Titel: | Verbessertes Verfahren die Muster auf die Drukformen aufzuzeichnen, worauf Hr. Hullmandel in London ein Patent erhielt. |
Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. XLIX., S. 238 |
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XLIX.
Verbessertes Verfahren die Muster auf die
Drukformen aufzuzeichnen, worauf Hr. Hullmandel in London ein
Patent erhielt.
Aus dem Répertoire de l'industrie
étrangère, 1838, 3te Liefer. S. 35.
Hullmandel's verbessertes Verfahren die Muster auf die Drukformen
aufzuzeichnen.
Eine sehr wichtige Sache fuͤr den Handdruk ist das Verfahren die Muster auf
die Drukformen oder Moͤdel aufzuzeichnen, ehe dieselben gestochen werden.
Durch die Erfindung des Patenttraͤgers ist dieses nicht nur in
kuͤrzerer Zeit moͤglich, sondern es wird dadurch auch eine
groͤßere Genauigkeit in dem Rapport der verschiedenen Drukformen erzielt. Er
bedient sich naͤmlich gewisser durchsichtiger Substanzen, um Abdruͤke
zu erhalten, welche er dann unmittelbar auf die hoͤlzernen Drukformen oder
Drukwalzen uͤbertraͤgt oder zuvor durch Lithographie
vervielfaͤltigt; zum Uebertragen derselben auf die Drukformen werden jedoch
immer besondere Tinten oder Drukfarben benuzt, deren Bereitung unten angegeben
wird.
Die durchsichtigen Substanzen, welche der Patenttraͤger anwendet, sind: 1)
Gallertepapier oder sogenanntes Hornpergament; 2) Marienglas; 3) Hoͤrn und
aͤhnliche Koͤrper.
Die Zeichnungen, welche auf diesen Substanzen ausgefuͤhrt wurden, liefern
Abdruͤke, welche man auf die Moͤdel oder Walzen entweder an und
fuͤr sich wegen der eigenthuͤmlichen Zusammensezung der Tinten uͤbertragen kann,
oder auch dadurch, daß zwischen der angewandten Tinte und gewissen Loͤsungen,
womit die uͤberzogen wurden, eine Verbindung erfolgt.
Die Erfindung des Patenttraͤgers besteht aber nicht nur in den so eben
angefuͤhrten Verbesserungen, sondern auch darin, auf gummirten oder
gefirnißten Taft mit den eigenthuͤmlichen Tinten Striche oder Conturen zu
zeichnen und diese Skizzen dann auf hoͤlzerne Drukformen
uͤberzutragen, deren Oberflaͤche vorher durch gewisse
Fluͤssigkeiten zur Annahme derselben disponirt wurde.
Anwendung der Lithographie.
Das Verfahren beim Lithographiren ist jezt so bekannt, daß wir nicht noͤthig
haben die Art zu beschreiben, wie Zeichnungen auf Stein uͤbertragen und von
diesem Abdruͤke abgezogen werden; der Erfinder beabsichtigt aber, nachdem die
Zeichnung auf Stein uͤbertragen ist, von demselben Abdruͤke auf
autographisches Papier, gummirten Taft oder gewoͤhnliches Papier nicht mit
gewoͤhnlicher Drukfarbe (Schwaͤrze) abzuziehen, sondern mit einer
Drukfarbe, die aus Firniß und salpetersaurem Silber, mit etwas Lampenschwarz
vermengt, oder aus Firniß und Carmin oder Firniß und einem Eisensalz besteht: da
diese Drukfarbe oder Tinte viel kostspieliger als die gewoͤhnlich
gebraͤuchliche ist, so soll man sie nicht mit der Walze, sondern mit dem
Tupfballen auf den Stein auftragen. Die Drukformen werden, wie gesagt, zuvor mit
gewissen Loͤsungen, welche die verschiedenartigen Tinten fixiren
koͤnnen, auf ihrer Oberflaͤche getraͤnkt.
Verfahren um Abdruͤke von durchsichtigen Substanzen zu
erhalten.
Von den oben angegebenen durchsichtigen Substanzen verdient das Gallertepapier oder
Hornpergament den Vorzug, weil man es leicht selbst verfertigen und die gebrauchten
Blaͤtter zur Anfertigung neuer wieder benuzen kann. Bei Anwendung von
Gallertepapier muͤssen die Farbstoffe der Tinten mit Firniß oder fetten
Substanzen verbunden seyn, waͤhrend man bei Manenglas oder Horn anstatt des
Firnisses auch Gummi oder Leim benuzen kann.
Das Gallertepapier hat bekanntlich immer eine glatte und eine rauhe Seite; das Muster
darf aber nur auf die glatte Seite desselben abgezeichnet (gravirt) werden. Man
letzt naͤmlich das abzuzeichnende Muster auf eine Holztafel (einen Model),
befestigt es darauf mit Mundleim oder auf andere Weise, legt das Gallertepapier mit
seiner glatten Seite nach Oben darauf und befestigt lezteres ebenfalls; wenn man
jedoch das Gallertepapier zuvor auf seiner unteren Flaͤche mit einer duͤnnen
Schichte von Carmin und Terpenthin uͤberzieht, so sieht man die Striche
leichter.
Hierauf nimmt man eine trokene Spize (Grabstichel), wie man sie zum Graviren mit
Scheidewasser anwendet, und faͤhrt die das Muster bildenden Striche nach;
dieß muß so geschehen, daß das Instrument in das Hornpergament eindringt, ohne es
jedoch ganz zu durchstechen. Nachdem das Muster aufgravirt ist, wird man finden, daß
jeder Strich mit einem Bart versehen ist, welchen die trokene Spize beim
Durchfurchen der Gallerte bildete, und es ist durchaus noͤthig, diesen Bart
wieder zu beseitigen, weil man sonst 1) keinen reinen Abdruk erhalten kann und 2)
der zum Abziehen des Musters erforderliche Druk den Bart in die Striche, woraus er
hervorging, zuruͤkdraͤgen wuͤrde. Man muß daher mittelst eines
sehr scharfen Messers mit Geschiklichkeit diese Baͤrte wegnehmen und von Zeit
zu Zeit mit dem Finger uͤber die Oberflaͤche fahren, bis man sie ganz
eben findet (wenn das Messer nicht sehr scharf waͤre, wuͤrde es Rize
bilden, welche man auf dem Abdruk sehen muͤßte). Man verfaͤhrt
uͤbrigens hiebei gerade so, wie beim Rasiren; hierauf befestigt man das
Hornpergament mit vier Steknadeln neuerdings auf einer ebenen Holzform und reibt
seine ganze Oberflaͤche mit einem Wischballen und Olivenoͤhl nebst
etwas Spanischweiß oder irgend einer Substanz, welche das Hornpergament glatt macht,
ab.
Wenn man das Hornpergament nicht mehr braucht und es aufbewahren will, muß man alle
Striche darauf mir Terpenthinoͤhl und einem Lumpen gut abwischen, um die
Tinte oder Drukfarbe auszuziehen. Die Holzform, worauf es lag, nimmt ebenfalls von
der Tinte an und wird gerade so, wie die Kupferplatten vom Aezgrund, gereinigt.
Um von dem Hornpergament Abdruͤke abzuziehen, empfiehlt der
Patenttraͤger Taft anzuwenden, welcher nur auf einer Seite gummirt wurde,
weil ein solcher duͤnner ist und leichter auf dem Hornpergament auszubreiten
ist, auch nach dem Gebrauch mit ein wenig Terpenthinoͤhl leicht gereinigt
werden kann, so daß dieselben Stuͤke wohl fuͤnfzigmal wieder zu
gebrauchen sind.
Von den Tinten oder Drukfarben.
Praͤparirter Firniß. Man muß sich einen klaren
Leinoͤhlfirniß verschaffen und denselben mit ein wenig Talg und
Olivenoͤhl vermischt, vorraͤthig halten.
Rothe Tinte. Man versezt den Firniß mit soviel
gepulvertem Carmin als er aufnehmen kann und reibt ihn mit einem Laͤufer auf einer Glastafel gut
ab; man kann dem Firniß ein wenig trokene Seife zusezen.
Fuͤr diese Tinte muß man die Holzform mit einer Potasche- oder
Sodaaufloͤsung abwischen oder traͤnken, und sowie bei allen anderen
Tinten, ausgenommen wenn die Holztafeln mit Wachs vorbereitet wurden, sogleich,
nachdem das Muster uͤbertragen wurde, ein Blatt reines Papier auf die
Holztafel (oder Walze) legen, und ihre ganze Oberflaͤche mit einem ziemlich
heißen Eisen uͤberfahren, worauf man sie mit einer Alaunaufloͤsung
abwascht, welche den Carmin belebt und die durch die Potascheloͤsung erzeugte
gelbe Farbe desselben zerstoͤrt.
Schwarze Tinte. Man nimmt gleiche Theile salpetersaures
Silber und Firniß und sezt als Farbstoff etwas Lampenschwarz zu; diese Tinte muß
sehr lange gerieben werden.
Fuͤr diese Tinte muß man die Drukformen mit einer Potascheloͤsung
waschen; bereitet man dieselben aber mit Wachs oder einer Aufloͤsung von
Wachs in Terpenthinoͤhl vor, so ist es nicht noͤthig, sie mit Potasche
zu waschen; nach dem Uebertragen der Muster haͤlt man die Drukform an einen
Ofen, damit die Waͤrme das Wachs mit den aufgedrukten Linien verbindet und
das Ganze auf dem Holz befestigt.
Andere schwarze Tinte. Wenn man die Holztafel mit Wachs
einreibt, kann man auch die Kupferdrukerschwaͤrze anwenden.
Blaue Tinte. Man zerreibt gleiche Theile am Feuer
getrokneten gruͤnen Eisenvitriol und rothen Oker, und sezt dann ein wenig
Indig nebst dem praͤparirten Firniß zu: die Holztafel wird mit
eisenblausaurem Kali (Blutlaugensalz), welches mit ein wenig Aezlauge vermischt ist,
abgewaschen. Nachdem der Abdruk uͤbertragen ist, faͤhrt man mit einem
heißen Eisen daruͤber und nach dem Erkalten der Tafel begießt man sie mit
sehr verduͤnnter Salzsaͤure. Die Saͤure darf man nur darauf
gießen und keineswegs mit einem Pinsel oder Schwamm darauf ausbreiten, weil sonst
die Striche der Zeichnung fließen wuͤrden.
Indigblaue Tinte. Man reibt Indig mit praͤparirtem
Firniß und ein wenig gelbem Operment ab. Die Tafel wird mit Aezlauge
abgewaschen.
Von der Presse.
Um mit dem Hornpergament Abdruͤke zu machen, kann man eine kleine tragbare
Presse anwenden, welche wie eine Kupferdrukerpresse eingerichtet ist. Sie besteht
naͤmlich aus zwei kleinen Walzen von zwei Zoll Durchmesser und sechs Zoll
Laͤnge, die sich uͤber einander drehen und durch eine kleine eiserne
Kurbel, welche an einer der Walzen befestigt ist, in Bewegung gesezt werden. Der Druk wird durch zwei
hoͤlzerne Schrauben hervorgebracht, welche auf ein hilzernes Querstuͤk
wirken, das auf den beweglichen Zapfenlagern der oberen Walze aufliegt. Diese Presse
schraubt man auf den Tisch der Werkstaͤtte.
Von dem Verfahren die Abdruͤke zu machen.
Um auf gummirten Taft Abdruͤke zu machen, muß man umgekehrt verfahren, wie die
Kupferstecher; anstatt naͤmlich das Hornpergament auf die Holztafel und den
gummirten Taft daruͤber zu legen, muß man den gummirten Taft auf den Model
legen und ihn mit der Hand gut darauf ausbreiten; denn wenn man den Taft obenauf
legt, wird er durch die Wirkung der Walze gestrekt und der Abdruk hat dann auf dem
Model nicht mehr dieselbe Dimension wie das Original; legt man aber das
Hornpergament auf den Taft, so erhaͤlt man einen treuen Abdruk des Originals.
Wenn sich die Zeichnung wiederholt, muß man so viele Abdruͤke machen, als
noͤthig sind, um die Holztafel mit derjenigen Tinte ergaͤnzen zu
koͤnnen, welche dem Gegenstaͤnde etc. entspricht, und diese
Abdruͤke dann auf einem Blatt Papier ausbreiten.
Man kann nach der Beschaffenheit der Zeichnung (des Musters) zweierlei
Verfahrungsarten zum Uebertragen der Abdruͤke auf Druktafeln oder Drukwalzen
anwenden.
Erstes Verfahren: Man zeichnet mit der Hand auf die Tafel
und zwar mit einer Gummifarbe, welche von der Tinte, womit man die Abdruͤke
abzieht, verschieden ist, Linien, die den gleichen auf das Hornpergament gestochenen
genau entsprechen, und wenn die Tafel oder Walze beim Graviren nicht befeuchtet
werden muß, was z.B. der Fall ist, wenn sie aus Messing besteht, reibt man ihre
Oberflaͤche mit ein wenig Wachs ein, welches man mit einem Stuͤk Tuch
darauf ausbreitet; man legt nun die auf gummirte Taftstuͤke abgezogenen
Abdruͤke nach einander mit der Vorderseite auf den Model, so daß die
Merkzeichen, welche auf die Taftstuͤke gedrukt sind, denjenigen auf den
Moͤdeln entsprechen. Man druͤkt sie leicht angelegt ein etwas starkes
Papierstuͤk darauf und reibt es mit einem kleinen Stuͤk weichen
Holzes; auf diese Art verfaͤhrt man mit jedem Abdruͤke, bis der Model
vollstaͤndig ist; man passirt ihn dann mit dem heißen Eisen und hierauf mit
Alaun oder Saͤure.
Zweites Verfahren: man breitet Taft, welcher auf beiden
Seiten gummirt ist, auf einem Siebe von starkem Eisendrahte aus; man muß aber
Eisendrahtstuͤke in die Raͤnder des gummirten Tafts steken, weil er
sonst zerreißen wuͤrde und ihn beim Ausbreiten auf dem Eisendrahtsiebe gut streken.
Hierauf nimmt man eine ebene Holztafel und leimt ein Blatt Papier darauf, auf
welchem man Rapportlinien zieht. Auf diesem Blatte befestigt man gut ein Sieb von
gummirtem Taft, traͤgt auf den Taft mit einem Pinsel ein wenig Copalfirniß
auf und leimt die auf Stuͤke gummirten Tafts abgezogenen Abdruͤke
darauf, bei deren Auflegen man sich sowohl durch die auf dem Papierblatt gezogenen
Rapportlinien, welche man durch den Taft des Siebs sieht, als durch die
entsprechenden Linien auf den Abdruͤken leiten laͤßt. Bei dieser
Operation muß die Seite des Tafts, welche den Abdruk empfing, obenauf gelegt werden.
Wenn das Sieb vollstaͤndig ist, d.h. wenn es mittelst einzelner, im Rapport
an einander gereihter Theile alle Striche enthaͤlt, die man auf Einmal auf
den Model oder die Walze auftragen will, so trennt man das Sieb von der Holztafel
und legt es auf die Walze, welche mit der der Tinte zukommenden Beize zubereitet
ist; auf das Sieb legt man drei oder vier Stuͤke Tuch und bringt dann das
Ganze in eine gewoͤhnliche Schraubenpresse, worin sich die Zeichnung
vollstaͤndig auf den Model oder die Walze uͤbertragen laͤßt.
Hat man den Model oder die Walze mit Wachs getraͤnkt, so braucht der Druk
nicht so stark zu seyn; nach genommenem Abdruk nimmt man die kleinen
Taftstuͤke, welche an den gespannten Taft geleimt sind, vom Sieb und reinigt
das Ganze mit Terpenthinoͤhl, ehe man es bei Seite legt.
Von den verschiedenartigen Drukformen und ihrer
Anwendung.
Man kann dieselben in drei Cassen eintheilen:
1) Moͤdel oder Walzen, bei welchen das Muster ganz aus dem Holz, woraus sie
bestehen, ausgeschnitten wird;
2) Moͤdel oder Walzen, worauf der Theil, welcher drukt, in Messing
ausgefuͤhrt wird;
3) Moͤdel oder Walzen, welche verfertigt werden, um gewisse Farben in ein auf
der Walzendrukmaschine gedruktes Muster einzupassen.
Erste Classe. Wenn das Muster sich nicht wiederholt,
sticht man es ganz auf Hornpergament, macht davon Abdruͤke auf gummirten und
auf einem Sieb ausgebreiteten Taft und uͤbertraͤgt es auf den Model
mittelst einer Schraubenpresse, wie oben angegeben wurde.
Wenn sich das Muster aber wiederholt, kann man nach Umstaͤnden auf zweierlei
Art verfahren.
Man zieht Linien auf ein Blatt Papier, legt darauf ein Siel von gummirtem Taft und
leimt auf dasselbe eine hinreichende Anzahl Abdruͤke, welche auf
Stuͤke von gummirtem Taft abgezogen sind, wie es vorher erklaͤrt wurde,
oder man uͤbertraͤgt das Muster mit der Hand auf den Model, wie es
oben beschrieben wurde.
Man gravirt auf Hornpergament Linien, welche die erste Farbe oder den sogenannten
Vordruk bilden und uͤbertraͤgt die Abdruͤke mit der Hand oder
mittelst des Siebs.
Wenn der erste Model gestochen ist, traͤgt man einen Abdruk davon auf ein Sieb
von gummirtem Taft uͤber, wie es bereits erklaͤrt wurde, laͤßt
diesen Abdruk troknen, kehrt das Sieb um, so daß sich der Abdruk des ersten Models
mit der Vorderseite nach Unten befindet, wo man dann leicht diesen Abdruk durch den
Taft sehen wird; gravirt auf Hornpergament Linien, welche die zweite Farbe des
Musters (den ersten Eindruk) bilden, zieht davon einen Abdruk auf ein besonderes
Stuͤk gummirten Taft ab und leimt ihn auf das Sieb von gummirtem Taft, indem
man sich nach dem umgekehrten Abdruk des ersten Models (des Vordruks) richtet;
hierauf uͤbertraͤgt man mittelst der Presse diese Abdruͤke auf
einen anderen Model und faͤhrt so fuͤr die anderen Farben
(Eindruͤke) fort.
Man kann hiebei noch ein anderes Verfahren einschlagen, welches darin besteht, zuerst
den Vordruk zu stechen und die Abdruͤke auf den Model mit der Hand zu
uͤbertragen, dann auf dasselbe Stuͤk Hornpergament die Linien zu
graviren, welche die zweite Farbe (den ersten Eindruk) bilden, diese dann wieder auf
den Model zu uͤbertragen und so fort.
Von den Messingmoͤdeln. Wenn die Moͤdel aus
Messing verfertigt werden, muß man den Vordrukmodel vollenden, ehe man die
Eindrukmoͤdel stechen kann: fuͤr den Umriß des Vordrukmodels
verfaͤhrt man, wie es vorher angegeben wurde, und wenn er gestochen ist,
schwaͤrzt man das erhabene Muster mittelst des Tupfballens mit einer aus Leim
oder Gummi und Lampenschwarz bestehenden Farbe: waͤhrend diese
Schwaͤrze noch feucht ist, legt man ein Sieb von gummirtem Taft darauf, auf
dieses zwei oder drei Blaͤtter Papier und verschafft sich durch Pressen oder
Reiben einen Abdruk, wozu man noͤthigenfalls eine Presse anwenden kann.
Wuͤnscht man den Abdruk des ersten Messingmodels auf einen anderen Model zu
uͤbertragen, so bedient man sich einer aus Lampenschwarz und Firniß
bestehenden Schwarze, uͤbertraͤgt das Muster auf das Sieb, wie vorher,
und von dem Siebe auf den Model mittelst der Schraubenpresse. Da das Holz eines
Messingmodels nicht befeuchtet zu werden braucht, so kann man vor dem Uebertragen
eine Schichte Wachs auf den Model bringen.
Nachdem man den Abdruk des ersten Models auf das Sieb uͤbertragen hat, muß man
dieses Sieb auf die Originalzeichnung an die gehoͤrige Stelle legen und mittelst eines
Pinsels und der oben angegebenen Schwaͤrze, welche mit Terpenthinoͤhl
verduͤnnt wurde, auf den gummirten Taft die Linien zeichnen, welche den
zweiten Model (ersten Eindruk) bilden und diesen Umriß dann mittelst der Presse auf
einen Holzmodel, welcher mit Potascheloͤsung gewaschen wurde,
uͤbertragen.
Sowie der Umriß des ersten Models, nachdem er auf das Sieb abgedrukt ist, als Anhalt
fuͤr den zweiten dient, ebenso wird auf dem Siebe immer ein wenig von der
Schwaͤrze, welche den zweiten Model lieferte, zuruͤkbleiben, um dem
Zeichner fuͤr den dritten Model Anhaltspunkte zu geben, und da sich der Rest
dieser Schwarze auch noch auf den dritten Model uͤbertragen wird, so thut man
gut, um einer Verwirrung zu begegnen, den Umriß der dritten Farbe (des zweiten
Eindruks) mit rother Tinte, die mit Terpenthinoͤhl verduͤnnt ist, zu
zeichnen.
Bisweilen muͤssen zwei Messingmoͤdel mit einander einen Umriß bilden,
welcher dann durch eine andere Farbe mittelst des Holzmodels auszufaͤllen
ist. In diesem Falle betupft man einen Messingmodel mit schwarzer und den andern mit
rother Tinte, macht Abdruͤke davon auf das Sieb und uͤbertraͤgt
dieselben von dem Siebe auf einen Holzmodel, passirt uͤber denselben das
heiße Eisen und sticht dann die Zeichnung fuͤr die dritte Farbe darauf.
Moͤdel zum Einpassen der auf der Walzendrukmaschine
gedrukten Muster. Da der Zeug, nachdem er auf der Walzendrukmaschine
gedrukt wurde, seine Form veraͤndert hat, so ist in diesem Falle eine andere
Manipulation noͤthig. Durch gehoͤrige Abaͤnderung der
beschriebenen Verfahrungsarten, indem man nach Bedarf Abdruͤke auf
Hornpergament anwendet und auf das Sieb gewisse Theile mit Schwaͤrze
zeichne:, wird man sich aber immer helfen koͤnnen.
Um seine Ansichten zu erlaͤutern, waͤhlt der Patenttraͤger als
Beispiel ein Muster, wovon ein Theil gruͤn, ein zweiter blau, ein dritter
weiß und ein vierter rosenroth eingepaßt werden muß. Es ist nun klar, daß wenn man
auf Hornpergament nach der Originalzeichnung Theile zeichnen wuͤrde, welche
sich wiederholen, die Abdruͤke umgekehrt von denjenigen waͤren, wie
man sie haben mußte, um sie auf den Model zu uͤbertragen; man muß daher auf
die Originalzeichnung das Hornpergament mit seiner glatten Seite nach Unten legen,
mit dem Grabstichel die Umrisse der Zeichnung leicht auf die rauhe Seite des
Hornpergaments rizen, es umkehren und den Umriß wie gewoͤhnlich auf die
glatte Seite graviren, indem man den Umriß auf der anderen Seite des Hornpergaments
nachfaͤhrt; dann ein Stuͤk auf der Maschine gedrukten Zeuges auf eine ebene Holztafel legen
und ein Sieb von gummirtem Taft gut darauf befestigen. Hierauf gravirt man zuerst
den gruͤnen Eindruk auf das Hornpergament, und zieht davon Abdruͤke
auf den gummirten Taft, welchen man auf dem Siebe befestigt, ab, indem man dieselben
an die gehoͤrigen Stellen legt, welche von dem gedrukten Zeugstuͤke,
das man durch den gespannten Taft sieht, angezeigt werden, und
uͤbertraͤgt endlich auf einen Model fuͤr das Gruͤn. Dann
legt man das Sieb wieder auf den Zeug, und zeichnet auf den Taft von Hand mit der
Tinte die blauen Umrisse so wie die Stelle der Umrisse des weißen Theils, und
uͤbertraͤgt auf einen anderen Model fuͤr das Blau; endlich
gravirt man die rosenrothen Theile auf Hornpergament, und uͤbertragt ihre
Abdruͤke auf einen anderen Model fuͤr das Rosenroth.
In anderen Faͤllen, wo die Beschaffenheit der Zeichnung mehr Umrisse von Hand
erheischt, als im angefuͤhrten Beispiele, macht man auf dem gummirten Taft
mit Wasserfarbe kleine Merkzeichen an den Stellen, wohin die Eindruͤke
kommen, und zeichnet, indem man die Originalzeichnung unter den gummirten Taft legt,
mit dem Pinsel und der Tinte die Striche der verschiedenen Farben, indem man jede
Farbe auf ihren Model in dem Maaße, als sie auf dem Taft beendigt ist,
uͤbertragt.
Fuͤr Meubleszeuge, auf welche ein Theil des Musters mit der Maschine gedrukt
wurde, wird man mittelst des Taftsiebes und der schwarzen Tinte besonders schnell
und genau zum Zwek kommen.
Von den kleinen Bouquets. Wenn ein kleines Bouquet sich
oft wiederholt, pflegt man ein solches in Messing auszufuͤhren und es von
Hand auf einen Holzmodel aufzudruken, um dann den ganzen Model in Messing
auszufuͤhren. Der Patenttraͤger schlaͤgt vor, es zwei, vier
oder sechs Mal auf Hornpergament zu graviren und davon Abdruͤke auf die
Moͤdel zu machen, was viel schneller und genauer zu bewerkstelligen ist, weil
die Linien und Punkte fuͤr die Rapporte viel ausgedehnter sind, als bei der
jezt gebraͤuchlichen Methode.
Anwendung obiger Verfahrungsarten auf die Moͤdel
fuͤr den Tapetendruk.
Die beschriebenen Verfahrungsarten sind auch fuͤr die Moͤdel zum
Tapetendruk anwendbar; da diese Moͤdel aber viel groͤßer als die zum
Kattundruk sind, so muß man auf eine besondere Art manipuliren; nachdem
naͤmlich die Abdruͤke auf das Hornpergament gestochen sind,
uͤbertraͤgt man sie mittelst Drukerschwaͤrze, welche mit etwas
Wachs, Talg und Seife versezt wurde, auf einen lithographischen Stein, was mittelst
Rapportlinien leicht ausfuͤhrbar ist. Wenn das Muster fuͤr die
verschiedenen Drukformen vollstaͤndig ist, drukt man auf Einmal alle von dem
Stein abgezogenen Abdruͤke auf die zu stechenden Moͤdel auf. Dieses
Verfahren Muster auf lithographische Steine zu uͤbertragen kann sehr
nuͤzlich werden; wenn man naͤmlich schnell eine große Anzahl Exemplare
von einem auf Hornpergament gestochenen Muster abzuziehen wuͤnscht, kann man
davon fuͤnfzig oder hundert Abdruͤke auf eben so viele Steine bringen
und Millionen Abdruͤke erhalten, auch in einer Viertelstunde zwoͤlf
oder vierzehn Pressen in Gang sezen.