Titel: | Apparat zum Heizen von Kirchen, Magazinen, Kaufläden, Fabriken, Treibhäusern, Wagen und anderen zu heizenden Orten, und verbessertes Brennmaterial für diesen Apparat, worauf sich Thomas Joyce, Gärtner in Camberwell New Road in der Grafschaft Surrey, am 16. December 1837 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. LXXIV., S. 392 |
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LXXIV.
Apparat zum Heizen von Kirchen, Magazinen,
Kauflaͤden, Fabriken, Treibhaͤusern, Wagen und anderen zu heizenden Orten,
und verbessertes Brennmaterial fuͤr diesen Apparat, worauf sich Thomas Joyce, Gaͤrtner
in Camberwell New Road in der Grafschaft Surrey, am 16. December 1837 ein Patent ertheilen ließ.Bei dem Vielen, was uͤber den Heizapparat des Hrn. Joyce geschrieben
worden; bei den widersprechenden Urtheilen, welche Techniker sowohl als Gelehrte
daruͤber faͤllten, und die wir unsern Lesern seiner Zeit in unserm
Journale vorlegten, finden wir fuͤr gut, auch das Patent in seiner
urspruͤnglichen Fassung in Deutschland zu veroͤffentlichen. A. d.
R.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Decbr.
1838, S. 354.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Ueber Joyce's Ofen.
Mein Heizapparat besteht in einem eigenthuͤmlich gebauten Ofen, in dem man die
Verzehrung des Brennstoffes reguliren kann, um dadurch die Temperatur des zu heizenden Ortes auf einen
beliebigen Grad zu bringen. Mein Brennmaterial besteht in Holzkohle, welche zum
Behufe ihrer Reinigung eine eigene chemische Zubereitung erlitten.
Sowohl das Aeußere als das Innere meines Ofens laͤßt einige kleine
Modificationen zu. Das Wesentliche beruht darauf, daß die Oeffnungen am Grunde,
durch welche die zur Unterhaltung der Verbrennung dienende Luft Zutritt bekommen
soll, eine beschraͤnkte Groͤße haben, und daß die am Scheitel
befindlichen Oeffnungen, welche den aus den brennenden Kohlen entwikelten
Duͤnsten Ausgang gestatten, einer Adjustirung faͤhig sind,
gemaͤß welcher die Verbrennung regulirt werden kann. Die innerhalb der Oefen
angebrachten Roͤhren und Canaͤle, welche zum Durchgange der zu
erwaͤrmenden Luft bestimmt sind, lassen sich sowohl der Form als der Richtung
nach unendlich modificiren; denn das Wesentliche des Ofens liegt, wie gesagt, in den
Mitteln, womit man die Verbrennung so reguliren kann, daß nie mehr als eine
bestimmte Menge Brennstoff innerhalb einer bestimmten Zeit verzehrt werden kann, und
womit sich zugleich auch die Menge der entwikelten Hize reguliren laͤßt.
Die einfachste Bauart meines Ofens sieht man in Fig. 20, welche einen
senkrechten Durchschnitt durch die Mitte eines glatten cylindrischen Ofens
vorstellt. Fig.
21 gibt eine aͤußere Ansicht eben desselben Ofens. Die
cylindrischen Waͤnde des Ofens a, a bestehen hier
aus Eisenblech; sein Boden b dagegen aus Gußeisen. Oben
ist ein beweglicher Dekel c in den Cylinder eingepaßt;
und an diesem Dekel befindet sich ein Regulirschieber d,
in welchem nach Art des gewoͤhnlichen Luftventiles Oeffnungen angebracht
sind. In ein am Boden des Ofens befindliches kreisrundes Loch v ist ein umgestuͤrzter Kegel e
eingesezt, und durch diesen Kegel sind mehrere kleine Loͤcher gebohrt, durch
welche Luft in den unteren Theil des Cylinders eindringen kann. Außerdem kann man
nebst diesem durchbohrten Kegel oder an seiner Statt kleine Luftloͤcher durch
den Boden oder rund um den unteren Theil des Cylinders bohren. Ein Ring f, f, in welchem sich mehrere Oeffnungen befinden,
bildet den Fuß des Ofens, der aber uͤbrigens eben so gut auch auf drei oder
mehreren Fuͤßen stehen kann.
Fig. 22 zeigt
einen auf dieselbe Art gebauten, aber verzierten Ofen fuͤr ein Empfangszimmer
oder irgend ein anderes besser eingerichtetes Gemach. Fig. 23 ist ein
Durchschnitt dieses Ofens, der aus Eisen, Messing, Kupfer oder mehreren dieser
Metalle zusammengesezt seyn kann. Auch hier sieht man in den Boden dem durchbohrten
Kegel e eingesezt, an den die zur Unterhaltung der
Verbrennung bestimmte Luft durch die Roͤhre g
geleitet wird. Wenn es fuͤr noͤthig erachtet wird, kann man an dem Piedestale
oder seitlich zum Behufe des Zutrittes der Luft auch noch andere Loͤcher
durch die Waͤnde z, z des Cylinders bohren. Das
Schiebventil d befindet sich hier an dem
kuppelfoͤrmigen Dekel d. Es kann leicht
aufgezogen oder niedergedruͤkt werden, um die Oeffnung, durch welche die bei
der Verbrennung entwikelten Duͤnste entweichen, zu oͤffnen oder zu
schließen. Da diese Duͤnste geruchlos sind, so laͤßt man sie in das
Gemach austreten, wo sie zur Erwaͤrmung desselben beitragen.
Der gemaͤß Fig. 20 und 21 gebaute Ofen
laͤßt sich auch in ein einfaches oder verziertes Gehaͤuse bringen, wie
man ein solches in Fig. 24 bei h, h im Durchschnitte sieht.
Dieses Gehaͤuse oder dieser Mantel bildet einen Luftcanal j, j, der am Grunde bei x, x
zum Theile offen ist. Die Luft erwaͤrmt sich auf dem Durchgange durch diesen
Canal, und entweicht dann bei den in der Kuppel angebrachten Loͤchern
zugleich mit den bei der Verbrennung entwikelten Duͤnsten. Dieses
aͤußere Gehaͤuse kann beliebige Formen und Verzierungen bekommen, da
es nicht auf die Form des Luftcanales ankommt, wenn nur die Verzehrung des
Brennstoffes im Ofen beschriebenermaßen gehoͤrig regulirt werden kann.
Fig. 25 zeigt
einen etwas modificirten Ofen, an welchem durch das in seinem Inneren befindliche
entzuͤndete Brennmaterial Luftroͤhren gefuͤhrt sind, die einen
Theil der ausstrahlenden Waͤrme verbreiten. Fig. 26 ist ein
Durchschnitt dieses Ofens. Die zur Unterhaltung der Verbrennung dienende Luft tritt
durch den umgekehrten Kegel e am Boden und durch die
kleinen, unten durch die Seitenwaͤnde des Cylinders gebohrten Loͤcher
x, x ein. Oben am Scheitel wird der Zug mittelst des
Schiebventiles a regulirt. Die Roͤhre g, welche mitten durch das Fußgestell gefuͤhrt
ist, fuͤhrt sowohl dem Brennstoffe, als den Luftroͤhren i, i, i, und den aͤußeren Canaͤlen j, j Luft zu. Die Luft nimmt auf dem Durchgange durch
die Roͤhren i, i, i, die aus deren Innerem
ausstrahlende Waͤrme auf, und entweicht erwaͤrmt durch Oeffnungen in
dem Gehaͤuse, ohne daß sie sich mit den bei der Verbrennung entbundenen
Duͤnsten vermengt hat. Die in dem aͤußeren Canale j, j emporsteigende Luft gelangt in die Kuppel des
Gehaͤuses, und entweicht aus dieser zugleich mit den durch die Verbrennung
erzeugten Duͤnsten, um mit diesen zur Erwaͤrmung des Gemaches
beizutragen.
Fig. 27 ist
ein in der Haͤlfte der Hoͤhe genommener horizontaler Durchschnitt des
Ofens mit seinem Gehaͤuse. Fig. 28 zeigt den Ofen
von Oben mit abgenommenem Dekel, damit sein Inneres sichtbar ist. Man sieht hier das
mit Wasser gefuͤllte Gefaͤß k, welches in
Fig. 26
im Durchschnitte angedeutet ist, und welches ich in der Absicht anbringe, um durch langsame
Verduͤnstung des Wassers der erwaͤrmten Luft zugleich auch den
gehoͤrigen Grad von Feuchtigkeit mitzutheilen.
In sehr kleinen Gemaͤchern, sowie in Schlafzimmern rathe ich, im Falle man von
den bei der Verbrennung entbundenen Duͤnsten irgend eine nachtheilige Wirkung
befuͤrchten sollte, oben am Ofen eine ganz kleine Roͤhre anzubringen,
welche das Ventil auf die aus Fig. 29 ersichtliche,
oder auch auf irgend eine andere Weise umgibt, und welche durch die Wandverkleidung,
durch das Fenster oder irgend anderswo austritt. Ich bringe in diesem Falle unter
dem Ofen zum Behufe der Regulirung des Luftzutrittes ein Schiebventil an, welches
uͤbrigens aber auch in der Roͤhre seinen Plaz finden kann. Hier
geschieht also die Heizung lediglich durch Ausstrahlung; uͤbrigens ist diese
Vorsicht selten noͤthig, da kein Gemach luftdicht schließt, und da, wenn mein
verbesserter, mit der praͤparirten Kohle geheizter Ofen ja einen Dunst
erzeugt, den man fuͤr schaͤdlich halten koͤnnte, dessen
Quantitaͤt jedenfalls so gering ist, daß er unmoͤglich einen Nachtheil
bringen kann.
Will man sich des einen oder des anderen der hier beschriebenen Oefen bedienen, so
entzuͤnde man eine Schaufel voll praͤparirten Brennmateriales in einem
gewoͤhnlichen Ofen, und bringe es, wenn es uͤber und uͤber
gluͤht in den Ofen, um diesen dann vollends mit kaltem praͤparirten
Brennstoffe zu fuͤllen. Wenn man hierauf das am Scheitel des Ofens
befindliche Ventil oͤffnet, so wird die Verbrennung langsam und
regelmaͤßig von Statten gehen und mehrere Stunden andauern, ohne daß man
irgend eine Aufmerksamkeit darauf zu verwenden haͤtte. Das Brennmaterial
senkt sich in dem Maaße, als es verzehrt wird, in Folge seiner eigenen Schwere
herab; der umgekehrte Kegel verhindert die Verstopfung der Luftcanaͤle durch
Ansammlung von Asche und Staub, und ebenso auch das Herausfallen dieser Stoffe aus
dem Ofen. Der Grad, in welchem man das erwaͤhnte Ventil oͤffnet oder
schließt, bedingt den Gang der Verbrennung des Brennmateriales im Ofen und mithin
auch den Grad der Waͤrme, den dieser gibt. Hat die Verbrennung eine gewisse
Zeit uͤber gedauert, so traͤgt man frischen Brennstoff nach; man hat
jedoch vorher die Asche und den Staub auszuleeren, indem man den Ofen
umstuͤrzt. Hat der Ofen eine etwas bedeutende Groͤße, so kann man an
dessen Boden einen offenen Rost anbringen, damit durch diesen die Asche in einen an
dem unteren Theile befestigten luftdicht schließenden Behaͤlter falle.
Der zweite Theil meiner Erfindung betrifft die Zubereitung der Holzkohle, wobei ich
der Eichen- und Birkenkohle den Vorzug gebe.
Diese Zubereitung besteht darin, daß ich die Kohle zum Rothgluͤhen bringe, und
sie entweder vor oder nach dem Gluͤhen mit Aufloͤsungen von
aͤzenden oder kohlensauren Alkalien oder alkalischen Erden befeuchte. Ich
ziehe vor, dieses nach dem Ausgluͤhen der Kohle zu thun. Wenn ich die Kohle
vor dem Ausgluͤhen beneze, so weiche ich sie in eine Aufloͤsung von
kohlensaurem Natron oder anderen derlei Alkalien oder alkalischen Erden, wozu ich
auf 12 Gallons Wasser gegen 3 Pfd. kohlensaures Natron oder eine aͤquivalente
Menge des sonstigen alkalischen Salzes nehme. Ich binde mich uͤbrigens
durchaus nicht an dieses Verhaͤltniß, da dasselbe sowohl nach der
Guͤte und Beschaffenheit des angewendeten Salzes, als auch nach der Natur des
angewendeten Wassers ein verschiedenes seyn muß. So wird z.B. hartes Wasser eine
groͤßere Menge Zusaz erfordern als weiches. Ich gab bisher der im Handel
vorkommenden kaustischen Soda oder dem krystallisirten kohlensauren Natron den
Vorzug; allein ich fand, daß andere Alkalien, und namentlich Kalk, eben so gute
Dienste leisten. Die auf die angegebene Art gesaͤttigte Kohle lasse ich ganz
oder beinahe troknen, worauf ich sie in einem Ofen brenne oder ausgluͤhe.
Nenn die Kohle nicht vor dem Ausgluͤhen benezt worden, so geschieht dieß nach
demselben waͤhrend des Abkuͤhlens und zwar mit einer
Aufloͤsung, welche in den oben angegebenen Verhaͤltnissen bereitet
worden. Ich brauche kaum zu bemerken, daß sie, bevor man sich ihrer bedient, wieder
getroknet werden muß.
Der zum Ausgluͤhen der Kohle dienende Ofen kann auf gewoͤhnliche Art
gebaut seyn, wenn er nur einen zur Regulirung des Zuges bestimmten Daͤmpfer
hat. Der Ofen, in welchem ich dieses Ausgluͤhen bewerkstellige, und den man
aus den Durchschnitten Fig. 30 und 31 sieht, hat
zum Theile die Form eines Bakofens. Wenn die Kohle in diesem Ofen zum
Rothgluͤhen gekommen ist, so schiebe ich den Daͤmpfer am Feuerzuge
vor, damit keine weitere Verbrennung stattfinden kann. Endlich bringe ich die Kohle
in luftdicht schließende Kuͤhlgefaͤße, in denen ich sie unter
Verhuͤtung des Luftzutrittes abkuͤhlen lasse. Nach dem Erkalten kann
sie sogleich in Gebrauch kommen.
Ich binde mich, was die Form und Groͤße der Oefen betrifft, durchaus an keine
bestimmte Norm; leztere kann von der Groͤße eines Quartkruges fuͤr
Oefen, welche zum Heizen von Wagen bestimmt sind, bis zu jeder zum Heizen von
Kirchen u. dgl. noͤthigen Groͤße wechseln. Eben so wenig binde ich
mich an die Regulirung der Verbrennung durch einen am Scheitel des Ofens
angebrachten Schieber, da man diese Regulirvorrichtung auch am Grunde des Ofens,
oder sowohl oben als unten benuͤzen kann.
Anhang.
Unsere Leser haben somit die Originalbeschreibung dieser Oefen in Haͤnden, von
denen die Erfinder nichts weniger als eine gaͤnzliche Revolution in den
Heizmethoden aller Orte und Laͤnder erwarteten, waͤhrend doch an der
ganzen Erfindung weder in mechanischer, noch in chemischer Beziehung etwas von
besonderem Welche zu entdeken ist. Sie werden sich an die Ausspruͤche
erinnern, welche Everitt in England und Gay-Lussac in Frankreich (polytechn. Journal Bd. LXVIII. S. 386 und 391) uͤber diese Oefen thaten, und wie
diese beiden Gelehrten darauf aufmerksam machten, daß dieselben nur dann als
fuͤr die Gesundheit unschaͤdlich betrachtet werden koͤrnen,
wenn man die Producte der Verbrennung nicht in das der Heizung unterliegende Gemach
eintreten laͤßt, sondern vielmehr sorgfaͤltig aus ihnen ableitet. Sie
werden sich ferner erinnern, welche gegentheiligen, den Patenttraͤgern weit
guͤnstigeren Meinungen die beiden Professoren der Chemie, J. T. Cooper und Dr. Brande, seiner
Zeit aͤußerten (polyt. Journal Bd. LXIX. S.
282). Wir haben dem Streite, der seither in mehreren englischen
Blaͤttern groͤßten Theils anonym und mit geringem Aufwande an
wissenschaftlichen Kenntnissen und ohne Anfuͤhrung von Thatsachen, welche als
Belege dienen konnten, gefuͤhrt wurde, keine weitere Folge gegeben, theils
weil wir der Bekanntmachung der Patentbeschreibung entgegensahen, theils weil wir
nicht zweifelten, daß der Winter, als einer der besten Pruͤfsteine
fuͤr die Tauglichkeit der Heizmethoden, Thatsachen liefern wuͤrde.
Lezteres ist denn auch bereits auf eine Weise, die zu einer Gerichtsverhandlung
Anlaß gab, eingetreten, so daß wir es nicht fuͤr unpassend halten, dem
Patente hier einen kurzen Auszug aus diesen freilich nichts weniger als den
Gegenstand erschoͤpfenden Verhandlungen anzuhaͤngen.
Am 19. Novbr. 1838 versammelte sich naͤmlich eine Jury, um uͤber die
Todesart des 64 jaͤhrigen J. Trickey, welcher in
der St. Michaels Kirche in dem von einem Joyce'schen Ofen
verbreiteten Dampfe erstikt seyn sollte, abzuurtheilen. Der fragliche Ofen ward
Samstag Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr zum Behufe der Heizung der Kirche in deren
mittleren Gang gestellt worden, und der Verungluͤkte als Waͤchter zu
demselben bestellt. Als man Sonntag Morgens zwischen 6 und 7 Uhr in die Kirche trat,
fand man diese mit schwefligem Dampfe erfuͤllt und den Genannten in dem
mittleren Gange ungefaͤhr 1 1/2 Yards von dem Ofen entfernt entseelt auf
seinem Angesichte liegen. Waͤhrend der Nacht hatten auch zwei Gaslampen in
der Kirche gebrannt, von denen man jedoch keinen Geruch bemerkte.
Von den fuͤnf Aerzten, welche den Tobten untersuchten, erklaͤrten vier,
daß derselbe an Schlagfluß gestorben sey, und nur einer behauptete, daß der Tod
durch Einathmen schaͤdlicher Daͤmpfe erfolgt sey.
Hr. Harper gab an, daß das
Brennmaterial, womit man den Ofen heizte, praͤparirt wurde, indem man es mir
etwas krystallisirtem kohlensaurem Natron besprengte, hierauf zum Weißgluͤhen
erhizte, dann auf Daͤmpfer schaffte, es abermals mir dem angegebenen Salze
besprengte, wo es dann nach dem Abkuͤhlen zum Gebrauche geeignet war. Er
bemerkte, daß er sowohl sein Comptoir als sein Schlafzimmer mit einem seiner Oefen
heize, und daß er sich sehr wohl dabei befinde. – Mehrere Anwesende
aͤußerten sich gleichfalls guͤnstig fuͤr die neuen Oefen; da
jedoch unter den Gliedern der Jury große Meinungsverschiedenheit herrschte, so
verschob man die Untersuchung um einige Tage.
An dem anberaumten Tage erklaͤrte der Kronbeamte, daß er auf Verlangen des
Hrn. Harper Befehl gegeben
habe, in der Kirche bei verschlossenen Thuͤren einen der fraglichen Oefen von
5 Uhr Morgens bis Abends 6 Uhr zu heizen, um nach 13stuͤndiger Heizung die
Luft in der Kirche untersuchen zu koͤnnen. Leider ward dieser Versuch
fuͤr die Jury zu Nichte gemacht, weil man die Kirchenthuͤren schon
fruͤher geoͤffnet Halle, um die HHrn. Cooper, Brande und Dr.
Golding Bird einzulassen.
Dr. Golding Bird gab hienach
in den Times folgende Erklaͤrung: „Als ich gegen 4 Uhr Nachmittags
mit den Kirchendienern in die Kirche trat, fand ich in dem mittleren Gange in
der Naͤhe des Bodens eine Luftschichte, welche so viel
Kohlensaͤure enthielt, daß sie Jedem, der sich in liegender Stellung ihr
aussezte, aͤußerst nachtheilig und selbst toͤdtlich werden mußte.
Die waͤhrend der Verbrennung der Holzkohle entwikelte Kohlensaͤure
hatte, indem sie bei den Oeffnungen des Ofens entwich, ihren Waͤrmestoff
an die sie umgebende atmosphaͤrische Luft abgetreten, und mußte, indem
sie specifisch schwerer wurde, zu Boden sinken. Hr. Cooper im Gegentheile behauptete, daß die
Kohlensaͤure, indem sie auf einen bedeutenden Grad erhizt waͤre,
gegen die Deke emporgestiegen seyn muͤßte, und daß man daselbst die
groͤße Menge davon finden muͤßte, waͤhrend sie in den
unteren Regionen durch allmaͤhliche Vermischung mit der
atmosphaͤrischen Luft in so hohem Grade verduͤnnt waͤre,
daß sie gaͤnzlich unschaͤdlich ist. Er nahm keine Proben der in
der Naͤhe des Bodens befindlichen Luft, welche meiner Ansicht nach die
groͤßte Menge Kohlensaͤure enthalten mußte. Ich that dieß in
Gegenwart der Kirchendiener, und entdekte in dieser Luft auch wirklich eine
bedeutende Menge
Kohlensaͤure. Man erhob gegen die Anwendung des Kalkwassers als
Pruͤfungsmittel Einwendungen, weil auch die gewoͤhnliche
atmosphaͤrische Luft Kohlensaͤure enthalte; allein jeder Chemiker
weiß, daß man das Kalkwasser mehrere Minuten lang der Einwirkung der
gewoͤhnlichen atmosphaͤrischen Luft aussezen muß, bevor es sich zu
truͤben beginnt, waͤhrend das Kalkwasser, welches in ein offenes,
auf den Boden gestelltes, 6 Fuß von dem Ofen entferntes Gefaͤß gegossen
wurde, beinahe alsogleich milchig wurde. Waͤhrend ich mich dieses
Versuches wegen buͤkte, athmete ich von der verdorbenen Luft ein, wodurch
ich heftiges Pulsiren an den Schlaͤfen, Druk uͤber den Augen und
so große Uebelkeit bekam, daß ich Muͤhe hatte, dahin zu gelangen, wo die
von mir aufgesammelte Luft untersucht werden sollte.“
Hr. J. T. Cooper, Professor der
Chemie, versicherte, daß er nach den wiederholten, mit den fraglichen Oefen
angestellten Versuchen die Ueberzeugung gewonnen habe, daß gar keine Gefahr von
ihnen zu befuͤrchten ist, wenn der Ofen der Groͤße des Zimmers
gemaͤß gehoͤrig regulirt worden ist. Die bei voller Hize in dem Ofen
enthaltene Menge kohlensaures Gas uͤberstieg nie ganz ein Procent. Die St.
Michaels Kirche faßt beilaͤufig 100,000 Kubikfuß. Der Ofen enthielt, als er
angezuͤndet wurde, 49 Pfd. Holzkohle; waͤre es moͤglich
gewesen, dieses Quantum in einem Momente zu verbrennen, so wuͤrde die daraus
entwikelte Kohlensaͤure doch nicht mehr als 1 1/2 Proc. der Luft der Kirche
betragen haben. Ein Gehalt von 10 Proc. an Kohlensaͤure reicht hin, um Jemand
zu betaͤuben; 12 Proc. sind meiner Ansicht nach hinreichend, einen Menschen
zu toͤdten. Ich untersuchte die Luft auf den uͤberfuͤllten
Theatergallerien, und fand darin 4 Proc. kohlensaures Gas; eine gleiche Menge davon
fand ich auch in manchen stark besuchten Kirchen.
Dr. Brande, welcher gleichfalls vernommen wurde, stimmte
in seinen Aussagen mit jenen Cooper's uͤberein.
Einer der mit Brande, Cooper und Dr. Bird in die Kirche eingetretenen Kirchendiener versicherte, solches
Kopfweh und solchen Schwindel bekommen zu haben, daß er sich schleunig aus ihr
entfernen mußte.
Die Jury sprach sich, nachdem sie 20 Minuten in Berathung gewesen, dahin aus, daß
James Trickey am Schlagfluß, welcher durch das Einathmen
unreiner Luft beschleunigt worden, gestorben sey.
Hr. William Baddeley bemerkt
hiezu in einem Schreiben an das Mechanics' Magazine, daß
Jemand, der obiger Gerichtsverhandlung beigewohnt, in seinem Hause einen Versuch mit
einem Joyce'schen Ofen machte und durch denselben allerdings nicht
belaͤstigt wurde; daß aber einige kleine Voͤgel, die er in einem
Kaͤfige auf den Boden des Experimentirzimmers stellte, in kurzer Zeit
erstikten; und daß es einem kleinen Huͤndchen ebenso ergangen waͤre,
wenn man ihm nicht bei Zeiten Huͤlfe geschafft haͤtte. Er ist der
Ansicht, und wir muͤssen ihm hierin beistimmen, daß der verungluͤkte
Trickey wenig oder gar keinen Schaden gelitten haben
wuͤrde, wenn er sich in dem weiten Kirchenraume bestaͤndig in
aufrechter Stellung befunden haͤtte; daß er aber auf dem Boden liegend in
eine mit Kohlensaͤure uͤberfuͤllte Luftschichte gerieth, in der
er erstiken mußte. Ob er in Folge eines Schlagflusses auf den Boden fiel, oder ob er
aus irgend einer anderen Veranlassung in die liegende Stellung kam, ist nicht zu
ermitteln; bei dem apoplektischen Habitus des Verungluͤkten ist jedoch
Ersteres das Wahrscheinlichere.
Die Idee, daß eine Fluͤssigkeit von dem specifischen Gewichte der
Kohlensaͤure (welche um 250° F. heißer gemacht werden muͤßte,
bevor sie der atmosphaͤrischen Luft an Schwere gleichkaͤme) in den
oberen Regionen eines weiten Raumes, dessen Temperatur urspruͤnglich
50° F. gewesen, und innerhalb 12 Stunden durch Verbrennung von 49 Pfd.
Holzkohle nur um 10° gesteigert wurde, zu suchen sey, ist wirklich in
unglaublichem Grade absurd. Hr. Baddeley benuzt diese Gelegenheit, um Gelehrten, die in solchem
Ansehen stehen, wie die HHrn. Cooper und Brande, und sich dennoch durch die Bande der Freundschaft oder des
Interesses verleiten lassen, Behauptungen aufzustellen und Versuche vorzugeben, die
mit den Principien der Wissenschaften im Widerspruche stehen, eine derbe
Strafpredigt zu halten. Wenn auch die Rechtsgelehrten oder Rechtsverdreher großen
Stolz darin finden moͤgen, einen offenbaren Verbrecher so zu vertheidigen,
daß er ungestraft entschluͤpft, so wird man doch in wissenschaftlichen Dingen
es nicht so weit kommen lassen, daß jenem die Palme zuerkannt wird, der seine
Zuhoͤrer mit dem meisten Erfolge irre zu leiten und sie im Widerspruche mit
ihren gesunden Sinnen zu uͤberreden weiß, daß Schwarz weiß und Weiß schwarz
ist.