Titel: | Ueber ein neues, von Hrn. E. Saladin vorgelegtes Gesperr. Bericht des Hrn. Emil Köchlin. |
Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. XXXVII., S. 193 |
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XXXVII.
Ueber ein neues, von Hrn. E. Saladin vorgelegtes
Gesperr. Bericht des Hrn. Emil
Koͤchlin.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhausen. No. 53 u. 54.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Ueber Saladin's neues Gesperr.
Hr. E. Saladin hat von Seite
der HHrn. A. Koͤchlin
und Comp. ein nach einem neuen Systeme eingerichtetes Gesperr vorgelegt, welches
nach dem Gutachten der Pruͤfungscommission nicht nur ganz neu ist, sondern
auch vor den anderen Mechanismen dieser Art große Vorzuͤge voraus hat.
Die Gesperre, deren man sich bisher allgemein bediente, bestehen einfach aus einem
Sperrkegel, der entweder durch sein eigenes Gewicht, oder durch eine Feder auf ein
Sperrrad druͤkt, und der, wenn er nach einer Richtung umlaͤuft, das
Rad unbewegt laͤßt, waͤhrend er beim Umlaufen nach entgegengesezter
Richtung dasselbe in Bewegung sezt. Die Reibung des Sperriegels an den
Zaͤhnen des Zahnrades erzeugt immer ein unangenehmes Geklapper und eine mehr
oder minder bedeutende Abnuͤzung. Leztere steigert sich noch in hohem Grade,
wenn man bei gewissen Geschwindigkeiten gezwungen ist, den Sperrkegel mittelst einer
Feder andruͤken zu lassen, damit er in Folge der durch die Zahne erzeugten
Erschuͤtterungen nicht ausspringe.
Außer diesem gewoͤhnlichen Gesperrt, welches an allen Maschinen, die eines
solchen beduͤrfen, eingefuͤhrt ist, und welches, ohne eine
Veraͤnderung im Principe zu erleiden, auf mannigfache Weise modificirt wurde,
kannte die Commission kein anderes als jenes, fuͤr welches Hr. Daubot die Medaille der Gesellschaft
erhielt, und welches sich von den anderen wesentlich unterscheidet. Dieses wirkt
naͤmlich durch Schraͤgflaͤchen; das Sperrrad und der Sperrkegel
sind daran beseitigt, und durch eine inwendig abgedrehte Rolle ersezt, gegen die
sich Haken (buttoirs) anlegen, welche außerhalb des
Mittelpunktes einer der Rolle concentrischen Platte befestigt sind. Bewegt sich die
Platte nach der einen Richtung, so reiben sich die Haken an der Rolle; bewegt sie
sich dagegen nach der entgegengesezten Richtung, so klammern sich die Haken an die
innere Oberflaͤche der Rolle, so daß diese mit fortbewegt wird. Dieses
Gesperr hat vor dem gewoͤhnlichen den wesentlichen Vorzug, daß es kein
Geraͤusch macht; es hat dagegen den großen Nachtheil, daß die Haken, indem
sie sich an der Rolle reiben, wenn dieselbe stillsteht, den Apparat bei großer
Geschwindigkeit bedeutend erhizen, und daß die Oberflaͤchen oft Unebenheiten
bekommen. Was die geringe Soliditaͤt betrifft, die der Daubot'sche Apparat urspruͤnglich hatte, so war es leicht derselben
abzuhelfen.
Das Gesperr des Hrn. Saladin
ist frei von den eben beruͤhrten Maͤngeln. Es besteht gleich dem
gewoͤhnlichen aus einem Zahnrade und Sperrkegeln, die sich jedoch nie auf dem
Rade reiben und auch nie ein Geraͤusch verursachen. Ein ebenso einfacher als
sinnreicher Mechanismus macht die Sperrkegel einfallen und hebt sie wieder aus, je
nach der Richtung des Halbmessers des Rades. Wenn sie unthaͤtig sind, so
werden sie in einer sehr geringen Entfernung von dem Umfange des Rades erhalten, so
daß beim Einfallen der Sperriegel kein Zeitverlust Statt findet. Der ganze Apparat
ist gut und fest gebaut, ist nur einer geringen Abnuͤzung unterworfen, und
laͤuft selbst bei sehr großen Geschwindigkeiten, ohne sich zu erhizen und
ohne einen Laͤrm zu machen. Die HHrn. A. Koͤchlin und Comp. benuzten ihn
bereits bei einer solchen von 400 Umlaͤufen; und die Commission ist der
Ansicht, daß das neue Gesperr in sehr vielen Faͤllen das aͤltere mit
groͤßtem Vortheile ersezen wird.
Fig. 6 zeigt
den ganzen Apparat in einem nach der Quere genommenen Aufrisse.
Fig. 7 ist ein
Laͤngenaufriß.
Fig. 8 ist ein
Durchschnitt nach der Linie A, B.
An der Hauptwelle a, die den ganzen Mechanismus
traͤgt, sind die Hebel b, b' befestigt. Die
Ziehstangen c, c' sind an dem einen Ende durch ein
Charnier mit den Hebeln b, b', an dem anderen mit den
Haken e, e' verbunden. d, d'
sind die Achsen der Ziehstangen c, c'. Die verzahnten
Haken e, e' sind einerseits durch Charniere mit den
Ziehstangen c, c' und andererseits mit dem Schwungrade
h verbunden, und haben ihre Achsen in f, f. Ihre Bewegung ist nach der einen Richtung durch
die Aufhaͤlter g, g' beschrankt. Das Schwungrad
h laͤuft frei an der Dille des Sperrrades.
Das Sperrrad i laͤuft frei an der Hauptwelle. Das
Getrieb k pflanzt die Bewegung des Gesperres fort.
Die Welle a erhaͤlt von irgend einer Triebkraft
her abwechselnd nach der einen oder nach der anderen Richtung eine Umlaufsbewegung
mitgetheilt. Laͤuft sie in der durch den Pfeil l
angedeuteten Richtung, so bewegt sie das Sperrrad; laͤuft sie nach
entgegengesezter Richtung, so laͤßt sie dasselbe unbewegt. Wenn
naͤmlich der Welle a eine Umlaufsbewegung nach
Ruͤkwaͤrts gegeben wird, bis das Ende d,
d' der Hebel b, b' den Bogen d, m beschrieben hat, so hat das Ende n, n' der Ziehstangen c, c'
den Bogen n, o durchlaufen, vorausgesezt, daß die Punkte
f, f' des Flugrades unbewegt geblieben sehen. In
dieser neuen Stellung werden die Zaͤhne der Haken nicht mehr in jene des Sperrrades
eingreifen, und in dieser Stellung in Hinsicht auf das Schwungrad werden sie auch
durch die Aufhaͤlter g, g', die dann mit dem
inneren Umfange des Schwungrades in Beruͤhrung sind, zuruͤkgehalten.
Wenn also die Hebel in ihrer Bewegung fortfahren, so zwingen sie das Schwungrad h gleichfalls zur Bewegung, waͤhrend jedoch die
Haken emporgehoben gehalten werden. Derselbe Grund, naͤmlich die
Traͤgheit des Schwungrades, der die Haken n, n'
zwang, sich von dem Zahnrade i zu entfernen, wird sie
demselben auch annaͤhern, wenn die Welle a nach
der anderen Richtung umlaͤuft.