Titel: | Neue Methode aus gewissen Stoffen, die bisher noch nicht zu diesem Zweke verwendet wurden, eine Zeugmasse für Papier und Papendekel zu erzeugen, worauf sich James Vincent Desgrand, Kaufmann im Size Lane in der City of London, am 15. Mai 1838 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. XCIV., S. 466 |
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XCIV.
Neue Methode aus gewissen Stoffen, die bisher
noch nicht zu diesem Zweke verwendet wurden, eine Zeugmasse fuͤr Papier und
Papendekel zu erzeugen, worauf sich James Vincent Desgrand, Kaufmann im Size Lane
in der City of London, am 15. Mai 1838 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Januar
1839, S. 48.
Desgrand's Methode Papier aus Holz zu erzeugen.
Der Gegenstand vorliegenden Patentes ist die Fabrikation von Papier und Papendekel
aus Holz, welches in eine Zeugmasse verwandelt worden. Unter den verschiedenen zu
diesem Zweke geeigneten Holzarten sind die sogenannten weißen Hoͤlzer, wie
z.B. das Pappelholz, die tauglichsten. Der Patenttraͤger beschraͤnkt
sich auf die Anwendung von reinem Holze, welches soviel als moͤglich seiner
Rinde entledigt ist, und beschreibt sein Verfahren auf folgende Weise.
Ich schneide die Baͤume, nachdem sie so gut als moͤglich
abgeschaͤlt worden, in Kloͤze von 4 bis 6 Fuß Laͤnge, welche
ich dann in Scheite von 2 bis 6 Zoll Dike spalten lasse. Diese Scheite sortire ich
sorgfaͤltig nach den verschiedenen Farben, die sie haben; denn aus den weißen
laͤßt sich am vortheilhaftesten weißes Papier fabriciren, waͤhrend aus
den anderen oft schon ohne allen Zusaz Papier von verschiedenen Farbenschattirungen
erzeugt werden kann. Uebrigens lassen sich durch Zusaz verschiedener Farbstoffe die
mannigfaltigsten Farben erzielen. Die Schelte lasse ich in kleine Spaͤne von
2 bis 4 Zoll Laͤnge und 1 bis 3 Zoll in der Dike schneiden, wobei so zu
verfahren ist, daß die Spaͤne die moͤglich groͤßte Menge von
Oeffnungen oder Splittern darbieten, damit die spaͤter anzugebende
Fluͤssigkeit um so leichter in sie eindringen und deren Fasern von einander
absondern kann. Bei dem Aufschneiden der Scheite sollen alle Knoten, alle
schadhaften Theile und alle Stuͤke, an denen die Holzfasern nicht gerade
laufen, beseitigt werden.
Ist eine hinlaͤngliche Menge von Spaͤnen von gleicher Farbe gesammelt,
so bringe ich sie in wasserdichte Gruben, die mit einem Abzugscanale versehen sind,
und beilaͤufig eine halbe Tonne solcher Spaͤne zu fassen vermoͤgen. In diesen Gruben
uͤbergieße ich sie mit Kalkmilch, so daß sie gaͤnzlich davon bedekt
sind. Die Zeit, welche sie in den Gruben zu verweilen haben, ist nach der Temperatur
verschieden; im suͤdlichen Frankreich z.B. sind 3 bis 6 Wochen erforderlich,
bis das Kalkwasser seine volle Wirkung erreicht hat. Diese Wirkung besteht in der
Aufloͤsung der schleimigen oder klebrigen Theile, durch welche die Holzfasern
zusammen gekittet sind. Man kann sicher seyn, daß das Kalkbad seine Wirkung
vollbracht hat, wenn alle Spaͤne darin untergesunken sind, so daß auch nicht
einer mehr auf der Oberflaͤche schwimmt. Ist diese Behandlung zu Ende, so
lasse ich das gesaͤttigte Wasser auslaufen, und erseze dasselbe durch reines
Wasser, welches die dem Holze anhaͤngenden Kalktheile soviel als
moͤglich abwaͤscht. In diesem Zustande lassen sich die Fasern der
Spaͤne leicht mit der Hand von einander trennen; ich bringe sie daher unter
Stampfer oder Walkstaͤmpel, damit sie geoͤffnet, getheilt und
abgeplattet werden, und damit sie sich endlich in der gewoͤhnlichen
Zeugmuͤhle um so leichter in Zeug verwandeln lassen.
Den auf solche Weise erzielten Zeug verwende ich entweder fuͤr sich allein
oder mit gewoͤhnlicher Zeugmasse vermischt zu Papier und Papendekeln. Die
Fabrikation kann mit der Hand und mit Formen oder mit Maschinen bewerkstelligt
werden. Bedient man sich des Hollaͤnders, worin man Lumpen oder dergleichen
Material zu verarbeiten pflegt, so muß man dieselbe Art Walzen anwenden, ihre Messer
aber sehr stumpf nehmen. Soll das Papier weiß werden, so muͤssen die Fasern,
nachdem sie getheilt und abgeplattet worden, verschiedenen chemischen Reagentien,
welche eine bleichende Wirkung auf die vegetabilische Faser ausuͤben,
unterworfen werden.Es geht aus dieser Beschreibung hervor, daß an dem ganzen Patente gar nichts
Neues ist. Holz ward schon vor vielen Jahren und auch in neuerer Zeit
wiederholt und mit sehr verschiedenem Erfolge zu Papier benuzt; und die
Anwendung des Kalkwassers zum Beizen des Materiales ist noch aͤlter.
Bekanntlich befolgen die Chinesen schon seit Jahrhunderten ein ganz
aͤhnliches Verfahren bei der Bereitung ihres Papieres aus dem
Bambusrohre und anderen derlei Gewaͤchsen. A. d. R.