Titel: | Verbesserungen an den Rädern für Eisenbahn- und andere Wagen, worauf sich George Cottam, Ingenieur in Winsley Street in der Grafschaft Middlesex, am 5. Dec. 1837 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. LV., S. 299 |
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LV.
Verbesserungen an den Raͤdern fuͤr
Eisenbahn- und andere Wagen, worauf sich George Cottam, Ingenieur in Winsley Street in
der Grafschaft Middlesex, am 5. Dec. 1837 ein
Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Oktober
1838, S. 210.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Cottam's verbesserte Raͤder fuͤr
Eisenbahnwagen.
Meine Erfindung betrifft gewisse Methoden, die fuͤr Eisenbahnen und
Landstraßen bestimmten Wagenraͤder zu verfertigen, wonach die Schweißung der
Speichen an die Radkraͤnze leichter bewerkstelligt werden kann, als nach
irgend einer anderen der bisher gebraͤuchlichen Methoden.
An saͤmmtlichen Figuren ist a, a der
aͤußere Ring oder die Felge der Raͤder, den ich, wie man aus Fig. 1 und 2 sieht, aus
Eisenstaͤben von zweierlei Art oder zwei verschiedenen Durchschnittsformen
verfertige. In beiden Figuren sieht man naͤmlich Durchschnitte von
ausgewalzten Eisenstaͤben fuͤr Wagenraͤder, welche auf den
gewoͤhnlichen Landstraßen zu laufen haben. Der Stab, Fig. 2, unterscheidet sich
von Fig. 1 nur
in so fern, als er zwei vorspringende Rippend hat, waͤhrend man an lezterem
nur eine solche bemerkt. Welche Form die zur Verbindung der Felge mit der Nabe
dienenden Speichen auch immer haben moͤgen, so werden sie, wenn man sich der
Eisenstaͤbe Fig. 1 bedient, an die Rippe geschweißt, waͤhrend sie bei Benuzung
der Eisenstaͤbe von der in Fig. 2 ersichtlichen Form
zwischen die Rippen b, b eingeschlossen und geschweißt
werden muͤssen, wie dieß aus Fig. 1ª und Fig. 2ª
erhellt.
Aus Fig. 3 und
4 sieht
man, daß, wenn die Raͤder fuͤr Eisenbahnen bestimmt sind, der
Randvorsprung an dem dermalen gebraͤuchlichen Radkranze gebildet werden kann,
wo man dann diesen, wenn er zu einem Ringe aufgebogen worden ist, an den
aͤußeren Umfang der Felge a anlassen kann. Man
kann aber den Randvorsprung auch an den Eisenstaͤben selbst anbringen, in
welchem Falle diese jedoch so dik seyn muͤßten, daß kein Radkranz an sie
angelegt zu werden brauchte. Die in Fig. 3ª und 4ª
ersichtlichen Durchschnitte liefern Beispiele hiefuͤr. Da das Auswalzen von
Eisenstaͤben, das Aufbiegen derselben zu Kraͤnzen oder Ringen und das
Schweißen ihrer Enden hinlaͤnglich bekannt ist, und auch bei der Fabrication
der Raͤder und zu anderen Zweken haͤufig geuͤbt wird, so
brauche ich mich nicht weiter hieruͤber zu verbreiten. Dasselbe gilt auch von
dem Anlegen der
Radkraͤnze, welches an meinen Raͤdern auf dieselbe Weise geschieht,
wie an den dermalen gebraͤuchlichen Raͤdern.
In Fig. 4 sieht
man einen Durchschnitt eines Eisenbahnrades, woran a die
Felge mit ihren beiden Rippen b, b: c, c die
krummlinigen Speichen, und d einen Theil der Nabe
repraͤsentiren. Die punktirten Linien an den beschriebenen Figuren bezeichnen
die Stellung der Theile vor und nach deren Schweißung.
In Fig. 5 sieht
man ein meiner Erfindung gemaͤß gebautes Rad in zwei verschiedenen Ansichten.
Der Ring a hat hier zwei Rippen b, b, und die Speichen bestehen aus einer Reihe von Sectoren. Ich biege
den Eisenstab a in einen Ring oder Kranz auf, und lege
ihn horizontal in einen Model, so wie man sich seiner bisher zum Gießen der Naben
fuͤr Raͤder dieser Art bediente. Eiserne Model halte ich fuͤr
die zu diesem Zweke am besten geeigneten. Hierauf bringe ich die Speichen c, c an Ort und Stelle, indem ich sie zwischen die
Rippen b, b lege. Die inneren Enden der Speichen, an
welche die metallenen Naben gegossen werden, muͤssen rauh gemacht seyn. Die
uͤbrigen Theile des Models werden nach der den Gießern bekannten Methode mit
Sand ausgefuͤllt. Wenn die Nabe an die Speichen gegossen worden ist, so
werden die Speichen zwischen die Rippen b, b
eingeschlossen und eingeschweißt. Um dieß Geschaͤft zu vollbringen, steke ich
die Nabe an eine senkrechte Achse, welche auf solche Weise zwischen einer Esse und
einem Amboße angebracht ist, daß sich ein Theil des Umfanges des Rades in dem Feuer
der Esse befindet, waͤhrend sich ein anderer Theil auf dem Amboße befindet.
Man sieht diese Vorrichtung in Fig. 9, wo e die Achse, f die Esse und
g der Amboß ist. Lezterer hat eine Aufbiegung, auf
welche die zur Schweißhize erhizten Theile der Rippen und Speichen zu liegen kommen.
Die Rippen b, b werden mit Haͤmmern an die
Speichen c geschlagen, so daß zwischen ihnen eine
Schweißung zu Stande kommt. Sollte auch die Schweißung nicht vollstaͤndig
bewirkt werden, so wuͤrden doch schon durch das Anschlagen der Rippen b, b an die Speichenenden leztere auf sehr bleibende und
dauerhafte Weise an Ort und Stelle erhalten werden.
Obwohl ich angab, daß die Nabe vor der Schweißung an die Speichen gegossen werden
soll, weil hiedurch den Wirkungen der beim Abkuͤhlen der Nabe stattfindenden
Zusammensetzungen vorgebeugt wird, so binde ich mich doch keineswegs an dieses
Verfahren; und zwar um so weniger, als dieß nicht zu meiner Erfindung
gehoͤrt, sondern nach dem Gutduͤnken des Fabrikanten bewerkstelligt
werden kann. Wollte man uͤbrigens die Speichen vor dem Gießen der Nabe an den
Ring a
schweißen, so rathe
ich, den Speichen eine leichte Biegung nach Außen zu geben.
Fig. 6 zeigt
ein anderes, meiner Erfindung gemaͤß gebautes Rad, welches sich von dem Rade,
Fig. 5, in
so fern unterscheidet, als es anstatt der drei vier doppelte Speichen c hat.
Fig. 7 ist
eine weitere Modifikation, welcher gemaͤß die Speichen aus platten
Eisenstaben c, c bestehen, die gleichfalls auf die oben
angegebene Weise zwischen die Rippen b, b eingeschlossen
und eingeschweißt werden.
Fig. 8 endlich
ist noch eine andere Modification, welcher zu Folge sich an dem die Radfelge
bildenden Eisenstabe a nur eine einzige Rippe b befindet. An den Raͤdern dieser Art befindet
sich zu jeder Seite der Rippe b einer der beiden
Staͤbe c, c, aus denen hier so zu sagen die
Speiche zusammengesezt ist. Wenn die beiden Enden dieser Staͤbe c, c und auch die Rippe b,
an die sich erstere anlegen sollen, gehoͤrig erhizt sind, so ist es
fuͤr den Schmied ein Leichtes, sie durch eine Schweißung mit einander zu
verbinden. Hiebei ist es am besten, das Rad umzukehren, nachdem saͤmmtliche
Theile auf der einen Seite geschweißt worden, und dann die Schweißung auf der
anderen Seite vorzunehmen, wobei jede Verbindungsstelle gut bis zur Schweißhize
erhizt werden muß. Ich habe uͤbrigens gefunden, daß, wenn man der
Oberflaͤche des Amboßes eine Form gibt, bei der er gleichsam als ein Model
wirkt, zur Erzeugung einer vollkommenen Schweißung auch ein tuͤchtiges
Haͤmmern der einen Seite schon hinreicht. Noch sicherer und fester
faͤllt, wie den Schmieden bekannt ist, die Schweißung aus, wenn man zwischen
die schmiedeisernen Speichen c und die Rippe b duͤnne Stahlplatten legt; es ist dieß hier um
so rathsamer, als es bei einer einzigen Rippe noch weit mehr auf eine gute und feste
Schweißung ankommt. Uebrigens rathe ich selbst bei Ringen mit zwei Rippen zur
Anwendung von Stahl- oder Eisenspaͤnen zur Befoͤrderung der
Schweißung.
Fig. 10 zeigt
eine andere Einrichtung der Esse und des Amboßes. Das Rad ist naͤmlich hier
so aufgehaͤngt, daß es aus der Esse auf den Amboß gebracht werden kann. Die
Aufhaͤngungsweise erhellt aus Fig. 11, und Fig. 12 zeigt
die Befestigung des Radreifens in der zum Aufhaͤngen dienenden Vorrichtung.
Fig. 13
ist ein Grundriß des Apparates, woran f die Esse und g der Amboß ist.
Die nach den beschriebenen Methoden zusammengesezten Raͤder werden zulezt auf
der Drehebank abgedreht. Bemerken muß ich, daß ich die Speichen aus Schmiedeisen
verfertige; daß sie uͤbrigens aber auch aus Stahl gearbeitet seyn
koͤnnen. Obschon ich ferner glaube, daß es am besten sey, die Nabe
angegebenermaßen an die Speichen zu gießen, so binde ich mich doch keineswegs hieran. Ich
weiß sehr wohl, daß es bereits Eisenbahnraͤder gibt, an denen die
Raͤder an den Radkranz geschweißt sind, wie dieß namentlich an den
Patent-Eisenbahnraͤdern des Hrn. William Losh Esq. der Fall ist. Ich nehme daher
keineswegs die Schweißung der Speichen an die Radkraͤnze, noch auch das
Auswalzen von Eisenstaͤben a mit einer oder zwei
Rippen b als meine Erfindung in Anspruch; sondern
lediglich die beschriebene Anfertigungsweise der fuͤr Eisenbahnen und
Landstraßen bestimmten Raͤder mittelst Schweißung der Speichen an Rippen und
mittelst Befestigung der Speichen durch Anschließen und Anschweißen der Rippen. Ich
habe zwar die Rippen b als nach der ganzen Laͤnge
der Staͤbe a verlaufend dargestellt; allein es
ist offenbar, daß man sie auch von der Art auswalzen kann, daß nur an jenen Stellen,
an denen die Schweißung der Speichen zu geschehen hat, kurze Rippen zum Vorscheine
kommen. Nach dieser Methode verlieren jedoch die Staͤbe an Steifheit,
abgesehen davon, daß deren Erzeugung auch theurer zu stehen kommt.