Titel: | Ueber Prof. Morse's elektromagnetischen Telegraphen. |
Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. XLVIII., S. 221 |
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XLVIII.
Ueber Prof. Morse's elektromagnetischen
Telegraphen.
Aus dem Franklin Journal.
Ueber Morse's elektromagnetischen Telegraphen.
Ein Ausschuß des Franklin Institute hat folgenden Bericht
uͤber den Telegraphen des Hrn. Morse, Prof. an der
Universitaͤt in New-York erstattet.
Das Instrument laͤßt sich kurz folgendermaßen beschreiben:
Man benuzt eine galvanische Batterie von 60 Plattenpaaren, welche 7 Zoll lang, 8 1/2
Zoll breit sind und durch eine Kupfervitriol-Aufloͤsung in Wirksamkeit
versezt werden.
Die Pole dieser Batterie lassen sich durch einen Kupferdraht verbinden, welcher bei
unseren Versuchen zehn (engl.) Meilen lang war. Der groͤßere Theil dieses
Drahtes war um zwei Rollen gewikelt und durch Umspinnung mit Baumwollgarn
gehoͤrig isolirt.
In der Mitte dieser Kette, wo die Nachrichten wahrgenommen werden sollten, 5 Meilen
von der Batterie entfernt, befand sich der Registrirapparat, naͤmlich ein
Elektromagnet (aus einem hufeisenfoͤrmig gebogenen Eisenstabe bestehend),
dessen spiralfoͤrmige Drahtwindungen die Fortsezung des Schließungsdrahtes
bildeten. Der Anker dieses Magnets befindet sich am Ende eines kleinen Hebels,
welcher an seinem anderen Ende einen Zeichnenstift (oder eine sich selbst speisende
Stahlfeder) haͤlt; unter lezterem laͤuft ein Papierstreifen
uͤber Rollen mit einer gehoͤrig gemaͤßigten Geschwindigkeit
hin. Am anderen Ende befindet sich der Bewegungsapparat, naͤmlich die
galvanische Batterie, in deren Metallplatten sich der Metalldraht endet, welcher die
Schließungskette bildet. An einer Stelle bei der Batterie ist der Schließungsdraht
unterbrochen und seine beiden Enden verlaͤngern sich in Metallgefaͤße,
uͤber welchen an einem Hebel leicht beweglich ein Metallbuͤgel
schwebt, durch den der Leitungsdraht leicht geschlossen und wieder unterbrochen
werden kann.
Man kann sich nun das Spiel des Apparates leicht vorstellen. Sobald der
Metallbuͤgel gesenkt wird, geht ein Strom durch die ganze Leitung, der
Eisenstab wird zu einem Elektromagnet, hebt den Anker und druͤkt dadurch den
Zeichnenstift gegen das Papier. Sobald der Buͤgel an dem einen Ende gehoben
wird, verschwindet am anderen Ende die magnetische Kraft, und der Anker sinkt
nieder. Je laͤngere Zeit zwischen Schließen und Oeffnen verstreicht, eine
desto laͤngere Linie beschreibt der Zeichnenstift; folgen beide Operationen
moͤglichst schnell auf einander, so macht der Zeichnenstift nur einen Punkt.
Es muͤssen daher alle telegraphischen Zeichen aus den drei Elementen: Punkt,
Linie, leerer Zwischenraum zusammengesezt werden. Morse
hat mit denselben ein Alphabet und die Zahlzeichen dargestellt und außerdem eine
mechanische Vervollkommnung angebracht, indem er den Hebel mit dem Buͤgel mit
Huͤlfe von besonders gegossenen Typen fuͤr jedes Zeichen besonders
bewegt. Auf diese Art kann er 40–45 Zeichen in einer Minute geben.
Morse's Telegraph zeigte sich bei der Probe auf eine
Entfernung von 10 (engl.) Meilen sehr gut wirkend. Um die Draͤhte, welche die
Kette zwischen den Stationen bilden, gehoͤrig zu isoliren, schlaͤgt
Morse vor, sie mit Baumwollgarn zu umwikeln, dann mit
Kautschuk dik zu firnissen und sie uͤberdieß in bleierne Roͤhren
einzuschließen.