Titel: | Ueber die gasförmigen Producte des Hohofenprocesses und ihre Benuzung als Brennmaterial, von Dr. Bunsen. |
Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. LXXXVI., S. 442 |
Download: | XML |
LXXXVI.
Ueber die gasfoͤrmigen Producte des
Hohofenprocesses und ihre Benuzung als Brennmaterial, von Dr. Bunsen.
Bunsen, uͤber die gasfoͤrmigen Producte des
Hohofenprocesses.
Wir erhalten hiemit die ersten Resultate einer auf kurfuͤrstl. hessische
officielle Veranlassung von dem bekannten Verfasser in Gesellschaft mit dem
Huͤtteninspector Pfort in Veckerhagen angestellten
Versuchsreihe, welche uns Deutschen zum großen Ruhme gereicht, in sofern sie
mehreren, in Frankreich praktisch und zum Theil rein empirisch erprobten Thatsachen
und Processen erst die voͤllig sichere theoretische Begruͤndung
gewaͤhrt.
Um die Gase aus verschiedener Teufe des Hohofenschachtes aufzusammeln, bediente man
sich eines langen, aus Flintenlaͤufen zusammengeschweißten Eisenrohres,
welches am oberen Ende mit einer langen Bleiroͤhre und durch diese mittelst
Kautschukverbindungen mit einer hinreichend langen Kautschukroͤhre zum
Austroknen der Gase und einer ganzen Reihe kleiner, etwa 15 Kubikcentim. fassender
Glasroͤhrchen zum Aufsammeln der Gase verbunden war; das lezte der fein
ausgezogenen Glasroͤhrchen stand durch ein Rohr mit einer Luftpumpe in
Verbindung. Nachdem die Dichtigkeit dieser Vorrichtung bei dem Druke einer halben
Atmosphaͤre gepruͤft war, wurde das Eisenrohr mit einem feuerfesten
Beschlage versehen und von 1 1/2 zu 1 1/2 Fuß mit einem Drahtringe umwunden, um die
Tiefe der Einsenkung bestimmen zu koͤnnen. Waͤhrend dasselbe, etwa 5
Zoll von dem Kernschacht abstehend, auf der Windseite mit den Gichten in senkrechter
Richtung niederging, ließ sich das Bleirohr leicht an einen zum Experimentiren
geeigneten Ort leiten. Die Gase stroͤmten aus diesem, in verschiedener
Kruͤmmung fortgeleiteten Canale mit fuͤhlbarer Gewalt aus, ließen
sich, obgleich sie voͤllig erkaltet waren, sehr leicht entzuͤnden, und
brannten mit blaͤulichgelbrother Flamme ruhig an der Muͤndung fort.
Obgleich sie sogar das auf beiden Seiten mit Baumwolle verstopfte Chlorcalciumrohr,
und die feinen Oeffnungen der vorgelegten Glasroͤhrchen freiwillig
durchstroͤmten, so wurde doch der groͤßeren Sicherheit wegen das Ende
des Apparates mit einer Luftpumpe verbunden und so lange Luft durch das
Roͤhrensystem hindurchgesogen, bis man versichert seyn konnte, das Gas aus der beabsichtigten
Tiefe unvermischt erhalten zu haben. Um jede Verunreinigung und Verwechselung
unmoͤglich zu machen, wurden die Roͤhrchen sogleich an Ort und Stelle
hermetisch mit dem Loͤthrohre verschlossen, mit einer Demantfeder bezeichnet,
und erst bei der eudiometrischen Untersuchung unter Queksilber wieder
geoͤffnet.
Zu den Versuchen diente ein vom Verfasser selbst getheiltes und kalibrirtes
Queksilbereudiometer von solchen Dimensionen, daß sich noch Tausendtheile des
gewoͤhnlich angewandten Gasvolumens durch Schaͤzung bestimmen ließen.
Der Kohlensaͤuregehalt des Gasgemenges wurde durch eine um einen Klavierdraht
gegossene, befeuchtete Kalihydratkugel bestimmt, an welcher vier Drahtspizen so mit
eingegossen waren, daß die Kugel beim Emporschieben in dem Eudiometer die
Waͤnde des Glases nicht beruͤhren und mit Kali befeuchten konnte. Um
sodann die Menge des Grubengases, Wasserstoffes und Kohlenoxydes zu bestimmen, wurde
aus kleinen, vor der Glasblaͤserlampe gefertigten, mit chlorsaurem Kali
gefuͤllten Retorten Sauerstoff entwikelt, und nach voͤlliger
Austreibung der atmosphaͤrischen Luft aus dem nur 1/2 Linie weiten
Retortenhalse unmittelbar zu dem gemessenen, von Kohlensaͤure befreiten
Gasvolum geleitet. Nach Verbrennung der Gase und nach Absorption der gebildeten
Kohlensaͤure hinterblieb der Stikstoff mit uͤberschuͤssigem
Sauerstoff gemengt, von dem er leicht durch eine auf obige Weise vorgerichtete
Phosphorkugel befreit werden konnte. Dabei ist zu bemerken, daß die durch die
Tension der gebildeten phosphorigen Saͤure bewirkte
Volumenvergroͤßerung zu 1/40 durchschnittlich angenommen und in Rechnung
gebracht wurde.
Reducirt man die erhaltenen Gasvolumina auf gleichen Druk und gleiche Temperatur, und
nennt man:
1) das angewandte Volumen
α,
2) das Vol. nach Absorption der
Kohlensaͤure
β,
3) das Vol. nach Zulassung des
Sauerstoffs
γ,
4) das Vol. nach erfolgter
Verbrennung
δ,
5) das Vol. nach Absorption der gebildeten
Kohlensaͤure
ε,
6) das Vol. nach Absorpt. des
ruͤkstaͤndigen Sauerstoffs
η,
so betraͤgt:
1) der Kohlensaͤuregehalt
α – β = a,
2) der Stikstoffgehalt
η – 1/40 = b,
3) der Gehalt der brennbaren Gase
zusammen
α – a
– b = c,
4) der in die Verbrennung eingegangene
Sauerstoff
β – γ – ε + η – 1/40 η = d,
5) die erzeugte Kohlensaͤure
δ – ε = e.
Unter diesen Groͤßen sind nur drei unbekannte, fuͤr welche sich leicht
drei Gleichungen finden lassen. Nennen wir die Menge des Kohlenoxydes x, die des Grubengases y und
die des Wasserstoffs z, so ist zunaͤchst:
x + y + z = c.
Geht man ferner von dem Umstande aus, daß Kohlenoxyd und Wasserstoff, um zu
Kohlensaͤure und Wasser zu verbrennen, die Haͤlfte ihres Volumens an
Sauerstoff beduͤrfen, das Grubengas aber sein doppeltes Volumen, um in
Kohlensaͤure und Wasser verwandelt zu werden, so erhaͤlt man als
zweite Gleichung:
1/2 x + 1/2 y + 2 z = d.
Die dritte folgt endlich aus dem Umstande, daß Kohlenoxydgas,
wie das Grubengas, sein gleiches Volumen an Kohlensaͤure erzeugt, wenn es mit
Sauerstoff verbrennt, naͤmlich:
x + y = e.
Demnach ergeben sich die Werthe von x, y, z:
x = e – (2 d – c)/3, y = (2 d – c)/3, z = c – e.
Diese Gleichungen reichen zur Untersuchung der Gichtgase hin,
da sich, wiederholten Versuchen zufolge, keine anderen brennbaren Gasarten darin
finden, als die erwaͤhnten.
Die Resultate der Versuche finden sich nun in folgender Tabelle vereinigt:
Textabbildung Bd. 72, S. 443
Nr. des Versuches; Tiefe; unter der
Ofengicht; unter der Kohlengicht; Windpressung; Windtemperatur; Zusammensezung
des Gases aus dem Volumen in 100; Stikstoff; Kohlenoxyd; Kohlensaͤure;
Wasserstoff; Grubengas
Das Verhalten des Ofens in diesen Versuchen war folgendes:
Ad 1) Etwas unruhiger Gang; Schlake blasenwerfend,
zaͤhe, schwach gruͤnlich; Tuͤmpel- und Gichtflamme nicht
ganz durchsichtig, gelblich.
Ad 2) Geringes Senken der Gichten auf der Windseite;
Tuͤmpelflamme hellgelb, leuchtend; Gichtflamme nicht ganz durchsichtig, fahl
und leuchtend; rohes Erz vor der Form; Schlake zaͤhe und gaar; Gaarrauch nicht sehr stark; Eisen
von guter Beschaffenheit.
Ad 3) Tuͤmpelflamme ruhig leuchtend, schwach
hervordringend; Gichtflamme gelblich fahl leuchtend; Form hell und ruhig; Schlake
gaar, jedoch etwas gruͤnlich; nicht sehr starker Gaarrauch.
Ad 4) Tuͤmpel- und Gichtflamme schwach
leuchtend, ohne starken Gaarrauch; Form hell und leuchtend; Schlake stark
gruͤnlich gefaͤrbt; rohes Erz vor der Form; ungleiche Senkung der
Gichten an der Windseite. Wasserdampfentwikelung im Rohre von diesem Punkte an
abwaͤrts aufhoͤrend.
Ad 5) Tuͤmpelflamme weiß, etwas dampfend;
Gichtflamme durchsichtig, wenig leuchtend, mit etwas mehr Gaarrauch; Form nicht sehr
hell; Wind auf der Schlake flatternd; die sehr hoch stehende Schlake stark
gruͤn gefaͤrbt.
Ad 6) Gaarer ruhiger Gang; Tuͤmpel- und
Gichtflamme roͤthlich schwach leuchtend; Schlake noch ziemlich gruͤn;
Form sehr hell; starker Gaarrauch.
Ad 7) Tuͤmpelflamme stark hervorbrechend,
leuchtend; Gichtflamme durchsichtig, roͤthlich blaͤulich; Form sehr
hell; starker Gaarrauch; Erzgang ruhig; Schlake schwach gruͤnlich.
Bei naͤherer Betrachtung der angefuͤhrten
analytischen Resultate faͤllt nun sogleich Folgendes in die Augen:
Der bedeutende Kohlensaͤuregehalt in der oberen Gicht nimmt ploͤzlich
ab, und bleibt sich dann, mit kaum merklicher Zunahme nach Unten, ziemlich gleich.
Diese ploͤzliche Zunahme muß als Folge einer
Kohlensaͤure-Entwiklung in dem oberen Theile des Ofens betrachtet
werden, welche bei der hier herrschenden Temperatur beginnt, und durch die hier
auftretende Atmosphaͤre von Wasserdampf vorzugsweise beguͤnstigt wird.
Aeußerst merkwuͤrdig und ganz gegen die bisherige Annahme streitend erscheint
die fast ganz gleichbleibende Menge des Kohlenoxydgases von der zweiten Gicht an bis
zu einer Teufe von 14 Fuß, und wahrscheinlich noch daruͤber hinaus. Diese
Thatsache scheint zu beweisen, daß der Sauerstoff der eingeblasenen Luft, bei dem
vorhandenen Ueberschusse von gluͤhendem Kohlenstoffe, sogleich zu Kohlenoxyd
verbrennt, und daß mithin die niedere Oxydationsstufe bei der Verbrennung gleich
urspruͤnglich so lange gebildet wird, als nicht ein Uebermaaß von Sauerstoff
vorhanden ist. Das Vorkommen des Wasserstoffs im Gasgemenge erklaͤrt sich aus
einer Wasserzersezung auf Kosten des reducirten Eisens. Aber nicht nur das Eisen,
sondern auch die Kohle bewirkt eine solche Zersezung. Denn leitet man
Wasserdaͤmpfe uͤber gluͤhende Kohlen, so wich nur freies Wasserstoffgas, Kohlensaͤure und
Kohlenoxyd gebildet. Da sich an diese bisher gaͤnzlich verkannte (?)
Zersezungserscheinung Betrachtungen knuͤpfen lassen, aus denen vielleicht
neue Vortheile fuͤr den praktischen Betrieb des Hohofenprocesses hervorgehen
koͤnnten, so fuͤhrt der Verf. hier die Analyse eines Gasgemenges an,
welches durch Ueberleiten von Wasserdampf uͤber gluͤhende Kohlen in
einem Porzellanrohre enthalten war. Versuch 1 wurde mit Meilerkohle, Versuch 2 mit
ausgegluͤhter Kohle angestellt.
Kohlensaͤure
17,94
14,63
Kohlenoxyd
20,55
28,96
Wasserstoff
53,96
56,21
Grubengas
7,55
0,19
–––––––––––––
100,00
100,00.
Abgesehen vom Grubengase verhaͤlt sich also der Wasserstoff zu dem Sauerstoff
der anderen Gase nahe wie 2 : 1.
Sehr auffallend ist es, daß Kohlensaͤure und Kohlenoxyd genau in dem
Atomenverhaͤltnisse von 2 : 1 stehen – ein Umstand, der indessen auch
zufaͤllig seyn kann. Die Analyse beweist zugleich das Irrige der Ansicht, daß
bei der Zersezung des Wassers durch Kohle Kohlenwasserstoff entstehe.Was bereits durch Dr. Fyfe's Versuche (polyt. Journal Bd. LXVI. S. 143) genuͤgend widerlegt wurde.A. d. R. Wenn diese Trennung der Bestandtheile des Wassers und ihre Verbindung zu
Kohlensaͤure und Kohlenoxyd mit einer Waͤrmeentwiklung verbunden ist,
wie wir es bei den meisten, durch einfache Koͤrper bedingten
Zersezungserscheinungen des Wassers wahrnehmen, so darf man diese Waͤrme als
gewonnen betrachten, und es ließen sich in diesem Falle erhebliche Vortheile von dem
Einleiten eines nicht zu großen Dampfstromes in den Kohlensak – nicht die Form – mit Wahrscheinlichkeit erwarten,
die besonders bei einer Anwendung der Gichtflamme von Wichtigkeit seyn
wuͤrden, da die Intensitaͤt der Waͤrme durch einen solchen
Wasserstoffgehalt der Hohofengase bedeutend erhoͤht werden muͤßte.
Faͤnde aber eine solche, die Zersezungserscheinung des Wassers begleitende
Waͤrmeentwiklung nicht Statt, so wuͤrde die erzeugte Quantitaͤt der Waͤrme dieselbe bleiben. Es
lassen sich drei Stationen, gleichsam Etagen, im Hohofen unterscheiden, in welchen
der große Reductionsproceß vorbereitet, ausgefuͤhrt und vollendet wird.
Die erste ist durch eine copioͤse Wasserdampfentwiklung charakterisirt,
erstrekt sich bis zu einer Teufe von etwa 4 Fuß unter der obersten Kohlengicht, und
versieht die Stelle eines Roͤst- und
Brennofens: das freie und chemisch gebundene Wasser der Moͤllerung
und des
Brennmaterials entweicht, die thonigen Miner werden gebrennt, zu poroͤsen,
die Gichten leichter tragenden Massen vereinigt, und die Trennung der
Kohlensaͤure in der Moͤllerung, durch die Gegenwart des Wasserdampfes
beguͤnstigt, erfolgt.
Der zweite Raum ist durch den uͤber 30 Proc. sich belaufenden Kohlenoxydgehalt der hier herrschenden Gase
charakterisirt, und erstrekt sich bis in die untersten Teufen der Rast. Man
koͤnnte ihn den Reductionsraum nennen. Kohlenoxyd,
Grubengas und Wasserstoff dringen in die durch obige Roͤstung
geoͤffneten Poren des Erzes ein, die Reduction zu Eisenoxyduloxyd beginnt,
und schreitet vielleicht nach Unten bis zur voͤlligen Reduction fort, indem
sich noch nicht bei der hier herrschenden Temperatur schmelzbare Kalksilicate
bilden.
Der dritte Raum umfaßt das Gestell, und entspricht dem Schmelzofen. Die Bildung der Schlake, der geschmolzenen sauren Silicate,
beginnt, das Eisen wird vollstaͤndig reducirt und gekohlt, bis endlich
Schlake und Metall sich scheiden.
Nach diesen theoretischen Betrachtungen geht der Verfasser zu den Schluͤssen
uͤber, welche sich aus diesen Untersuchungen fuͤr die Praxis ziehen
lassen, und zwar zunaͤchst zur Beantwortung der Frage:
I. Auf welche Art lassen sich diese Gase
am zwekmaͤßigsten ableiten, um als Brennmaterial verwandt zu werden?
Verfolgt man die Zusammensezung der Gase von den oberen Gichten aus abwaͤrts,
so ergibt sich, daß man in einer Teufe von etwa 5 bis 7 Fuß das Maximum von
verbrennlichen Bestandtheilen erreicht. In hoͤheren Teufen die Gasarten
abzuleiten, scheint besonders aus dem Grunde verwerflich, weil die erhebliche Menge
des hier verfluͤchtigten Wassers nicht nur die Verbrennung der Gase hindern,
sondern auch die mannigfaltigsten Unbequemlichkeiten, bei der speciellen Benuzung
derselben, zur Folge haben wuͤrde. Was die Ableitung selbst betrifft, so wird
eine bei der angegebenen Teufe im Ofenschacht angebrachte
ringfoͤrmige Spalte, mit nach Unten gekehrter, etwas uͤber die
Mauerung hervorragender, trichterfoͤrmiger Ueberdachung, welche in den
Ableitungscanal ausliefe, unstreitig diesen Zwek am vollstaͤndigsten
erfuͤllen, da die Gase in der Mitte der Gichten nur wenig, an der glatteren
Flaͤche des Kernschachtes aber mit bedeutender Gewalt emporstroͤmen.
Die Anwendung eines von Oben herab in die Gicht gesenkten Rohres duͤrfte aus
eben diesem Grunde, besonders aber deßwegen nicht anwendbar seyn, weil dadurch unter
solchen doch mindestens
sechszoͤlligen Roͤhren ein leerer Raum entstehen und ein ungleiches
Niedergehen der Gichten erfolgen wuͤrde.Dieser Umstand ist seither durch die Erfahrung bestaͤtigt worden. Der Widerstand, welchen der emporsteigende Luftstrom in den Kohlengichten
erleidet, erzeugt ohne Zweifel eine hinlaͤngliche Pressung, um die Gase durch
die geeigneten Canaͤle fortzutreiben. Wuͤrde aber auch dieser
Widerstand zur Forttreibung derselben nicht hinreichen, so ließe sich leicht durch
Anbringung eines Schornsteines an dem zur Verwendung der Gase bestimmten Ofen der
beabsichtigte Zwek sehr einfach erreichen. Bei einer solchen Einrichtung wird
natuͤrlich ein besonderer Verschluß der Ofengicht, welcher leicht ein
Zuruͤktreten des Windes aus der Form zur Folge haben koͤnnte,
unnoͤthig.
Die naͤchste Frage ist:
II. Der wievielste Theil der im Hohofen
erzeugten Waͤrme ist bei der bisherigen Nichtbenuzung der Gichtgase
verloren gegangen?
Dem Welter'schen Geseze zufolge verhaͤlt sich die
Menge des in den Gasen als verbrannt enthaltenen Sauerstoffs zu dem fuͤr ihre
vollstaͤndige Verbrennung noͤthigen, wie die im Ofen in der
Wirklichkeit entwikelte Waͤrme zu derjenigen, welche noch durch Verbrennung
der entweichenden Gase erhalten werden kann. Wenden wir dieses Gesez auf das zur
Benuzung als am vortheilhaftesten zusammengesezt befundene Gasgemenge an, so ergibt
sich das nachstehende Resultat:
Zusammensezung dem Vol.
nach.
Vol. des im Gemengeverbrannt
enthaltenen Sauerstoffs.
Vol. des zur voͤlligenVerbrennung
noͤthigen Sauerstoffs.
Stikstoff
60,94
Kohlensaͤure
3,49
3,49
Kohlenoxyd
32,59
16,29
16,29
Wasserstoff
2,32
1,16
Grubengas
0,66
1,98
–––––––
–––––––
–––––––
100,00
19,78
19,43.
Da diese Sauerstoffvolumina sich verhalten wie die Waͤrmemengen, welche durch
ihre Verbrennung erhalten werden koͤnnen, so ergibt sich aus der
Proportion:
10,78 + 19,43 : 19,43 = 100 : x =
49,55,
daß 49,55 Proc.Bei dieser Berechnung ist auf den aus der Moͤllerung
herruͤhrenden Kohlensaͤuregehalt keine Ruͤksicht
genommen. Koͤnnte man ihn mit in Rechnung ziehen, so wuͤrde
das Resultat noch etwas guͤnstiger ausfallen., also ungefaͤhr die Haͤlfte des
Brennmaterials
bei dem bisherigen Hohofenprocesse als Kohlenoxydgas
gaͤnzlich unbenuzt verloren gegangen ist.
Dieser mithin nicht weniger als 50 Proc. betragende Abgang an Waͤrme umfaßt
aber bei weitem noch nicht den ganzen Waͤrmeverlust, welcher durch das
Entweichen dieser Gase bedingt wird. Denn die Waͤrme, welche zur Erhizung
derselben erforderlich war, geht ebenfalls verloren. Das dem Ofen dadurch entzogene
Waͤrmequantum laͤßt sich einer Berechnung unterwerfen.
In Veckerhagen wird mit einer durchschnittlichen Pressung von 1,1 Pariser Fuß
geblasen, durch eine 26,5 Par. Linien im Durchmesser haltende Duͤse. Aus der
Koch'schen, von Buff
verbesserten Formel:
Textabbildung Bd. 72, S. 448
worin h den Manometerstand in
Pariser Fußen, c den diesem Stande entsprechenden
Ausflußcoefficienten, naͤmlich 0,831, b den
Barometerstand in Par. Linien, d den Durchmesser der
Duͤse in Par. Linien, und endlich t° die
Temperatur der Geblaͤseluft in Centesimalgraden bedeutet, ergibt sich das
Gewicht der pro Minute eingeblasenen Luft zu
10Kl,432.
An Kohlen wird nach einer monatlichen Durchschnittszahl 1Kl,705 pro Minute verbrannt, welche, einem Versuche zufolge,
0,017 Proc. Asche und 5 Proc. Feuchtigkeit enthalten.
Die Eisengewinnung betraͤgt, nach einer aͤhnlichen durchschnittlichen
Rechnung, 1Kl,0218, bei deren Reduction also 0Kl,3938 Sauerstoff, in Verbindung mit
Kohle, gasificirt werden. Von der Moͤllerung wird pro Minute 4Kl,0314 durchgeschmolzen. Nun besteht aber diese nach einer
genauen Analyse aus:
kieselsauren Salzen und Oxyden
83,52
Wasser
13,00
Kohlensaͤure
3,48
––––––
100,00.
Es entweichen daher pro Minute
0,1411 Kohlensaͤure aus derselben.
Fassen wir endlich diese Betrachtungen zusammen, so betraͤgt das Gewicht der
der Gicht pro Minute entstroͤmenden Gase an
ausgeblasener atmosphaͤrischer
Luft
10Kl,432
an gasificirtem Sauerstoff aus dem
Erze
0 ,394
an gasificirter Kohle
1 ,688
an Kohlensaͤure aus der
Moͤllerung
0 ,141
––––––––
also
im Ganzen
12Kl,655.
Der Grad der Genauigkeit dieses Resultates laͤßt sich
durch die Analyse der
Hohofengase controliren. In einem Kilogramm derselben sind naͤmlich, der
Analyse zufolge, an Kohlen enthalten:
in der Kohlensaͤure
0,0150
im Grubengase
0,0076
im Kohlenoxydgase
0,1406
––––––
0,1632.
Daher sind nach Abzug der aus der Moͤllerung entweichenden
Kohlensaͤure, 1Kl,924 Kohle in demjenigen Gasgemenge vorhanden, welches pro Minute durch den Schacht streicht. Den
Betriebsregistern zufolge werden aber 1,688 Kohle gasificirt. Der Grund dieser
verhaͤltnißmaͤßig hoͤchst unbedeutenden Differenz liegt ohne
Zweifel in einem durch Zuruͤkprallen bei der Form bewirkten Windverluste, der
sich nie ganz vermeiden laͤßt.
Diese 12Kl,655 besizen eine Temperatur von 993°,5 C. Nimmt man die specifische
Waͤrme dieser 12Kl,655 zu 0,265 an, so wuͤrden 12Kl,655 Wasser durch
diese Waͤrmemenge auf 0,265 × 993°,5 oder 263°,27 und
1Kl Wasser von 0° auf 3331°,70 erhoben werden. Um diese 3331,7
Waͤrmeeinheiten zu erzeugen, werden 3331,7/7050 = 0,4725 Kohlen erfordert,
welche also pro Minute ebenfalls noch unbenuzt verloren
gehen. Die ganze Menge der verbrennenden Kohle betraͤgt aber 1Kl,688 pro Minute. Daher entspricht die Waͤrme, welche
die erhizten Gase abfuͤhren, noch 28 Proc. Diese Waͤrme geht indessen
nicht voͤllig verloren, da ein Theil davon noch benuzt wird, um die oberen
Gichten, waͤhrend sie bis zur Tiefe von 5 Fuß niedergehen, auf 993° zu
erhizen und die Feuchtigkeit in der Moͤllerung zu verdampfen. Der wahre
Waͤrmeverlust wuͤrde sich aus einer Temperaturmessung der obersten
Gicht ergeben. Allein eine solche ist nicht ausfuͤhrbar, da die Temperatur
der Gichtoberflaͤche, von einem Aufgeben zum anderen, zwischen 0° und
600° variirt. Der wahre Waͤrmeverlust laͤßt sich daher genauer
durch Rechnung finden, indem man die Waͤrmeeinheiten ermittelt, welche zur
Erhizung der oberen Gichten und zur Verdampfung des darin enthaltenen Wassers
erforderlich sind. Die Masse der Beschikung, welche sich uͤber der Schicht
befindet, worin die Temperaturmessung vorgenommen wurde, ist 3 Fuß maͤchtig,
entspricht daher einer Gicht und wiegt 615Kl,6. Da in der Minute 0,00132 Gichten
niedergehen, so werden 615,6 × 0,00132 oder 0Kl,86 der Beschikung in dieser
Zeit auf 993° C. erhoben und das darin befindliche Wasser verdampft. Die
Wassermenge, welche nach der oben angefuͤhrten Analyse in den 0Kl,86
beschikten Kohlen enthalten ist, betraͤgt 0,1118, und um sie zu verdampfen,
werden 59,8 Waͤrmeeinheiten oder 0,0084 Kohlen erfordert. Da die ganze pro Minute verbrannte Kohlenmenge 1Kl,688
betraͤgt, so ergibt sich, daß nur 1/2 Proc. der gesammten, im Ofen
entwikelten Waͤrme zu dieser Verdampfung verwendet wird.
Die Menge der pro Minute niedergehenden, als wasserfrei
angenommenen Beschikung betraͤgt 0,7453, welche daher auf 993° C.
erhizt wird. Nimmt man die specifische Waͤrme dieser Beschikung zu 0,340 an,
so werden 0Kl,7483 Wasser durch die zu dieser Temperaturerhoͤhung von
993° C. erforderliche Waͤrmemenge auf 993 × 0,34 =
337°,6 oder 1Kl Wasser auf 252°,6 erhoben. Zur Erzeugung dieser 252,6
Waͤrmeeinheiten werden aber 252,6/7050 = 0Kl,0358 Kohlen erfordert, welche
nach der Proportion:
1,688 : 0,0358 = 100 : x
2,12 Proc. der gesammten Waͤrme entsprechen. Zieht man
nun endlich diese bei der Austroknung und Erhizung der obersten Gicht aufgehende
Waͤrmemenge von der in einer Tiefe von 5 Fuß mit den Gasen entweichenden ab,
so ergibt sich die Thatsache, daß 25,4 Proc. des Brennmaterials dadurch verloren gehen, daß die
daraus entwikelte Waͤrme mit den erhizten Gasen aus der Gicht entweicht.
Zugleich folgt aber ferner noch daraus, daß bei dem bisherigen Hohofenproceß im
Ganzen nicht weniger als 75 Proc. des
urspruͤnglichen Brennmaterials gaͤnzlich verloren gegangen
ist.
Es ist nun nicht uninteressant, den Verbrauch der uͤbrigen 25 Proc.
Waͤrme in den verschiedenen Teufen des Ofens zu bestimmen. Nehmen wir mit Dumas an, daß die Temperatur des Ofens in und dicht
uͤber dem Gestell 2000° C. betrage, so muß die pro Min. durchgeschmolzene 0Kl,00132 betragende Beschikung auf diese
Temperatur erhoben werden. Im „Troken- und Brennraume“
hat sie aber schon die Temp. 1000° erreicht, und bedurfte zu dieser Erhizung,
wie wir gesehen haben, 2,6 Proc. des gesammten Brennmaterials. Um die doppelte
Temperatur zu erlangen, muß sie noch eben soviel Waͤrme aufnehmen, als sie
schon besizt, wenn man die zur Bildung der Gase bei der Reduction noͤthige
Waͤrme der zur Verdampfung des Wassers in den oberen Gichten erforderlichen
gleichsezt, welche Annahme unstreitig noch etwas zu gering ist. Bei der Reduction
des Erzes werden ferner, den fruͤheren Betrachtungen zufolge, durch Bildung
von Kohlenoxyd pro Min. 0,0301 Kohle gasificirt, welche
1,7 Proc. des gesammten Brennmaterials entsprechen. Die gesammte Consumtion des
Brennmaterials im „Reductionsraume“ des Ofenschachtes
betraͤgt daher nur 4,3 Proc. vom Ganzen, und die noch uͤbrigen 18,6
Proc. Waͤrme werden daher im Gestelle zur Schmelzung des Eisens und der
Schlake verwandt.
III. Zu welchen Zweken lassen sich die
Gichtgase am vortheilhaftesten benuzen?
Schließen wir jede ferner liegende Verwendung aus, und beschraͤnken wir uns
zunaͤchst auf den Eisenhuͤttenproceß selbst, so duͤrfen wir
hoffen, die Gase benuzen zu koͤnnen
1) zum Graueisen- und Rohstahleisen-Schmelzen;
2) zur Feuerung das Geblaͤse treibender Dampfmaschinen;
3) zur Production der fuͤr den Ofen noͤthigen Kohlen.2) und 3) sind in Frankreich bekanntlich bereits praktisch
ausgefuͤhrt.
Ad 1) Wenn man von dem Umstande ausgeht, daß im
Veckerhagener Hohofen 5244 Pfd. Kohlen in 24 Stunden verbrannt werden und daß der
fruͤhern Betrachtung zufolge 3933 Pfd. davon bisher mit den Gichtgasen
verloren gegangen sind, so ergibt sich leicht die Menge des Eisens, welche sich
durch dieses verlorene Brennmaterial wuͤrde schmelzen lassen. Beim
Flammofenbetriebe werden naͤmlich zu Veckerhagen auf 100 Pfd. Eisen, 40,19
Pfd. lufttrokenes Holz erfordert. Naͤhme man selbst an, daß der ganze
Kohlengehalt dieses Holzes realisirt werden koͤnnte, so wuͤrde
dasselbe einem Kohlenquantum von 15,46 Pfd. gleichkommen. Durch dieß mit den
Gichtgasen verlorene Brennmaterial wuͤrden daher nicht weniger als 254 Entr.
Eisen in 24 Stunden geschmolzen werden koͤnnen.
Allein die Moͤglichkeit einer solchen Benuzung der Gase zum Flammofenbetriebe
haͤngt nicht sowohl von der Quantitaͤt der vorhandenen Waͤrme,
als vielmehr von ihrer Intensitaͤt ab. Denn steigt die Temperatur der durch
die Gichtgase erzeugten Flamme nicht um ein Erhebliches uͤber den
Schmelzpunkt des grauen Eisens, d.h. uͤber 1200°, so ist sie, wie groß
auch das erzeugte Waͤrmequantum seyn mag,
fuͤr diesen Zwek voͤllig unbrauchbar. Wir muͤssen daher
zunaͤchst die Temperatur bestimmen, welche die Flamme des brennenden
Gasgemenges besizt.
Ein Kilogramm der brennenden Gase gibt, nach der zur Verbrennung noͤthigen
Menge Sauerstoff berechnet, 640,86 Waͤrmeeinheiten. Diese Waͤrmemenge
wird im Momente ihrer Entstehung einem 2,0206 Theile betragenden Gasquantum
mitgetheilt, das aus den Verbrennungsproducten jenes Gases und dieser 1Kl,0206 Luft
besteht. Waͤre diese Waͤrme einem gleichen Gewichte oder 2,0206 Th.
Wasser zugefuͤhrt, so wuͤrde dieses dadurch auf 317°,26 erhizt
seyn. Da nun die
Temperaturen, auf welche gleiche Gewichte verschiedener Koͤrper durch
dasselbe Waͤrmequantum erhoben werden, umgekehrt ihren respectiven
specifischen Waͤrmen proportional sind, so erhaͤlt man die Temperatur
des brennenden Gasgemenges, wenn man die oben gefundene Zahl 317°,2 durch die
specifische Waͤrme der gebildeten Verbrennungsproducte dividirt. Die
specifische Waͤrme des verbrannten Gasgemenges ist, nach der Analyse
berechnet, = 0,2686.
Die Temperatur, welche die erkalteten Gase im guͤnstigsten Falle bei der
Verbrennung mit kalter Luft erreichen koͤnnen, ist daher 317,2/0,2686 oder
1180° C. Da das Roheisen, nach Pouillet, erst bei
1200° C. fluͤssig wird, so ergibt sich aus den bisherigen
Betrachtungen, daß die erkalteten, mit kalter Luft verbrannten
Hohofengase nicht zum Eisenschmelzen benuzt werden koͤnnen.
Es ist nun die Frage, ob durch Verbrennung dieser Gase mit erhizter Luft die
Intensitaͤt der Waͤrme bis zum Schmelzpunkte des Eisens gesteigert
werden koͤnne. Nehmen wir an, daß die zur Verbrennung von 1 Kl Gas
noͤthigen 1Kl,0206 Wind vorgaͤngig auf 200° C. erhizt worden,
wie es gewoͤhnlich der Fall ist, so sind zu diesem Zweke 54,78
Waͤrmeeinheiten erforderlich. 1 Kl des verbrannten Gasgemenges, dessen
specifische Waͤrme 0,2686 betraͤgt, erleidet daher eine
Temperaturerhoͤhung durch diese 54,78 Waͤrmeeinheiten, welche gleich
ist 54,78/0,2686. Die Temperaturerhoͤhung des gesammten, 2Kl,0206
ausmachenden Gasgemenges wird daher 54,78/(0,2686 × 2,0206) oder
100°,9 C. betragen. Bei Anwendung der erhizten Luft ist daher die Temperatur
des brennenden Gases 100,9 + 1180 oder 1280°,9 C., woraus abermals folgt, daß die kalten, mit erhizter Geblaͤseluft verbrannten
Hohofengase ebenfalls nicht zum Eisenschmelzen benuzt werden koͤnnen,
weil die Temperatur unter den guͤnstigsten Umstaͤnden nur
80° C. uͤber den Schmelzpunkt des Eisens
steigt.Dieses Resultat ist seitdem durch einen zu Veckerhagen angestellten Versuch
bestaͤtigt worden, bei welchem die durch ein 6zoͤlliges,
senkrecht 7 Fuß tief in den Ofenschacht gesenktes Rohr gegen 60 Fuß weit
fortgefuͤhrten und mit erhizter Luft in einem kleinen Flammofen
verbrannten kalten Gase eine Schmelzung des Eisens bewirkten, wobei dasselbe
indessen nicht den noͤthiaen Grad der Fluͤssigkeit erlangte,
um abgestochen werden zu koͤnnen.
Die lezte und wichtigste Frage ist die: Ob durch die Verbrennung der Gase, in dem
gluͤhenden Zustande, wie sie dem Ofenschachte entstroͤmen, die zum
Eisenschmelzen noͤthige Temperatur erreicht werden koͤnne?
Um diese Frage zu entscheiden, ist es nothwendig gewesen, eine Temperaturmessung der
in einer Tiefe von 5 Fuß im Ofenschachte vorkommenden Gase anzustellen. Es wurde
deßhalb ein 142,3 Grm. wiegender, 2'' breiter Kupferstreifen von der Dike eines
Kartenblattes dazu benuzt, welcher spiralfoͤrmig dicht aufeinander gewunden
und an einem langen gegluͤhten Klavierdrahte befestigt war. Die große
Oberflaͤche, welche ein solcher aufgewundener Streifen darbietet, bewirkt,
daß, wenn man ihn, selbst in gluͤhendem Zustande, in kaltes Wasser einsenkt,
in weniger als 30 Secunden eine voͤllige Ausgleichung der Temperaturen Statt
findet. Taucht man diese Rolle bei verschiedenen Erhizungen in dieselbe Menge kalten
Wassers unter denselben Umstaͤnden ein, so wird sich die Waͤrmezunahme
der Fluͤssigkeit wie die Temperatur der abgekuͤhlten Rolle verhalten.
Hat man aber die Waͤrmezunahme des Wassers fuͤr eine niedere, mit dem
Thermometer meßbare Temperatur der Rolle bestimmt, so laͤßt sich jede andere
hoͤhere Temperatur derselben aus der Waͤrmezunahme des Wassers durch
eine einfache Proportion finden, wenn man, was ohne erheblichen Fehler geschehen
kann, die geringe Zunahme der Waͤrmecapacitaͤt des Kupfers bei
hoͤheren Temperaturen vernachlaͤssigt. Die Abkuͤhlung der Rolle
geschah in einem duͤnnen Glaskolben, der bis zu 2/3 mit 714 Gram. Wasser
angefuͤllt und dessen Abkuͤhlung an der Luft bei verschiedenen
Temperaturdifferenzen vorher genau ermittelt war. Das bei dem Versuche benuzte
Thermometer hatte einen Umfang von 40° und gestattete noch eine Ablesung von
1/100 Grad der Centesimalscale. – Man fand nach dieser Methode, daß die
Temperatur des Ofens in einer Tiefe von 5 Fuß 993°,5 betraͤgt.
Jedenfalls kann die Temperatur nicht niedriger seyn als die gefundene, da die
saͤmmtlichen Beobachtungsfehler verringernd auf jene Zahl einwirken. Zu
bemerken ist ferner, daß wegen des Offenhaltens des Gichtdekels die Temperatur des
Windes bei dem Versuche bis auf 110° gesunken war, woraus sich schließen
laͤßt, daß bei gewoͤhnlichem Gange des Ofens die Hize an jenem Punkte
ohne Zweifel mehr als 1000° betraͤgt. Um den Einfluß dieser Temperatur
auf die Erhizung der brennenden Gase zu bestimmen, muͤssen wir
zunaͤchst abermals ihre Waͤrmecapacitaͤt ermitteln:
Stikstoff
0,6090
liefert
als
Theil
der
spec.
Waͤrme
0,1665
Kohlensaͤure
0,0545
–
–
–
–
–
–
0,0120
Kohlenoxyd
0,3246
–
–
–
–
–
–
0,0769
Wasserstoff
0,0016
–
–
–
–
–
–
0,0053
Kohlenwasserstoff
0,0103
–
–
–
–
–
–
0,0043
––––––
––––––
1,000 des Gas gem. besizt also eine sp.
Waͤrme
0,2650.
Um 1Kl der Gase auf die Temperatur 1000° zu erheben, werden mithin 1000
× 0,265 oder 265 Waͤrmeeinheiten erfordert. Diese vertheilen sich auf
das 2Kl,0206 betragende Gasquantum der Verbrennungsproducte, welche, wenn sie aus
Wasser bestaͤnden, eine Temperaturerhoͤhung von 265/2,0206 =
131°,1 dadurch erleiden wuͤrden. Da nun die
Waͤrmecapacitaͤt der Verbrennungsproducte 0,2686 betraͤgt, so
belaͤuft sich der Zuwachs an Waͤrme, welchen die Flamme durch die
urspruͤnglich hoͤhere Temperatur der sie bildenden Gase erleidet, auf
131°,1/0,2686 oder 488°. Bei der Verbrennung mit kalter Luft erreichen
daher die erhizt aus der Gicht stroͤmenden verbrennenden Gase eine Temperatur
von 1668°, die durch Anwendung von erhizter Geblaͤseluft auf
1769° noch gesteigert werden kann. Als Endresultat dieser Untersuchung ergibt
sich daher die Thatsache, daß die Hohofengase bei der
Temperatur, bei welcher sie dem Schacht entstroͤmen, mit kalter,
besonders aber mit erhizter Luft verbrannt, sich zum Eisenschmelzen sehr gut
eignen.
Erlauben es die Raumverhaͤltnisse des Hohofens nicht, solche Gasoͤfen,
wie man sie nennen koͤnnte, am obern Theile der Rauchmauer anzubringen, so
wird man doch noch sehr bedeutende Vortheile dadurch erlangen koͤnnen, daß
man die Gase durch Roͤhrenleitungen in den herkoͤmmlichen, zum
Eisenschmelzen bestimmten Flammofen leitet und mit dem uͤblichen
Brennmaterial verbrennt. Eine geringe Menge des leztern wird in diesem Falle
hinreichen, um den Gasen die zum Eisenschmelzen noͤthige Temperatur wieder zu
ertheilen, wenn sie solche bei ihrer Fortleitung verloren.
Ad 2) Ein Hohofen von der Groͤße des
Veckerhagener bedarf zum Betriebe des Geblaͤses ungefaͤhr 2
Pferdekraͤfte. Es erfordert aber eine dieser Kraft entsprechende Henschel'sche Dampfmaschine stuͤndlich zu ihrer
Feuerung 35 Pfd. Buchenholz. Nehmen wir selbst an, daß der ganze im Holze enthaltene
Kohlengehalt bei der Verbrennung realisirt werden koͤnnte, so entsprechen
diese 35 Pfd. Holz 13 Pfd. Kohlen. Nun aber werden, den fruͤheren Angaben
zufolge, 218,5 Pfd. stuͤndlich im Hohofen verbrannt. 3/4 davon, oder 163,8
Pfd. gehen bei dem jezigen Hohofenbetriebe verloren; 13 ist aber nahe der 12te Theil
von 163,8. Es ergibt sich daher aus dieser Betrachtung, daß
hoͤchstens 1/12 des bisher verlorenen
Brennmaterials eine Dampfkraft zu erzeugen im Stande ist, welche zum Betriebe
des Hohofengeblaͤses hinreicht. Es laͤßt sich mit
Bestimmtheit voraussehen, daß eine noch weit geringere Menge des Brennmaterials
fuͤr den beabsichtigten Zwek genuͤgen werde.
Ad 3) Was endlich die Benuzung der Gichtflamme zur
Production des fuͤr den Hohofen selbst noͤthigen Kohlenbedarfs
anbelangt, so hat sich nicht nur die Moͤglichkeit, sondern auch der große
praktische Werth einer solchen Anwendung bereits in der Erfahrung bewaͤhrt.
Wie hoch sich aber die dadurch erlangten Vortheile belaufen und in welchem
Verhaͤltnisse sie zu dem bereits Angefuͤhrten stehen, erfordert eine
neue Experimentaluntersuchung, welche den Gegenstand einer besondern Arbeit
ausmachen wird.
(Aus Poggend. Annal. Bd. XLVI. S. 193–227 im
polyt.
Centralbl. Nr. 27 und 28.)