Titel: | Verbesserungen in der Zersezung von Kochsalz mittelst Schwefelsäure und in der Verdichtung des dadurch entbundenen salzsauren Gases, worauf sich William Gossage, Chemiker von Stoke Prior in der Grafschaft Worcester, am 24. December 1836 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. LX., S. 313 |
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LX.
Verbesserungen in der Zersezung von Kochsalz
mittelst Schwefelsaͤure und in der Verdichtung des dadurch entbundenen salzsauren
Gases, worauf sich William
Gossage, Chemiker von Stoke Prior in der
Grafschaft Worcester, am 24. December 1836 ein
Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Dec. 1828,
S. 372.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Gossage's Apparat zur Zersezung von Kochsalz mittelst
Schwefelsaͤure.
Ich bediene mich zur Zersezung des Kochsalzes gleich anderen Fabrikanten der
Schwefelsaͤure, um Glaubersalz (schwefelsaures Natron) und gasfoͤrmige
Salzsaͤure zu erhalten. Meine Erfindung beruht in einem Apparate, welcher bei
diesem Zersezungsprocesse nicht nur reines schwefelsaures Natron gibt; sondern der
mich zugleich auch in Stand sezt, einen gewissen Theil des entbundenen salzsauren
Gases zu gewissen chemischen Arbeiten zu verwenden, ohne daß dasselbe vorher
verdichtet zu werden braucht; waͤhrend ein anderer Theil des Gases
verdichtet, von Wasser absorbirt und dadurch an der Entweichung mit dem Rauche
verhindert wird. Mein Apparat ist so eingerichtet, daß die Zersezung des Kochsalzes
durch Schwefelsaͤure in demselben Ofen zu Ende gefuͤhrt wird, in
welchem sie begonnen wurde; und daß die metallenen Theile desselben in so weit gegen
die Einwirkung des salzsauren Gases geschuͤzt sind, daß keine nachtheilige
Erzeugung von Wasserstoffgas Statt finden kann.
Mein Apparat besteht 1) aus einem verbesserten, zur Zersezung dienenden Ofen; 2) aus
einem hydraulischen Ventile von neuer Art, welches an dem Gasschlauche dieses Ofens
angebracht ist, 3) aus einer neuen Art von Verdichtungskammer, welche die Verwendung
eines Theiles des entbundenen salzsauren Gases zu verschiedenen Nuzanwendungen
zulaͤßt; 4) endlich aus einer Vorrichtung, in welcher eine weitere Menge des
salzsauren Gases von Wasser absorbirt und von dem Rauch geschieden wird, und der also zur Erzielung
von fluͤssiger Salzsaͤure dient.
Was meinen verbesserten Reverberirofen anbelangt, so sind an demselben zwei
Zuͤge oder Schlaͤuche angebracht. Den einen von ihnen nenne ich den
Rauchschlauch, weil er bald mit dem Rauchfange, bald mit meinem zweiten
Verdichtungsapparate in directe Communication gesezt wird; der zweite, den ich den
Gasschlauch nenne, steht dagegen mit meinem ersten Verdichtungsapparate in
Verbindung. Beide Schlaͤuche sind mit Registern, Ventilen oder anderen
Vorrichtungen ausgestattet, womit sie mit Leichtigkeit geschlossen oder
geoͤffnet, und also die Communication des Ofens mit dem einen oder mit dem
anderen Verdichtungsapparate, je nachdem es eben erforderlich ist, Hergestellt oder
unterbrochen werden kann. Mein Ofen ist uͤbrigens so gebaut, daß er auch als
Destillirapparat dienen kann; es sind zu diesem Zweke sowohl die Muͤndung,
bei der das Salz und die Schwefelsaͤure in den Ofen eingetragen wird, als
auch die Thuͤren der Heizstelle und der Aschengrube mit Dekeln oder Sperren
versehen, welche sich leicht handhaben lassen.
Fig. 32 gibt
eine perspektivische Ansicht dieses Ofens; Fig. 33 ist ein
senkrechter Laͤngendurchschnitt; Fig. 34 ein
Querdurchschnitt, nach der in Fig. 33 und 35
ersichtlichen punktirten Linie a, b; Fig. 35 ein horizontaler
Durchschnitt. In Verbindung mit meinem Verdichtungsapparate sieht man endlich diesen
Ofen auch in Fig.
44 und 45. An allen diesen Figuren sind zur Bezeichnung gleicher
Gegenstaͤnde gleiche Buchstaben beibehalten.
An der Feuerstelle A bemerkt man bei B die Roststangen; bei C die
Aschengrube; bei D das Gewoͤlbe; bei E den Steg: und bei G die
Sohle. Alle diese Theile beduͤrfen keiner weiteren Beschreibung, da sie ganz
dieselben sind, wie an den Oefen, deren man sich gewoͤhnlich zur Zersezung
des Kochsalzes bedient. Der Ofen ist gaͤnzlich mit einem eisernen
Gehaͤuse K, K umgeben; eine Fortsezung L, L von diesem umgibt auch den Rauchschlauch. M, M ist ein eiserner Rahmen fuͤr die
Thuͤre des Feuers und der Aschengrube. Ich baue dieses Gehaͤuse
vorzugsweise aus gußeisernen Platten von beilaͤufig einem Zoll Dike, welche
ich durch Schrauben und Randvorspruͤnge miteinander verbinde, und deren
Gefuͤge ich mittelst eines gehoͤrigen Cementes genau schließend wache.
Auch der Rahmen M besteht aus Gußeisen; es befinden sich
an ihm Ausschnitte mit Verschulterungen, die zur Aufnahme der beiden Eisenplatten
N, O bestimmt sind. Leztere dienen als
Thuͤrchen fuͤr die Feuerstelle und die Aschengrube, und werden, wenn
sie, wie Fig.
33 und 35 zeigt, in den fuͤr sie bestimmten Rahmen eingesezt worden, mir
Thon oder einem anderen Kitte verstrichen. An die Seite des Ofens ist auch ein gußeiserner Rahmen F, den man in Fig. 34 und 35 im
Durchschnitte sieht, gebolzt und gekittet. Auch dieser Rahmen hat einen Ausschnitt
mit Verschulterung, und dieser dient zur Aufnahme eines Thuͤrchens, welches
mit einer Querstange und einer Schraube befestigt wird, und mit Thon oder einem
anderen Kitte verstrichen wird. Ich nehme fuͤr dieses Thuͤrchen
vorzugsweise eine Steinplatte, in deren Mitte fuͤr den Durchgang des Stieles
eines Schuͤrers ein Loch angebracht ist. Ein zweites in dieser Platte
befindliches Loch dient zum Eintragen der Schwefelsaͤure in den Ofen. Beide
Loͤcher werden, wenn das Thuͤrchen an Ort und Stelle gebracht ist, mit
Thon oder Kitt verschlossen. Zwischen dem Mauerwerke des Ofens und dem eisernen
Gehaͤuse befindet sich ein Raum oder eine Kammer P,
P, die mit trokenem und gemahlenem Thyne, oder mit seinem Sande oder mit
einem anderen Pulver ausgefuͤllt wird. Diese Fuͤtterung muß fest in
den erwaͤhnten Zwischenraum eingedruͤkt werden, damit sie gleichsam
ein zweites Gehaͤuse um den Ofen und dessen Schlauche bilde, und damit
hiedurch die Eisenplatten gegen die Einwirkung des salzsauren Gases geschuͤzt
werden. Der Rauchschlauch H besteht aus Mauerwerk R, R, welches in feuerfesten Thon eingesezt ist.
Zwischen ihm und den Eisenplatten L, L. ist gleichfalls
ein Raum gelassen, welcher auf die angegebene Art ausgefuͤllt werden muß.
Nachdem dieser Raum beilaͤufig zwei Fuß weit uͤber den Ofen hinan
gefuͤhrt worden, weicht das Mauerwerk des Feuerzuges etwas zuruͤk, wie
man aus Fig.
33 und 45 sieht, damit auf diese Weise ein Vorsprung oder ein Siz fuͤr
den zum Verschluͤsse des Rauchschlauches dienenden Dekel oder fuͤr das
Register S gebildet wird. Um diesen Verschluß
vollstaͤndiger zu machen, kann man auch hier Thon oder einen anderen Kitt als
Verstrich anwenden. Zum Auflegen und Abnehmen dieses Dekels dient eine Oeffnung Q welche mit einem eisernen Thuͤrchen
verschlossen wird. Ueber den Dekel S hinaus theilt sich
her Rauchschlauch in zwei Schlaͤuche, von denen der eine T in meinen zweiten Verdichtungsapparat fuͤhrt
und zum Behufe seiner Eroͤffnung oder Absperrung mit einem Register U versehen ist. Der zweite Schlauch. W fuͤhrt direct in den Rauchfang und ist
gleichfalls mit einem Register X ausgestattet. Die
beiden Register bestehen aus eisernen, in Rahmen eingesteten Platten. Der Schlauch
T ist mit einem horizontalen, am besten
unterirdischen Schlauche verbunden, von dem aus eine gerade stehende Linie in den
oberen Theil meines zweiten Verdichtungsapparates fuͤhrt. Der Schlauch W ist auf irgend eine geeignete Weise mit einem
Rauchfange zu verbinden. Der Gasschlauch Y ist
gleichfalls aus Mauerwerk aufgefuͤhrt, mit einem eisernen Gehaͤuse umgeben
und so ausgefuͤttert, wie es oben bei dem Rauchschlauche angegeben worden.
Sein oberes Ende ist mit einem aus Stein gebauten Canale Z, Fig.
44 und 45, der gehoͤrig verstrichen ist, und der das salzsaure Gas an das
hydraulische Ventil V fuͤhrt, verbunden.
Fig. 36 zeigt
mein hydraulisches Ventil einzeln fuͤr sich im Perspektive. Fig. 37 ist ein
Laͤngendurchschnitt durch dasselbe. Es besteht aus einem massiven Steinbloke,
der von dem salzsauren Gase wenig oder gar nicht angegriffen wird. Die Theile oder
Vorspraͤnge b, c verschließen den Canal V, V, wenn derselbe bis zu der in Fig. 37 ersichtlichen
punktirten Linie y, z hinauf mit Wasser gefuͤllt
ist; das gegen lassen sie den Canal offen, wenn das Wasser niedriger sieht, d ist ein steinerner Dekel, welcher jene Oeffnung, die
zur Formirung des Inneren des Ventiles erforderlich ist, verschließt, und welcher
gut verstrichen wird. Der Heber e dient zum Ansaugen des
Wassers; er wird bei einem Loche eingefuͤhrt, welches seitlich bei t in den massiven Theil des Ventiles gebohrt ist, und
welches durch den kleinen Wasserbehaͤlter g mit
der Ventilkammer communicirt. Dieser Wasserbehaͤlter enthaͤlt stets so
viel Wasser, daß die Communication abgesperrt, und mithin das Entweichen von Gas
durch das Loch t verhindert ist. Dieses Loch dient auch
zum Eintragen des zum Verschluͤsse des Ventiles bestimmten Wassers. Der Heber
ist mit einem Trichter k² versehen, womit
derselbe rasch gefuͤllt und in Thaͤtigkeit gesezt werden kann. Die
Theile h, i des Ventiles sind so gebildet, daß sie eine
Verkittung zulassen, wodurch die Verbindung des Ventiles mit den steinernen
Canaͤlen z und j,
Fig. 44
und 45
gesichert wird. Leztere bestehen aus einem durchbohrten Steine.
Mein erster Verdichtungsapparat ist aus Materialien gebaut, auf welche die
Salzsaͤure weder in gasfoͤrmigem noch in fluͤssigem Zustande
eine nachtheilige Wirkung ausuͤbt. In diesen Apparat bringe ich jene
Substanzen, auf welche man das im Ofen, wie aus einem Destillirapparate entwikelte
salzsaure Gas direct wirken zu lassen gesonnen ist. Das salzsaure Gas tritt an dem
oberen Theile dieses Verdichtungsapparates ein; dagegen ist an seinem unteren Theile
solche Vorkehrung getroffen, daß das durch die Einwirkung der Salzsaͤure
erzeugte fluͤssige Product durch einen Canal abfließen kann, waͤhrend
das gasfoͤrmige Product durch einen eigenen Canal Austritt erhaͤlt. Da
dieser Verdichtungsapparat einige Modifikationen zulaͤßt, so habe ich zwei
verschiedene, obwohl auf einem und demselben Principe beruhende Anordnungen
desselben angedeutet.
Fig. 38 ist
ein senkrechter Querdurchschnitt; Fig. 39 ein horizontaler
und Fig. 40
ein senkrechter Laͤngendurchschnitt des Apparates, dessen ich mich zur Verdichtung
und Benuzung des salzsauren Gases bediene, und dem ich vor anderen Modifikationen
den Vorzug gebe, besonders wenn Substanzen in Klumpen oder Stuͤken der
Einwirkung des salzsauren Gases ausgesezt werden sollen. Er besteht aus den aus
Baksteinen aufgefuͤhrten Waͤnden k, k, die
innen mit einer steinernen Fuͤtterung I versehen
sind. Der zwischen diesen Waͤnden und der Fuͤtterung gelassene Raum
m, m ist zur Verhuͤtung des Entweichens von
Gas mit Thon ausgestampft. Am Grunde des Apparates befindet sich ein steinerner, mit
großen Kieselgeschieben gefuͤllter Trog n, der
zur Aufnahme der fluͤssigen Verdichtungsproducte dient. An dem einen dikeren
Ende dieses Troges bringe ich in schraͤger Richtung ein Loch o an, welches die Fluͤssigkeit abfließen
laͤßt, ohne zugleich auch dem Gase Austritt zu gestatten. Der zum Austritte
des Gases bestimmte Canal p ist aus Stein gebaut und mit
Thon m*, m* umgeben. Er
communicirt mit dem Verdichtungsapparate, wobei das Gas unter dem Steine q wegstroͤmt. Der Boden dieses Apparates, welcher
gegen den in der Mitte befindlichen Trog n hin sich
vertieft, ist aus den Steinplatten r, r gebaut, und ruht
auf Pfeilern. Der Zwischenraum m, m erstrekt sich von
den Seitenwaͤnden aus auch noch unter den Boden des Apparates, und wird, um
das Entweichen von Gas zu verhuͤten, durchaus gut mit Thon ausgestampft. Oben
wird der Apparat mit Steinplatten bedekt, deren Gefuͤge gut verstrichen
werden, und durch welche man, wie man in Fig. 38 bei t sieht, die Roͤhren mehrerer Trichter
einfuͤhrt. Diese Trichter sind so gebaut, daß Wasser durch sie in den
Verdichter fließen kann, und daß sie fuͤr sich selbst hydraulische Ventile
bilden, welche das Entweichen von Gas verhuͤten, wie dieß aus einem Blike auf
die Zeichnung fuͤr Jedermann erhellen wird.
Ich fuͤhre ferner durch die Deke des Verdichtungsapparates auch noch eine
Roͤhre u, durch welche man, wenn man es
fuͤr noͤthig haͤlt. Dampf einleiten kann. Das salzsaure Gas
gelangt aus dem Ofen durch den durchbohrten Stein j, der
mir dem oberen Theile des Verdichtungsapparates verbunden ist, in lezteren. Manchmal
lasse ich das Gas jedoch an den Seiten dicht an dem oberen Theile eintreten.
Gewoͤhnlich verbinde ich zwei oder mehrere Zersezungsoͤfen mit einem
einzigen Verdichtungsapparate, so daß der eine als Destillirapparat arbeitet und dem
Ofen Gas zufuͤhrt, waͤhrend der andere Ofen zur gaͤnzlichen
Zersezung des Kochsalzes verwendet wird.
Zig. 41 ist ein senkrechter und Fig. 42 ein horizontaler
Durchschnitt einer Modifikation des eben beschriebenen Apparates, der ich dann den
Vorzug gebe, wenn die Substanz, welche der directen Einwirkung des salzsauren Gases
ausgesezt werden soll, die Pulverform hat. Hier hat seine Kammer eine kreisrunde oder ovale
Gestalt; ihre aͤußeren Waͤnde sind aus Baksteinen aufgefuͤhrt
und mit eisernen Reifen verstaͤrkt. Die Fuͤtterung l besteht aus gut gebrannten, in Thon eingesehen
Baksteinen; der Raum m, m ist mit Thon ausgeschlagen. Am
Grunde nimmt die Kammer so in ihrem Durchmesser ab, daß der Behaͤlter n gebildet wird. An diesem Behaͤlter, der
gehoͤrig unterstuͤzt seyn muß, indem er die Fuͤtterung des
Verdichtungsapparates zu tragen hat, befindet sich ein Vorsprung v, v, welcher in einen anderen steinernen
Behaͤlter w hineinreicht, und durch den ein Loch
x gebohrt ist, damit die Fluͤssigkeit aus der
Kammer entweichen kann, waͤhrend das Austreten von Gas durch ebendiese
Fluͤssigkeit verhindert ist. Der fuͤr das Gas bestimmte Canal p ist aus Stein gebaut und mit Thon umkleidet, welche
Verkleidung auch bis unter den Behaͤlter n
hineinreicht, und daselbst gut eingeschlagen ist. Die aͤußere Wand k wird uͤber dem Behaͤlter w von einem starken Gewoͤlbe y aus Baksteinen oder Bruchsteinen getragen. Das
salzsaure Gas kann entweder an der Deke oder durch die Seitenwaͤnde dicht in
der Naͤhe der Deke eingeleitet werden. Die Kammer ist mit starken Steinen,
durch welche die Roͤhren von einem oder mehreren Trichtern t sezen, gedekt. Die Trichter werden am besten aus Stein
verfertigt, und sollen auch steinerne Pfroͤpfe haben. Das Pulver, welches man
der Einwirkung des salzsauren Gases aus, sezen will, wird mit Wasser vermengt
eingetragen und uͤber eine große Oberflaͤche verbreitet. Ich
fuͤlle deßhalb die Kammer hoch hinauf mit Kieselgeschieben oder anderen von
Salzsaͤure unangreifbaren Substanzen, wobei ich die groͤßten Steinchen
zu unterst in den Behaͤlter, die kleineren hingegen obenauf bringe. Wenn es
noͤthig seyn sollte, kann man durch die Roͤhre u auch Dampf in die Kammer einleiten.
Mein zweiter Verdichtungsapparat, dessen ich mich bediene, um das salzsaure Gas von
dem beigemengten Rauche zu scheiden, ist gleichfalls aus Materialien gebaut, die von
der Salzsaͤure nicht an, gegriffen werden. Er hat die Form eines Schachtes,
und wird innen mit Kieselgeschieben oder dergleichen Substanzen angefuͤllt,
und bietet daher eine sehr ausgedehnte Oberflaͤche dar, welche dadurch, daß
man Wasser uͤber sie herabtroͤpfeln laͤßt, bestaͤndig
feucht erhalten werden soll. Das aus dem Ofen kommende Gemisch von Rauch und
salzsaurem Gase tritt an dem oberen Theile des Schachtes ein, und muß, da sich nur
unten eine Oeffnung befindet, bei der es entweichen koͤnnte, durch die
zwischen den Kieseln befindlichen Zwischenraͤume dringen, und dabei
bestaͤndig mit der nassen Oberflaͤche in Beruͤhrung kommen.
Dieses Durchstroͤmen des Gemisches wird noch dadurch befoͤrdert, daß
die Austrittsoͤffnung in einen stark ziehenden Rauchfang muͤndet. Das
Produkt der Verdichtung laͤuft in einem eigenen Canale ab.
Fig. 43 ist
ein senkrechter Durchschnitt dieses meines zweiten Verdichtungsapparates. Der
Schacht kann kreisrund oder anders geformt seyn; er soll oben gegen 8, unten gegen
10 Fuß Durchmesser bei 30 Fuß Hoͤhe haben. Ein Apparat von diesen Dimensionen
ist auf beide Modifikationen meines oben beschriebenen ersten Verdichtungsapparates
anwendbar. Die aͤußeren, aus Bak- oder Bruchsteinen
aufgefuͤhrten Waͤnde A, A sind mit
eisernen Reifen verstaͤrkt. Die Fuͤtterung B,
B besteht aus gut gebrannten Baksteinen, welche in Thon oder Sand anstatt
in Moͤrtel eingebettet sind, und radienartig von dem Mittelpunkte auslaufen.
Der zwischen den aͤußeren Waͤnden und der Fuͤtterung gelassene
Raum C, C wird zur Verhuͤtung des Entweichens von
Gas gut mit Thon ausgeschlagen. Der Boden des Schachtes bildet ein umgekehrtes
Gewoͤlbe, und eine aͤhnliche Form hat auch die Fuͤtterung,
welche auf Pfeilern ruht, und um die ringsherum Raum fuͤr die Thonmasse
gelassen ist. In der Mitte des Bodens befindet sich ein ausgehoͤhlter
Steinblok E, E, durch den ein fuͤr den Ausfluß
der verdichteten Fluͤssigkeit bestimmtes Loch F
gebohrt ist. Dieses Loch fuͤhrt in den Behaͤlter G. Die groͤßeren Kieselgeschiebe soll man in dem
Schachte zu unterst legen, weiter hinauf soll deren Groͤße immer mehr und
mehr abnehmen. Der Wasserbehaͤlter, der das Wasser liefert, womit die
Oberflaͤche im Schachte naß erhalten wird, befindet sich bellt, und von ihm
laufen die Roͤhren l, l aus. Der Scheitel des
Schachtes wird mit Steinen eingedekt und gut mit Kitt verstrichen. Die von dem Boden
des Wasserbehaͤlters auslaufenden bleiernen Roͤhren l, l sezen durch diese Deke, sind an dem unteren Ende
verstopft und an den oberen Enden zur Verhuͤtung des Gasaustrittes mit
umgestuͤrzten Schaͤlchen bedekt. Das Wasser entweicht durch kleine, in
die Seiten ihrer unteren Enden gebohrte Loͤcher auf die Geschiebe im
Schachte. Das aus salzsaurem Gase und Rauch bestehende Gemisch tritt durch den
Schlauch K, der mir dem horizontalen, von dem
Rauchschlauche T, Fig. 45,
herfuͤhrenden Canale verbunden ist, in den Schacht ein; der Rauch entweicht
durch den Schlauch L, der direct mit dem Schornsteine
communicirt, damit der gehoͤrige Zug im Schachte unterhalten wird.
Ich will nun angeben, wie mein Verfahren geleitet wird, mit Hinweisung auf Fig. 44 und
45, wo
man meinen verbesserten Ofen mit dem ersten meiner Verdichtungsapparate in
Verbindung gebracht sieht. Fig. 45 ist ein
senkrechter Durchschnitt durch den Ofen und durch die Rauchschlauche mit ihren
Registern, so wie auch durch das hydraulische Ventil des Gasschlauches. Fig. 44 ist ein anderer
senkrechter Durchschnitt durch den Ofen, den Gasschlauch, das Ventil und den
Verdichtungsapparat.
Wenn das innere Mauerwerk des Ofens bis auf den gehoͤrigen Grad gehizt worden
ist, nehme ich das Feuer aus der Feuerstelle, und schließe sowohl die
Muͤndungen der Feuerstelle als auch die Aschengrube mit den dazu
gehoͤrigen Thuͤrchen und mit Kitt. Dann trage ich eine
gehoͤrige Menge Kochsalz in den Ofen ein, und wenn die Oeffnung, bei der dieß
bewerkstelligt wurde, verschlossen worden, so trage ich auch die
Schwefelsaͤure ein. Hiebei bleibt der Rauchschlauch geschlossen, der aus dem
Ofen in den ersten Verdichtungsapparat fuͤhrende Gasschlauch hingegen
geoͤffnet. Die Wirkung der Schwefelsaͤure auf das Kochsalz wird durch
die Hize des Mauerwerkes unterstuͤzt. Das durch die Zersezung des Kochsalzes
frei werdende salzsaure Gas geht durch den Gasschlauch und das hydraulische Ventil
in meinen ersten Verdichtungsapparat uͤber; und waͤhrend d!eß vor sich
geht, dient der Ofen als ein geschlossener Destillirapparat, in welchem das Gemenge
aus Kochsalz und Schwefelsaͤure von Zeit zu Zeit mit einer Rakel
umgeruͤhrt wird. Wenn nach beilaͤufig einer Stunde die Austreibung von
salzsaurem Gase aufhoͤrt, so sperre ich die Communication zwischen dem Ofen
und meinem elften Verdichtungsapparate ab, und oͤffne dafuͤr die
Register und Thuͤrchen der Feuerstelle und der Aschengrube, die
Eintragmuͤndungen, den Rauchschlauch und die Communication zwischen diesem
und meinem zweiten Verdichtungsapparate; dagegen sperre ich die directe
Communication zwischen dem Rauchschlauche und dem Schornsteine ab. Hierauf feuere
ich den Ofen abermals, um durch Verstaͤrkung der Hize noch eine weitere Menge
salzsauren Gases aus dem Gemische von Kochsalz und Schwefelsaͤure
auszutreiben. Dieses Gas gelangt mit dem Rauche vermengt in meinen zweiten
Verdichtungsapparat, in dessen Schacht der groͤßere Theil des Gases von dem
darin befindlichen Wasser absorbirt wird, um endlich als fluͤssige
Salzsaͤure aus dem Schachte abzufließen. Ich lasse das aus Rauch und Gas
bestehende Gemisch so lange aus dem Ofen in den Verdichtungsschacht
uͤbergehen, bis das aus Kochsalz und Schwefelsaͤure bestehende Gemenge
ganz troken geworden ist, wo ich dann, den direct von dem Rauchschlauche in den
Schornstein fuͤhrenden Canal W oͤffne, und
dafuͤr die Communication T mit meinem zweiten
Verdichtungsapparate absperre. Auf diese Weise wird ein directer Zug zwischen dem
Ofen und dem Schornsteine hergestellt, in Folge dessen eine rasche Verbrennung des
Brennmateriales und durch die hiedurch gesteigerte Hize werden die lezten Antheile
von Salzsaͤure aus dem Kochsalze ausgetrieben. Der Ofen arbeitet waͤhrend
dieser lezteren Zeit wie ein gewoͤhnlicher Reverberir- oder Brennofen.
Waͤhrend dieses Theiles der Operation steigert sich die Hize des Mauerwerkes
im Ofen auf einen solchen Grad, daß unmittelbar, nachdem das als Ruͤkstand in
ihm verbliebene schwefelsaure Natron ausgeleert worden, eine neue Menge Kochsalz
eingetragen und die Operation von Vorne begonnen werden kann.
Bei der Benuzung des salzsauren Gases, welches entwikelt wird, so lange der Ofen noch
mehr als Destillirapparat arbeitet, richtet sich das Verfahren natuͤrlich
nach den Substanzen, auf welche man das salzsaure Gas in dem ersten
Verdichtungsapparate einwirken lassen will. Soll er z.B. zur Erzeugung von
kohlensaurem Gase verwendet werden, so fuͤlle ich meinen ersten
Verdichtungsapparat mit Kalkstuͤken, welche ich mit Wasser befeuchtet
erhalte. Die durch das Wasser verdichtete Salzsaͤure verbindet sich mit dem
Kalke zu salzsaurem Kalke, und es entweicht dafuͤr kohlensaures Gas, welches
man durch einen eigenen Canal austreten lassen kann. Soll das salzsaure Gas zur
Erzeugung von Chlor und durch Einwirkung von diesem auf Braunstein zur Fabrication
von salzsaurem Mangan verwendet werden, so trage ich in meinen ersten
Verdichtungsapparat Braunstein ein, indem ich ihn mit den Kieselgeschieben oder mit
solchen Substanzen vermenge, die dem Gase den Durchgang sichern und dabei selbst
nicht von ihm angegriffen werden. Zugleich lasse ich an dem oberen Theile des
Verdichtungsapparates so viel heißes Wasser oder Dampf eintreten, als zur
Aufloͤsung des durch die Einwirkung des salzsauren Gases auf den Braunstein
gebildeten salzsauren Mangans erforderlich ist. Die Aufloͤsung des lezteren
erhalte ich auf einer so hohen Temperatur, daß keine Absorption von Chlor
moͤglich ist. Die Salzaufloͤsung und das Chlor treten bei
verschiedenen Muͤnduͤngen aus dem Apparate, und koͤnnen beide
einzeln zu weiteren Zweken aufgefangen werden. Will man das salzsaure Gas auf
pulverfoͤrmige Substanzen wirken lassen, so fuͤlle ich meinen ersten
Verdichtungsapparat mit Kieselgeschieben oder anderen von der Salzsaͤure
unangreifbaren Substanzen, ruͤhre das Pulver mit Wasser an, und lasse es in
diesem Zustande uͤber die Oberflaͤche der Kieselgeschiebe verbreiten,
damit es in einer sehr ausgedehnten Oberflaͤche der Einwirkung des salzsauren
Gases ausgesezt werde. Wenn es noͤthig ist, und um eine hoͤhere
Temperatur zu unterhalten, leite ich zuweilen auch Dampf in den
Verdichtungsapparat.