Titel: | Chemische Untersuchung der im Hohosenschachte sich bildenden Gase. |
Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. LXI., S. 321 |
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LXI.
Chemische Untersuchung der im Hohosenschachte
sich bildenden Gase.
Chemische Untersuchung der im Hohosenschachte sich bildenden
Gase.
Die großherzogl. hessische Oberbergdirection hat Hrn. Dr.
R. Bunsen in
Cassel beauftragt, die im Hohofenschachte sich bildenden
Gase zu untersuchen, und derselbe theilt die vorlaͤufig erhaltenen Resultate,
welche fuͤr die Theorie und den praktischen Betrieb des Hohofenprocesses sehr
wichtig sind, in Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, Bd.
XLV. S. 339 folgendermaßen mit:
Ich habe die Producte dieses großen Reductionsprocesses vermittelst eines sehr
einfachen Apparates aus allen Teufen des Ofens in hermetisch verschlossenen
Glasroͤhrchen aufgesammelt, und so Schritt fuͤr Schritt die
Zersezungserscheinung im Kernschachte bis in das Gestell hinab verfolgen
koͤnnen. Ohne Sie fuͤr jezt mit den uͤbrigens nicht
uninteressanten und zum Theil sehr unerwarteten theoretischen Ergebnissen
aufzuhalten, die sich aus den bereits angestellten Versuchen schon ergaben, erlaube
ich mir. Ihnen nur beilaͤufig ein rein praktisches Resultat mitzutheilen, das
vielleicht einer vorlaͤufigen Bekanntmachung nicht unwerth ist. Die
Untersuchung der unter der ersten Gicht der im Beckerhagener Hohofen, welcher mit
erhizter Luft betrieben wird, aufgesammelten Gase hat naͤmlich folgende
Zusammensezung ergeben:
Textabbildung Bd. 71, S. 321
Zusammensetzung dem Vol. nach;
Zusammensezung dem Gewicht nach; In den Gasen verbrannt enthaltener Sauerstoff;
Zur vollstaͤndigen Verbrenn. noch noͤthiger Sauerstoff; Stikstoff;
Kohlenoxyd; Kohlensaͤure; Wasserstoff; Kohlenwasserstoff
Da die in 100 des Gasgemenges enthaltene Kohle 44,78, die Gasarten selbst aber 18,9
Sauerstoff zu ihrer voͤlligen Verbrennung zu Kohlensaͤure erfodern, so
ergibt sich, dem Welter'schen Geseze zufolge, die
wichtige Thatsache, daß mindestens (18,9 ×
100)/44,78 = 42 Proc. des angewandten Brennmaterials, das sich auf die einfachste
Art noch realisiren laͤßt, bisher bei dem Hohofenbetriebe gaͤnzlich
unbenuzt verloren gegangen ist. Die Leichtigkeit, mit welcher sich diese Gase, den
Versuchen zufolge, selbst auf weite Erstrekungen fortleiten und als Brennmaterial benuzen
lassen, verspricht sehr wichtige Vortheile fuͤr das Eisenhuͤttenwesen
und aͤhnliche metallurgische Processe. Hr. Huͤtteninspector Pfort am kurfuͤrstl. Eisenwerke in Beckerhagen ist
bereits mit Versuchen im Großen beschaͤftigt, um dieses bisher verlorene
Brennmaterial zum Betriebe eines Holzverkohlungsofens und einer Dampfmaschine zu
verwenden. Wir haben uns zu einer gemeinschaftlichen Untersuchung vereinigt, um
diesen Gegenstand in praktischer Beziehung in seinem ganzen Umfange zu
bearbeiten.