen, versehen mit einer Stopfbuͤchse, worin ebengenannte
Achse a geht. Auf dieser Achse ist der Sector b befestigt. An den Boden des Ventilkastens sind 3
Roͤhren angegossen, naͤmlich die Zufuͤhrungsroͤhren c und d und das Abfallsrohr
e fuͤr den benuzten Aufschlag. Diese
Roͤhren sind 4 Zoll weit im Quadrat und ihre Oeffnungen im Boden des
Ventilkastens mit einem 3/4 Zoll hohen Rahmen aus harter Bronze umgeben, welcher
wasserdicht an den Boden des Ventilkastens angeschraubt, auch genau abgeschliffen
und polirt ist. Auf diesem bewegt sich das Ventil f. Es
ist ein gewoͤhnliches Schieberventil aus Gußeisen, welches in Schalen
gegossen (case-hardened) und dessen
Flaͤche genau abgeschliffen und polirt ist, um auf obengenannten Rahmen zu
passen. Oben auf dem Ventile ist eine gerade Reihe Zaͤhne angegossen, worin
die Zaͤhne des Sectors eingreifen. Wie dieser Sector das Ventil bewegt und
steuert und dadurch den Wechselgang der Maschine bewirkt, wird aus der
spaͤteren Beschreibung der Steuerung hervorgehen. Der Aufschlag geht
wechselsweise durch die Roͤhren c und d in die Cylinder E und F, und treibt abwechselnd die Cylinderkolben G und H bis zu einer
Hoͤhe von 5 Fuß aufwaͤrts. Die erforderliche Dichtigkeit zwischen den
Cylindern und Kolben wird nach Belieben durch Anschrauben der Stopfringe –
wie bei der bekannten Brahma'schen Presse – an den
obersten Rand der Cylinder bewirkt. Mitten im Boden jedes Cylinders ist eine
Stopfbuͤchse angebracht, durch welche die Kolbenstangen g nach dem Pumpengestaͤnge gehen und dieses
bewegen. Die Stangen sind von ausgesuchtem Schmiedeisen angefertigt, 2 1/2 Zoll dik
und cylindrisch; sie sind sowohl an den Boden als auch den oberen Rand der
Cylinderkolben angeschraubt, wo sich außerdem noch Stellschraubeklammern befinden, wovon jede mit einem
Ende der Kette h vereinigt ist, welche uͤber das
Balancirrad J geht, festgeschraubt auf der Mitte
desselben. Auf der Achse dieses Rades m ist der Winkel
i befestigt, der erste Theil der Steuerung, welcher
ihre uͤbrigen in Bewegung und Wirksamkeit sezt. Die Enden dieses Winkels
tragen die Ketten k und l,
deren unterste Enden bei n und o an den Spizen der Arme des Regulationskreuzes p befestigt sind, welches leztere aus Schmiedeisen gefertigt ist, und frei
beweglich auf seiner Achse q haͤngt, deren Zapfen
in Metallunterlagen auf gußeisernen Boͤken ruht. Der untere Arm des Kreuzes
ist am Ende mit einer Frictionsrolle versehen, und der obere s vom Triangel t umschlossen, so wie von
dessen Vorplatte und Bolzen oder Stiften u und v. Der Triangel ist an der Achse des Kreuzes befestigt,
die wiederum an die Achse des Sectors gekuppelt ist. Die Frictionsrolle des unteren
Armes laͤuft auf dem Regulator x, einem
winkelfoͤrmigen starken Hebel, welcher an dem einen Ende eine von zwei
concaven Linien gebildete Erhoͤhung hat, und dessen anderes Ende ein Gewicht
traͤgt, schwer genug, um erstgenanntes Ende aufzuwiegen und den nun zu
beschreibenden Hauptzwek des Regulators zu erfuͤllen.
„Die Maschine ist in Fig. 1 und 2 in dem
Momente dargestellt, wo der Kolben G seine ganze
Hubhoͤhe erlangt, und der Regulator die Frictionsrolle so weit gegen den
Cylinder E geworfen hat, daß der Arm o des Kreuzes den Regulator erreichte, wodurch die
weitere Wirksamkeit des lezteren fuͤr den Augenblik beendigt ist, und die
ganze Steuerung sammt dem Sector und Ventile die Stellung eingenommen hat,
welche Fig. 3,
α und Fig. 3, β nachweisen.
„Das Aufschlagwasser wird nun durch das Rohr d
in den Cylinder F treten und den Kolben H heben, waͤhrend der Kolben G sinkt, indem das im Cylinder E benuzte Wasser durch das Ventil und Rohr e ablaͤuft.
„Wenn der Kolben H so hoch gekommen oder das
Balancirrad so viel gedreht ist, daß sein Winkel den Arm o des Kreuzes gehoben oder das Kreuz so weit gedreht hat, daß die
Frictionsrolle des lezteren den Regulator so tief niedergedruͤkt hat, daß
jene sich fast auf der Spize von der Erhoͤhung desselben befindet, so
wird der obere Arm des Kreuzes eben den zweiten Stift u des Triangels erreicht haben, und es weist Fig. 4, α und Fig. 4, β den Stand dieser
Steuerungseinrichtung nach, in welcher der Triangel, der Sector und das Ventil
unveraͤndert denselben Plaz, wie bei Fig. α und β, beibehalten haben;
aber von diesem Augenblike an wird beim ferneren Steigen des Kolbens der Winkel
des Balancirrades das Kreuz weiter treiben, dessen oberer Arm um den Sector mit
Huͤlfe des Triangels drehen wird, so daß die Bewegung des Ventils in
umgekehrter Richtung beginnt. Die Frictionsrolle wird uͤber die Spize der
Erhoͤhung des Regulators getrieben werden, bis alle Theile der Steuerung
den Stand erreicht haben, welchen Fig. 5, α zeigt, und das Ventil an die
Stelle geruͤkt ist, die es bei Fig. 5, β einnimmt, d.h. bis zu dem
Momente, wo es im Begriffe ist, anzufangen, dem Aufschlagwasser Zugang zu dem
Einfallrohre c zu oͤffnen. Von jezt an
uͤbernimmt der Regulator die Bewegung des Ventils zu vollenden oder die
Wechslung seines Plazes, indem er im Nu die Frictionsrolle zur Seite wirft, und
dadurch das Kreuz, den Triangel und den Sector mit dem Ventile auf den
entgegengesezten Stand und Plaz von demjenigen dreht, welcher in Fig. 3, α und β abgebildet ist. Der Kolben H wird nun sinken und der Kolben G
steigen, wodurch das Balancirrad nach der umgekehrten Seite gedreht wird, und
die ganze Steuerung durchlaͤuft nun die beschriebenen Stadien in
entgegengesezter Richtung, woraus der Wechselgang der Maschine resultirt.
„Es sind nun noch die Gruͤnde anzufuͤhren, welche die Wahl
der abweichenden Construction veranlaßt haben. Die uͤberwiegenden
Vortheile, welche Brahma bewogen, Cylinderkolben bei
seiner beruͤhmten Presse und der zugehoͤrigen Preßpumpe
anzuwenden, haben die Mechaniker fast aller Laͤnder auf Benuzung
derselben bei allen Preßpumpen gefuͤhrt. Der Hauptvortheil solcher Kolben
besteht darin, daß die Dichtigkeit der Liederung nach Gutbefinden in jedem
Augenblike, sogar unter dem Gange der Maschine, regulirt werden kann, wodurch
nicht allein die Dichtigkeit gesichert, sondern auch unnoͤthige Friction
und Abnuͤzung der Liederung und Maschine vermieden wird. Bei anderen
Kolben ist dagegen die Dichtigkeit und Friction gleich unsicher und zugleich
beschwerlich zu reguliren. Man muß sich billiger Weise daruͤber wundern,
wie es so lange uͤbersehen oder vergessen werden konnte, daß eine
Wassersaͤulenmaschine nichts anderes als eine Brahma'sche Presse ist, die staͤtig mit Aufschlagwasser
versehen wird und ihren Wechselgang selbst regulirt. Man muß diese
unbestreitbare und auffallende Wahrheit vergessen haben, und damit zugleich die
Idee, die vorzuͤgliche Einrichtung derselben auf die Construction jener
uͤberzutragen, indem man die Lederkolben und die alten langen, engen
Pumpenstiefel und uͤberhaupt die alten Pumpenformen beibehielt, welche
doch gewiß kein praktischer Mechaniker bei einer Brahma'schen Presse anwenden moͤchte. Es ist hohe Zeit, diese
Versaͤumniß zu berichtigen und in Erinnerung zu bringen, daß beide
Maschinen in der Hauptsache ganz gleichartig sind. Inzwischen spricht hier zu
Lande auch noch ein anderer Umstand fuͤr die Wahl der Cylinderkolben; man
hat naͤmlich keine brauchbare Vorrichtung zum Bohren der Cylinder,
wohl aber zum genauen Abdrehen und Abschleifen der Cylinderkolben.
„Unzweifelhaft hat der Bergrath Schitko
Gelegenheit gehabt, ein gutes Bohrwerk zu benuzen, und doch bedurfte er großer
Vorrichtungen, um das durch die Undichtigkeit seiner Kolben verloren gehende
Kraftwasser aufzufangen. Zwar darf man eine hermetische Dichtigkeit beim
Kolbengange der Wassersaͤulenmaschinen nicht erwarten, aber einen so
großen Wasserverlust, wie Schitko annimmt,
wuͤrde er nimmermehr bei Cylinderkolben gehabt haben. Die Anwendung der
langen, engen Kraft- und Pumpencylinder ist von allen neueren Mechanikern
verlassen worden, da mit dem Durchmesser nur die Friction waͤchst, aber
die Kraft und der Effect mit dem Quadrate. Außerdem verlangen die langen, engen
Cylinder bei derselben Kraft oder demselben Effect einen schleunigeren Gang der
Maschine, als er sonst wuͤnschbar ist, damit bei einer langsameren
Bewegung nicht zu viel verloren gehe; indessen mußte man die alte Construction
beibehalten, so lange man uͤber die Dichtigkeit der Kolben in Ungewißheit
war.
„Hahnventile werden kaum noch in großen Maschinen angewandt und zwar aus
wohlbekannten Gruͤnden, wovon einer der wichtigsten der ist, daß die
Durchgaͤnge des Hahnes, wenn dieser oder seine Mutter abgenuzt wird,
schief gegen die Oeffnungen der Roͤhren kommen, und scharfe
entgegenstehende Kanten vermehren die Beschwerlichkeiten des Durchganges. Selbst
unabgenuzt haben Haͤhne den Fehler, daß die Biegung des Wasserstrahles
sehr kurz wird, und seine Form muß in der Regel sehr veraͤndert werden,
ehe er durch den Hahn geht, und nachdem er denselben passirt ist. Schitko verließ sie daher bei einigen seiner
spaͤteren Constructionen, und waͤhlte, wie mehrere Erbauer von
Wassersaͤulenmaschinen, Kolbenventile. Diese Art Ventile haben alle die
Fehler, welche oben bei anderen Kolben als Cylinderkolben angefuͤhrt
werden. Sie wurden jedoch vor ein Paar Jahrzehnten theils rund, theils halbrund
in England haͤufig angewandt, bis die Schieberventile (sliding valves) sie verdraͤngten. Diese haben
weder die Maͤngel der Hahn- noch der Kolbenventile. Bei der
Abnuͤzung werden sie eher dichter als undichter; aber sie werden auch nur
aͤußerst langsam abgenuzt, da man keiner Stopfung oder Liederung bedarf,
indem sich hier harte und wohlpolirte Metallflaͤchen auf einander
bewegen.
„Die dritte wesentliche Abweichung betrifft die Steuerung. Die
Hauptvortheile dabei sind, daß alle ihre Theile, welche Aufsicht und Regulirung
je nach der wachsenden Belastung der Maschine beduͤrfen, bequemer hiezu
sind, und daß das Ventil unmittelbar von der Maschine selbst zuerst in Bewegung
gesezt, auch die Fortsezung oder seine eigentliche Weiterschiebung augenbliklich
durch den Regulator ohne schaͤdlichen Stoß vollfuͤhrt wird, da der
gebogene Hebel ungefaͤhr wie eine Feder wirkt. Hiedurch erlangt man
besser als fruͤher das wuͤnschbare gleiche Stroͤmen des
Aufschlagewassers und dem dabei etwa noch vorhandenen Mangel wird der
schaͤdliche Einfluß durch die Zwischenkunft des Windkessels
gaͤnzlich benommen.
„Hinsichtlich der erwaͤhnten gezogenen Bleiroͤhren bemerke
ich, daß ihre Haltbarkeit weit groͤßer ist, als bei gegossenen, und
dieserhalb sowohl als wegen ihrer Biegsamkeit und leichten Vereinigung durch
Loͤthung ist ihre Anwendung bei Pumpenwerken schon sehr ausgebreitet, und
in starker Zunahme, selbst bei Einrichtungen, wo die angewandte Pressung weit
groͤßer ist, als die hier Statt findende.
„Ich habe Schitko's
Balancirrad statt der uͤbrigens vortheilhafteren Balanciers beibehalten,
weil die Maschine dabei weniger Plaz gebraucht und daher leichter in der
beliebigen Richtung in der Grube aufgestellt werden kann.“
So weit der Bericht und die Beschreibung des Hrn. Steenstrup uͤber seine Maschine. Ob sich
etwas und was sich gegen einzelne Raisonnements hinsichtlich der gewaͤhlten
Abweichungen von fruͤheren Maschinen der Art einwenden laͤßt, will ich
der Beurtheilung sachverstaͤndiger Leser anheimstellen. Nachfolgend sey mir
gestattet, nur noch das Hauptsaͤchlichste anzufuͤhren, was wir bei
Abhaltung der oben erwaͤhnten Commission uͤber jene Maschine
gutachtlich geaͤußert haben, wobei natuͤrlich alle fuͤr ein
groͤßeres Publicum uninteressanten Details uͤbergangen werden.
Die Wassersaͤulenmaschine des Hrn. Director Steenstrup unterscheidet sich fuͤrs Erste
dadurch von anderen uns bekannten Maschinen der Art, daß ihre Kraftcylinder mit
einer Liederung wie bei der Brahma'schen Presse versehen
sind, und daß der in dieser Liederung sich bewegende Kolben aus einem Cylinder fast
von der Hoͤhe des Kraftcylinders besteht. Diese neue Construction scheint den
Vortheil darzubieten, daß die Liederung mit groͤßerer Leichtigkeit dicht
gehalten werden kann, und daß wenigstens die Kraftcylinder, welche kaum ausgebohrt
zu werden brauchen, weit leichter und billiger zu erhalten seyn moͤchten. Es
koͤmmt uns daher vor, als verdiene die Anwendung dieser Einrichtung bei der
Brahma'schen Presse auf Wassersaͤulenmaschinen
Empfehlung: denn daß die Brahma'sche Liederung den hier
in Frage kommenden Druk nicht sollte aushalten koͤnnen, laͤßt sich zu
Folge der bekannten Erfahrungen bei jener Presse nicht befuͤrchten.
Ferner zeichnet sich diese Maschine durch ihren eigenthuͤmlichen Steuerungsapparat aus; anstatt
des gewoͤhnlichen Hahnventils und der Kolbensteuerung hat Director Steenstrup ein Schieberventil
angewandt, welches eigentlich durch einen sogenannten Regulator in Bewegung gesezt
wird, indem der leztere wiederum durch ein mit den auf- und niedergehenden
Cylinderkolben mittelst verschiedener Zwischentheile verbundenes Kreuz in
Wirksamkeit kommt. Wir vermoͤgen uns kein Hinderniß fuͤr die
vortheilhafte Anwendung der Schieberventile auf diese Weise zu denken, die außerdem
eine gleiche Nuzbarkeit bei anderen Maschinen gefunden haben. Hinsichtlich des
Regulators hegen wir aber einige Bedenklichkeiten, weßhalb wir uns gegen Hrn.
Steenstrup dahin
aͤußerten, daß uns sein Regulator ein minder vollkommener Theil der Maschine
zu seyn schiene, indem er in seiner Wirkung in nicht geringem Grade dem bei den
aͤlteren Maschinen angebrachten Fallkloze gleiche; wenigstens nach dem
Modelle zu urtheilen, wirkt derselbe nicht, ohne Stoͤße zu verursachen,
welche der Maschine uͤberhaupt und mehreren Theilen der Steuerung
Insbesondere schaden duͤrften. Hierauf hat Director Steenstrup Folgendes erwiedert: „Der
Regulator ist allerdings nach einem ganz entgegengesezten Principe, als der
Fallkloz construirt; denn der Fallklo; soll, wenn er etwas uͤber den
hoͤchsten Punkt seines Zirkelbogens hinausgekommen, d.h. wenn sein
Gewicht auf seinem kuͤrzesten Hebelarme ruht, doch schwer genug seyn, um
das Ventil in Bewegung zu sezen; seine Kraft ist am groͤßten, indem seine
Function aufhoͤrt. Hiedurch entsteht der gewaltsame Stoß, welchen sein
Niederfall verursacht. Bei dem fraglichen Modelle ist der Fall gerade umgekehrt;
hier wirkt das Gewicht des Regulators am staͤrksten in dem Augenblike, wo
seine Wirkung anfaͤngt, und am geringsten, wenn sie endet, und es ist
eine leichte Sache, diese Eigenschaft beliebig durch die vergroͤßerte
Biegung des Hebels zu vermehren. Außerdem gibt es Mittel genug, die schwachen
Stoͤße zu vermindern, welche das Aufhoͤren jeder schleunigen
Bewegung hervorbringt.“
Wir gestehen, daß auch diese Erlaͤuterung nicht vermocht hat, unsere Zweifel
zu heben; nicht hinsichtlich des Principes, sondern hinsichtlich der Wirkung haben
wir den Regulator mit dem Fallkloze verglichen, obgleich beide Vorrichtungen auch in
ihrer Grundidee eben nicht so ganz verschieden seyn moͤchten. Zwar
verhaͤlt es sich so, daß die Kraft beim Fallkloze in dem Augenblike am
groͤßten ist, wo seine Bewegung aufhoͤrt; aber es koͤmmt uns
zweifelhaft vor, ob gerade das Gegentheil bei irgend einer Modification des
Regulators Statt finden wird, da auch bei diesem Ruͤksicht genommen werden
muß auf die Beschleunigung der Bewegung und auf den wenigstens waͤhrend der
Bewegung des Ventils in der einen von den zwei Richtungen Statt findenden Umstand, daß der
wirkende Hebelarm beim Niedergange der Frictionsrolle von der Spize der
Erhoͤhung des Regulators gegen den Unterstuͤzungspunkt des lezteren
verkuͤrzt wird. – (Der schaͤdliche Einfluß duͤrfte nach
Umstaͤnden groͤßer beim Regulator als beim Fallkloze seyn, da der
leztere meist erschuͤtternd auf den Unterbau, der erstere zum Theil
unmittelbar auch auf einige empfindliche Theile der Steuerung wirkt.)
Endlich haben wir einige Bedenklichkeiten uͤber die geringe
Metallstaͤrke der Kraftcylinder gehegt; wenn deren Dike auch hinreichend ist
ruͤksichtlich des von der Wassersaͤule ausgehenden Drukes, so bleibt
sie doch bedenklich, hinsichtlich der Schwierigkeit ein so bedeutendes
Gußstuͤk uͤberall gleich dicht zu erhalten, und der leichter
moͤglichen Beschaͤdigung dieser Maschinentheile bei einem weniger
vorsichtigen Transporte oder beim Aufstellen derselben in der Grube.
Windkessel haben bei mehreren anderen Wassersaͤulenmaschinen dem erwarteten
Vortheile nicht entsprochen; ein solcher koͤnnte daher hier vielleicht
gespart werden. Was die Anwendung von Bleiroͤhren betrifft, so sehen wir
nicht ein, warum nicht die ganze Roͤhrenleitung eben so gut aus gußeisernen
Roͤhren bestehen koͤnne, als die untersten 8
Roͤhrenlaͤngen, um so mehr, da der Kostenanschlag zeigt, daß
gußeiserne Roͤhren billiger seyn wuͤrden.
Dieß ist dasjenige, was wir nach beendigtem Studium der vorgeschlagenen Maschine an
dem gangbaren Modelle und nach der Beschreibung desselben zu bemerken fanden. Zwar
haben wir keinen so wesentlichen Mangel an derselben wahrgenommen, daß wir an dem
von ihr versprochenen Effecte zweifeln moͤchten; aber gleichwohl konnten wir,
wie aus dem Angefuͤhrten hervorgeht, dieser Maschine doch auch unseren
gaͤnzlich unbedingten Beifall in jeder Beziehung nicht zollen. Doch sind wir
weit entfernt, unserem Urtheile entscheidendes Gewicht beilegen zu wollen, weßhalb
wir wuͤnschen, daß auch die Stimme anderer Sachverstaͤndiger in dieser
Angelegenheit gehoͤrt werden moͤge. – Die Ausfuͤhrung
dieser Maschine erscheint uͤbrigens um so wuͤnschenswerther, da Hr.
Steenstrup dieselbe
fuͤr 4000 Species herzustellen verspricht, ein Preis, der in keinem
Verhaͤltnisse mit dem steht, was Maschinen von solchen Dimensionen bisher gekostet haben.