Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. LXXVIII., S. 409 |
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LXXVIII.
Miszellen.
Miszellen.
Preisaufgabe fuͤr das beste Mittel zur Vertilgung des
Heuwurms.
Zu den schaͤdlichsten Insekten, die in Weinlaͤndern vorkommen,
gehoͤrt der Heuwurm oder Sauerwurm (Tinea uvae der Naturforscher), den man in seinen
verschiedenen Verwandlungen als Ei, Raupe, Puppe und Schmetterling genau kennen lernen muß, um die
zwekmaͤßigsten Mittel zu seiner Vertilgung aufzufinden.
1. Das Ei legt der Schmetterling ungefaͤhr 14 Tage
vor Beginnen der Bluͤthe auf die kleinen Knospen der Gescheine. Sie sind so
klein, daß sie dem unbewaffneten Auge kaum sichtbar werden, weßhalb sich auch eine
genaue Beschreibung ihrer Gestalt und Farbe nicht entwerfen laͤßt. Eben so
wenig kann man sagen, wie lange sie in diesem Zustande verharren. Es scheint, daß
dieses lediglich von der Gunst der Witterung abhaͤngt und mit der Entfaltung
der Bluͤthen in
Uebereinstimmung ist, denn so wie die Bluͤthenknospen aufbrechen, erscheinen
auch die Raupen.
2. Die Raupe ist im Anfang aͤußerst klein, kaum
sichtbar, erreicht aber in sehr kurzer Zeit ihre vollendete Groͤße, die
2/8–3/8 Zoll betraͤgt. Der Kopf ist dunkelbraun, mit 2 großen, zur
Seite liegenden Augen und 2 starken Freßzangen, mit welchen das kleine Thier
unglaublich scharf zu nagen vermag; auch besizt es unter dem Kopfe
Schleimdruͤsen, aus welchen es einen Faden spinnen kann, der ihm,
waͤhrend seiner kurzen Lebenszeit, oft sehr nuͤzlich wird. Der
Koͤrper besteht aus 12 Ringen, deren jeder auf beiden Seiten 4 helle
durchscheinende Punkte und oben einen kleinen Haarbuͤschel hat; nach Unten
ist auf beiden Seiten eine Naht, zwischen welcher der Bauch der Laͤnge nach
gestreift ist, der Schwanz hat eine dunkelbraune harte Bedekung. Die Raupe hat 7
Paar Fuͤße, die vorderen 3 Paar sind hart, beweglich, mit 2 Klauen versehen,
die hinteren 4 Paar sind weich und unbeweglich, und dienen nur zu dem wurmartigen
Fortbewegen des Hinterkoͤrpers. Diese Raupe ist es, die von den rheinischen
Weinbauern der Heuwurm genannt wird. Ihre Nahrung ist die
Bluͤthe selbst, deren sie 3–4 mir Faͤden umspinnt und von Innen
heraus um sich frißt, bis sie aufgezehrt sind und die naͤchstehenden Knospen
oder Bluͤthen auf dieselbe Weise behandelt und zerstoͤrt werden. Ihre
Lebensdauer ist ungleich und von der Witterung abhaͤngig; bei trokenem warmem
Wetter spinnen sie sich schon nach 10–12 Tagen ein, bei kuͤhler und
feuchter Witterung, welche die Dauer der Weinbluͤthe verzoͤgert, lebt
auch der Heuwurm laͤngere Zeit.
3. Die Puppe findet man nach beendigter Bluͤthe in
den Rizen der aufgesprungenen Rinde, in den Spalten der Weinbergspfaͤhle und
Latten, und vielleicht zum Theil auch unter den obern Erdschollen zunaͤchst
an den Weinstoͤken. Sie ist lichtbraun, laͤnglich rund, hat mehrere
Ringe und deutlich sichbare Augenpunkte, und ist von einem weichen, weißen,
seidenartigen Gespinnste von laͤnglichrunder Form umgeben. In diesem Zustande
beharrt sie nur 10–14 Tage, welche zur Ausbildung des Schmetterlings
hinreichen, der nun seiner Huͤlle entflieht.
4. Der Schmetterling oder die Motte hat die Groͤße
einer kleinen Fliege, sein Koͤrper ist duͤnn und lang,
zunaͤchst am Kopfe gelblich, außerdem grau. Er hat zwei rothe Augen und zwei
Fuͤhlhoͤrner, 6 Fuͤße und 4 Fluͤgel; die unteren sind
grau, sehr duͤnn und zum groͤßten Theil nezartig, die oberen
Fluͤgel sind gelblich, gegen den Koͤrper Heller, an den Raͤnden
dunkler. Quer uͤber die Fluͤgel zieht sich ein dunkelgrauer Streifen,
der nach dem aͤußern Rande hin breiter wird. Der Schmetterling kommt
gewoͤhnlich in der zweiten Haͤlfte des Julius vor und lebt 6–8
Wochen; er legt seine Eier zunaͤchst am Stiele in die zu dieser Zeit sehr
kleinen Traubenbeere, deren noch weicher Kern bei ihrer weiteren Entwikelung der in
ihr liegenden, aus dem Ei kommenden Made die erste Nahrung gibt.
Diese Made wird am Rhein der Sauerwurm genannt. Sie
kriecht, wenn die Beere zu reifen beginnt, aus derselben heraus, hat ganz das
Aussehen der oben (bei 2) beschriebenen Raupe, und naͤhrt sich von Beeren,
deren sie oft an einem Tage 3–4 zunaͤchst am Stiele durchsticht und
sich bis in den Kern hinein frißt, waͤhrend sie zugleich die Beeren umspinnt
und mit ihrem Kothe bedekt. Sie lebt bei warmer, trokener Witterung nicht
laͤnger als die oben beschriebene, bei feuchtem und kuͤhlem Wetter
aber findet man sie bis Ende Oktober, in welcher Zeit sie sich verpuppt und in
denselben Schlupfwinkeln, die fruͤher angegeben wurden, uͤberwintert,
bis nach den ersten warmen Naͤchten und milden Fruͤhlingsregen der
Schmetterling erscheint und seine Eier legt, die oben bei 1. beschrieben wurden.
Demnach erscheint dieses Insekt zu zwei ganz verschiedenen Zeiten, und wird eben
dadurch so schaͤdlich, weil es in der ersten Generation die Bluͤthen
und in der zweiten die noch uͤbrig gelassenen Beeren der Trauben
zerstoͤrt.
Ungeachtet aller Bemuͤhungen hat es bisher nicht gelingen wollen, ein
zuverlaͤssiges und leicht anwendbares Mittel aufzufinden, welches zur
Vertilgung oder doch zur Verminderung desselben mit genuͤgendem Erfolge
beigetragen haͤtte.
Es wurde daher in der lezten allgem. Versammlung des landwirthschaftlichen Vereins
fuͤr das Herzogthum Nassau dem eine Belohnung von
fuͤnfundzwanzig Ducaten zugesichert, der ein solches Mittel
anzugeben vermag und folgende Bedingungen einzugehen geneigt ist.
a) Das Mittel muß leicht und allgemein anwendbar
seyn;
b) es darf weder den Reben, noch auch in der Anwendung
dem Menschen schaͤdlich seyn;
c) dasselbe muß in seinem Erfolge unter den
verschiedenen Verhaͤltnissen, als zur Vertilgung des Heuwurms bewaͤhrt
erscheinen;
d) dessen Anwendung wird, von Seiten des
Vereinsdirectoriums, besonderen Commissionen nach einer eigenen Instruktion zur
Pruͤfung uͤbertragen, deren Verhandlungen beizuwohnen dem Erfinder
unbenommen ist;
e) die Mittheilung wird fruͤhzeitig genug
erwartet, um den Versuch noch zu gehoriger Zeit ausschreiben zu koͤnnen, und
hat der Erfinder, wenn es einer eigenen unbekannten Composition bedarf, das zu den
Versuchen noͤthige Quantum an Material zu liefern;
f) sollten die Resultate in dem ersten Jahre nicht
genuͤgend ausfallen, so wird ein zweiter Versuch im naͤchsten Jahre
vorbehalten.
Alle, die sich um einen Preis bewerben wollen, werden hiemit eingeladen, ihre schriftliche Eingabe vor Ende dieses Jahres an uns
einzusenden und in einem verschlossenen Blatte Namen und Wohnort
beizufuͤgen.
Wiesbaden, den 12. Januar 1839.
Directorium des landwirthschaftlichen Vereins.
Graf v.
Walderdorff. W. Albrecht.
Anwendung des Elektro-Magnetismus als Triebkraft zur
Schifffahrt.
Bekanntlich war im September vorigen Jahrs auf Veranlassung des Ministers des
oͤffentlichen Unterrichts eine Commission, bestehend aus dem
Vice-Admiral v. Krusenstern, den Akademikern: Fuß, Ostrogradskij, Kupffer und Lenz, dem Obersten Sobolewski und dem
Oberstlieutenant Bouratschock von den Marineingenieurs,
niedergesezt worden, zur Leitung und Unterstuͤzung der vom Professor Dr. Jacobi anzustellenden
Versuche, die Benuzung des Elektro-Magnetismus zur Bewegung von Maschinen
betreffend. Da dieser Gegenstand von allgemeinem Interesse ist, so geben wir einen
Auszug aus dem oben genannten Berichte, der sich vollstaͤndig im Journal des
Ministeriums des oͤffentlichen Unterrichts abgedrukt befindet. Es wird
dadurch auch fuͤr das groͤßere Publicum der Standpunkt
zugaͤnglich seyn, auf welchem sich der Gegenstand befindet. – Die
Commission hatte waͤhrend des Ganges ihrer Arbeiten, dem
allerhoͤchsten Befehle gemaͤß, ihr Hauptaugenmerk auf die Anwendung
dieser Kraft zur Schifffahrt gerichtet, und die ihr gestellte Aufgabe,
vorlaͤufig ein Boot in Bewegung zu sezen, ist in so fern als geloͤst
zu betrachten, als am 13. September der erste Versuch auf der Newa angestellt, und
in den naͤchsten Tagen und Wochen fortgesezt worden ist. Da alles daran
gelegen seyn mußte, den oͤffentlichen Versuch noch in diesem Jahre
anzustellen, um die besondern Beduͤrfnisse kennen zu lernen, die bei der
praktischen Benuzung dieser Kraft vorkommen, damit hierauf besonders ein Augenmerk
gerichtet werden koͤnne, so konnte kein zu diesen Versuchen besonders
construirtes Boot angewendet werden. Durch Vermittelung des Vice-Admirals von
Krusenstern wurde, Seitens des
Marine-Departements, der Commission die Benuzung einer achtruderigen
Schaluppe gestattet, von der Art, wie sie bei der hiesigen Marine
gebraͤuchlich ist, 26 Fuß lang, 8 1/2 Fuß breit. Dieselbe wurde mit
Schaufelraͤdern nach Art der Dampfschiffe ausgeruͤstet und die
Bewegungsmaschine nebst dem galvanischen Apparate darauf angebracht. Obgleich die
ganze Anordnung sehr viele Unbequemlichkeiten darbot und man die Nachtheile mancher
getroffenen Constructionen erst auf dem Boote selbst kennen lernte, so konnte man
mit diesen Versuchen, in so ferne es die allerersten waren, zufrieden seyn. Denn
waͤhrend man fruͤher dieselben nur im stillen Wasser anzustellen
beabsichtigt hatte, so gelang es jezt, die Newa zu befahren und selbst gegen den
Strom aufzukommen, da, wo derselbe nicht zu reißend ist. Die Geschwindigkeit des
Bootes betrug bei einem Versuche im stillen Wasser uͤber 3 Fuß in der
Sekunde, was etwa eben so viel Werste in der Stunde ausmacht, sie war aber im Mittel
aus den verschiedenen Versuchen zwischen 2 bis 3 Fuß, und wirklich war eine Tour von
etwa 7 Werste auf der Newa und in den Canaͤlen in 2 bis 3 Stunden vollendet worden. Die
Geschwindigkeit des Bootes waͤre unstreitig groͤßer gewesen, wenn man
die Last auf demselben gleichmaͤßiger haͤtte vertheilen
koͤnnen. Statt dessen mußte groͤßtentheils das Vordertheil des
Fahrzeuges in Anspruch genommen werden, das fuͤr seine Groͤße
unverhaͤltnißmaͤßig, naͤmlich 2 1/2 Fuß tief ging. Die Maschine
nimmt auf dem Boote selbst nur den geringen Raum von 1 1/4 Fuß Breite und 2 1/12 Fuß
Laͤnge ein. Die Batterien, die aus 320 Plattenpaaren bestanden, konnten
bequem laͤngs den Seitenwaͤnden angeordnet werden, so daß sich
außerdem zwoͤlf Personen mit Bequemlichkeit auf dem Schiffe befanden. Indeß
konnte die Maschine mit einer so starken Batterie nur eine kurze Zeit hindurch
arbeiten, weil einige unwesentliche Fehler, welche aber nicht auf der Steile
reparirt werden konnten, die Anwendung der vollen Kraft hinderten. – Bei
diesen Maschinen sind bekanntlich die galvanischen Batterien das eigentlich
bewegende Princip. Ihre Construction unterlag von jeher großen Schwierigkeiten.
Diese sind zum groͤßten Theile gluͤklich uͤberwunden, so daß
die auf dem Boote angewandten Apparate, in Bezug auf ihre Kraft und
Bestaͤndigkeit, sich vollkommen bewaͤhrten. Es war erfreulich, wie sie
Tage lang in ununterbrochener und gleichmaͤßiger Thaͤtigkeit erhalten
worden sind. Indessen ist in dieser Beziehung noch Manches zu thun, namentlich was
die Bequemlichkeit der Manipulation betrifft, diese wird sich aber, wie es bei
vielen technischen Gegenstaͤnden der Fall ist, viel leichter im Großen als im
Kleinen bewirken lassen. Bei der urspruͤnglichen Aufgabe, welche der
Commission gestellt war, kam es hauptsaͤchlich auf die zu producirende Kraft
an, von dem Aufwande, welchen die Unterhaltung erfordert, war vorlaͤufig
nicht die Rede. Es ist keine Frage, daß dieser bis jezt vernachlaͤssigte
Punkt in der Folge um so entschiedener hervortreten muß, je mehr es sich um die
Benuzung im Großen handelt. Deßhalb ist es gewiß ein wichtiger und
gluͤklicher Umstand, daß bei diesen Maschinen die Zinkconsumtion, welche dem
oͤkonomischen Aufwande proportional ist, aͤußerst gering
ausfaͤllt. Zwar laͤßt sich noch nicht genau in Zahlen die
Quantitaͤt Zink angeben, welche bei einer Maschine von einer Pferdekraft in
einem Tage z.B. consumirt oder vielmehr in Zinkvitriol verwandelt wird, indessen ist
hier das Factum anzufuͤhren, daß bei allen bisherigen Versuchen, die seit 2
bis 3 Monaten angestellt worden, immer dieselben Zinkplatten im Gebrauch waren, und
daß sie oft Tage lang in ununterbrochener Thaͤtigkeit sich befanden. Nach
Beendigung der Versuche wurden diese Platten, deren Gewicht urspruͤnglich 400
Pfd. betrug, wieder gewogen, und es ergab sich fuͤr 96 Quadratfuß
Oberflaͤche nur ein Verlust von 24 Pfd., und selbst ein Theil dieses geringen
Verlustes ist hiebei noch zufaͤlligen Umstaͤnden zuzuschreiben. Der
Gesichtspunkt, welcher die Commission waͤhrend ihren Arbeiten leitete, und
der schon durch die Art und Weise ihrer Zusammensezung bedingt ist, war offenbar
der, daß, wie auch die praktischen Ergebnisse sich gestalten moͤgen, dennoch
die wissenschaftlichen Resultate der bisherigen Arbeiten von großer Wichtigkeit seyn
wuͤrden, indem sie sich auf einem beinahe ganz unbearbeiteten Boden bewegen.
Dieser wissenschaftlichen Seite der Arbeiten, welche zugleich den Kern fuͤr
jede kuͤnftige praktische Anwendung bilden, haben sich die HHrn. Lenz und Jacobi mit gegenseitig sich foͤrderndem
Eifer unterzogen, so daß die Resultate der von ihnen angestellten Untersuchungen
einen wesentlichen Fortschritt zur Erkenntniß der quantitativen Beziehungen des
Elektro-Magnetismus bilden. Ein Theil dieser Arbeiten ist bereits im
„Bulletin sientifique“ der
Akademie abgedrukt; fuͤr die Redaction des anderen Materials hat es aber noch
an Zeit gemangelt. Die Resultate der bisherigen Arbeiten der Commission lassen sich
in folgende drei Hauptmomente zusammenfassen. 1) Die Commission hat die Hauptfrage,
ob der Elektro-Magnetismus als Treibkraft anwendbar sey, dadurch entschieden,
daß es ihr gelungen ist, unter sonst nicht guͤnstigen Umstaͤnden, ein
ansehnliches zehnruderiges Boot durch diese Kraft in Bewegung zu sezen. 2) Die
wissenschaftlichen Arbeiten der Commission haben entschiedene und wichtige Resultate
geliefert, welche nicht allein den kuͤnftigen praktischen Arbeiten zum Grunde
gelegt werden koͤnnen, sondern welche auch wesentliche Fortschritte unserer
bisherigen Kenntnisse uͤber Magnetismus und Elektricitaͤt
herbeigefuͤhrt, und die Gesichtspunkte uͤber diese Kraͤfte
erweitert, geordnet und festgesezt haben. 3) Die bei dieser Gelegenheit von der
Commission gebrauchten und erfundenen Batterien von besonderer Construction
vereinigen die bei diesen Apparaten bisher unerreichten Eigenschaften,
naͤmlich große Energie der Wirkung, Bestaͤndigkeit und Wohlfeilheit
der Unterhaltung, so daß hiedurch der Wissenschaft sowohl, als der Industrie, ein
neues, zu den mannigfaltigsten technischen Zweken und wissenschaftlichen
Untersuchungen brauchbares Werkzeug geliefert worden ist.
(St. Pet. Ztg.)
Ueber die Staͤrke eiserner Taue im Vergleiche mit
haͤnfernen
enthaͤlt der zweite Theil von Dr. Ure's schaͤzbarem Dictionary of arts,
manufactures and mines folgende interessante Notiz.
Eiserne Taue.Durchmesser des
Eisenstabes
in Zollen.
Hanfene
Taue. Umfang des
Taues
in Zollen.
Widerstand in
Tonnen.
0 7/8
9
12
1
10
18
1 1/8
11
26
1 1/4
12
32
1 5/16
13
35
1 3/8
14
bis 15
38
1 1/2
16
44
1 5/8
17
52
1 3/4
18
60
1 7/8
20
70
2
22
bis 24
80
Es waͤre unklug, hanfene Taue einer staͤrkeren
Gewalt auszusezen, als in dieser aus Brunton's Versuchen entnommenen Tabelle angegeben ist; dagegen
werden die eisernen Taue eine doppelt groͤßere Gewalt aushalten, ohne zu
brechen, obwohl man sie dessen ungeachtet in gewoͤhnlichen Faͤllen
keiner groͤßeren Gewalt aussezen soll. Ein fuͤr Schiffe von einer
gewissen Tonnenzahl bestimmtes Tau soll nie fuͤr Schiffe von groͤßerer
Tonnenzahl verwendet werden; nur dann wird man sich immer darauf verlassen
koͤnnen, und dann wird es auch laͤnger dauern, als das Schiff selbst.
Der entschiedene Vorzug, der den eisernen Tauen vor den hanfenen gebuͤhrt,
ist unstreitig großen Theils der von Brunton erfundenen
Form zu verdanken. Denn nach wiederholten Versuchen besizen dessen Taue eine doppelt
groͤßere Staͤrke als die Eisenstaͤbe, aus denen sie verfertigt
sind: eine Thatsache, aus der hervorgeht, daß keine staͤrkere Form erfunden
werden kann, oder auch nur moͤglich ist. Fahrzeuge, die mit derlei Tauen
ausgestattet waren, wurden dadurch aus den drohendsten Gefahren gerettet. In den von
der Admiralitaͤt abgeschlossenen Lieferungscontracten von Kettentauen
fuͤr die englische Marine ist festgesezt: „daß das dazu verwendete
Eisen auf die beste Weise aus Roheisen, welches nur aus Eisenstein
ausgeschmolzen und von bester Qualitaͤt ausgewaͤhlt worden, und
dem man bei den nachfolgenden Behandlungen nichts von den bei der
Eisenfabrication erzeugten Schlaken oder Oxyden zugesezt hat, erzeugt werden
soll; daß es ferner nach der besten Methode auf eisernem Boden puddlirt,
wenigstens drei Mal bei verschiedenen Schweißhizen ausgezogen, und endlich
wenigstens zwei Mal gehoͤrig gebuͤndelt worden seyn
soll.“ Folgende Tabelle zeigt die Proben der Kettentaue und des zu
deren Verfertigung dienenden Eisens, so wie auch die Probe, welche die Ketten
fuͤr die koͤnigl. großbrit. Marine aushalten muͤssen.
Groͤße der Bolzen.
Probe der Bolzen.
Probe der Ketten
Probe der Ketten fuͤr die
Marine.
Zoll.
Tonnen.
Cntr.
Tonnen.
Cntr.
Tonnen.
1/2
5
7
8
11
4
1/2
5/8
8
7
13
4
5
1/2
3/4
12
1
19
5
10 7/8
7/8
16
4
26
5
13 3/4
1
21
8
34
5
18
1 1/8
27
2
48
15
22 3/4
1 1/4
33
10
53
11
28 1/2
1 3/8
40
10
65
–
34
1 1/2
48
4
77
–
40 1/2
1 5/8
56
11
90
10
47 1/2
1 3/4
65
12
105
–
55 1/8
1 7/8
75
6
120
10
63 1/4
2
85
14
137
–
72
2 1/8
96
15
155
–
81 1/4
Das Dampfschiff Liverpool.
Die Fahrten des Dampfschiffes Liverpool, welches zu den groͤßten
gehoͤrt, da seine Maschinen 467 Pferdekraͤfte geben, duͤrften
einige Aufschluͤsse uͤber die Ersparniß an Brennmaterial bei
groͤßeren Seefahrten liefern. Die erste Versuchsfahrt des Liverpool nach
New-York lief bekanntlich ungluͤklich ab, denn er war gezwungen, nach
mehrtaͤgiger Fahrt nach Cork zuruͤkzukehren, indem er
stuͤndlich eine bedeutend groͤßere Menge als die berechnete an
Brennmaterial verbrauchte. Der Grund hievon scheint darin zu liegen, daß man bei der
ersten Fahrt die Expansionsventile nicht in Anwendung brachte. Die zweite Fahrt von
Cork nach New-York ward gluͤklich in 16 Tagen 17 1/2 Stunden
vollbracht. Hiebei wurden 464 Tonnen 17 Cntr. Steinkohlen verbraucht, so daß 23 1/4,
Cntr. auf die Stunde kamen. Merkwuͤrdig in Hinsicht auf die Ersparniß an
Dampf und mithin auch an Brennmaterial war die Anwendung der Expansionsventile, bei
denen die Expansion zwischen 42 und 24 Zoll wechselte. Folgender Auszug aus dem
Logbuche duͤrfte hienach von großem Interesse seyn.
Verbrauchtes Brennmaterial.
Stunden.
Seemeilen der
Beobachtung nach.
Taͤglichedurchschnittl.
Expansion.
Tonnen
Cntr.
Ors.
Novbr.
6
3
2
2
2 1/2
20
42 Zoll.
–
7.
29
18
–
24
180
41
–
8.
21
8
–
24
184
34 1/4
–
9.
27
8
–
24
216
35
–
10.
27
18
–
24
207
39
–
11.
28
12
–
24
228
42
–
12.
28
16
–
24
242
42
–
13.
27
13
–
24
140
42
–
14.
27
11
–
24
144
34
–
15.
24
17
–
24
144
31
–
16.
24
12
–
24
151
35
–
17.
24
8
–
24
202
34
–
18.
25
8
–
24
175
28
–
19.
26
8
–
24
212
25
–
20.
26
12
–
24
176
25
–
21.
28
16
–
24
200
24
–
22.
30
4
–
24
165
24
–
23.
24
6
–
15
170
24
––––––––––––––––––––
–––––––––
–––––––––
464 T
17 C.
2 Q.
423 1/2 St.
3156 Seem.
Auf dem Ruͤkwege legte der Liverpool 3239 Seemeilen in
348 1/2 Stunden zuruͤk, und zwar mit einem Verbrauche von 445 Tonnen 9 Cntr.
an Steinkohlen. Er hatte bei seiner Ankunft noch fuͤr 11 Tage oder 2456
Seemeilen Kohlenvorrath an Bord. Seine (Zylinder haben 75 Zoll Durchmesser, 7 Fuß
Kolbenhub. Bei obigen Fahrten hatte er mit Gegenwind und heftigen Stuͤrmen zu
kaͤmpfen. (Civil Eng. and Archit. Journal. Januar
1839.)
Dericquehem's
Taschen-Geodesimeter.
Der von Hrn. Dericquehem der
Académie des sciences vorgelegte
Taschen-Geodesimeter hat einige Aehnlichkeit mit einem gewoͤhnlichen
Theodoliten, an dem der Sucher weggelassen ist, und der anstatt eines ganzen Kreises
nur ein Segment bildet, dessen Bogen in 90 Grade getheilt ist. Die Flaͤche
dieses Segmentes gelangt in horizontale Stellung, wenn mittelst dreier Schrauben die
zwei kleinen Wasserwaagen, welche senkrecht gegen einander an dem Gradbogen
angebracht sind, horizontal gestellt worden. Die Alhidade, an deren Ende sich ein
halbe Minuten zeigender Vernier befindet, bewegt sich um den Mittelpunkt der
Graduirung des Gradbogens, und bewegt eine kleine kreisrunde Scheibe mit sich, auf
der sich eine Platte befindet. Auf lezterer ist ein Fernrohr fixirt, welches sich in
einer gegen den Gradbogen senkrechten Ebene bewegt. Wenn sich die Scheibe so um ihre
Achse dreht, daß sie eine Horizonttour beschreibt, so theilt sie dem Fernrohre
dieselbe Angularbewegung mit: eine Bewegung, die man mit der um die Scheibe herum
angebrachten Eintheilung und dem dazu gehoͤrigen Vernier auf eine Minute schaͤzen
kann. Um einen zwischen zwei irdischen Objecten befindlichen horizontalen Winkel zu
messen, bringt man, wenn das Instrument gehoͤrig gestellt worden ist, die
Fiduciallinie der Alhidade auf das Zero der Eintheilung, und richtet das Fernrohr
auf eines der Objecte. Hierauf fixirt man das Fernrohr mit einer Drukschraube an der
Alhidade, und bewegt die frei gemachte Alhidade so lange, bis die optische Achse des
Fernrohrs durch das andere Object geht. Der Bogen, welchen die Fiduciallinie auf dem
Gradbogen durchlaufen, gibt dann genau das Maaß des gesuchten Winkels, wenn der
Gradbogen selbst durch die dem Fernrohre gegebene Bewegung keine Stoͤrung
erlitten hat, wovon man sich leicht mittelst eines Suchers uͤberzeugen
koͤnnte. – Der Geodesimeter gibt auch Hoͤhen- und
Depressionswinkel. Wenn naͤmlich das Fernrohr mittelst der kleinen, daran
angebrachten Sezwaage horizontal gestellt worden, so muß der an seinem
Rotationsmittelpunkte befindliche Zeiger dem Zero der Graduirung des kleinen
senkrechten, an dem Supporte des Fernrohrs fixirten Sectors entsprechen; und wenn
man dann die optische Achse auf irgend ein Object richtet, so deutet der Zeiger den
Hoͤhen- oder Depressionswinkel desselben an. – Das Instrument
des Hrn. Dericquehem ersezt
bei der Messung von Akerland von geringer Ausdehnung sehr gut das Winkelmaaß der
Feldmesser, wo es dann nur die horizontalen Winkel mißt. Es wird mit einer kleinen
Perpendikelsezwaage und drei auf seine Supportachse wirkenden Schrauben horizontal
gestellt. (Comptes rendus des séances de
l'Académie des sciences, 1838, No.
3.)
Ueber die Glasgewebe des Hrn. Dubus-Bonnel
in Paris ward der Académie de
l'Industrie von Hrn. Odolant-Desnos ein Bericht
erstattet, den man im Novemberhefte des von der Akademie herausgegebenen Journales
abgedrukt findet. Payen schrieb im Jahr 1835, daß man
versucht habe, Zeuge aus Glasfaͤden zu weben. Das naͤchste Jahr
erschien Hr. Olivi von Venedig
in Paris mit glaͤsernen, aus Glas geflochtenen Guͤrteln und anderen
derlei Gegenstaͤnden. Im Jahr 1837 endlich nahm Hr. Dubus von Lille ein Patent auf seine Zeuge,
welche ganz oder zum Theile aus Glas gewebt sind, und welche in lezter Zeit sehr in
Gunst zu kommen anfingen. Die Fabrike dieses lezteren, welche seit kurzer Zeit nach
Paris verlegt ist, arbeitet bereits mit 30 Stuͤhlen, worunter auch einige Jacquards. Die Rohstoffe bereitet der Erfinder allein zu,
nur mit Huͤlfe seiner drei Kinder. Die Glasfaͤden werden auf
aͤhnliche Weise ausgezogen, wie dieß schon Réaumur angab; nur hat Hr. Dubus die dabei gebraͤuchlichen Methoden
in hohem Grade vervollkommnet. Das Wesentlichste seiner Erfindungen beruht jedoch
darin, daß er den Glasfaͤden vermoͤge einer eigenthuͤmlichen
Behandlung derselben mit Dampf eine solche Biegsamkeit zu geben weiß, daß sie zu
einem vollkommenen Knoten geschlungen und als Einschuß mit der Lade eingeschlagen
werden koͤnnen ohne zu brechen. Durch Vermischung der weißen oder
gefaͤrbten Glasfaͤden mit Seiden- oder anderen Faͤden
liefert Hr. Dubus
façonnirte Zeuge, welche sich durch den Reichthum ihrer Dessins, durch die
Frische ihrer Farben, und vor allem durch ihren bisher unerreichten Glanz
auszeichnen. Manche seiner Fabrikate wetteifern mit den schoͤnsten
Gold- und Silber-Vrocaten, vor denen sie noch das voraus haben, daß
sie nicht anlaufen, wenn sie mit schwefelwasserstoffhaltigen Gasen in
Beruͤhrung kommen. Demnaͤchst werden auch Glassammte, von denen er
sich einen außerordentlichen Effect verspricht, aus seiner Fabrike hervorgehen.
Eines seiner vorzuͤglichsten Producte sind Tapeten von der schoͤnsten
Art, dergleichen auch fuͤr den englischen und den russischen Hof in
Commission gegeben sind. Bei ihrer Wohlfeilheit koͤnnen sie sehr leicht mit
den Lyoner Damasten und Brocaten in Concurrenz treten; und es duͤrfte kaum
einem Zweifel unterliegen, daß namentlich der Orient in Kuͤrze ein nahmhafter
Abnehmer werden wird.
Ueber Clay's Verbesserungen in der Eisenfabrication.
Das Civil Engineer and Architects Journal, Januar 1839,
enthaͤlt eine Beschreibung der Verbesserungen in der Eisenfabrication, auf
welche Hr. N. Clay im vorigen
Jahre ein Patent genommen, welches unseren Lesern aus dem Polyt. Journal Bd. LXXI, S. 52 bekannt ist. Der
Patenttraͤger hat dieser Beschreibung einige Bemerkungen beigefuͤgt,
aus denen wir noch Folgendes nachtragen. „Der Huͤttenmeister
duͤrfte meinem Verfahren vielleicht den Vorwurf machen, daß es nicht
schwunghaft genug sey, indem meine Retorten nur Centner, seine großen
thurmfoͤrmigen Retorten dagegen Tonnen fassen. Dieser Einwurf
waͤre von einigem Gewichte, wenn es sich um die Erzeugung von Roheisen
handelte. Mein Verfahren betrifft aber hauptsaͤchlich die Erzeugung von
Schmiedeisen, bei der selbst der groͤßte Fabrikant das langweilige
Geschaͤft des Puddlirens, bei dem alle zwei Stunden nur einige 100 Pfd.
Eisen geliefert werden koͤnnen, abwarten muß. Meine Retorten haben also
nur soviel Material zu liefern, als noͤthig ist, um einen nach dermaligem
Systeme eingerichteten Puddlirofen in Gang zu erhalten; und in dieser Hinsicht
liehe sich der Beweis fuͤhren, daß ein Ballofen nach dem neuen Systeme
bedeutend mehr producirt, als ein gewoͤhnlicher Puddlirofen. – Was
die Qualitaͤt meines Eisens betrifft, so steht es dem besten
gewoͤhnlichen Eisen in keiner Beziehung nach; in einigen Eigenschaften
kommt es selbst dem mit Holzkohlen gewonnenen schwedischen Eisen gleich. Bei
vier Versuchen, die mit zoͤlligen Kettengliedern angestellt wurden, brach
keines mit weniger als 26 Tonnen; eines konnte sogar nur mit 28 Tonnen 12 1/2
Cntr. zum Bruche gebracht werden, waͤhrend sonst 16 Tonnen als das
Probegewicht fuͤr Ketten von dieser Staͤrke angenommen sind. Bei
einem Versuche, welcher am 24. November vorgenommen wurde, und wobei man 150
Pfd. Eisenerz von Ulverstone und 40 1/4 Pfd. nasse Kohks, die beim Troknen 12
1/2 Proc. verloren, 65 Stunden lang in einer Gasretorte in rothgluͤhendem
Zustande oder auf der gewoͤhnlichen Gaserzeugungshize erhielt, bekam man
durch Reduction des geroͤsteten Erzes innerhalb 34 Stunden zwei
Eisenklumpen, welche zusammen 58 Pfd. wogen. – Das Resultat des Betriebes
eines Cupoloofens mit einem Gemenge aus Anthracit und Kohks und mit Kohks
allein, warf sich nach wiederholten Versuchen folgendermaßen heraus:
Alte Methode mit Kohks allein.
Kohks-
Gicht
6 Cntr.
0 Qurs.
0 Pfd.
Kalk
–
0 –
2 –
0 –
Eisen
–
5 –
0 –
0 –
Kohks
–
0 –
1 –
20 –
Eisen
–
3 –
2 –
0 –
Es wird so lang als noͤthig mit je 1/4 Cntr. 20 Pst. auf 3 1/2 Cntr. Eisen
fortgefahren.
Neue Methode mit Kohks und Anthracit.
Kohks-
Gicht
2 Cntr.
0 Qurs.
0 Pfd.
Anthracit
–
2 –
2 –
0 –
Kalk
–
0 –
2 –
0 –
Eisen
–
45 –
0 –
0 –
Kohks
–
0 –
1 –
0 –
Anthracit
–
0 –
4 –
0 –
Eisen
–
8 –
0 –
0 –
Es wird so lang als noͤthig mit je 1/4 Cntr. Kohks und 1/4 Cntr. Anthracit auf
8 Cntr. Eisen fortgefahren.
Die Ersparniß an Brennmaterial betraͤgt hienach gegen 50 Proc. Der Cupoloofen,
welcher nach diesem Systeme betrieben wird, hat 8 Fuß Hoͤhe und 2 Fuß 2 Zoll
innere Weite. Die Geblaͤsluft, welche nicht erhizt ist, erhaͤlt er
durch eine Form von 6 1/2 Zoll Durchmesser. Das Eisen gewinnt durch das Umschmelzen
mit Anthracit unstreitig an Guͤte.