Titel: | Ueber einen Natronsalpeter von Peru und die Verwandlung des Natronsalpeters in Kalisalpeter; von Hrn. O. Henry. |
Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. XLV., S. 224 |
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XLV.
Ueber einen Natronsalpeter von Peru und die
Verwandlung des Natronsalpeters in Kalisalpeter; von Hrn. O. Henry.
Aus dem Journal de Pharmacie, December 1833, S.
634.
Henry, uͤber einen Natronsalpeter.
Ich wurde vor einigen Monaten von einem Pariser Kaufmann angegangen, eine Probe von
dem Natronsalpeter zu untersuchen, welcher in einer von dem Meeresufer ziemlich
entfernten Provinz Peru's vorkommt; er wuͤnschte seinen Gehalt an reinem salpetersaurem Natron moͤglichst genau zu
kennen.
Die Probe wog beilaͤufig 20 Loth; es waren nußgroße runde Stuͤke,
welche aus kleinen durchsichtigen oktaëdrischen Krystallen bestanden, die an
einigen Stellen mit einem roͤthlichen Sande vermengt waren. Dieses Salz
schmekte siechend und kuͤhlend, dann salzig; auf gluͤhenden Kohlen
zerfloß es, einen starken roͤthlichen Schein verbreitend; beim
Aufloͤsen in Wasser hinterließ es eine geringe Menge rothen eisenhaltigen
Sandes und in der filtrirten Fluͤssigkeit zeigten die Reagentien Spuren von
Kali, etwas schwefelsaures Salz und sehr viel salzsaures Natron an. Nachdem ich die
Salzaufloͤsung zur Trokniß verdampft haͤtte, verwendete ich von dem
Ruͤkstand, welcher sehr weiß war, eine gewisse Menge zu dem folgenden
Versuche.
Bestimmung der Salpetersaͤure und folglich des
salpetersauren Natrons.
Ein bestimmtes Gewicht von diesem sehr trokenen weißen Salze wurde mit einer gleichen
Menge reinen Kartoffelstaͤrkmehls vermengt und mit einer angemessenen
Quantitaͤt trokenen Kupferoxyds zerrieben. Das Gemenge brachte ich dann in
eine gebogene Roͤhre aus gruͤnem Glase und bedekte es darin mit
Kupferoxyd, ein wenig Kupferspaͤnen und endlich noch mit Schwefelbarium; der
andere Theil der Roͤhre enthielt doppeltkohlensaures Kali; an der
Roͤhre wurde mittelst eines guten Korks eine andere rechtwinklich
gekruͤmmte Roͤhre befestigt, welche unter Queksilber muͤndete;
nachdem der Apparat so vorgerichtet war, trieb ich aus demselben die Luft aus, indem
ich einen Theil des doppeltkohlensauren Kalis erhizte und dadurch einen anhaltenden
Strom kohlensauren Gases uͤber das lauwarm erhaltene Gemenge leitete. Als das
kohlensaure Gas rein aus dem Apparate trat, sezte ich das Ende desselben mit einer
Gloke in Verbindung, welche zu zwei Drittel mit Queksilber und zu. ein Drittel mit
einer Aezkaliloͤsung gefuͤllt war; hierauf wurde zuerst die Schichte
von metallischem Kupfer und Kupferoxyd sehr stark erhizt und sodann auch das Gemenge
des Salzes mit
Starkmehl und Kupferoxyd bis zu seiner gaͤnzlichen Zersezung; die entbundenen
Gasarten mußten also das etwas heiß erhaltene Schwefelbarium durchstreichen und
sodann in die alkalische Loͤsung treten. Nach beendigter Zersezung trieb ich
alle Gase durch einen neuen Strom von Kohlensaͤure aus der Roͤhre.
Nachdem das gasfoͤrmige Product 24 Stunden lang mit der Kaliloͤsung
uͤber Queksilber in Beruͤhrung war, hinterließ es reines Stikgas, aus dessen Volum die entsprechende Menge
Salpetersaͤure und folglich der Gehalt des untersuchten Salzes an reinem
salpetersauren Natron berechnet werden konnte. Derselbe betrug bei drei Versuchen 54
Proc. des mit Wasser ausgezogenen Salzes; die uͤbrigen 56 Proc. bestanden
fast gaͤnzlich aus Kochsalz, mit unbedeutenden Spuren von schwefelsaurem
Salze.
Da der Kaufmann, welcher mir die Probe uͤbergeben haͤtte, diesen
Natronsalpeter in Kalisalpeter umzuaͤndern wuͤnschte, so stellte ich
einige Versuche an, um das vortheilhafteste Verfahren hiezu auszumitteln. Ich
behandelte daher den natuͤrlichen Natronsalpeter mit sehr wenig kochendem
Wasser und filtrirte die Aufloͤsung von dem Salze ab; die Fluͤssigkeit
wurde dann zur Trokniß abgedampft und ein Theil des erhaltenen Salzes mit Reagentien
untersucht, wobei sich ergab, daß es nun bei weitem weniger salzsaures Natron
enthielt. Hierauf brachte ich dieses Salz auf ein Filter in einem Trichter und begoß
es mit sehr wenig lauwarmem Wasser und auf diese Art gelang es mir wegen der großen
Aufloͤslichkeit des salpetersauren Natrons neuerdings eine Quantitaͤt
Kochsalz davon abzuscheiden. Das salpetersaure Salz A,
welches nun reiner war, wurde sodann zur Trokniß abgedampft und in zwei gleiche
Theile getheilt.
Erste Behandlung.
Die eine Haͤlfte vermengte ich mit ihrem gleichen Gewichte gepulverten
schwefelsauren Kalis, kochte sie einige Zeit mit destillirtem Wasser und dampfte sie
dann ganz zur Trokniß ab. Das erhaltene Product wurde mit einer großen Menge einer
gesaͤttigten Aufloͤsung von Kalisalpeter in Wasser behandelt und
hierauf filtrirt, wobei ein Salz zuruͤkblieb, welches nach dem Troknen nur
drei Viertel vom Gewichte des urspruͤnglichen Salzes A betrug. In Wasser aufgeloͤst und abgedampft, gab es lange
prismatische Krystalle, aus beinahe reinem Kalisalpeter bestehend.
Zweite Behandlung.
Die andere Portion des Salzes A wurde in eine
glaͤserne Retorte mit Schwefelsaͤure, welche mit ihrem gleichen Volum
Wasser verduͤnnt
war, gebracht und die Retorte dann mit einem Vorstoß und einer gebogenen
Moͤhre, die in ein wenig Wasser tauchte, versehen. Beim Erhizen der Retorte
zeigten sich bald sehr schwach gelbliche Daͤmpfe, Hie sich im Wasser
aufloͤsten und es sehr sauer machten; nach vollkommen beendigter Destillation
saͤttigte ich das erhaltene fluͤchtige Product sehr sorgfaͤltig
mit kohlensaurem Kali und dampfte es dann zur vollkommenen Trokniß ab. Das so
erhaltene weiße Salz wog beinahe ein Viertel mehr als das angewandte Salz A. Als man es aufloͤste und krystallisiren ließ,
schoß es als Kalisalpeter an, der nur einige Spuren Kochsalz enthielt.
Diese Resultate veranlaßten mich, dem Eigenthuͤmer lezteres Verfahren zur
Verwandlung seines Natronsalpeters in Kalisalpeter zu empfehlen, weil es nicht nur
ergiebiger, sondern auch schneller ausfuͤhrbar und oͤkonomischer
ist.